Dienstag, 28. Dezember 2010

Alben des Jahres 2010 – The French German

  1. Arcade Fire – The Suburbs
  2. The National – High Violet
  3. Broken Bells – Broken Bells
  4. Foals – Total Life Forevers
  5. MGMT – Congratulations
  6. Lightspeed Champion – Life Is Sweet! Nice To Meet You
  7. Two Door Cinema Club – Tourist History
  8. Tocotronic – Schall und Wahn
  9. Future Islands – In Evening Air
  10. The Futureheads – The Chaos

Montag, 27. Dezember 2010

Alben des Jahres 2010- Kronenburg1664

1. Arcade Fire - The Suburbs
2. Lightspeed Champion - Life is sweet nice to meet you
3. Gorillaz - Plastic Beach
4. Mark Ronson - Record Collection
5. The Indelicates - Songs for Swinging Lovers
6. Massive Attack - Heligoland
7. I am Kloot - Sky at Night
8. The National - High Violet
9. Broken Bells - Broken Bells
10. Marina and the Diamonds - The Family Jewels

Ich hoffe mal ich habe nichts vergessen... Erwähnenswert wären noch: The Black Keys- Brothers; Interpol- Interpol; Efertklang- Magic Chairs; Hot Chip- One Life Stand; Diego- Gold; The Gaslight Anthem- American Slang; Beach House- Teen Dream (Zebra aus selbigen Album ist mein Lied des Jahres)...

Dienstag, 21. Dezember 2010

Konzertüberblick Dezember

In diesem Jahr war für mich auch der Dezember überraschend reich an Konzertbesuchen. Es war zwar oft schwer, angesichts von Kälte, Schnee und Eis vor die Tür zu gehen, doch lohnenswert war es selbstverständlich immer.

Am Abend nach meiner Firmenweihnachtsfeier wog die Müdigkeit noch schwer, als ich mich zum Konzert von Kashmir ins Uebel&Gefährlich begab. Doch für diese Band nehme ich das in Kauf, weiß ich doch aus Erfahrung, dass sich die Konzerte lohnen. Die Musik wird gerne in die Nähe von Radiohead gerückt, manche finden aufgrund der Ähnlichkeit Kashmir gar überflüssig. Damit ist den Dänen aber Unrecht getan, denn dann gäbe es so schöne Songs wie „Aftermath“, „Kalifornia“ oder aber „Petite Machine“ nicht. Neben vielen anderen wurde diese an diesem kalten Winterabend gespielt und wärmten die Herzen der anwesenden Fans, von denen viele aufgrund der nachkonzertliche Signierstunde der Band am Merch-Stand ohnehin ganz aufgeregt waren.

Zwei Tage später besuchte ich relativ spontan den Auftritt einer weiteren Band aus dem skandinavischen Kulturkreis, jedoch von deutlich weiter nördlich. Hjaltalín waren in der Stadt und stellten im Beatleania die Songs ihres neuesten Werkes Terminal vor. Das Album wurde mit dem Sinfonieorchester von Rejkjavik aufgenommen, doch auch in siebenköpfiger Besetzung können sich die Songs sehen lassen. Der Orchestralfolk von Hjaltalín ist mal atmosphärisch, mal tanzbar, beides komt an diesem Abend gut an. Immer wieder bemerkenswert: das ist wohl die einzige Band, die eine Fagottistin in der Stammbesetzung hat.

Am Folgetag fand ich mich wieder im Beatlemania ein, doch diesmal war es dort deutlich besser besucht und die Hipsterdichte im Publikum war ebenfalls deutlich größer. Es war ja auch eine der derzeit gehyptesten Newcomerbands zu Gast, nämlich Best Coast. Die Musik kann man in eine ähliche Ecke einordnen wie die der Drums, Auftreten und Einstellung der Band ist jedoch deutlich Alternativer. Es wird wohl niemand durch die Feststellung beleidigt sein, dass es an diesem Konzert sowohl auf als auch vor der Bühne nur vor Nerds wimmelte, die jedoch allesamt sehr zufrieden dreinschauten.

Deutlich besinnlicher war es ein paar Tage später in der Zentrale, wo der aufstrebende Stern der Nouvelle Chanson Francaise ihr einziges und erstes Deutschlandkonzert gab. Coeur de Pirate ist eine erst 19-jährige Kanadierin, der gerade die ganze französischsprachige Welt zu Füßen liegt. Sie ist ja auch ganz niedlich (wenn auch für meinen Geschmack etwas viel tätowiert) und singt sehr schöne französische Liedchen. An diesem Abend bespielte sie die gemütliche Kneipe alleine am Klavier. Dass alle im Raum bezaubert waren, versteht sich fast von selbst. Beitrag mit Konzertmitschnitten vom Heute Journal.

Den krönenden Abschluss für das überaus reiche Konzertjahr 2010 bildete das Weinachtskonzert der Kilians im Grünspan. Nicht nur die Gastgeber des Abends waren famos, auch die Vorgruppe Abby konnte mich überzeugen. Die Kilians waren gut wie immer und gaben bei diesem Auftritt einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Album. Gleich sechs neue Songs wurden dargeboten, allesamt sehr vielversprechend. Daneben gab es natürlich genug bekanntes. Die jungen Männer strotzten nur vor Spielfreude und begeistersten die (nicht gerade extrem zahlreichen) Anwesenden mit einem eineinhalbstündigen Set. Sänger Simon den Hartog hat inzwischen zudem gelernt, dass zuviel Gelaber auf der Bühne nervt, sodass dieses Konzert als rundum gelungen bezeichnet werden kann.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Ein Folkabend mit Johnny Flynn im Molotow

Nach zwei eher lauteren Konzerten war mal wieder ein ruhigerer Abend angebracht. Sehr gut dafür geeignet war das Konzert von Johnny Flynn im Molotow. Den talentierten jungen Briten habe ich entdeckt, als er im Frühjahr für Mumford and Sons mit seiner Begleitband The Sussex Wit als Vorgruppe fungierte. Nun war Johnny Flynn ohne Begleitung auf Tour zu einer puristischen Darbietung seiner Folksongs. Das funktionierte sehr gut, erwartungsgemäß natürlich gerade bei den ruhigeren Stücken. Doch auch die etwas schnelleren Songs wie „Tickle Me Pink“ oder „The Box“ kommen nur mit Gitarre gut an. Zwar werden manche Songs umarrangiert dargeboten, doch manche werden einfach weggelassen, wenn eine zu puristische Darbietung wie diese nicht passen würde. Sympathisch und talentiert ist der Junge allemal. Gut aufgelegt an diesem Abend auch, wenn auch angesichts der Wärme ein wenig zu bemitleiden, da er, wie er selbst zugab, aufgrund der Kälte draußen „longjohns“ trug. Der Besuch seiner Konzerte und der Erwerb der Alben kann nur empfohlen werden.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Foals in der Markthalle

Manchmal brauche ich ein bisschen, um mit der Musik einer Band warm zu werden. Dafür mag ich sie dann umso mehr. So ging es mir mit den Foals. Bei Erscheinen ihrer ersten Platte Antidotes vor zwei Jahren verstand ich den Hype, der um ihre Musik entstanden war, nicht ganz. Inzwischen ist jedoch die zweite Platte Total Life Forever erschienen, und diese hat mich gleich in ihren Bann gezogen. Für mich ist sie eine der Platten des Jahres 2010 und gehört auf jeden Fall zu den meistgehörten Alben auf meinem Mp3-Player.

Quelle für Foto

Auch live sind die Foals eine Wucht, wie ich an diesem kalten Wintertag in der Markthalle erleben durfte. Der Sound kommt sehr gut rüber, dass die Stimme von Sänger Iannis Philipakis bei manchen Stücken ein wenig schwächelt, stört nur marginal. Das Set ist eine Mischung der Songs aus beiden Platten, wobei ich fand, dass die zweite ein wenig zu kurz kam, zumal mein Lieblingsstück nicht gespielt wurde. Dennoch wird mir der Abend in sehr guter Erinnerung bleiben.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Postmodern – MGMT im Docks

Als ich in meinem Bekanntenkreis erwähnte, dass ich das Konzert von MGMT im Dock besuchen würde, stieß ich mehrfach auf folgende Reaktion: „Was, nach DEM Auftritt beim Dockville Festival im letzten Jahr schaust du dir die noch mal an?“ Ja klar, kann ich da nur sagen. Denn erstens bin ich ein großer Fan des inzwischen erschienen zweiten Albums Congratulations der Brooklyner Band. Und zweitens war der Auftritt beim Dockville gar nicht so schlecht (wenn auch nicht wirklich der absolute Brülle). Seine Rezeption ist vielmehr Ausdruck eines verbreiteten Phänomens. Ich habe den Eindruck, dass viele falsche Erwartungen hegen, wenn sie ein MGMT-Konzert besuchen.

In der Tat kennen viele von MGMT nur die Hits von der ersten Platte, also „Kids“, „Time to Pretend“, „The Youth“ oder „Electric Feel“. Zahlreiche der Stücke sind jedoch viel weniger tanzbar und gehen eher in eine psychedelischere oder progressivere Richtung. Auch an diesem Abend im Docks bestätigte sich dieser Eindruck. Das Publikum im ausverkauften Club war eher jung und begrüßte die Hits mit Jubelstürmen, die meisten weniger bekannten Songs wurde jedoch eher apathisch hingenommen. Selbst die hervorragenden Singles der zweiten Platte, „It’s Working“ und „Flash Delirium“.


Dabei demonstrierte MGMT heute ein weiteres Mal, was für eine tolle Band sie sind und wie vielschichtig ihre Musik. Schlussendlich verschreibt sich die Band der Postmoderne. Sie nimmt sich aus allen möglichen Musikstilen und Einflüssen die Elemente heraus, die sie braucht, zitiert sie und macht daraus etwas doch völlig neues. So tut man der Band unrecht, wenn man sie auf den vermeintlichen Neo-Hippietum ihrer frühen Hits reduziert. Eigentlich täuscht das Coverboy-Image von Sänger Andrey VanWyngarden davor hinweg, dass es sich bei MGMT eigentlich um einen Haufen Musiknerds handelt. Zwar wünscht man ihnen angesichts der Güte ihrer Musik den Erfolg, doch ihren Konzerten täte es gut, wieder in etwas kleinerem Rahmen, dafür aber vor Fans stattzufinden, die alle Songs zu schätzen wissen.

Das Konzert im Docks war übrigens deutlich besser als das beim Dockville Festival. In den 90 Minuten des Sets konnte man sich davon überzeugen, dass sich die Herren inzwischen einige Bühnenerfahrung vor größeren Menschenmengen angeeignet haben.


Montag, 29. November 2010

Konzerte im November – Ein Überblick

Wie jedes Jahr bildet der November auch 2010 den Höhepunkt der Konzertsaison in der 2. Jahreshälfte. Und wie jedes Jahr ist die Dichte an Konzteren von sehenswerten Bands sehr groß. Man wird teilweise vor schwere Entscheidungen gestellt, welche dieser Veranstaltungen man besuchen möchte. Schlussendlich artet das ganze ein wenig in Konzertstress aus, doch das lohnt sich ja bekanntlich immer.

Ich habe in den vergangenen Wochen folglich einige sehr schöne Konzerte erlebt, von denen die meisten auch eine ausführlichere Würdigung verdient hätten. Leider fehlen mir durch berufliche Verpflichtungen und Privatvergnügen die Zeit und der Elan, dies zu tun, sodass hier ein kurzer Überblick reichen muss.

Los ging es gleich am ersten des Monats mit dem Konzert eines der Helden der jüngeren Geschichte des Indie-Rocks. Carl Barât stellte im Uebel&Gefährlich sein gar nicht so übles erstes Soloalbum vor, spickte sein Set jedoch zur Freude der Konzertbesucher auch mit einigen Libertines-Songs sowie „Bang Bang Your Dead“ von seiner zweiten Band Dirty Pretty Things. Ein Konzert, das ich trotz Übermüdung aufgrund einer sehr intensiven Party am Vorabend sehr genoss.

Am Freitag der selben Woche gönnte ich mir gleich ein Konzertdoppelpack, ermöglicht durch die Angewohnheit des Docks, Wochenendkonzerte immer extrem früh beginnen zu lassen. Es spielten Heroen des Emo-/alternative-Rocks der späten 90er und frühen 00er Jahre: Jimmy Eat World. Wie der Rest des Publikums im ausverkauften Docks war ich begeistert von der Setlist dieser fast zweistündigen Darbietung, denn der Schwerpunkt lag deutlich auf de älteren Sachen. Anschließen ging es direkt ins Molotow zur Party anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Partyreihe Misshapes. Hier spielte die kanadische Queer-Indie-Truppe Hidden Cameras. Die Truppe um den in Berlin wohnhaften Joel Gibb verbreitete hier die passende Stimmung für diese schon recht homophile Party.

Dieses erste Novemberwochenende endete am Sonntag Abend ebenfalls wieder im Molotow mit dem Konzert von Frightened Rabbit. Auf diese Band bin ich durch ihre Labelmates We Were Promised Jetpacks aufmerksam geworden, deren Auftritt beim Dockville Festival eines meiner persönlichen Höhepunkte gebildet hatte. Die Musik von Frightened Rabbit ist ähnlich, atmosphärischer Indie-Rock. Ansonsten ist die Truppe sehr sympathisch, unüberhörbar schottisch und vor Spielfreude strotzend.

Mitte des Monats wurde nachgeholt, was eigentlich für Mai geplant war und damals abgesagt wurde. Tokyo Police Club waren in der Stadt und spielten im Uebel&Gefährlich. Die Band aus Toronto hat vom Sound her eine gewisse Ähnlichkeit mit den Strokes. Ansonsten verhält sich Tokyo Police Club zu ihren Vorbildern wie Toronto zu deren Heimat New York: eine Nummer kleiner, ein paar Jahre jünger, etwas weniger cool und gleichzeitig menschlicher und sympathischer.

Einen Abend später war ich zurück im Uebel&Gefährlich. Das heute Konzert war ausverkauft und damit deutlich besser besucht als das am Vorabend. Augenscheinlich haben sich Angus & Julia Stone mit ihrer ruhigen Folkmusik inzwischen ein größeres Publikum erspielt. Der Auftritt des überaus sympathischen und eher schüchternen Geschwisterpaars aus Australien war es jede Minute Wert, den stickigen Club und die Rückenschmerzen vom langen Stehen zu ertragen. Das ist der Preis für eine langes, kuscheliges Set.

Zu Interpol am folgenden Freitag bin ich dann extra nach Berlin gefahren. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ich bei den Konzerten der Band im März vorübergehend nicht in Hamburg sein werde. Auch ohne Carlos Dengler bleiben Interpol eine richtig gute Liveband, inzwischen wird sogar (ein wenig) mit dem Publikum interagiert. Der Schwerpunkt des Sets lag an diesem Abend neben einigen Songs vom aktuellen Album deutlich auf den älteren Stücken, was mich sehr gefreut hat. Ich war aber schon überrascht, dass „The Heinrich Maneuver“ nicht gespielt wurde. Hier die Setlist. Immer wieder eine Reise Wert, wer weiß wie lange es die Band noch gibt.

Letzte Woche schließlich ließ ich mich dazu hinreißen, für ein Umsonst-Konzert der Ting Tings eineinhalb Stunden in der Eiseskälte Schlange zu stehen, um noch ins Grünspan eingelassen zu werden. Das Set war zwar kurz und knackig, doch die Hits des Debütalbums sowie zwei neue Stücke waren dabei, und beim Tanzen wurde einem auch wieder warm.

Letzten Freitag dann gab es einen weiteren Konzerthöhepunkt zu bestaunen. Two Door Cinema Club, für mich die Newcomerband des Jahres, waren zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hamburg. Beim ersten Mal noch im Molotow zu Gast, gelang es den vier jungen und eher unscheinbaren Briten nun das Docks auszuverkaufen. Mit Tourist History ist Two Door Cinema Club auch ein klasse Album gelungen, voller tanzbarer zeitgemäßer Indierockhits, de nicht vor einem kleinen Schuss Elektro zurückschrecken. Wie mitreißend die Songs sind konnte man an diesem Abend im Docks erleben. Ich habe selten erlebt, dass in einem Club dieser Größe fast durchgehend bis in die hinteren Reihen getanzt wurde. Nach 55 Minuten, während derer das komplette Album, eine B-Seite und ein neuer Song gespielt wurden, war der Spaß auch schon vorbei. Aber mehr haben die halt noch nicht.

Donnerstag, 4. November 2010

Warpaint - Grandios

Manchmal beginnt man ein Album anzuören und stellt sich gleich vor, wie gut die Musik wohl live klingen könnte. So war es auch, als ich The Fool von Warpaint hörte. Kopflastige Frauenmusik, die man einfach auf sich wirken lassen muss. Deshalb ließ ich mir das Lonzert der 4 Kalifornierinnen im Uebel&Gefährlich nicht entgehen. Meine Hoffnungen wurden erfüllt: ein grandioses Konzert. Man möchte sich nur zurücklehnen und in der Musik aufgehen.

Warpaint Setlist Uebel & Gefährlich, Hamburg, Germany 2010

Samstag, 30. Oktober 2010

Alternative Rock in Konzertlänge - The Gaslight Anthem in der GF36

Vor etwa eineinhalb Jahren ärgerte ich mich sehr, da ich The Gaslight Anthem ein paar Tage zu spät entdeckt hatte, um mir Tickets für das komplett ausverkaufte Konzert im Knust zu sichern. Ich hatte mich beim hören insbesondere der Albums The 59 Sound in die Musik der Band verliebt, bodenständiger amerikanischer Rock, jedoch der guten Sorte. Nicht umsonst wird The Gaslight Anthem mit Bruce Springsteen verglichen, wegen der gemeinsamen Herkunft aus New Jersey und einem gewissen Verwandtschaftsgrad der Musik.

Diesmal machte ich den Fehler nicht noch einmal und sicherte mir sofort ein Ticket, als das Konzert in der Großen Freiheit 36 bekanntgegeben wurde. Eine gute Entscheidung, denn wieder war es ausverkauft. Diejenigen, die Tickets ergattert hatten, wurden mit einem sehr guten Rockkonzert belohnt. Es begann mit der Vorband. Den Part übernahm Chuck Ragan, ein Singer Songwriter aus Florida, jedoch keiner der ruhigen Sorte. Die Musik ist folk-rockig (Akustikgitarre und Geige), Gesang und Texte sind zum Mitsingen gedacht. Die Art Musik, zu der sich manche Männer in den Armen liegen. Das muss nicht sein, doch der Sänger kann ja nichts dafür. Ich fühlte mich entfernt an Frank Turner erinnert.

So war für gute Stimmung schon gesorgt, als The Gaslight Anthem auf die Bühne kamen. Diese spielten sich durch ihr Repertoire, hatten augenscheinlich genauso viel Spaß auf der Bühne zu stehen wie das Publikum am Lauschen der Musik hatte. Das ist Rockmusik mit einer gewissen Portion Pathos (doch nie schnulzig), wie sie nur amerikanische Bands hinbekommen. Zudem wurde das längste Set gespielt, das ich seit langem gesehen habe. Knappe 2 Stunden sind durchaus bemerkenswert.

Freitag, 29. Oktober 2010

The Boxer Rebellion

Es gibt einen neuen Live-Club auf dem Kiez, der musste alsbald getestet werden. Nicht nur deshalb ging ich ins Silber auf das Konzert von The Boxer Rebellion, sie sind auch eine exquisite Band. Die Musik ist eher laid-back, jedoch nicht depri. Gut für einen gemütlichen Abend unter der Woche. Hier ein kleiner Eindruck von diesem Abend:

Sonntag, 17. Oktober 2010

Party garantiert – The Wombats im Molotow

Was gibt es noch zu sagen, wenn man eine Band bereits zum 5. Mal live sieht? Im Fall der Wombats sicherlich, dass sich ein Konzertbesuch immer lohnt. Wer je auf einer Indie-Party war, der weiß, dass „Kill the Director“, „Let's Dance to Joy Division“ oder auch „Backfire at the Disco“ vom ersten und bisher einzigen Album Boys, Girls and Marsupials die absoluten Floorfiller sind, die auch über drei Jahre nach Veröffentlichung noch bestens funktionieren. Ein gutes Konzert war also garantiert.

Gespannt sein durfte man jedoch über neue Songs aus dem zukünftigen Album, die auf dieser komplett ausverkauften Vorab-Clubtour vorgestellt wurden. Außer der Vorab-Single „Tokyo (Vampires & Wolves) sind diese weniger tanzbar als die Songs der ersten Platte, doch machen beim ersten Hören durchaus einen guten Eindruck. Man darf gespannt sein, es ist sogar eine Ballade dabei!

Das Set beschließt jedoch als Zugabe „Let's Dance to Joy Division“, bei dem man versteht, warum nicht allzu viele Manschen ins Molotow gelassen worden waren. Es gibt zum Vergnügen von Band und Publikum eine ausgiebige Crowdsurfing-Runde der Wombats zum Abschied. Als sich die Gemüter beruhigt haben, kann man dann den Abend mit einem DJ-Set der Wombats ausklingen lassen. Wir End-Zwanziger wissen es zu schätzen, wenn die Party so früh beginnt, dann kann man auch früh nach Hause...

Donnerstag, 30. September 2010

Das sitzt – Wilco in der Laeiszhalle Hamburg

Man könnte meinen, drei Tage Reeperbahnfestival sind genug. So ist es eigentlich auch, doch wenn so eine Band wie Wilco am nächsten Tag in Hamburg gastiert, kann man sich das einfach nicht entgehen lassen. Dennoch war ich sehr froh, dass das Konzert in der Laeiszhalle stattfand und deshalb eine Sitzveranstaltung war, denn ich spürte schon die Müdigkeit in den Knochen. Da ich jedoch frühzeitig Karten besorgt hatte, war ein Sitzplatz in perfekter Lage (die auch ihren Preis hatte) garantiert.

Über Wilco braucht man nicht viel zu sagen. Die Qualität dieser Band ist hinlänglich bekannt, deren exzellenten Live-Fähigkeiten sind spätestens seit dem Live-Album Kicking Television überzeugend dokumentiert. Es ist also wenig überraschend, dass dieser Abend in der Laeiszhalle ein sehr gelungener war. Wilco beherrschen ihr Handwerk, haben ein riesiges Repertoire an hervorragenden Songs, aus dem sie schöpfen können und sind exzellente Musiker. Es kann also nichts schiefgehen. Der Funke springt auf das Publikum über, obwohl sich dieses größtenteils in die kuscheligen Polster der Sessel zurücklehnt und einfach nur die Musik genießt.

Sehr schön zusammengefasst hat das Konzert auch das Hamburger Abendblatt. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer der Glückseligkeit, die einen erfüllt, wenn man einem solchen Konzert beigewohnt hat.


Mittwoch, 29. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Samstag

Es gibt Tage beim Reeperbahnfestival, an denen macht sich das Programm fast von selbst, da Bands spielen, die man auf keinen Fall verpassen möchte. Der Samstag war in diesem Jahr ein solcher Tag, da durch die Fotos, Frank Turner und LaBrassBanda große Teile des Abends für mich bereits blockiert waren.

Auch dieser Abend begann früh, da ich mir ein weiteres Mal Ray's Reeperbahn Revue nicht entgehen lassen wollte, heute mit Young Rebel Set, Toy Horses und Lena Malmborg. In der Backing Band von letzterer spielten auch Mitglieder von Friska Viljor, die sich augenscheinlich gut von den Exzessen des Vorabends erholt hatten. Unterhaltsam, wenn auch ein wenig bescheuert war der “Songwriter Freestyle“, der darin bestand, zusammen mit dem Publikum einen Song zum Thema „Hamburg Hangover“ zu schreiben.

Da noch Zeit blieb bis zum Konzert der Fotos nahm ich die Gelegenheit wahr, um auch ein wenig das Rahmenprogramm zu nutzen, betrachtete die teilweise sehr sehenswerten Plakate der Posterausstellung Flatstock Europe 5 und machte einen kleinen Abstecher zum Comcfestival. Dann ging es in die Goße Freiheit 36, wo die Fotos die Gelegenheit für ein Heimspiel nutzten, um ihr gerade erschienenes Album vorzustellen. Im Vergleich zum ersten Liveset der Band, das ich vor einigen Jahren gesehen habe, sind die vier Hamburger deutlich gereift. Das merkt man nicht nur an der Musik, auch die Bühnenpräsenz ist deutlich besser und sicherer. Dem Sound tut zudem gut, dass für die Tour ein zusätzlicher Musiker angeheuert wurde, der das Schlagzeug bei vielen Stücken doppelt. Trotz der Qualität der neuen Platte Porzellan gefallen mir jedoch noch immer die alten Songs der ersten Platte am besten.

Ich blieb in der Großen Freiheit, da als nächstes Frank Turner an der Reihe war. Ich war überrascht, dass dieser bei seinem dritten Besuch in Hamburg innerhalb eines Jahres (ich war auch bei den beiden anderen dabei) seine Band nicht mitgebracht hatte, sondern alleine ein Akustikset gab. Auch das ist wunderbar und sehr unterhaltsam, Frank Turner ist wie immer bestens aufgelegt und gibt auf der Bühne alles. Gleichzeitig singt das sehr textsichere Publikum jeden Song mehr oder weniger lauthals mit, sodass das ein sehr gelungener Auftritt ist. Frank Turner ist immer wieder sehenswert und gerade live sehr zu empfehlen.


Um nun die Pause bis LaBrassBanda zu überbrücken (Fehlfarben fand ich nicht so spannend) ging es nun rüber ins Indra zu Ginger Ninja. Das ist eine dänische Rockband, die es in ihrer Heimat zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. Die Musik ist zwar nett anzuhören, ist aber nichts wirklich besonderes. Nicht viel mehr als ein Lückenfüller an diesem Abend.

Zurück in der Großen Freiheit 36 stellten wir uns langsam auf den Höhepunkt des Abends ein. LaBrassBanda haben sich mit Ihrem bayerischen Mundart-Balkanpop auf deutschen Bühnen ein großs Publikum erspielt. Auch heute ist es ziemlich voll. Sobald es losgeht, beginnt die Menge zu toben und hört damit erst wieder wirklich auf, als das Konzert vorbei ist. Trompeter, Sänger und Frontmann Stefan Dettl hat nicht nur sein Band, sondern auch das Publikum voll im Griff. Er weiß genau, wie man die Stimmung anheizt. Dass im Publikum kaum einer versteht, was er sagt (und erst recht nicht, was er singt) spielt keine Rolle, „singt's a mit?“ verstehen auch die Fischköppe. Das folgende Video veranschaulicht ganz gut, warum nach den 90 Minuten Konzert nicht nur die Band vollkommen durchgeschwitzt ist.


Natürlich waren wir jetzt richtig aufgedreht, sodass wir im Regen weiterzogen, um den Abend beim Revolverclub im Uebel&Gefährlich ausklingen zu lassen. Schlussendlich war ich 12 Stunden auf dem Kiez unterwegs, ein persönlicher Rekord. Und wieder war das Reeperbahnfestival ein voller Erfolg. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Montag, 27. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Freitag

Ich hatte die weise Entscheidung getroffen, mir den Freitag frei zu nehmen, sodass ich ausgeschlafen und entspannt in den zweiten Festivaltag gehen konnte. Dieser begann für mich schon früh mit dem Besuch von Rays Reeperbahn Revue, wo der alte Haudegen Ray Cokes ausgewählten Bands die Chance gibt, sich kurz vorzustellen und unterhaltsam mit ihnen plaudert. Heute dabei: Cosmo Jarvis, Stornoway, The late Call und Balthazar. Allesamt tolle Künstler, von denen ich aber aus Zeitgründen leider nur Stornoway später auch in concert sehen würde.

Der Konzertabend begann mit einem ersten Höhepunkt im Docks, wo Wolf Parade spielten. Ich mag die Band aus Montreal schon lange sehr gerne. Energischer Indierock vom feinsten, der hier zu dieser frühen Stunde ein wenig verschleudert wurde. Besser wäre eine etwas kleinere Bühne zu späterer Stunde gewesen. Toll war's trotzdem. Angesichts der kurzen Spielzeit wurden ohne viel Aufhebens die Stücke hintereinanderweg gespielt, ich habe alle gehört, die ich hören wollte.


Dann schwang ich mich auf's Rad, um noch rechtzeitig im Knust anzukommen, wo Stornoway ihren Auftritt hatten. Da der Club ja ein wenig abseits von der Reeperbahn liegt, hatten sich hier kaum Zufallsbesucher eingefunden, sodass auch dieses Konzert nicht sonderlich gut besucht war. Eine gute Gelegenheit, um zauberhaft schönen Folk der vier jungen Oxforder zu genießen. Sie kommen ein wenig nerdig und sehr sympathisch daher, Sänger Brian Briggs sorgte zwischen den Stücken mit aufgeschnappten deutschen Redewendungen für beste Stimmung. Es war schwer, nach diesem kuscheligen Set wieder raus in den Regen zu gehen.

Mit dem Rad ging es dann zurück zum Kiez, genauer gesagt ins Indra. Die isländische Band Who Knew spielte hier. Ich fühlte mich durch die Musik einige Stunden zurück versetzt, da sie an den Klang von Wolf Parade erinnerte. Sehr erfreulich und immer wieder erstaunlich, wie ein 300.000 Einwohner Staat wie Island so viele gute Musiker hervorbringen kann.

Weiter geht es dann im Imperial Theater. Ein Abstecher hierher ist beim Reeperbahn Festival fast schon Pflicht. Es ist die einmalige Gelegenheit, ein Konzert vor einer Edgar Wallace Bühnenkulisse zu besuchen und gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf den gemütlichen Theatersitzen auszuruhen. Wenn dabei auch noch eine so gute Band wie Goldheart Assembly dazu spielt, umso besser. Die sehr sympathischen Briten machen harmonischen und gar traumwandlerischen Folk-Pop, der live wie auf Platte schwer begeistert.

Frisch ausgeruht waren wir nun bereit für das letzte Konzert des Abends, das kräfteraubender sein sollte. Wieder waren es Isländer, die im Docks auf uns warteten, doch ein ganz anderes Register wie wenige Stunden vorher im Indra. FM Belfast sind eine Elektro-Spaßkapelle à la Deichkind, doch in gut. Sie ziehen mit recht einfachen Mitteln eine mitreißende Show auf der Bühne ab und bringen zu dieser späten Stunde (das Konzert beginnt um halb 2) das Publikum nochmal zu toben. Alle Müdigkeit ist vergessen, es wird getanzt und gesprungen. Die XL-extended Version von „Underwear“ (siehe Video unten) bekommt man dann auch tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Auch die Neuinterpretation von „Killing in the Name of“ vergisst man nicht so schnell. Wenn FM Belfast in Deine Nähe kommt, geh hin. Es lohnt sich!


Noch etwas aufgedreht machen wir noch einen kurzen Abstecher in der Prinzenbar, wo das Friska Viljor DJ Team auflegt. Doch für viel mehr als die Feststellung, dass die beiden Spaßvögel ihrem Ruf gerecht werden und sich bereits ordentlich einen hinter die Binde gekippt haben reicht die Kraft nicht mehr. Ab ins Bett, einen Abend müssen wir ja noch durchhalten!

Sonntag, 26. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Donnerstag

Wie bei kaum einem anderen Festival ist der Besucher des Reeperbahnfestivals gezwungen, sich entweder vorher ausführlich mit dem Programm und den gebuchten Musikern auseinanderzusetzen oder sich immer wieder überraschen zu lassen. Das hat zwei Gründe: zum einen muss man sich zwischen ca. 180 Bands entscheiden, die hier in drei Tagen auftreten, wobei man maximal fünf Bands pro Abend schafft. Es geht ja erst gegen 20 Uhr los und man muss einkalkulieren, dass Locationwechsel auch Zeit kosten können. Zum anderen sind bis auf ein paar Zugpferde der Großteil der beim Reeperbahnfestival auftretenden Künstler zumindest in Deutschland noch kaum bekannte Newcomerbands, die es noch zu entdecken gilt.

In der Regel strickt sich also jeder ein eigenes Festivalprogramm. Diejenigen Bands, die man schon kennt und mag bilden die Fixpunkte, drum herum wollen die zahlreichen offenen Zeitfenster gefüllt werden. Man entdeckt auf diese Weise schon bei der Vorbereitung auf das Festival viel tolle neue Musik, von der man vieles aus Zeitmangel beim Festival nicht live sehen kann.

Der Donnerstag ist traditionell der Tag, an dem das Reeperbahnfestival erst langsam in Fahrt kommt. Es sind noch weniger Locations als an den Folgetagen, der Andrang ist noch nicht ganz so groß und es sind meist auch weniger „Top Acts“ für den Tag geplant. Für uns ging es in der Prinzenbar mit einer französischen Band los, die sich selbst einen ziemlich bescheuerten Namen gegeben hat, The Popopopops. Auf der Festivalhomepage angekündigt als Vetreter der coolen französischen Popmusik à la Phoenix, fühlte ich mich eher an Two Door Cinema Club erinnert. Die sehr jungen und sich – angesichts des Bandnamens nicht unüberraschend – nicht ganz ernst nehmenden Musiker beweisen großes Talent und überzeugen das Publikum der Prinzenbar. Hoffentlich gibt’s davon bald mehr.

Es ging anschließend für einige Stunden hinüber ins Molotow, wo gleich drei interessante Bands am Stück spielten. Zunächst ging es los mit Deer Tick, eine Folk-Rock Band aus den USA. Ähnlich wie küzlich Delta Spirit war ich auch hier erstaunt von der Countrystimme der Sänger, die Songs hätten auch gut aus den 60ern stammen können. Hört man immer wieder gern.

Kurran and The Wolfnotes, die danach an der Reihe waren, sollen laut Festivalprogramm zu den jungen Bands gehören, die sich nach dem Erfolg von Mumford and Sons zur zunehmenden Anzahl junger britischer Bands gehören, die sich zur Folk-Tradition ihres Landes bekennen. Diesen Trend kann ich nur begrüßen, wobei Kurran and The Wolfnotes etwas flotter und mit weniger Pathos unterwegs sind, als die genannten angeblichen Vorbilder. Außer dem nach Auskunft des Sängers einzigen guten Song „Your Four Limbs“ gibt es noch mehr tolle Stücke, die Lust auf das hoffentlich bald erscheinende Debutalbum der Band machen. Der gute Kurran sollte allerdings darüber nachdenken, seine Imposante Rotzremse abzurasieren, das würde vielleicht den Erfolg beiden Mädels verbessern.

Es geht weiter mit Life is Film, ebenfalls eine britische Truppe, die jedoch deutlich poppiger unterwegs ist als ihre Vorgänger auf der Bühne des Molotow. Stellenweise fühlt man sich ein wenig an Scouting for Girls erinnert, ohne dass die Songs jedoch ganz so schnulzig wären. Einige haben jedoch durchaus Potential für die Popwellen des Landes entdeckt zu werden, was in diesem Fall aber wünschenswert wäre und der noch recht schüchtern wirkenden sympathischen Band zu gönnen wäre, den nsie schreiben richtig gute Indiepopsongs. Für mich das beste Konzert des Abends. Es gibt ihn noch, den tanzbaren Indiepop von der Insel. Hier gibt’s die aktuelle Siingle „Sorry“ samt B-Seite als kostenlosen Download.

Zum Abschluss des Abends begaben wir uns ins Docks, um eine der bekannten Bands des heutigen Tages anzuhören. Nachdem ich durch ihr kürzlich erschienenes Album Mavericks sehr positiv überrascht war, freute ich mich auf Johnossi. Obwohl sie nur zu zweit sind, heizen die beiden Schweden auf der Bühne ordentlich ein. Nach der Enttäuschung auf dem Hurricane im vergangenen Jahr bestätigte sich mein verdacht, dass das eine Band für den Club ist, nicht für die Open-Air Bühne. Ganz bis zum Schluss hielten wir es dann angesichts des vorangegangenen Arbeitstages nicht mehr aus, doch ich hatte die Songs gehört, die ich hören wollte, daher war alles gut.

Dienstag, 21. September 2010

Zum Ausklang des Wochenendes - Delta Spirit im Molotow

In Hamburg fühlt es sich derzeit an, als sei schon seit Wochen Herbst. Gerade an Wochenenden will man sich deshalb am liebsten in seiner Wohnung verkriechen und sich unter der Kuscheldecke verstecken. Nur ein gutes Konzert kann einen noch aus der Reserve locken. In diesem Fall Delta Spirit, die mit ihrem Country-Rock aus Kalifornien doch noch ein wenig Wäre in das graue Wochenende bringen.

Sonntag, 12. September 2010

So schön kann Pop sein: Stars im Knust

Es gibt Musik, der kann man einfach das Attribut schön erteilen. Das gilt besonders für das künstlerische Schaffen der Stars aus Montreal, denen das Kunststück gelingt, ein Album nach dem anderen hervorzubringen, das jeweils besser als das Vorgängerwerk ist. Die Tour, auf der das letzte Werk der Band The Five Ghosts bespielt wird, führte die Kanadier auch nach Hamburg, sodass ich endlich Stars einmal live erleben konnte.

Was soll man sagen, es ist wunderbar. Der sanfte Gesang von Amy Millan und Torquil Campbell harmoniert wunderbar und passt perfekt zur unaufgeregten Musik. Stars beherrschen die Kunst der sanften Steigerung und kitzeln mit ihren Stücken die Emotionen aus dem Publikum. Zudem ist das ganze sehr geschmackvoll: die Bühne ist mit Blumen dekoriert, die im Laufe des Sets nach und nach ins Publikum geschleudert werden. Die Band ist an diesem Abend gut aufgelegt und interpretiert die Zurückhaltung des Publikums richtig als stilles Genießertum. Stars sind nicht die ersten, die das angesichts zahlreicher Songs der eher ruhigen Art zu schätzen wissen. Man ist denn auch überwältigt von der Live-Qualität der Band. Bei jedem Song denke ich, „ach,wie schön, das Lied gibt es ja auch noch“ und freue mich, das zu hören.

Das über eineinhalbstündige Set ist nicht nur kurzweilig, es ist genau das richtige, um zum Wochenende den Kopf frei zu bekommen und außer der Musik alles zu vergessen. Schon jetzt kann ich sagen, das ist eines der Konzerte des Jahres. Stars, kommt bald wieder!

Quelle für Foto: Flickr

Donnerstag, 9. September 2010

Skurril und gut - Eels in der Großen Freiheit 36

Wenige Worte, da mir dazu die zeit fehlt. Dennoch soll mein Besuch beim Eels.Konzert in der Großen Freiheit 36 an dieser stelle dokumentiert werden.

Das folgende Video von der Vorstellunf der Band durch ihren Kopf E vermittelt einen ganz guten Eindruck eines erstaunlichen Konzerts, das ich ganz anders erwartet hätte:


Vom selben Youtube-User gibt es auch noch ein weiteres Video vom Song Souljacker, das stellvertetend für das sehr rockige Set steht:


Donnerstag, 2. September 2010

Kaum zu toppen – Arcade Fire live im Tempodrom Berlin

Quelle für Foto: Flickr

Ich bleibe dabei: Arcade Fire ist die beste Liveband, die ich kenne. Ich habe noch keine andere Band erlebt, die mich bei einem Konzert auf diese Weise anspricht. Es stimmt einfach alles: die Musik, die Emotionen, die Stimmung, die Show. Und man zehrt danach noch lange von der Begeisterung.

Erstmals bin ich extra für ein Konzert nach Berlin gefahren, noch dazu unter der Woche. Pünktlich um 19 Uhr kam ich am Tempodrom an, das Schlangestehen blieb mir erspart, da meine Begleitungen in perfektem Timing zu diesem Zeitpunkt genau den Eingang erreicht hatte. Alle waren so freudig erregt wie ich.

Als Vorband fungiert auf dieser Tour passenderweise Owen Pallett, seit jeher Arrangeur der Streicherparts für Arcade Fire. Der gefeierte Produzent ist auch ein ambitionierter Musiker, der auf der Bühne demonstriert, dass man mit Hilfe von Loops auch alleine mit einer Geige durchaus ein Konzert geben kann, bei dem mehr als gefiedelt wird. Owen Pallett hat mir an diesem Abend deutlich besser gefallen als vor ein paar Monaten im Uebel&Gefährlich, wo er gemeinsam mit einem Drummer aufgetreten war. Seine Musik ist zwar nicht jedermanns Sache, passte jedoch heute Abend sehr gut, wie ich fand.

Um kurz nach neun war es dann soweit. Arcade Fire eröffeten – nicht wirklich überraschend – ihr Set mit „Ready to Start“, eines der besten Stücke des sensationellen neuen Albums The Suburbs. Ich bekomme damit gleich zu Beginn zum ersten Mal Gänsehaut, was sich im Laufe des Konzerts ein paar Mal wiederholen wird. Es folgt ein famoses Set mit fast nur Höhepunkten. Die Stücke von The Suburbs machen sich auch live sehr gut, allerdings sind meine persönlichen Favoriten weiterhin die Songs des ersten Albums Funeral, insbesondere „Neighbourhood #1 (Tunnels)“ und „Rebellion (Lies)“. Fast vergessen hatte ich, wie toll „No Cars Go“ bei Konzerten ist. Außerdem besonders gut: „Intervention“, „Keep the Car Running“, „We Used to Wait“, „Sprawl II“ und natürlich die letzte Zugabe „Wake Up“, in den USA ja inzwischen ein absoluter Megahit.

Wie nicht anders zu erwarten verausgaben sich die Mitglieder von Arcade Fire auf der Bühne komplett, was vom Pulikum sehr geschätzt wird, das der Band ohnehin zu Füßen liegt. Die 9 Musiker (die achtköpfige Live-Besetzung plus Owen Pallett) wechseln zwischen den Stücken munter die Instrumente. Untermalt wird das ganze durch sehr ästhetische Visuals passend zur The Suburbs Thematik.

Quelle für Foto: Flickr
Wie immer ist das schönste bei Arcade Fire Konzerten das Mitsingen bei den vielen „uhuhuhs“ und „ahahahs“. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als bei „Tunnels“ mitten in der mitsummenden Menge zu stehen. Als das Konzert nach neunzig Minuten vorbei ist gibt es nur einen kleinen Wermutstropfen, da „Neighbouhood #2 (Laika)“ und „Rococo“ nicht gespielt wurden. Aber angesichts eines so guten Konzerts kann man das verkraften.

Hier die Setlist:

Sonntag, 29. August 2010

Konzertbesuch aus Nostalgie – We Are Scientists im Knust

In der letzten Ausgabe des Musikexpress gibt es eine durchaus lesenswerte Betrachtungvon Albert Koch zum Thema Indie. Darin wird unter anderem der Zustand beklagt, dass es vielen der zurecht hochgelobten Indiebands des Ausnahmejarhgangs 2005 nicht gelungen ist, gute zweite Alben zu veröffentlichen und ihr musikalisches Schaffen seither darin besteht, schlechtere Kopien ihres Debütalbums zu produzieren. We Are Scientists werden zwar in diesem Artikel nicht genannt, doch auch sie kann man durchaus zur Liste von Indiebands zählen, auf die diese Feststellung zutrifft (hingegen stimme ich nicht bei allen im Artikel genannten zu).

Quelle für Foto: rocco blues

Nichtsdestotrotz konnte ich nicht widerstehen, als ich sah, dass We Are Scientists auf ihrer Tour auch in Hamburg halt machen sollten. Auch wenn ich von deren aktuellen Album Barbara nicht wirklich überzeugt bin sind mir die vielen guten Songs vom 2005er Werk With Love And Squalor noch so sehr in in Herz und Gedächtnis eingebrannt, dass ich die Band vermutlich immer mögen werde.

Ich habe es auch nicht bereut, zum Konzert gegangen zu sein. Zum einen werden stets alle Tanzbodenhits des Erstlingswerks gespielt. Zum anderen sind ja auch auf den beiden anderen Alben gute tanzbare Stücke dabei, die für sehr gute Stimmung im gut gefüllten Knust sorgen. Zudem sind die beiden Köpfe der Band, Keith Murray und Chris Cain, bestens aufgelegt. Sie könnten gemeinsam sicherlich auch gut als Comedians auftreten und werfen sich zwischen den Songs nur gegenseitig Sprüche an die Köpfe. Als dann auch noch ein als Chris Cain verkleideter Fan im Publikum identifiziert wird, gibt es kein halten mehr. Der Junge wird auf die Bühne geholt und bekommt seine 15 Minuten Ruhm, ohne jedoch dass es irgendwie in peinlicher Zurschaustellung enden würde.

Fazit: Aus Nostalgie hingegangen, überzeugt wieder rausgekommen. We Are Scientists lohnen sich noch immer.

Freitag, 27. August 2010

Same Place, Same Great Concert: Jamie Cullum im Stadtpark Hamburg

Es gibt bestimmte Künstler, zu denen man eine besondere Beziehung hat. Eher zufällig bin ich vor einige Jahren in Toronto auf ein kleines Konzert in einem Jazzclub aufmerksam geworden. Es trat Jamie Cullum auf und beeindruckte mich bereits damals durch die Energie, mit der er seine Musik auf der Bühne darbot. Seither verfolge ich das musikalische Schaffen des britischen Pianisten sehr aufmerksam.

Über zwei Jahre später, Jamie Cullum war inzwischen ein aufstrebender Popstar, ging ich gemeinsam mit Almuth, die auch schon in Toronto dabei gewesen war, zu einem Jamie Cullum Konzert in den Hamburger Stadtpark. Wieder waren wir begeistert. So ist es kein Wunder, dass wir uns vier Jahre später am selben Ort wiederfanden, um hier wieder einem Konzert des inzwischen dreißigjährigen Briten beizuwohnen.

Mit seinem poppigen Jazz (oder jazzigen Pop, je nach Blickwinkel) hat Jamie Cullum sich ein sehr breites Publikum erspielt und wird auch gerne von den Dudelfunkradios der Republik gespielt. Auf der Bühne jedoch wirkt er noch immer so authentisch wie im kleinen Jazzclub von Toronto. Man nimmt ihm ernsthaft ab, dass er sehr viel Vergnügen am Musikmachen hat. Wenn sich das dadurch ausdrückt, dass Jamie Cullum auf der Bühne rumturnt, auf sein Klavier springt und dabei auch noch gute Musik macht, umso besser. All seine Kritiker, die bemängeln, er habe sich dem Pop verkauft, sollten sich eines seiner Konzerte anschauen. Hier ist der Jazzmusiker noch klar erkennbar. Kaum ein Stück kommt ohne Soli aus, die Begleitband ist beeindruckend gut. Der heimliche Star des Abends ist der Bassist, der mit einem atemberaubenden Solo das Publikum zum Staunen bringt.

Das alles lässt den immer wieder beginnenden Regen vergessen. Ganz natürlich wird das Konzert mit „Singing in the Rain“ begonnen. Jamie Cullum spielt weiterhin viele seiner älteren Stücke und auch einige Coverversionen, die schon seit den Anfängen im Repertoire des Sängers sind, darunter „I Get A Kick“ und das sagenhafte Radiohead-Cover „High And Dry“. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Ich hoffe, dass es nicht vier Jahre dauert bis zum nächsten Jamie Cullum Konzertbesuch.

Kleine Ergänzung: die Kritik auf Welt.de

Fotostrecke bei Radio Hamburg.

Montag, 23. August 2010

Broken Bells im Uebel&Gefährlich

Am Montag Abend nach einem Wochenende auf einem Musikfestival, nach einem ganz normalen Tag im Büro, will man es sich eigentlich nur zu Hause gemütlich machen und seine Batterien aufladen. Leider hatten sich jedoch Broken Bells ausgerechnet diesen Termin für ein Konzert in Hamburg ausgesucht. Da man sich so etwas schlecht entgehen lassen kann, blieb uns nichts anderes übrig, als uns ins Uebel&Gefährlich zu begeben.

Hier wurden wir zunächst von einer sehr bemerkenswerten Vorband überrascht. Sizarr, für mich wie auch vermutlich für 99% des Publikums ein noch komplett unbeschriebenes Blatt, haben ihre Zuhörer völlig in ihren Bann gezogen und zu wahren Jubelstürmen animiert. Die drei Jungs aus der Kurpfalz haben noch kein Album veröffentlicht, sie wollen damit abwarten, bis sie im nächsten Jahr (!) ihr Abitur (!) hinter sich haben. Dennoch spielen die drei ein perfekt sitzendes Set. Der Sound erinnert streckenweise an die Maccabies, insgesamt ist er aber vielschichtiger. Sizarr fahren mit einem beeindruckenden Arsenal von unterschiedlichen Synthesizern und digitalen Gerätschaften auf, die bestens eingesetzt werden und die Grundlage für die Musik bilden, ohne dass diese rein elektronsicher Natur wäre. Ich bin jetzt Fan und bin überzeugt, dass Sizarr zumindest in Deutschland in Zukunft noch für ein wenig Wirbel sorgen werden. Hier gibt es den Song "Fake Foxes" als Stream oder als Download.

Broken Bells ist das gemeinsame Projekt von James Mercer (The Shins) und Brian Burton (besser bekannt als Danger Mouse von Gnarls Barkley und einer der derzeit bedeutendsten Musikproduzenten). Die Musik ist eher ruhig, doch extrem vielschichtig. Live treten die beiden mit einer fünfköpfigen Begleitband auf, Danger Mouse sitzt meist am Schlagzeug und ist einer der coolsten Musiker, die ich bisher gesehen habe. Untermalt von einer Videoshow werden die Songs vom Album Broken Bells dargeboten, sowie eine B-Seite und der Song aus der Kooperation für Dark Night of the Soul, dem Album von Danger Mouse und Sparklehorse. Auch hier wird das Publikum zu sehr Hamburg-untypischen Begeisterungsstürmen bewegt, kein wunder, denn es ist ein grandioses Konzert. Trotz Übermüdung und Rückenschmerzen verlässt man an den Club an diesem Abend beseelt von der Musik und glücklich, dass man dies erleben durfte.

Toll übrigens auch dieser Videoclip mit Christina Hendricks, besser bekannt als Joan Holloway aus Mad Men.


Sonntag, 22. August 2010

Dockville 2010 – Tag 3

Aus unerfindlichen Gründen war ich am Sonntag Morgen schon relativ früh wach, sodass sich zumindest ein Teil von uns wieder relativ zeitig auf den Weg Richtung Wilhelmsburg begaben. Leider bekamen wir nur noch das Ende des Sets von Everything Everything mit, doch ich bin relativ zuversichtlich, dass es in naher Zukunft weitere Gelegenheiten geben wird, die junge Band live zu sehen.

Wir nutzten die relative Ruhe der frühen Nachmittagstunden und die Lücke im für uns spannenden Bühnenprogramm für eine Erkundung des Geländes und eine genauere Betrachtung des Kunstrahmenprogramms. Zudem tat eine Tasse Kaffee uns gut, um uns frische Energie für den Rest des Tages zu geben, der sich mit We Were Promised Jetpacks auf dem Vorschot fortsetzte. Die Musik der vier jungen Männer aus Schottland hatte es mir beim Reinhören in das Festivalprogramm angetan. Die teilweise ins Atmosphärische gehende, postrockig orientiert Musik geht in Mark und Bein, live naturgemäß noch mehr als aus der Konserve. Wieder so ein Leckerbissen früh am Tag, der das frühe Kommen lohnenswert machte.

Es ging weiter mit den Good Shoes, die auch schon im vergangenen Jahr ungefähr um die selbe Zeit auf der selben Bühne gestanden hatten. Solider britischer Indie-Rock, dem aber aus meiner Sicht ein Alleinstellungsmerkmal fehlt, um wirklich bemerkenswert zu sein. In Gedanken waren wir ohnehin schon bei der nächsten Band, die ich schon vorab als eines der Höhepunkte des Festivals auserkoren hatte. Bereits von ihrem Auftritt vor einigen Wochen im Knust war ich von Fanfarlo hellauf begeisterst gewesen, ganz zu schweigen von ihrer Platte Reservoir, die keinen einzigen schwachen Song enthielt. Nach einem etwas holprigen Beginn, der auch damit zusammenhing, dass der Sound trotz langem Soundcheck anfangs nicht ordentlich abgemischt war, entfaltete das Set von Fanfarlo seine Wirkung. Der orchestrale folkpoppige Sound der Band lässt den Zuhörer nicht kalt. Auch wenn das Publikum nicht wirklich abgeht, merkt man, wie glücklich die Zuschauer sind, dabei zu sein. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass in der Musik von Fanfarlo noch viel mehr Livepotential steckt, dass sich vielleicht mit zunehmender Bühnenerfahrung der schwedisch-britischen Musiker entwickeln wird. Lohnenswert ist ein Blick in die Filmsequenz Under The Reservoir, welche die Band gemeinsam mit dem Videokünstler Brian Gonzales am Rande des SXSW-Festivals aufgenommen hat und die das Albumcover zum Leben erwachen lässt. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Nicht nur in Bezug auf die Musik, auch vom Künstlerischen Gesamtanspruch her gesehen erinnern Fanfarlo durchaus an Arcade Fire.

Es folgte auf der selben Bühne eine Band, die derzeit eine große Medienberichterstattung und um die ein großes Brimborium veranstaltet wird. Ich bin nicht der allergrößte Fan ihrer Musik, die ich recht seicht und gleichförmig finde, doch ich war sehr neugierig darauf, wie sich The Drums auf der Bühne präsentieren würden. Wenn man es negativ formulieren möchte kann man es so zusammenfassen: Vier Fashion-Victims machen sich vor Publikum zum Affen. Das wäre aber etwas kurz gegriffen. The Drums verfolgen schlicht die Strategie, sich ein bestimmtes öffentliches Image aufzubauen, welches sie auch Konsequent durchziehen. Dazu gehört auch eine Bühnenshow mit albernem affektiertem Herumspringen und androgynen Softieposen des Sängers, der übrigens meiner Meinung nach aussieht wie ein russischer Jungendstraftäter. Insgesamt passt das alles zusammen und ergibt ein schlüssiges Gesamtbild, das auch ich sehr unterhaltsam finde. Dennoch verstehe ich den Hype nicht so wirklich.

Damit war der spannende Teil des Festivals für uns zu Ende. Wir wollten das ganze gemütlich mit Jan Delay ausklingen lassen. Auch wenn ich absolut kein Fan seiner Musik bin, muss man dem Hamburger unglaubliches Bühnentalent zugestehen. Die Stimmung im Publikum wird auf Anhieb entzündet, Jan Delay hat es nun komplett in der der Hand. Für uns war es ein recht kurzes Vergnügen, denn als ein Wolkenbruch begann, von dem wir innerhalb einer Minute von Kopf bis Fuß durchnässt waren, beschlossen wir, uns auf den Heimweg zu begeben. Einmal mehr freute ich mich, dass ich nicht vor Ort campen musste.

Samstag, 21. August 2010

Dockville 2010 – Tag 2

Auch für den 2. Tag des Dockville Festivals hatten wir uns ein volles Programm vorgenommen, denn wieder einmal gab es so viele Bands, die wir sehen wollten. Zudem hatten wir das Glück, dass der Timetable so zusammengestellt worden war, dass es kaum Überschneidungen gab zwischen denjenigen Künstlern, die wir uns anschauen wollten. Das bedeutete allerdings, dass nicht sonderlich viel Zeit für zum zu Hause Rumtrödeln und Entspannen blieb, bevor es losging. Um 14:40 Uhr, pünktlich zu Kakkmaddafakka waren wir wieder auf dem Festivalgelände.

Der Name der Band Kakkmaddafakka steht vermutlich für den Sinn für Humor ihrer Mitglieder, der sich auch in ihrer Live-Performance ausdrückt. Denn die Musiker aus Norwegen nehmen sich selbst (zumindest im Auftreten), nicht sehr ernst und stellen mit geringen Mitteln eine Hammershow auf die Beine. Im wesentlichen ist dies neben der Musik den beiden jungen Herren zu verdanken, die als Backgroundtänzer agieren und eine Lupenreine Aerobic-Show präsentieren. Ohne die sehr mitreißende Musik, sehr jazz- und bluesbeeinflusster Electropoprock, würde dies natürlich keine Wirkung erzielen. So wurde das Publikum jedoch schon zu sehr früher Stunde aus der Reserve gelockt. Für mich die Entdeckung des Festivals.

Entspannter ging es dann direkt im Anschluss auf dem Vorschot zu. Hier standen Seabear auf der Bühne mit ihrer vielschichtigen, zum Träumen anregenden Musik. Erstaunlicherweise wirkt die Musik der Isländer auf der großen Festivalbühne deutlich voller und druckvoller als in der intimen Atmosphäre des Hafenklangs vor ein paar Monaten. Das bekommt Seabear sehr gut.

Es war nun Zeit, sich näher an der Bühne zu positionieren für Friska Viljor. Seit ihren Anfängen sind die Schweden Garanten für hervorragende Stimmung und gute Laune. Hamburg ist für Friska Viljor fast ein Heimspiel und so ein umjubeltes Set garantiert. Da es noch ein wenig früh ist für den üblichen Alkoholpegel, mit dem die Band abends Auftritt, bewiesen Friska Viljor, dass sie auch nüchtern für gute Stimmung sorgen. Die Stücke werden mit hohem Tempo fast ohne Pausen heruntergespielt, man hat den Eindruck als wollten die Herren in ihrem Timeslot so viel unterbringen wie möglich. Umso besser, so fehlt keiner der vielen Hits, natürlich auch nicht mein Favorit „Wohlwil“ vom bemerkenswert guten letzten Album For New Beginnings.

Wir blieben weiterhin beim Vorschot für Bombay Bicylcle Club, deren Debutalbum I Had the Blues But I Shook Them Loose ich sehr gerne höre. Deshalb freute ich mich sehr auf den Auftritt, da ich das Konzert im Logo vor ein paar Monaten verpasst hatte. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das Auftreten der vier jungen Londoner ist zwar unspektakulär, sie wirken eher etwas verschüchtert. Die Musik spricht jedoch für sich. Mich erstaunte zudem, wie textfest viele im Publikum waren. Ein weiteres Mal hatte ich die Beliebtheit einer Band falsch eingeschätzt.

Von weiter hinten, doch dennoch mit viel Interesse verfolgten wir Bonaparte. Das Berliner Kollektiv um den Schweizer Tobias Jundt ist bekannt für seine spektakulären und exzentrischen Bühnenperformances. Auch heute sollte es nicht enttäuschen. Der ganze Auftritt samt mehrerer „Performer“ (das passt wohl am besten zur Darbietung) wirkt zwar chaotisch und spontan, ist aber aufgrund der stets wechselnden Kostüme und der wohl durchdachten, doch nicht immer verständlichen oder nachvollziehbaren Darbietung sicherlich aufs genaueste geplant. Musikalisch ist das ganze dem Punk nicht fremd, es gibt auch elektrorockige Elemente. Auf Dauer finde ich das ein wenig anstrengend, doch alleine wegen der Bühnenshow hat es sich gelohnt, zuzusehen.

Mit am meisten freute ich mich an diesem Tag auf Jamie T. Das letzte Album Kings and Queens des jungen Briten gehört für mich zu den besten Werken des Jahres 2009 und läuft in meine MP3-Player mit regelmäßiger Häufigkeit. Irgendwie hatte ich es jedoch bisher ebenfalls nicht geschafft, ein Jamie T Konzert zu besuchen. Schön, dass es nun endlich klappte und zu meiner Freude auch ein gutes, wenn auch ein wenig kurzes Set zu sehen gab. Immerhin waren alle Songs dabei, die ich hören wollte, so war ich zufrieden.

Den Abend aus musikalischer Sicht beschlossen die Klaxons, die nach drei Jahren endlich ein Nachfolgewerk zu ihrem viel beachteten Erstlingswerk Myths of the Near Future veröffentlicht haben und dieses auf dem Dockville vorstellten. So gab es auch einige sehr hörenswerte Songs von Surfing the Void zu hören, die beweisen, dass die Musik der Klxons nichts von ihrer Energie und Tanzbarkeit verloren haben. Vorne im Publikum nervten, wie schon den ganzen Tag, die Kinder mit ihrem Pseudo-Circlepit, der jedoch eher der Selbstdarstellung einiger eitlen Menschen diente. Da aber ansonsten nicht allzu viel Andrang vor der Büne war, blieb auch so genug Platz zum Tanzen. Seit der etwas enttäuschenden Darbietung vor drei Jahren beim Open Air Sankt Gallen haben die Klaxons auf jeden Fall deutlich an Bühnenpräsenz gewonnen und bringen ihre Songs jetzt auch live sehr gut rüber.

Einen etwas bitteren Beigeschmack hinterließ an diesem Abend dann leider ein etwas unerfreulicher Vorfall, da neben dem „Maschinenraum“ (eine der Indoor-Bühnen) irgendwelche Deppen Autowracks anzündeten, die dort aus künstlerischen Gründen herumstanden. Glücklicherweise kam niemand zu Schanden, der Maschinenraum, wo gerade Schwefelgelb spielten, war in null komma nichts und ohne jedwede Aufregung evakuiert und die meisten Anwesenden zogen kopfschüttelnd über so viel Idotie weiter. Schade jedoch, dass dieser Vorfall den tollen Tag ein wenig trübte.

Freitag, 20. August 2010

Dockville 2010 – Tag 1

Wie im vergangenen Jahr hatte ich mir am Freitag frei genommen. So konnte ich den ersten Tag des Dockville Festivals entspannt angehen und rechtzeitig da sein, um auch schon die Nachmittagsbands zu sehen. Das war mir wichtig, da bereits zu früher Stunde Villagers auf der Bühne standen. Die junge Band um Sänger Conor O'Brien hatte es mir schon auf Platte sehr angetan. Deren Debütalbum Becoming a Jackal erinnert sehr an die Band eines anderen Conors, die Bright Eyes. Die beiden Sänger haben eine ähnliche ins Weinerliche gehende Stimme, musikalisch ist auch Villagers dem Folk zuzuordnen. Auch live wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Trotz der frühen Tageszeit konnten Villagers überzeugen. Für mich sogar der Höhepunkt des Tages.

Doch auch die direkt im Anschluss spielenden Portugal.The Man begeistern mich live immer wieder. Die Prog-Rocker aus Alaska finden zu Hause selten den Weg in meine Playlist, doch jedes Mal, wenn ich sie auf einer Bühne sah, war ich entzückt. Man wird geradezu von der Musik eingesogen und verschwindet im Soundteppich. Grandios auch: die weißen Socken zu den schwarzen Slippern von Sänger John Gourley.

Um vor K.I.Z. zu flüchten begaben wir uns zum Vorschot (der kleinen Bühne), um Sophie Hunger zu lauschen. Trotz großem Kritikerlob konnte mich die junge Schweizerin auf Platte bisher nicht überzeugen. Live macht sie jedoch was her, was nicht zuletzt an ihrer exzellenten Begleitband liegt. Insbesondere der Posaunist macht beeindruckende Dinge mit seinem Instrument.

I Blame Coco, die Tochter von Sting, sparten wir uns, um uns für Shantel & Bucovina Club Orchestrar am Großschot (der großen Bühne) zu positionieren. Stefan Hantel und seine Band haben sich in Deutschland ja schon länger als Institution des Balkanpop etabliert und zeigten hier, warum das so ist. Für Stimmung ist gesorgt. Allerdings klingt das ganze nach einer Weile dann irgendwie doch immer sehr ähnlich.

Deshalb wartete ich auch auch nicht das Ende des Sets ab und ging herüber zu Dúné. Die noch immer sehr junge dänische Indie-Elektropop-Kapelle hat es mir schon seit ihrem Debut We Are In There You Are Out Here angetan, doch ich hatte es noch nicht geschafft, sie live zu sehen. Ich fand den Auftritt solide, war aber auch etwas enttäuscht. Ein bisschen viel Gehabe und Gepose, ohne dass das Potential der Songs so richtig ausgeschöpft wird. Nett, doch ich hatte mir mehr erwartet.

Jetzt waren die Headliner des Freitags an der Reihe. Wir sind Helden meldeten sich auf dem Dockville Festival erstmals auf einer Bühne zurück, nachdem sie gut zwei Jahre pausiert hatten. Wie denke ich viele andere habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu „den Helden“. Ich mag sie als Band sehr gerne und sehr viele ihrer Songs, insbesondere die älteren, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Gleichzeitig nervt mich diese geballte Ladung an Nettigkeit (das vor allem auch in viel Gelaber auf der Bühne seinen Ausdruck findet) und das Konsenspoppige an der Musik. Wir sind Helden sind heute Abend ganz die Alten, die genannten Eigenschaften haben sie nicht abgelegt. Sie begeistern mit einem furiosen Einstieg mit „Denkmal“, „Von hier an Blind“ und „Gekommen und zu Bleiben“. Das ist aber auch schon der Höhepunkt des Konzerts. Danach verliert das Set an Schwung. Das liegt weniger an der Tatsache, dass nun einige Songs des unveröffentlichten neuen Albums Bring mich nach Hause (derzeit komplett gestreamt bei Myspace) vorgestellt werden, als daran, dass einige Balladen dabei sind. Schwierig, wirklich für Stimmung zu sorgen, wenn keiner im Publikum die Songs kennt und diese nicht gerade dazu gemacht sind, einen zu packen. Das Set endet aber versöhnlich mit „Guten Tag“ und dem textlich brillanten neuen Song „Ballade von Wolfgang und Brigitte“. Zwar komisch als letzte Zugabe, doch immerhin regt das Lied zum Nachdenken an. Schade nur, dass „Rüssel an Schwanz“ nicht gespielt wurde.

Donnerstag, 19. August 2010

Dockville Festival 2010

In diesem Jahr beschränkte sich für mich die Festivalsaison auf nur ein Wochenende Mitte August, an dem hier in Hamburg das Dockville Festival stattfand. Das Dockville ist ein unheimlich sympathisches Festival. Beim Lineup wurde zwar wie üblich auf die ganz großen Nummern verzichtet, doch das Programm konnte sich auch in diesem Jahr sehen lassen. Traditionell wurden hauptsächlich Indie- und Elektrobands gebucht (und einige bekannte DJs für die Nacht, aus meiner Sicht ist das jedoch eher uninteressant), dazu gibt es ein paar etablierte alte Haudegen sowie wenige einer großen Masse bekannte Bands als Publikumsmagneten. Heuer waren dies Wir Sind Helden mit dem ersten Konzert nach der Baby- und Albumaufnahmepause sowie Jan Delay als obligatorischen Hamburger Act.

Das Dockville Festival bietet mehr als nur Musik. Das Gelände auf der Elbinsel Veddel ist einzigartig gelegen, es handelt sich um Brachland zwischen alten Industrie- und Hafengebäuden, das dem Festival eine unverwechselbare Kulisse bietet. Dazu sind die Organisatoren des Festivals um ein Kunstrahmenprogramm bemüht, bieten ein kostenloses Ferienprogramm für Wilhelmsburger Kinder und sorgen für sehr moderate Eintrittspreise, vor allem für diejenigen, die wie ich ihr Ticket schon Monate im Voraus kaufen. Nach einigen Problemen mit dem Bierverkauf und mangelndem Platz vor der Hauptbühne im letzten Jahr war die Organisation 2010 kaum zu toppen: Keine Warteschlangen, Trinkwasserstellen, viel Platz, trotzdem sehr kurze Wege von einer Bühne zur anderen. Außerdem sehr zuvorkommendes Sicherheitspersonal und viele sympathische Kleinigkeiten: weiterhin keine Werbebanner an den Bühnen, Ausgabe von Plastikbechern zum Umfüllen von Getränken am Eingang, großzügiges Verteilen von Mülltüten als Regenschutz beim Gewitter am letzten Abend.

Fast das schönste am Dockville Festival ist die Tatsache, dass man die Festivalstimmung genießen und dennoch jede Nacht nach Hause in sein eigenes Bett kann. Ein Vorteil, der Besucher zum mir nach Hamburg lockte, die mein Obdach gerne nutzten und die gleichzeitig eine gern gesehene Begleitung für das Festival waren. Wir verbrachten drei anstrengende, doch unvergessliche Tage zu wunderbarer Musik.

Berichte zu den drei Festivaltagen in musikalischer Hinsicht gibt es in kürze an dieser Stelle. Bis dahin kann sich schon an den Fotos erfreut werden.