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Donnerstag, 31. Dezember 2009

Konzerte des Jahres 2009 - The French German

  1. Franz Ferdinand @Docks Hamburg / Hurricane Festival 09
  2. Maxïmo Park @Stadtpark Hamburg
  3. Bloc Party @Docks Hamburg
  4. Editors @Große Freiheit 36 Hamburg (inklusive großartiger Vorbands!)
  5. Whitest Boy Alive @Dockville Festival
  6. Mumford & Sons @Molotow Hamburg
  7. Beirut @Docks Hamburg
  8. Kings of Conveniece @Kampnagel Hamburg
  9. Bon Iver @Große Freiheit 36 Hamburg
  10. Dear Reader @Lido Berlin / Reeperbahnfestival (Grünspan Hamburg)
Eine sehr schwere Entscheidung in diesem Jahr, in dem ich wohl so viele Bands live gesehen habe wie nie zuvor - Großstadtleben und Vollzeitjob mit anständiger Bezahlung sei Dank. So schaffen es großartige und beeindruckende Konzerte nicht in meine Jahres-Top-Ten, die dennoch allesamt sehr sehenswert waren, wie Muse, The Rifles, Bishop Allen, HErman Düne oder auch der unvergessliche Abend im Uebel & Gefährlich beim Reeperbahnfestival mit Reverend and the Makers und WhoMadeWho. Hoffentlich hat 2010 bezüglich Livemusik genausoviel zu bieten!

Montag, 12. Oktober 2009

Kilians – Hjaltalín – Kings of Convenience

In Zeiten der Krise muss man effizient sein und Synergieeffekte nutzen. Deshalb gibt’s meine Konzerte der letzen beiden Wochen zusammengefasst in einem Post.

Beginnen wir mit einer etwas gestörten Aktion, einer Fahrt von Hamburg nach Hannover an einem Mittwochabend und das, um die Kilians anzuschauen. Nun, die Tour im Frühjahr war wegen Stimmversagen des Sängers verschoben worden, das Hamburger Nachholkonzert fiel auf einen ungünstigen Termin (zeitgleich mit Maxïmo Park) und jemand hatte eine Karte für das Hannoveraner Konzert abzugeben. Da schlägt man zu, denn ich finde die Kilians sind eine großartige Band.

Bereits nach dem ersten Kilians Konzert, das ich in Berlin gesehen hatte, war ich sehr angetan von dieser Gruppe aus der deutschen Provinz, die klingt wie die besten The-Bands des angelsächsischen Indie-Hypes. Daran hat sich nicht geändert. Allerdings war es schon seltsam, inmitten von Provinz-Kiddies (das soll jetzt nicht überheblich klingen, doch es gibt schon einen deutlichen Unterschied zwischen Hamburger und Hannoveraner Konzertgängern) zu stehen und Anfang-Zwanzigern auf der Bühne zu bewundern. Gelohnt hat es sich jedoch, denn die Kilians sind und bleiben live sehr sehens- und hörenswert. Selbst die Laberei zwischen den Stücken, die sich Sänger Simon den Hartog wohl auf Tour von Thees Uhlmann abgeschaut hat, ist nicht nur dummes Zeug und hält sich gerade noch so in Grenzen. Ein Erfolg über die jugendliche Zielgruppe hinaus wäre ihnen sehr zu gönnen.

Eine gute Woche später, zurück in den vertrauten Hamburger Clubs, genauer gesagt in der wunderbaren Prinzenbar. Hier spielt die nicht weniger wunderbare isländische Band Hjaltalín. Auf dem Dockville Festival war die Siebener-Combo etwas unter Wert als Opener für den ersten Festivaltag auf die Bühne geschickt worden, deshalb war ein Konzertgang in intimerer Clubatmosphäre angebracht. Man staunt immer wieder, wie ein Dreihunderttausend-Einwohner-Ländchen wie Island immer wieder innovative Bands hervorbringt und damit die Musikwelt bereichert. Im Musikmagazin meiner Wahl wurde die Theorie in den Raum gestellt, das läge daran, das man auf dem isländischen Musikmarkt ohnehin nicht von seinem künstlerischen Schaffen leben könne und die Bands dort deshalb nicht auf musikalischen Erfolg aus seien.

Nun, das kann sein, jedenfalls hat Hjaltalín neben seiner Herkunft ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: es ist die einzige Rockband die ich kenne, bei der eine Fagottistin fester Bestendteil der Band ist. Die siebenköpfige Gruppe um Sänger Högni spielt orchestralen Folk, der spaß macht und interessant klingt. Beim Konzert in der Prinzenbar kam eine erstaunliche Vorliebe der Band für Disco zutage, die sich nicht nur während des Sets durch eine neue Eigenkomposition, sondern auch in der Zugabe äußerte, in der eine etwas eigenwillige Version von Michal Jacksons „Don’t Stop 'til You Get Enough“ dargeboten wurde“. Ein Genuss.

Einen vorläufigen Höhepunkt dieser herbstlichen Konzertsaison durfte ich am vergangenen Samstag erleben. Nach längerer Schaffenspause (in dieser Konstellation) waren die Kings of Convenience anlässlich ihrer Tour zu ihrem gerade erschienenen dritten Album Declaration of Dependance in der Stadt, genauer gesagt im Kampnagel. Das dortige K6 erwies sich als gute Wahl für dieses Konzert, da die Kombination aus Sitzplatztribüne und Stehplätzen vor der Bühne trotz der Größe des Saals eine recht intime Atmosphäre ermöglichte. Beim ruhigen Acoustic-Folk der Kings of Convenience war das ein eindeutiges Plus. Stichwort ruhig: die einen finden die Musik der beiden Norweger Erlend Øye und Eirik Glambek Bøe langweilig, die anderen wunderschön. Doch noch mehr werden vermuten, dass deren Konzerte mit Sicherheit Langeweile versprechen. Nun, genug Menschen denken das nicht, denn das Konzert im Kampnagel war langes schon ausverkauft.

Diejenigen, die sich frühzeitig Karten ergattert hatten, wurden durch ein absolutes Konzerthighlight belohnt. Es begann zugegeben etwas ruhig, Herr Øye wirkte anfangs etwas verstimmt. Das legte sich schnell. Die erste Hälfte des Konzert bestritten die beiden Herren alleine auf der Bühne, jeder eine Akustikgitarre bespielend. Erstaunlich, was man mit diesen Instumenten für eine Stimmung erzeugen kann, wenn man sie so gut beherrscht. Dazu die perfekt harmonierenden Stimmen der beiden Herren. Dann wurde Verstärkung geholt, von einem (Contra-)Bassisten und einem Violonisten. Nun wurde die Musik noch Stimmungsvoller. Waren zu Anfang noch die ruhigeren Songs des neuen sowie des ersten Albums Quiet is the New Loud gespielt worden, kamen im diesem zweiten Konzertteil die etwas schwungvolleren Stücke von Riot on an Empty Street zum Zuge. Das Publikum war entzückt.

Das Konzert ist im Übrigen alles andere als Langweilig. Die Herren Øye und Bøe kommunizieren ganz gern mit dem Publikum und haben offensichtlich sehr viel Spaß am spielen. Es gibt Witze, Croudpleaser, Audience Participation und es wird nach Wünschen des Publikums gefragt. Diese kann man auch ganz gut breücksichtigen, wenn man, wie wir erfahren, keine Setlist hat. Nun, „I’d Rather Dance…“ wurde dennoch erst als letzte Zugabe gespielt. Soviel Planung war schon drin. Zudem hatten die beiden nicht genug von ihrem etwa 100 Minütigen Set, Erlend Øye (übrigens der absolute Obernerd, man kann sich nur amüsieren, wenn man ihn anschaut) hatte noch spontan eine Aftershow-Party in einem Nebenraum des Kampnagel organisiert, wo er dann das beste aus der Musiksammlung seines Laptops zum besten gab. Übrigens eine durchaus überraschende Mischung. Und Mittendrin amüsierte sich am meisten: die Band.

Eins noch, das ich an dieser Stelle loswerden will: Während des Konzerts stellt Eirik Glambek Bøe eine Frage in den Raum, die viel über die deutsche Radiolandschaft aussagt. Er berichtete, dass eine italienische Freundin ihm schrieb, sie sei genervt, weil die aktuelle Single der Kings Of Convenience „Mrs. Cold“ im italienischen Radio zu Tode gespielt werde. „How come we are considered a mainstream band in Italy and, well, difficult in Germany?“ Nun, das frage ich mich auch! Und in der Tat: Platz 5 der Italienische Radio-Airplay-Charts.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Melancholische Stunden mit Sophia und Dear Reader

Seltsamerweise ist das Hamburger Konzert von The Gaslight Anthem, eine Band, die vor wenigen Monaten noch niemand auf dem Schirm hatte, schon seit Wochen ausverkauft – ein Beweis, dass auch Tourveranstalter die Publikumsresonanz einer band nicht immer richtig einschätzen können und manchmal zu kleine Clubs buchen. Auch ich gehöre zu denjenigen, die sich nicht rechtzeitig eine Karte gesichert haben. Als sich langsam herauskristallisierte, dass die einzige Chance, diese großartige Band aus New Brunswick zu hier live zu sehen, der Erwerb eines Ticket bei eBay für ca. 60 Euro war, begrub ich meine Hoffnungen und beschloss, mein Geld lieber für andere Konzerte auszugeben. So kam es, dass ich mich kurzfristig entschloss, in den Kampnagel zu gehen um mal wieder der Konzertreihe Intro Intim beizuwohnen.

Die Into Intim Reihe trifft durchaus meist meinen Musikgeschmack, wenn der Abend zudem dem exzellenten Berliner Label City Slang (dort sind – für Europa u.a. Arcade Fire und Calexico, aber auch Malajube, Get Well Soon und Architecture in Helsinki) gewidmet ist, kann man eigentlich nichts falsch machen, auch wenn man wie ich an diesem Abend die aufspielenden Bands außer durch ein Paar MySpace Hörproben noch nicht so gut kennt.

Von Dear Reader hatte ich allerdings ausschließlich Lobeshymnen gelesen. Die Newcomer aus Südafrika machen eher folkigen Songwriter Pop und wurden bei der Produktion ihres Albums von Menomena-Mitglied Brent Knopf unterstützt. Die Band lebt primär vom Songwriting, dem Gesang und dem Charme von Sängerin Cherilyn MacNeil, die auch vom Publikum des Kampnagel schnell ins Herz geschlossen wurde. Beeindruckend auch, wie man mit ein paar Loops eine gewisse Opulenz im Gesang hinbekommt. Sie wusste jedoch auch den warmen Applaus sehr zu schätzen, so erfuhr das Publikum auch bei der Zugabe (für eine Vorband ist das schon bemerkenswert, doch der Abend war schon eher ein Double Ticket), dass Südafrikanisches Publikum seine Begeisterung weniger ausdrückt als das Deutsche. Der Enthusiasmus, die leichte Nervosität und die Begeisterung der jungen Band machte ihre Musik umso liebenswerter. Ich wurde gleich zum Fan.

Dann folgte der melancholischere Teil des Abends, denn Sophia spielte ein Acoustic-Set mit 4 Streichern. Mit anderen Worten: Sänger Robin Proper-Sheppard wird begleitet von einem Streicher Quartet und trägt seine traurig-depressiven Lieder vor. De Streicher passen sehr gut zu dieser Musik, die Stücke sind zurückhaltend instrumentiert, teilweise hätte ein wenig mehr Opulenz nicht geschadet. Andererseits wären die wunderschönen Lieder über Verlust und Verlassenwerden womöglich sonst ins Kitschige abgerutscht. Es reichte eigentlich schon, dass Herr Proper-Sheppard fast jedes Stück mit „this is another very sad song“ ankündigte und in seinen Ansagen allgemein ein wenig viel redete und dick auftrug. Ist halt ein Amerikaner. Trotzdem war dies ein Konzert, das man beseelt verließ.

Sonntag, 31. August 2008

The Hidden Cameras

Die Band

The Hidden Cameras sind eine Band aus Toronto, genauer gesagt dem Nachbarort Mississauga, die auch gern als Kollektiv bezeichnet wird, da sie teilweise in wechselnden Besetzungen auftritt. In Deutschland genießen sie eine gewisse (sehr begrenzte) Berühmtheit, seit sie beim Abschiedsspiel von Mehmet Scholl in der Habzeitpause auf dem Rasen der Münchener Allianz Arena auftreten durften. Es folgte daraufhin im letzten Frühjahr eine Deutschlandtour mit dem „Münchener Fußballchor“.

Die Musik

Die Musik der Hidden Cameras könnte man als experimentellen Indie-Folk bezeichnet. Die melodischen Stücke sind etwa auf halbem Weg zwischen den Barnaked Ladies und Arcade Fire anzusiedeln, um bei Referenzen aus Kanada zu bleiben. Die Songs stützen sich zu großen Teilen auf die großartige Stimme des Sängers Joel Gibb. Dieser verfasst auch die häufig nicht ganz jugendfreien Texte, die sich gerne auch mal um homoerotische Themen drehen.

Das Konzert

An diesem Abend traten die Hidden Cameras im Kampnagel im Rahmen des dortigen Sommerfestivals auf. Entsprechend war das anwesende Publikum sehr intellektuell angehaucht und war während die Musik spielte sehr zurückhaltend, obwohl den Leuten das Konzert gefiel, wie man an den Beifallsstürmen zwischen den Stücken ablesen konnte. Die Band trat an diesem Abend in ihrer Kernbesetzung von 6 Mann und einer Dame auf und begann das Konzert mit drei neuen (?), ziemlich experimentellen Stücken an. Danach folgten dann die zugänglicheren, dem Fan bekannten Hits aus den drei bisher erschienenen Alben. Trotz des lahmen Publikums gingen alle Bandmitglieder ab wie Schmidt’s Katze und hatten offenkundig einen Riesenspaß, zwischendurch wurde das Publikum in sehr passablen Deutsch zum mitmachen aufgerufen: „Herrscht in Hamburg Tanzverbot?“. Ich war jedenfalls von diesem Konzert total begeistert, das teilweise Arcade-Fireske Momente hatte. Jederzeit wieder!