Der Freitag versprach aufgrund des Programms auf dem Papier musikalisch für mich der Highlight-Tag zu werden. Das sollte sich auch bewahrheiten. Er begann jedoch zunächst mit einer kleinen Enttäuschung, da ein größerer Regenguss uns den rechtzeitigen Aufbruch vom Campingplatz verbaute, um rechtzeitig zum Opening Act des Festivals aufs Gelände zu kommen. So verpassten wir leider Glasvegas, die ich sehr gerne gesehen hätte.
So starteten wir mit The Horrors. Ehemals als Pseudo-Goth-Act nicht ganz ernst genommen, haben die jungen Engländer mit einem guten zweiten Album überrascht. Auch live macht die Bands einiges her, ihr ein wenig ins psychedelische gehende Rock kommt gut rüber. Der frühe Nachmittag auf der großen Bühne ist jedoch für eine solche Band ein wenig undankbar, im dunklen Club wirkt die Musik sicherlich besser. Direkt im Anschluss war auf derselben Bühne Johnossi an der Reihe. Der gut tanzbare Rock der beiden Dänen lebt vom Druck, der dahinter steckt. Leider war an diesem Nachmittag nicht viel davon zu spüren – lag eventuell an der noch nicht optimalen Abmischung des Sounds. Schade.
Es galt nun, schnell zur blauen Bühne zu wechseln, denn dort spielte nun das erste richtige Highlight des Tages, The Ting Tings. Das Album We Started Nothing hatte ich in den letzten Monaten rauf- und runtergehört. Es steckt voller Hits, allesamt extrem tanzbar. Entsprechend freute ich mich auf das Konnzert, das mich nicht enttäuschen sollte. Der kurze, doch knackige Gig beinhaltete alles, was man brauchte: der Indie-Electrosound wird vom Duo druckvoll dargeboten, die Hits werden geschmettert und keiner im Publikum hält still. Einer der absoluten Höhepunkte des Festivals.
Nun galt es, schnell die Flucht vor Katy Perry, ihrem rosaroten Bühnenbild und ihren Fanhorden zu ergreifen und die Gunst der Stunde zu nutzen, um Kräfte für den Rest des Abends zu tanken. Die Editors, die nun die große Bühne bespielten, waren leider ein wenig enttäuschend. Als Headliner bei Motor im Grünen im vergangenen Jahr hatten sie mir besser gefallen – was Dunkelheit und Lichteffekte so ausmachen. Auch die neuen Lieder, die gespielt wurden, haben mich nicht überzeugt – nicht jeder Band bekommen die Elektroeinflüse, die gerade allseits im Aufwind sind. Nichtsdestotrotz hat Sänger Tom Smith eine Beeindruckende Stimme, und einige Songs sind nicht von schlechten Eltern.
Kaum waren die Editors fertig, galt es, in den vorderen Bühnenbereich zu kommen, denn nun waren Franz Ferdinand dran. Hier wollten wir vorne mit dabei sein, das hat sich auch gelohnt. Vom ersten Ton des Sets an wird gehüpft, und erst als das heute sehr gut aufgelegte Quartett die Bühne wieder verlässt steht die Menge wieder Still. Wie mir berichtet wurde tanzte das Publikum bis in die letzte Reihe. Kein Wunder, denn Franz Ferdinand spielten ihre auf Tanzbarkeit ausgerichteten Hits mit einem Elan, der alle mitreist. Die Routine der ausgedehnten Tour hat sich hier positiv ausgewirkt. Ich war danach noch euphorisierter als beim Konzert im März, was möglicherweise aber auch am genau richtigen Alkoholisierungsgrad lag. Für mich das beste Konzert des Hurricane Festivals.
Da ich schon vorne war, blieb ich dort auch für die Headliner des Abends, die Kings of Leon. Ohne Frage eine große Band, deren Auftritt nach der Euphorie von Franz Ferdinand im Vergleich jedoch ein wenig lahm war. Das ist vielleicht ein wenig ungerecht, da die Musik an sich eher laid-back ist. Doch hier fehlt irgendwie der letzte Funke, der bei Franz Ferdinand noch auf das Publikum übergesprungen war. Dennoch war ich von den Kings of Leon angetan, da ich ihren leicht bluesigen Rock mit Südstaatentouch schon lange sehr mag unnd gerne höre. Und gerade live muss man feststellen: trotz seines überaus dämlichen Textes ist der Song „Your Sex is on Fire“ einfach ein absoluter Hit. Das war einer der wenigen Momente, in denen die Kings of Leon die Menge so richtig in Fahrt brachten. Schön, diese Band endlich mal live erleben zu können, zumal man sich ihre Konzerte in den Großhallen dieser Welt auch nicht mehr wirklich leisten kann.
Danach war bei mir die Luft raus, sodass mich weder Kraftwerk noch Culcha Candela noch zum Verweilen auf dem Festivalgelände bewegen konnten und ich mich gen Zelt zu einer kalten und unruhigen Nacht zurückzog.
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