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Dienstag, 22. Februar 2011

Konzertüberblick Winter 2011

Traditionell ist der Jahresanfang eine eher ruhige Zeit was Livemusik betrifft, hier bildete 2011 keine Ausnahme. Erst im Laufe des Februars nehmen wieder mehr Künstler die Strapazen einer Tour auf sich und beehren dabei gerne Hamburg. In den letzten Wochen ergriff ich dennoch einige Gelegenheiten, mir Livemusik zu gönnen.
Den ersten Konzertbesuch des Jahres machte ich im Grünspan bei Dúné. Die jungen Dänen hatten gefallen mir auf Platte mit ihrem tanzbaren Synthiesound ganz gut. Ihren Auftritt beim Dockville-Festival 2010 fand ich etwas enttäuschend, dennoch wollte ich Dúné live nochmal eine Chance geben. Das Konzert kam relativ schleppend in Fahrt, doch mit der Zeit gewannen die 5 jungen Männer das (eher junge und weibliche) Publikum für sich. Einige Posen sind eher albern, aber das kommt bei den Mädels gut an. Nett, aber mehr auch nicht.
Anders war es bei The Airborne Toxic Event, die es mir vor einiger Zeit bei ihrem ersten Auftritt in Hamburg (damals noch ein wenig verschüchtert) sehr angetan hatten. Mit sehr zahlreichen Songs aus dem in kürze erscheinenden neuen Album im Gepäck und großer Spielfreude hatte die Kalifornier das Publikum in der Tasche. Das neue Material lässt auf ein sehr gutes Album hoffen, ein Durchbruch in den Popmainstreamwäre nicht erstaunlich und dieser sympathischen Band auch zu wünschen, wenn dadurch auch einige Songs durch zuviel Radioairplay totgenudelt werden könnten.
Ein weiteres frühes Jahreshighlicht gab es in eher kleiner Runde im Molotow: Eine Double-Headliner Show von Broken Records und Freelance Whales. Broken Records, die für mich der Grund waren, zu diesem Konzert zu gehen, eröffneten den Abend mit ihrem folkigen relativ orchestralen Sound. Allerdings kam der unerwartete Höhepunkt noch mit den Freelance Whales. Die Jungs und das Mädel sehen aus wie Brookliner Nerds und sind auch welche. Traumhafter Indie-Folk aus Amerika,seit diesem Abend fester Bestandteil seiner Playlist.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Konzertüberblick Dezember

In diesem Jahr war für mich auch der Dezember überraschend reich an Konzertbesuchen. Es war zwar oft schwer, angesichts von Kälte, Schnee und Eis vor die Tür zu gehen, doch lohnenswert war es selbstverständlich immer.

Am Abend nach meiner Firmenweihnachtsfeier wog die Müdigkeit noch schwer, als ich mich zum Konzert von Kashmir ins Uebel&Gefährlich begab. Doch für diese Band nehme ich das in Kauf, weiß ich doch aus Erfahrung, dass sich die Konzerte lohnen. Die Musik wird gerne in die Nähe von Radiohead gerückt, manche finden aufgrund der Ähnlichkeit Kashmir gar überflüssig. Damit ist den Dänen aber Unrecht getan, denn dann gäbe es so schöne Songs wie „Aftermath“, „Kalifornia“ oder aber „Petite Machine“ nicht. Neben vielen anderen wurde diese an diesem kalten Winterabend gespielt und wärmten die Herzen der anwesenden Fans, von denen viele aufgrund der nachkonzertliche Signierstunde der Band am Merch-Stand ohnehin ganz aufgeregt waren.

Zwei Tage später besuchte ich relativ spontan den Auftritt einer weiteren Band aus dem skandinavischen Kulturkreis, jedoch von deutlich weiter nördlich. Hjaltalín waren in der Stadt und stellten im Beatleania die Songs ihres neuesten Werkes Terminal vor. Das Album wurde mit dem Sinfonieorchester von Rejkjavik aufgenommen, doch auch in siebenköpfiger Besetzung können sich die Songs sehen lassen. Der Orchestralfolk von Hjaltalín ist mal atmosphärisch, mal tanzbar, beides komt an diesem Abend gut an. Immer wieder bemerkenswert: das ist wohl die einzige Band, die eine Fagottistin in der Stammbesetzung hat.

Am Folgetag fand ich mich wieder im Beatlemania ein, doch diesmal war es dort deutlich besser besucht und die Hipsterdichte im Publikum war ebenfalls deutlich größer. Es war ja auch eine der derzeit gehyptesten Newcomerbands zu Gast, nämlich Best Coast. Die Musik kann man in eine ähliche Ecke einordnen wie die der Drums, Auftreten und Einstellung der Band ist jedoch deutlich Alternativer. Es wird wohl niemand durch die Feststellung beleidigt sein, dass es an diesem Konzert sowohl auf als auch vor der Bühne nur vor Nerds wimmelte, die jedoch allesamt sehr zufrieden dreinschauten.

Deutlich besinnlicher war es ein paar Tage später in der Zentrale, wo der aufstrebende Stern der Nouvelle Chanson Francaise ihr einziges und erstes Deutschlandkonzert gab. Coeur de Pirate ist eine erst 19-jährige Kanadierin, der gerade die ganze französischsprachige Welt zu Füßen liegt. Sie ist ja auch ganz niedlich (wenn auch für meinen Geschmack etwas viel tätowiert) und singt sehr schöne französische Liedchen. An diesem Abend bespielte sie die gemütliche Kneipe alleine am Klavier. Dass alle im Raum bezaubert waren, versteht sich fast von selbst. Beitrag mit Konzertmitschnitten vom Heute Journal.

Den krönenden Abschluss für das überaus reiche Konzertjahr 2010 bildete das Weinachtskonzert der Kilians im Grünspan. Nicht nur die Gastgeber des Abends waren famos, auch die Vorgruppe Abby konnte mich überzeugen. Die Kilians waren gut wie immer und gaben bei diesem Auftritt einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Album. Gleich sechs neue Songs wurden dargeboten, allesamt sehr vielversprechend. Daneben gab es natürlich genug bekanntes. Die jungen Männer strotzten nur vor Spielfreude und begeistersten die (nicht gerade extrem zahlreichen) Anwesenden mit einem eineinhalbstündigen Set. Sänger Simon den Hartog hat inzwischen zudem gelernt, dass zuviel Gelaber auf der Bühne nervt, sodass dieses Konzert als rundum gelungen bezeichnet werden kann.

Montag, 29. November 2010

Konzerte im November – Ein Überblick

Wie jedes Jahr bildet der November auch 2010 den Höhepunkt der Konzertsaison in der 2. Jahreshälfte. Und wie jedes Jahr ist die Dichte an Konzteren von sehenswerten Bands sehr groß. Man wird teilweise vor schwere Entscheidungen gestellt, welche dieser Veranstaltungen man besuchen möchte. Schlussendlich artet das ganze ein wenig in Konzertstress aus, doch das lohnt sich ja bekanntlich immer.

Ich habe in den vergangenen Wochen folglich einige sehr schöne Konzerte erlebt, von denen die meisten auch eine ausführlichere Würdigung verdient hätten. Leider fehlen mir durch berufliche Verpflichtungen und Privatvergnügen die Zeit und der Elan, dies zu tun, sodass hier ein kurzer Überblick reichen muss.

Los ging es gleich am ersten des Monats mit dem Konzert eines der Helden der jüngeren Geschichte des Indie-Rocks. Carl Barât stellte im Uebel&Gefährlich sein gar nicht so übles erstes Soloalbum vor, spickte sein Set jedoch zur Freude der Konzertbesucher auch mit einigen Libertines-Songs sowie „Bang Bang Your Dead“ von seiner zweiten Band Dirty Pretty Things. Ein Konzert, das ich trotz Übermüdung aufgrund einer sehr intensiven Party am Vorabend sehr genoss.

Am Freitag der selben Woche gönnte ich mir gleich ein Konzertdoppelpack, ermöglicht durch die Angewohnheit des Docks, Wochenendkonzerte immer extrem früh beginnen zu lassen. Es spielten Heroen des Emo-/alternative-Rocks der späten 90er und frühen 00er Jahre: Jimmy Eat World. Wie der Rest des Publikums im ausverkauften Docks war ich begeistert von der Setlist dieser fast zweistündigen Darbietung, denn der Schwerpunkt lag deutlich auf de älteren Sachen. Anschließen ging es direkt ins Molotow zur Party anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Partyreihe Misshapes. Hier spielte die kanadische Queer-Indie-Truppe Hidden Cameras. Die Truppe um den in Berlin wohnhaften Joel Gibb verbreitete hier die passende Stimmung für diese schon recht homophile Party.

Dieses erste Novemberwochenende endete am Sonntag Abend ebenfalls wieder im Molotow mit dem Konzert von Frightened Rabbit. Auf diese Band bin ich durch ihre Labelmates We Were Promised Jetpacks aufmerksam geworden, deren Auftritt beim Dockville Festival eines meiner persönlichen Höhepunkte gebildet hatte. Die Musik von Frightened Rabbit ist ähnlich, atmosphärischer Indie-Rock. Ansonsten ist die Truppe sehr sympathisch, unüberhörbar schottisch und vor Spielfreude strotzend.

Mitte des Monats wurde nachgeholt, was eigentlich für Mai geplant war und damals abgesagt wurde. Tokyo Police Club waren in der Stadt und spielten im Uebel&Gefährlich. Die Band aus Toronto hat vom Sound her eine gewisse Ähnlichkeit mit den Strokes. Ansonsten verhält sich Tokyo Police Club zu ihren Vorbildern wie Toronto zu deren Heimat New York: eine Nummer kleiner, ein paar Jahre jünger, etwas weniger cool und gleichzeitig menschlicher und sympathischer.

Einen Abend später war ich zurück im Uebel&Gefährlich. Das heute Konzert war ausverkauft und damit deutlich besser besucht als das am Vorabend. Augenscheinlich haben sich Angus & Julia Stone mit ihrer ruhigen Folkmusik inzwischen ein größeres Publikum erspielt. Der Auftritt des überaus sympathischen und eher schüchternen Geschwisterpaars aus Australien war es jede Minute Wert, den stickigen Club und die Rückenschmerzen vom langen Stehen zu ertragen. Das ist der Preis für eine langes, kuscheliges Set.

Zu Interpol am folgenden Freitag bin ich dann extra nach Berlin gefahren. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ich bei den Konzerten der Band im März vorübergehend nicht in Hamburg sein werde. Auch ohne Carlos Dengler bleiben Interpol eine richtig gute Liveband, inzwischen wird sogar (ein wenig) mit dem Publikum interagiert. Der Schwerpunkt des Sets lag an diesem Abend neben einigen Songs vom aktuellen Album deutlich auf den älteren Stücken, was mich sehr gefreut hat. Ich war aber schon überrascht, dass „The Heinrich Maneuver“ nicht gespielt wurde. Hier die Setlist. Immer wieder eine Reise Wert, wer weiß wie lange es die Band noch gibt.

Letzte Woche schließlich ließ ich mich dazu hinreißen, für ein Umsonst-Konzert der Ting Tings eineinhalb Stunden in der Eiseskälte Schlange zu stehen, um noch ins Grünspan eingelassen zu werden. Das Set war zwar kurz und knackig, doch die Hits des Debütalbums sowie zwei neue Stücke waren dabei, und beim Tanzen wurde einem auch wieder warm.

Letzten Freitag dann gab es einen weiteren Konzerthöhepunkt zu bestaunen. Two Door Cinema Club, für mich die Newcomerband des Jahres, waren zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hamburg. Beim ersten Mal noch im Molotow zu Gast, gelang es den vier jungen und eher unscheinbaren Briten nun das Docks auszuverkaufen. Mit Tourist History ist Two Door Cinema Club auch ein klasse Album gelungen, voller tanzbarer zeitgemäßer Indierockhits, de nicht vor einem kleinen Schuss Elektro zurückschrecken. Wie mitreißend die Songs sind konnte man an diesem Abend im Docks erleben. Ich habe selten erlebt, dass in einem Club dieser Größe fast durchgehend bis in die hinteren Reihen getanzt wurde. Nach 55 Minuten, während derer das komplette Album, eine B-Seite und ein neuer Song gespielt wurden, war der Spaß auch schon vorbei. Aber mehr haben die halt noch nicht.

Donnerstag, 4. November 2010

Warpaint - Grandios

Manchmal beginnt man ein Album anzuören und stellt sich gleich vor, wie gut die Musik wohl live klingen könnte. So war es auch, als ich The Fool von Warpaint hörte. Kopflastige Frauenmusik, die man einfach auf sich wirken lassen muss. Deshalb ließ ich mir das Lonzert der 4 Kalifornierinnen im Uebel&Gefährlich nicht entgehen. Meine Hoffnungen wurden erfüllt: ein grandioses Konzert. Man möchte sich nur zurücklehnen und in der Musik aufgehen.

Warpaint Setlist Uebel & Gefährlich, Hamburg, Germany 2010

Montag, 23. August 2010

Broken Bells im Uebel&Gefährlich

Am Montag Abend nach einem Wochenende auf einem Musikfestival, nach einem ganz normalen Tag im Büro, will man es sich eigentlich nur zu Hause gemütlich machen und seine Batterien aufladen. Leider hatten sich jedoch Broken Bells ausgerechnet diesen Termin für ein Konzert in Hamburg ausgesucht. Da man sich so etwas schlecht entgehen lassen kann, blieb uns nichts anderes übrig, als uns ins Uebel&Gefährlich zu begeben.

Hier wurden wir zunächst von einer sehr bemerkenswerten Vorband überrascht. Sizarr, für mich wie auch vermutlich für 99% des Publikums ein noch komplett unbeschriebenes Blatt, haben ihre Zuhörer völlig in ihren Bann gezogen und zu wahren Jubelstürmen animiert. Die drei Jungs aus der Kurpfalz haben noch kein Album veröffentlicht, sie wollen damit abwarten, bis sie im nächsten Jahr (!) ihr Abitur (!) hinter sich haben. Dennoch spielen die drei ein perfekt sitzendes Set. Der Sound erinnert streckenweise an die Maccabies, insgesamt ist er aber vielschichtiger. Sizarr fahren mit einem beeindruckenden Arsenal von unterschiedlichen Synthesizern und digitalen Gerätschaften auf, die bestens eingesetzt werden und die Grundlage für die Musik bilden, ohne dass diese rein elektronsicher Natur wäre. Ich bin jetzt Fan und bin überzeugt, dass Sizarr zumindest in Deutschland in Zukunft noch für ein wenig Wirbel sorgen werden. Hier gibt es den Song "Fake Foxes" als Stream oder als Download.

Broken Bells ist das gemeinsame Projekt von James Mercer (The Shins) und Brian Burton (besser bekannt als Danger Mouse von Gnarls Barkley und einer der derzeit bedeutendsten Musikproduzenten). Die Musik ist eher ruhig, doch extrem vielschichtig. Live treten die beiden mit einer fünfköpfigen Begleitband auf, Danger Mouse sitzt meist am Schlagzeug und ist einer der coolsten Musiker, die ich bisher gesehen habe. Untermalt von einer Videoshow werden die Songs vom Album Broken Bells dargeboten, sowie eine B-Seite und der Song aus der Kooperation für Dark Night of the Soul, dem Album von Danger Mouse und Sparklehorse. Auch hier wird das Publikum zu sehr Hamburg-untypischen Begeisterungsstürmen bewegt, kein wunder, denn es ist ein grandioses Konzert. Trotz Übermüdung und Rückenschmerzen verlässt man an den Club an diesem Abend beseelt von der Musik und glücklich, dass man dies erleben durfte.

Toll übrigens auch dieser Videoclip mit Christina Hendricks, besser bekannt als Joan Holloway aus Mad Men.


Montag, 5. April 2010

Eine Garantie für gute Laune – Frank Turner im Uebel & Gefährlich

Eigentlich habe ich mir selbst die Regel gesetzt, Künstler im Laufe der selben Tour (d.h. wenn seit dem letzten Konzert, das ich sah, kein neues Album erschienen ist), nicht mehr als ein mal live zu sehen. Allerdings kann ich manchmal nicht widerstehen, diese Regel zu brechen. So war ich letzten Dezember so begeistert von Frank Turner und seiner Band im Molotow gewesen, dass ich einfach am Donnerstag ins Uebel & Gefährlich musste. Im Vergleich zum Dezember-Konzert gibt es nicht viel hinzuzufügen. Man kommt ins Konzert, wird von der Musik, der guten Laune und der extremen (und überhaupt nicht aufgesetzten) Nettigkeit des Sängers und der Band vereinnahmt und verlässt anschließend den Veranstaltungsort vollkommen beglückt. Kein Wunder, dass Frank Turner sich langsam aber sicher davon entfernt, ein Geheimtipp zu sein.

Was will man also mehr? Noch mehr Live-Konzerte von Frank Turner. Nächste Gelegenheiten: Die Festivalsaison im Sommer und eine weitere, für den Herbst angekündigte Tour.

Zur Einstimmung aber erstmal eines des schönsten und traurigsten Songs, der trotzdem die Laune hebt:


Dienstag, 30. März 2010

Wintermusik und Frühlingserwachen – der Konzertmärz im Überblick

Stimmungsmäßig war der März 2010 bei mir (und vielen meiner Mitmenschen) geprägt vom nicht enden wollenden Winter. Wer mich kennt weiß, dass ich eigentlich ein großer Fan kalter und schneereicher Winter bin, doch langsam hatte auch ich genug von den Eisbahnen gleichenden Gehwegen, dem Schneematsch, der Dunkelheit und der Kälte.

Zu diesen Rahmenbedingungen passten auch die Konzerte, die ich im Laufe des März besuchte. Gleich zu Beginn ging es los mit Seabear, einer sehr spannenden isländischen Band. Das Bild, was man sich allgemein von isländischer Musik macht, ist meist beeinflusst von Björk oder Sigur Ros. Seabear muss man eher in die Richtung letzterer rücken. Das siebenköpfige, recht eklektische Ensemble macht träumerische Folkmusik, die einem in diesen grauen Wintertagen das Herz erwärmt. Entdeckt hatte ich sie bei Reeperbahnfestival 2008, wo sie zu später Stunde im Imperial Theater die Zuschauer einlullten und für sich vereinnahmten. An diesem Märzabend im Hafenklang war es zwar nicht ganz so gemütlich, jedoch dafür enger und intimer. Beglückt verließen wir den Club, bemüht, die Wärme des Konzerts nicht schon auf dem Heimweg durch die Kalte Nacht wieder zu verlieren.

Zwei Tage später ging es weiter mit der träumerischen Musik. Get Well Soon, die Band des deutschen Indie-Wunderknaben Konstatin Gropper, war in der Stadt, um ihr neues Album zu präsentieren. Nach dem (zurecht) hoch gelobten und ausgedehnt betourten Debut Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Das neue Album Vexations gefällt mir ebenfalls gut, wenn es auch nicht ganz an das Erstlingswerk heranreicht. Dennoch war der Besuch des Konzerts im nicht übermäßig gut gefüllten Uebel & Gefährlich lohnenswert. Zwar bestätigten Get Well Soon den Eindruck aus früheren Konzerten, dass Live-Auftritte nicht ihre größte Stärke sind. Dennoch entwickelt die orchestrale Musik auf der Bühne ihre volle Entfaltung. Unterstützt wurde das ganze durch die visuellen Effekte der etwa 90-minütigen Darbietung. In der Tat wird das komplette Konzert untermalt von einer Videoinstallation, die von (häufig eher tristen) Naturaufnahmen dominiert wird. Man sieht viel Wald und gedeckte Farben, teilweise aber auch sehr spannende künstlerische Wendungen. Auf jeden Fall sehr passend. Kein Konzert für Sommerhitze.

Einige Zeit später konnte der Frühling sich nun endlich langsam durchsetzen und ich musste mich nicht mehr ganz so warm einpacken, wenn ich mir für ein Konzert vor die Tür wagte, um zu Los Campesinos ins Molotow zu fahren. Die waliser fallen auf durch ihre sehr mitreißenden und gutgelaunten, intensive Spielweise auf. Jeder Song verfolgt augenscheinlich das Ziel, den Zuhörer zum Tanzen zu bewegen. Gleichzeitig wird auf eine große Instrumentenbandbreite gesetzt, neben den „klassischen“ Rockinstrumenten u.a. Geige, und Querflöten. Der Auftritt an diesem Abend war etwas getrübt durch die schwächelnde Form von Sänger Neil Campesinos. Dieser hatte in der Tat ein wenig seine Stimme verloren, was vor allem zu Anfang des Sets zu einigen Hustenanfällen führte. Dennoch ist es sehr erstaunlich, wie jemand kaum mehr sprechen kann, doch gesanglich noch erstaunlich gut durch den Abend kommt. Seine Stimmbänder werden es ihm vermutlich nicht danken, doch die Mühe bescherten der Band große Sympathien des Publikums, das denn auch glücklich nach Hause ging.

Samstag, 27. Februar 2010

Ein langes Konzertwochenende – Teil 1

Ich bin mit den Feinheiten der Organisation von Tourplänen nicht vertraut, doch es ist doch auffällig, dass es immer wieder Zeiten von extremer Konzertdichte gibt. Dann könnte man, wenn man liquide ist und Durchhaltevermögen besitzt, (fast) täglich ein Konzert besuchen. So war das am vergangenen Wochenende (und hätte auch in der Folge weitergehen können, wenn nicht eine Erkältung mir sämtlichen Elan genommen hätte). So besuchte ich innerhalb von fünf Tagen vier Konzerte.

Los ging es am Donnerstag Abend Im Uebel&Gefährlich, wo der Posterboy der New Yorker (Anti-) Folk-Szene Adam Green zu Gast war. Auffällig ist, dass fünf Jahre nach dem großen Hype um das 2005 erschienene Durchbruchalbum Gemstones und die Hitsingle „Emily“ noch immer ein sehr junges und zum Groupietum neigendes Publikum anwesend war. Meine Konzertbegleiter und ich hoben so den Altersdurchschnitt beträchtlich, zumindest im vorderen Teil des Saals. Dazu jedoch gleich mehr. Denn es gilt zunächst ein paar Worte zur überraschend guten Vorband Jukebox, the Ghost zu verlieren. Das sind drei junge Männer mit eklektischen Musikeinflüssen. Manche Stücke sind Gitarrenlastig, andere neigen mit der Dominanz des Klavier fast zum Rhythm-and-Blues (nicht R'n'B!). Insgesamt auf jeden Fall interessant, alles schnell und Musik für gute Laune. Sollte man auf dem Schirm behalten.

Adam Green kam dann betrunken auf die Bühne. Ich finde so etwas eigentlich sehr respektlos gegenüber dem (teuer) zahlendem Publikum, zumal der Künstler augenscheinlich sehr schwankte und auf der Bühne einige weitere Bier vertilgte (nicht ohne sich despektierlich zum Astra zu äußern, wohl wissend, was die Hamburger Jugend von ihrem „Kultbier“ hält). Gerade am Anfang war es primär der unbeirrbaren und sehr professionell-routiniert agierenden Band zu verdanken, dass alles rund lief. Schlussendlich konnte man dem guten Adam aber verzeihen, denn die Songs saßen, die Stimmung war gut und die Trunkenheit des Sängers war durchaus förderlich für eine gute Atmosphäre. So ließ sich Adam Green zu wiederholtem Crowdsurfing und betatschen der entzückten Fans hinreißen, die eine oder andere wurde auch mal abgeknutscht und wird sich wohl nie wieder die Zähne putzen. Neben den Hits der vergangenen Alben wurde (wenig erstaunlich) vor allem das neueste Album Minor Love bespielt. Dieses ist meiner Meinung nach das bisher beste des Künstlers, ist es doch auch musikalisch interessanter, während das frühere Werk doch hauptsächlich auf provokante Texte setzte. Hier ist der Einfluss von Devendra Banharts deutlich herauszuhören, dessen Umfeld bei der Produktion des Albums eifrig mitmischte.

Ich bin deshalb umso erstaunter über die bestehende Popularität Adam Greens beim kreischenden jungen Gemüse, die sich weder wirklich mit dem Aussehen des Sängers erklären lässt, noch durch seine für solche Anwandlungen besonders verdächtige Musik. Vielleicht ist es ein Hoffnungsschimmer für die musikalische Kultur der Jugend. Jedenfalls ein schönes Konzert.

Am Samstag begaben wir uns wieder etwas weiter in die Indie-Subkultur, da Everybody Was In The French Resistance...Now in der Prinzenbar zu Gast war. Bei dieser musikalischen Formation muss man ein wenig ausholen. Es handelt sich um ein Nebenprojekt des Art-Brut-Kopfes Eddie Argos, der sich mit seiner Freundin Dany Valdez, Pianistin von The Boold Arm, zusammengetan hat. Das Konzept der Band: Jeder Song ihres Albums Fixin' The Charts ist die Antwort auf einen (mehr oder weniger) bekannten Song der Popgeschichte. So zum Beisspiel „Billies Genes“ (recht offensichtlich) oder „G.I.R.L.F.R.I.E.N.“ als Antwort auf Avril Lavignes „Girlfriend“. Ohe die Erläuterungen des Sängers würde man die Verbindung jedoch meist nicht erkennen. Schlussendlich ist das die Fortsetzung der Art-Brut-Ideen mit anderen Mitteln. Statt geistreichem Sprechgesang untermalt von vorzüglichen Rockriffs ist dies geistreicher und popkulturell informierter Sprechgesang untermalt von groovigerer Musik. Also hauptsächlich was für Fans von Art Brut und Eddie Argos. Da ich mich dazu zählte war ich begeistert und sehr zufrieden mit meinem Konzertabend.

Morgen geht es weiter mit Teil 2 – Vampire Weekend und Jägermeister Rock Liga.

Weitere Fotos m Adam Green Konzerts Flickr.

Sonntag, 31. Januar 2010

Die Konzerte des Januars

Ich weiß nicht, ob es die Kälte draußen ist, doch ich bin momentan extrem Träge und deshalb auch ein wenig schreibfaul. Aus diesem Grund gibt es die Konzertbesuche des Januars alle auf einmal in Kurzform zusammengefasst.

The xx

Mein erstes Konzert des Jahres war so etwas wie eine Nachholaktion für 2009. Als The xx im Herbst in Hamburg gastiert hatten, war ich zu spät auf die Idee gekommen, mir ein Ticket zu sichern. Diesen Fehler wiederholte ich diesmal nicht und gehörte damit zu den Glücklichen, die ihrem kurzfristig vom Grünspan in die Fabrik verlegten Gig lauschen durften. Wie vielfach gelesen und gehört sind The xx live ein Erlebnis. Es wird zwar wenig mit dem Publikum interagiert, doch die Musik spricht für sich. The xx haben, wie derzeit viele andere Band, den Indie-Rock in eine elektronische Richtung weiterentwickelt, doch tun sie es auf eine ruhige und unspektakuläre Weise. Und es funktioniert wunderbar.

Spex Live: Owen Pallett (Final Fantasy) und Tocotronic

Zum 30-jährigen bestehen der Musikzeitschrift Spex gab es ein Konzert mit besonderem Line-up im Uebel und Gefährlich. Zwei besonders beim Indie-Publikum beliebte Formationen, die gerade an diesem Tag ihr neues Album veröffentlichten, gaben sich die Ehre. Zunächste begann Owen Pallett, bis vor kurzem bekannt als Final Fantasy. Der Montrealer ist derzeit einer der gefragtesten Arrangeure, wenn es darum geht, für andere gute Streicherparts zu schreiben. Bekannt wurde er jedoch vor allem für seine Zusammenarbeit mit Arcade Fire. Auch als Solo-Musiker (er wird auf der Bühne nur von einem Trommler/Gitaristen begleitet) bedient sich Owen Pallet sehr viel der Geige. Ich finde seine Musik jedoch auf Plette besser. Auf der Bühne werden in der Tat die Intrumental-Parts als Loops eingespielt und unter den Gesang gelegt. Irgendwie fehlt der Performance ein wenig an Leben. Dennoch wunderschöne Musik.

Tocotronic habe ich bisher stets interessiert wahrgenommen, doch so wirklich begeistert war ich von der Vorreitern der deutschen Indie-Szene nicht. Vielleicht war ich ein wenig von der Radikalität von vielen ihrer Fans abgeschreckt. Seit diesem Abend bin ich jedoch ein Fan, denn es geht richtig ab beim Tocotronic Konzert. Sowohl auf der Bühne als auch davor wird ordentlich gerockt, es gibt sogar richtig Pogo. Gespielt werden keineswegs nur Stücke von Schall&Wahn (übrigens ein sehr geiles Album), sondern auch vieles aus dem doch sehr umfangreichen Back-Katalog. Im März steht eine große Deutschlandtour an. Ich kann nur empfehlen, hinzugehen!

Local Natives

Inzwischen kann ich recht schnell beurteilen, wenn mir Musik gut gefallen wird. So las ich auf der Newcomerseite des Musikxpress den Artikel über die Local Natives, hörte kurz in deren Musik rein und schon war der Entschluss gefasst, am Folgetag das Konzert im Molotow zu besuchen. Das hat sich auch gelohnt. Local Natives aus Orange, California, machen eklektische Musik zwischen Folk, Beach Boys und 70er Rock. Ausgezeichnet werden sie vor allem durch ihren polyphonen Gesang, einer sehr harmonischen Instrumentierung und einer druckvollen Darbietung ihrer Musik. Live klingt das ganze noch besser. Zwar fehlen die Streicher (auf dem Album Gorilla Mansion recht präsent), dafür wird auf der Bühne viel getrommelt. Das Schlagzeug wird bei den meisten Stücken gedoppelt. Ein echter Geheimtipp.

The Leisure Society

Seit ein paar Monaten gibt es geradezu eine Welle von guten neuen Folkbands. Eine weitere, die man sich nicht entgehen lassen sollte, ist The Leisure Society aus dem Vereinigten Königreich. Da diese so unverschämt sind, auf ihrer kurzen Deutschland-Tour Hamburg auszulassen, musste ich mich nach Hannover begeben, um die Band live zu sehen. Das macht man natürlich gerne, wenn dies auch ein guter Vorwand ist, um Freunde zu treffen. Das Konzert fand in sehr intimer Atmosphäre statt, im Feinkost Lampe. Band und Publikum saßen sich sehr dicht auf der Pelle, was den Abend zu einem besonderen machte. Die Band fand das anfangs augenscheinlich etwas komisch, doch als sie sich daran gewöhnt hatten, waren die sechs sympatischen Engländer nicht mehr zu stoppen. Neben dem kompletten Album gab es mehrere B-Sides, neue Stücke und zwei Cover (ein Gary Newman Song und eine sehr schöne Version von „Something“ von The Beatles). Am Ende gab es viel Zugaben, wohl auch, weil die Band aufgrund der beengten Verhältnisse die Bühne nicht verlassen konnte und es deshalb nicht wagt, die Bühne zu verlassen. Doch das Publikum dankte es ihr mit frenetischem Jubel.

Samstag, 26. September 2009

Reeperbahnfestival 09 - Tag Zwei

Am Freitagabend ging es mit Auletta los, einer jungen Band aus Mainz. Die Jungs sahen aus wie aus dem Indie-Klischee Katalog, Röhrenjeans inklusive. Musikalisch ist Auletta eine Mischung aus den Kaiser Chiefs, den Wombats und Madsen, jedoch mit deutschen Texten. Erstaunlich war, dass sie es schafften, das doch recht große Docks ziemlich gut zu füllen. Das relativ junge Publikum war denn auch begeistert und es bildete sich sogar ein kleiner Pogo-Pit.

Da ich noch das Ende des Auftritts der Broken Records sehen wollte hörte ich mir die Zugabe nicht an und flitzte in die O2 World on Tour. Die Halle ist genau so, wie der Name klingt – ein Kommerz-Tempel. Irgendwie wirkt aufgrund der weißen Stühle und der Helligkeit alles sehr steril. Einziger Vorteil: Das Freigetränk für O2 Kunden. Die Broken Records spielten eigentlich ein super Set, aber auf Grund der unpassenden Halle kam nicht wirklich Stimmung auf. Pierre hatte sich das Konzert komplett angesehen und war von der Musik ebenso begeistert – Indie-Folk-Rock in der Schnittmenge zwischen Arcade Fire, den Frames und Okkervil River. Bleibt die Hoffnung, dass Broken Records noch einmal zu einem richtigen Clubkonzert nach Hamburg kommen.

Danach zogen wir weiter ins Knust, wo Eagle*Seagull Solo unterwegs war. Solo bedeutet in dem Fall ein Mann mit Gitarre in Begleitung einer Dame an der Geige. Irgendwie war es aber dann doch zu ruhig, also langweilig, sodass wir recht schnell wieder gingen. Zurück in unsere geliebte O2 World on Tour. Hier spielte mittlerweile Niels Frevert, Hamburger Singer-Songwriter. Er passte mit seiner ruhigeren, doch auch pompösen Musik etwas besser in diese Sitzhalle und schaffte es trotz Streicherbegleitung nicht zu kitschig zu sein.

Weiter ging die wilde Fahrt zurück ins Docks zu Maplewood. Der Gang zurück auf die Reeperbahn lohnte sich aber nicht wirklich, denn erneut war es etwas langweilig, was die vier Mannen um Nada Surf Mitglied Ira Elliot lieferten. In einem kleineren, intimeren Club wäre es sicher besser gewesen.

So ging es wieder schnell weiter, diesmal ins Uebel und Gefährlich zu Reverend and the Makers. Hier war es nicht langweilig. Der sehr von sich übberzeugte Sheffielder spielte unterstützt von seinen Makers ein wunderbares, vor allem tanzbares Set. Das ist elektroangehauchter britischer Indie-Rock. „Reverend“ Jon McClure lockte das Publikum mit seinem Engagement aus der Reserve und wurde frenetisch bejubelt. Am Ende rief uns der Reverend dazu auf, ihm nach draußen zu folgen. Hier folgte auf dem Parkplatz ein kleines Akustik-Set solo – sicherlich der Kult-Moment des Reeperbahnfestivals. Vor allem die Engländer im Publikum waren begeistert und einige von ihnen den Tränen nahe. Reverend and the Makers sind auf der Insel durchaus eine Größe, zwei Nummer Eins Hits und politisches Engagement des Sängers hinterlassen bei der Masse durchaus ihre Spuren.



Den Gang nach draußen bezahlten wir mit Warterei in einer kaum vorankommenden Schlange zurück ins Uebel und Gefährlich zwischen einigen nörgelnden Menschen. Diesen hatten den Fehler gemacht, sich ausschließlich die bekanntesten Bands ausgeguckt zu haben und waren kaum irgendwo reingekommen – man beachte, an diesem Abend hatten soeben Deichkind in der Großen Freiheit gespielt. Wir kamen dann aber doch noch rein, im Club spielten bereits seit einigen Minuten Who Made Who. Die drei Dänen machten dort weiter wo Reverend McLure aufgehört hatte – mit sehr tanzbarer Gitarren-Elektro-Musik. Böse Zungen könnten sagen, das ist Deichkind, aber mit englischen Texten. Ich höre so was jedenfalls nicht zu Hause, doch live ist das wirklich ein großer Spaß. Einfach nur tanzen. Zum Schluss fällt der Strom für die Instrumente aus, stattdessen wird kurzerhand das Publikum zum Tanzen auf die Bühne eingeladen und es gibt ein reines Gesangs-Schlagzeug Stück. Danach tat es gut, wieder raus an die frische Luft zu kommen.

Dienstag, 28. April 2009

Laut, sehr laut

Das war es beim Konzert von …And You Will Know Us by The Trail Of Dead vom Sonntag im Uebel & Gefährlich. Dabei bin ich eigentlich echt nicht empfindlich. Doch dass bereits beim Eingang in den Club davor gewarnt wurde, sagt einiges aus.

Den Anfang machte jedoch zunächst die hörbar aus den Südstaaten der USA stammende Kapelle Gringo Star. Als Einflüsse nennen sie auf ihrer MySpace Seite selbst „southern beat psychedelia rock“, was man für die Musik durchaus stehen lassen kann. Die Bandbreite reicht von The Brian Jonestown Massacre über klassischen Beatles-Gitarrenpop und 70s Folk zu Südstaaten-Bluesrock. Interessant dabei ist, dass jedes der vier Bandmitlgieder abwechselnd für ein Lied den Leadgesang übernimmt – trotz hörbarer Qualitätsunterschiede in der Gesangsqualität und auch die Instrumente fleißig getauscht und gewechselt werden. Dazwischen gibt es muntere Ansagen mit starkem Südstaaten Akzent, der halbe Saal hat nichts verstanden. Sehr sympathisch.

Anders als bei ihrem letzten Auftritt im Uebel & Gefährlich (ich war nicht dabei, hab ich nur gehört) waren … Trail of Dead bereits kurz darauf auf der Bühne und legten gleich los. Ihr Prog-Indi-Punk-Metal-Rock wird einem mit einer solchen Wucht entgegen geblasen, dass man sich dem nicht entziehen kann. Beeindruckend präzise wechselt die sechsköpfige Band zwischen lauten und bedächtigen Tönen, schnellen und langsameren Tempi. Das ist zwar keine Musik, zu der man wirklich abgehen kann – ein wenig zu verkopft, würde ich sagen – doch gepackt wird man allemal. Die zusätzliche Wucht, die durch die Macht Bühnenlautstärke und -präsenz der band gegeben ist geht zwar ein wenig auf Kosten der Feinheiten der stücke, die man auf den Alben heraushört, doch das schadet der Musik von …Trail of Dead nicht. Faszinierend ist für mich vor allem das extrem genaue und perfekte Zusammenspiel der beiden Schlagzeuger, die dabei auch den Rest der Band rhythmisch im Griff haben. Ganz nebenbei lassen ...Trail of Dead auch Volksnähe nicht zu kurz kommen, Bad in der Menge von Zweitsänge/Schlagzeuger Jason Reece. Insgesamt dauerte das Konzert zwar nur eine gute Stunde, aufgrund der Intensität war das aber durchaus in Ordnung. Das bisschen Ohrenpfeifen danach nimmt man gerne in Kauf…

Mittwoch, 8. April 2009

The Rifles - live immer besser!

The Rifles sind eine Band, bei der ich das stete Anwachsen einer treuen Fangemeinde quasi vor meinen Augen beobachten konnte. Als ich sie Ende 2006 zum erste mal live sah, im Heidelberger Karlstorbahnhof, war das noch vor relativ kleinem, aber schon begeistertem Publikum. Beim zweiten Mal, im Zuge der Visions Spring Tour vor etwa einem Jahr, hatten sie zu meinem Erstaunen bereits die famosen Futureheads von der Headlinerposition des Abends verdrängt und mehr Fans als letzere in den Berliner Postbahnhof gelockt. Nun spielten sie am Samstag Abend im ausverkauften Uebel & Gefährlich – das Konzert wurde glücklicherweise vom Knust hierher verlegt – und wieder konnte ich eine Steigerung beobachten.

Das liegt nicht nur an der Qualität des kürzlich erschienenen zweiten Albums The Great Escape, deren Stücke eine größere musikalische Bandbreite abdecken als diejenigen des Erstlingswerks Dreams of a Bumblebee. Trotzdem sind sich The Rifles treu geblieben, die Musik ist gut mitsingbarer, klassicher britischer Indierock, plakativ gesagt: Oasis in gut. Dabei schaffen es The Rifles, die Schwelle zu platten Mitgrölgesang nicht zu überschreiten und dennoch sehr eingägige Songs auf die Bühne zu bringen. Als Belohnung bekommt die band einen sehr warmherzigen Empfang des Publikums, dessen Enthusiasmus das ganze Konzert lang anhält. Eine vergleichbare Begeisterung hatte ich bei einem Clubkonzert in Hamburg bisher noch nicht erlebt. Der Hit des Abends, „Romeo and Juliet“, blieb wohl allen Anwesenden die ganze Nacht noch im Kopf.

Besonders hervorheben will ich auch die Vorgruppe The Knights. Was die vier Hamburger auf der Bühne von sich gegeben haben macht große Lust auf das im Sommer erscheinende erste Album. Rock mit Synthies – leicht Richtung Killers gehend aber mit viel weniger Pathos – und ein Sänger mit sehr mächtiger und markanter Stimme, die mich an die des Kilians Sängers Simon den Hartog erinnert hat. Der Song James Dean hat durchaus das Zeug zum Hit auf dem Indie-Dancefloor. Die schau ich mir bei Gelegenheit noch mal an…

Dienstag, 20. Januar 2009

The Rakes ganz intim im Uebel & Gefährlich

Nicht nur im Bundesligafußball, auch in der Konzertsaison gibt es in den Wochen um Weihnachten herum eine Winterpause. So war es auch auf Hamburgs Bühnen in letzter Zeit verhältnismäßig ruhig. Jedenfalls gab es in den vergangenen Wochen nichts, was mich abends heraus in die Kälte gelockt hätte. Wie beim Fußball ersehnt man mit ihrem zunehmenden Fortschreiten auch hinsichtlich der live-Musik das Ende der Winterpause umso mehr herbei und ist ganz heiß auf sein erstes Konzert. Da ist es besonders erfreulich, wenn einen mit The Rakes dabei eine sichere Bank erwartet.
Die vierköpfige Band aus dem Londoner Osten spielte im Rahmen einer von einem kostenlosen Musikmagazin organisierten Mini-Vorabtour zu ihrem dritten Album, das im März in die Läden kommt. Man durfte also gespannt sein, was das neue Material so taugen würde. Vorher konnte man aber noch zwei weitere Acts kennen lernen. Wie der Zeitplan im Lift hinauf in den Club verriet, ging es um 21:00 Uhr mit James Yuill los, dann folgten um 21:50 The Filthy Dukes, bevor um 23:00 Uhr The Rakes an der Reihe waren – reichlich spät für einen Sonntag Abend, wie einige stöhnend feststellten.
James Yuill ist ein Singer Songwriter, der aus südenglischen Gefilden stammt. Seine Besonderheit: neben der obligatorischen Gitarre hat er einen Laptop (natürlich einen Mac mit leuchtendem Apfel) und zahlreiche elektronische Geräte auf der Bühne dabei, weshalb seine Musik gerne als Folktronica bezeichnet wird. Mir war das alles ein wenig zu elektronisch, aber ich will den guten James nicht schlecht reden.
Auch The Filthy Dukes gehören eindeutig in die Electro-Ecke. Ich frage mich ein wenig, warum man gerade zwei Electro-Acts als Begleitung für die The Rakes Tour bucht, aber egal. Die Musik der Filthy Dukes passt gut in den Club, ist überaus tanzbar und taugt dazu, das Publikum in Schwung zu bringen. Die Stücke mit melodisch (teilweise fast gesprochenem) Gesang und begleitet von Soundmachine-Sounds, elektronischem Schlagzeug (was eine große Variationenbandbreite ermöglicht) und Cowbells (nicht elektronisch) erinnern teilweise an LCD-Soundsystem und die Chemical Brothers. Teilweise machen sich Eurotrash-Elemente (in meiner Jugend nannte man das noch „Dancefloor“) bemerkbar – das 90er Revival naht! Das ist keine Musik, die ich mir zu Hause zu Gemüte führe, aber hier passte das gut.
Pünktlich um 23 Uhr erschienen dann The Rakes, begleitet von einem zusätzlichen Tour- Gitarristen/Keyboarder cool wie immer auf der Bühne. Das Set begann mit einem neuen Song, es folgte eine Mischung der beliebtesten Stücke aus den ersten beiden Alben Capture/Release und Ten New Messages sowie insgesamt sechs neuen Stücken aus dem dritten Album KLANG, die sehr hoffnungsvoll stimmen, dass dieses eine ebenso energiegeladene Liedersammlung wird wie seine beiden Vorgänger. Es scheint, als würden sich The Rakes beim Tempo zunehmend an dasjenige der Futureheads annähern. Allerdings mag das täuschen, da live alle Stücke in einer extrem hohen Geschwindigkeit dargeboten werden. Die erste Single „1989“ fehlte natürlich nicht und kam, wie alle neuen Stücke, beim Publikum sehr gut an. „Ths Song is about Berlin“ kommentierte Sänger Alan Donohue das Stück, nicht ohne schnell hinterherzuschieben, dass auf dem nächsten Album sicher ein Song über Hamburg zu finden sein wird.
Am größten war die Begeisterung jedoch – wie nicht anders zu erwarten – bei den altbekannten Stücken, wobei besonders „His Word was a Mess But His Hair looked Perfect“ und „Strasbourg“ (als letzte Zugabe) hervorzuheben sind. Nach insgesamt einer Stunde war der Spaß leider schon vorbei, doch da angesichts des sehr hohen Tempos sicher 15 Songs gespielt wurden, gibt es keinen Grund zu Klage. Mein Urteil: Die hohen Erwartungen wurden voll erfüllt und ein guter Start in die Rückrunde.

Mittwoch, 26. November 2008

TV on the Radio - schon wieder? Ja!

Ist es vernünftig, sich eine Band innerhalbt von 2 Monaten 2 Mal live anzuschauen? Natürlich nicht! Aber ich war vom Auftritt von TV on the Radio beim Reeperbahnfestival 08 so angetan gewesen, dass ich nicht lange zögerte wieder hinzugehen, als sich abzeichnete ein neuer Auftritt in Hamburg anstand. Das Konzert wurde (wohl aus Mangel an Publikumsinteresse?) von der Markthalle ins Uebel & Gefährlich verlegt. Umso besser, so konnte man die Band, die als Speerspitze der avantgardistischen Musikszene Brooklins gilt, in kleinerem Rahmen genießen.
Es ist fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen: Gitarrist Kip Malone hat noch immer den leicht ergrauenden Rauschebart, David Sitek seinen wachsenden Bierbauch und das Glockenspiel an der Gitarre, und Sänger Tunde Adebimpe schwitzt noch genauso auf der Bühne und gibt sich völlig seiner Musik hin. Das Konzert war schlussendlich nicht viel anders als das Ende September: Gleiche Energie bei den Songs, gleiche Begeisterung beim Publikum, gleiches Engagement der Band auf der Bühne, auch einige Gestalten im Publikum waren wieder da, so die "Aerobictänzerin" in der ersten Reihe. Dennoch war ich noch begeisterter als zuvor.
Das liegt im wesentlichen an den Örtlichkeiten. TV on the Radio ist trotz ihres Erfolges noch immer eine Clubband, auf einer kleinen Bühne mit Publikumsnähe springt die Musik einfach besser herüber als in der Großen Freiheit 36. Besonders bei den beiden Hammersongs des unerreichten ersten Albums Desperate Youth, Blood Thirsty Babes, "The Wrong Way" und "Staring at the Sun" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Vor allem letzeres Lied, dass als letzte Zugabe eines der Höhepunkte des Konzerts bildete, ist eines derjenigen Stücke von TV on the Radio, in denen die Band ihre extatische Energie am besten ausdrückt. Das ersetzt den Drogentrip. Und man braucht ein Weilchen, um herunterzukommen, wenn ein Konzert mit so einem Song endet.
Hier ein etwas älterer TV Auftritt von 2004:

Sonntag, 23. November 2008

Wolf Parade - Gutes aus Kanada

Das Uebel & Gefährlich in Hamburg ist eine tolle Location. Nicht nur seine Lage im vierten Stock des Hochbunkers ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie man in den Konzertsaal kommt, ist eine besondere. Dies gilt allerdings nur, wenn wie an diesem Abend die kleine Konfiguration des Saals besteht, also die hintere Hälfte durch einen Vorhang abgetrennt ist. Dann nämlich gelangt man über einen großen Lastenaufzug in die Höhe, der von einem stets charmanten jungen Mann bedient wird. Dadurch erhölt das Gelangen in den Saal eine gewisse Dramatik.
An diesem Abend war die Band Wolf Parade der Grund für den Besuch in diesem tollen Club. Wolf Parade ist eine fünfköpfige Band aus Montreal. Diese Stadt hat in den vergangenen Jahre eine große Fülle an außergewöhnlichen Bands hervorgebracht, die bekannteste ist sicherlich Arcade Fire. Auch Wolf Parade spielt Indie-Rock mit einem Schuss Genie und Wahnsinn. Vor allem das zuletzt erschienene zweite Album der Band, At Mount Zoomer, ist absolut hörenswert.
Bevor man sich jedoch von Wolf Parades live Qualitäten überzeugen durfte, war der Platz auf der Bühne jedoch für das Trio Dag för Dag reserviert. Die Band kommt nicht aus Skandinavien, sondern aus San Francisco und spielt eher düsteren Rock ohne viele Scharmützel. Das Zusammenspiel der tiefen Töne von Bass und Gitarre mit der Stimme der Sängerin haben durchaus ihren Charme, wenn wenn mir auch insgesamt der Kick in dieser Musik gefehlt hat.
Dann betraten Wolf Parade die Bühne - nur zu viert, Keyboarder Hadji Bakara ist bei dieser Tour in Kanada geblieben, um an seinem PhD zu arbeiten. Doch auch so sorgte die Band für ausreichend Stimmung. Die Stücke sind live deutlich krachender und rockiger als auf Platte, dafür gehen manche leisere Töne und Finessen ein wenig unter. Das passte aber gut. Die beiden Sänger, die sich zu gleichen Teilen den gesanglich Part Teilen, ergänzen sich gut: Dan Boeckner an der Gitarre hat eine volle, rauchig aufgekratzte Stimme, die man ihm auch vom Aussehen her abnimmt, ich musste bei den von ihm vorgetragenen Stücken ein wenig an Modest Mouse denken. Dagegen ist das Organ von Spencer Krug eher sanft, ebenso wie seine Erscheinung.
Die Band war bestens aufgelegt, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass das Publikum ihr einen donnernden Empfang bereitete. Manche Stücke wurden geradezu bejubelt, bei Erkennung am Anfang und erst recht nach jeder stets sehr gelungenen Darbietung. Manche haben ja durchaus extatische Momente, was der Schlüssel zu einem guten Konzerterlebnis ist. 80 Minuten reiner Genuss!

Montag, 17. November 2008

Management

Ein Konzert an einem Wochenende ist nicht genug, man muss gleich am Sonntag Abend noch ein zweites dranhängen. Doch was bleibt einem anderes übrig, wenn eine DER Newcomerbands des Jahres in Hamburg weilt. Die "Neo-Hippies" von Mgmt waren im seit Wochen ausverkauften Uebel & Gefährlich zu gast."Neo-Hippies" waren auch viele im Publikum, neben Indie Kiddies in Rührenjeans, Hipstern und Musikinteressierten der Ü25 Generation war folgende Spezies im Publikum zu finden: Band oder Tuch im (am besten ein wenig langen und leicht gelockten) Haar, möglicherweise noch Spackenbrille auf der Nase und Kleider aus der Mottenkiste am Leib. Das konnte heiter werden. Statt mich weiter nach hinten zu den Normalos zu verziehen stand ich mitten in diesem Völkchen. Meine unmittelbaren Publikumsnachbarn hätten mir den auch beinahe deie Freude am Konzert genommen, so übertrieben aufgedreht wie sie waren, dazu musste natürlich alles Video- und Fotographisch festgehalten werden. Zum Glück haben sie sich bald in den Pulk direkt vor der Bühne gestürzt.
Doch genug genörgelt, ich war ja wegen der Musik da. Diese ist, wie soll ich sagen, eine Mischung aus Heile-Welt Musik und Elementen aus dem Rock sowie aus dem Elektobereich. Am besten selber mal anhören. Die fünfköpfige Band begann ihr Set erstaunlicherweise mit einem B-Track des Albums, bevor dann die eingängigeren Songs gespielt wurden, was die Euphorie des Publikums sich endlich entladen ließ. Jeder Song wurde mit begeistertem Erkennungsjubel vom Publikum gefeiert.
Das Auftreten von Mgmt vermischt Öko und Trash. Dazu kommt, dass Gitarrist und Schlagzeuger vom Aussehen her direkt von einer Metalband kommen könnten. Da erstaunt es wenig, dass live die rockige Seite der Songs in den Vordergrund rückt. Diese werden durch ausgedehnte Schweine-Gitarrensoli in die Länge gezogen. Man könnte teilweise meinen, dies sei eine 80er Spektakelrockband. Vom Metalbereich her kommen dabei einige Prog-Anleihen, insbesondere beim sehr langen Non-album Track in der Mitte des Sets. Man kann sich Mgmt jedenfalls durchaus als Stadionrockband vorstellen. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie die Vorläufer eines 80s-Rock Revivals wären und wage zumindest die Prognose, dass Mgmt eine ähnliche Entwicklung nimmt wie Muse und in wenigen Jahren Stadien füllen werden.
Den Abschluss des Konzert bildete dann aber doch eine sehr elektrolastige Version von "Electric Feel", für die Bassist und Schlagzeuger unbrauchbar wurden, da Bassbeat aus der Soundmachine kam. Da gefällt mir diese Version doch ein wenig besser:

Dienstag, 11. November 2008

Sentimentalpop vom Feinsten

Der November erweist sich in diesem Jahr einmal mehr als der Konzertmonat schlechthin. Man kommt nicht umhin, sehr viel Geld für dieses Vergnügen liegen zu lassen, doch bei so einer Dichte an musikalischer Qualität, wie man sie dieser Tage auf den Hamburger Clubbühnen geboten bekommt, bleibt einem als begeisterter Konzertgänger nichts anderes übrig. Vor lauter Konzertroutine hätte ich am Samstag Abend beinahe die Hälfte eines weiteren Heighlights verpasst. Mich darauf verlassend, dass der Elbow Gig im Uebel & Gefährlich wie immer um 21 beginnen würde, vertrödelte ich meinen samstäglichen Vorabend mit Kochen und Sportschau schauen. Als ich dann um Viertel vor neun meine Konuertkarte einsteckte, bin ich kurz vor Schreck erstarrt: Konzertbeginn war 20 Uhr!
Dank meiner hart erarbeiteten sportlichen Fitness schaffte ich es mit dem Rad gerade rechtzeitig zu Beginn des Elbow Auftritts in den Hochbunker. Zur Strafe musste ich mich mit einem nicht ganz optimalen Platz im hinteren Teil des sehr langgestreckten Clubs begnügen. Auch die Band war übrigens von der Tiefe des Raumes beeindruckt und ließ die Menge prompt zu jedermanns Vergnügen eine umgekehrte LaOla proben (d.h. alle sollten sich bücken), was auch gut klappte (natürlich auch schon bei YouTube zu sehen....
Nun aber zur Musik. Elbow sind - bei Kritikern und denjenigen, die sie kennen - die unbestrittenen Meister des, nennen wir es mal Sentimentalpops. Mit anderen Worten, Pop-Rock, der unter die Haut geht, ohne Schnulzig zu sein. Während die Publikumslieblinge dieses Fachs Coldplay, Snow Patrol, Keane und Co. sich jedoch mit Konzerten in Großen Hallen und millionen verkauften Platten eine goldene Nase verdienen, ist die Anhängerschaft von Elbow deutlich überschaubarer. Dies liegt sicherlich daran, dass deren Songs beim ersten Hören nicht so eingängig sind. Dafür gehen sie einem aber nie auf die Nerven.
Von ihrer Musik leben können die Mitglieder von Elbow aber durchaus ganz gut, und während man Coldplay für gut 60 Euro in der ColorLine Arena anschauen muss, bekommt man Elbow für einen zwanziger in eiinem deutlich netterem Rahmen zu hören. Meine angesichts der Qualität der Musik sehr hohen Erwartungen an das Konzert wurden erfüllt. Man wird komplett gepackt, die Klänge gehen unter die Haut und man kann in der Musik versinken, zumal die Band bie vielen Stücken von drei Streicherinnen verstärkt wird. Schon relativ früh während des Konzert wird der meiner Meinung nach beste Song der Band gespielt, "Leaders of the Free World", bei dem sich bei mir vom Nacken ausgehend die Gänsehaut ausbreitete und die Emotionen hochkochten. Ansonsten lag der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben. Letzteres, The Seldom Seen Kid, stellt meiner Ansicht nach auch den vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von Elbow dar. Kleiner Wermutstropfen: einer meine Liebligsstücke "Ribcage" wurde leider nicht gespielt.
Angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder von Elbow schon seit 18 Jahren in dieser Formationen zusammen spielen braucht nicht erwähnt werden, dass im Zusammenspiel alles stimmt. Zudem hat Sänger Guy Garvey einfach eine Hammer Stimme. Die Stimmung auf der Bühne ist ser gut, es wird gescherzt und viel erzählt, jedoch nicht so viel wie bei manch einer Hamburger Band... Nach knapp 100 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei, Elbow verabschieden sich mit "see you next year", das macht Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Auf Fabchannel kann man sich das Konzert im Amsterdamer Paradiso anschauen, wenn ich mich nicht täusche mit der gleichen Setlist wie an diesem Abend im Uebel & Gefährlich.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Reepernbahnfestival 08 – Freitag

Freitag schliefen wir aus und verbrachten den Tag mit Spaziergängen in Wassernähe, sodass wir fit waren für den Konzertmarathon am Abend. In der Tat hatten wir einiges vor, ich hatte vorab den Freitag als den Tag ausgemacht, an dem die größte Dichte an sehr guten Acts festzustellen war, sodass auch die Entscheidung nicht leicht fiel, was wir anschauen würden.Wir begannen den Abend in der Großen Freiheit 36, wo Peter Licht, der etwas skurrile deutsche Singer Songwriter den Anfang machte. Der Herr, von dem es keine offiziellen Fotos gibt, zieht zu meinem erstaunen ein sehr zahlreiches Publikum an. Ich hätte eher gedacht, das sei mehr was für Nerds. Mal wieder der Beweis, dass ich die Popularität von Musikern absolut nicht einschätzen kann.

Es folgte der aktuelle Held der deutschen Indieszene, Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon. Allein die Musik (mit Anklängen an Radiohead und Arcade Fire) macht jedes Konzert dieser Band lohnenswert, doch wie schon bei ihrem Konzert, das ich Anfang des Jahres in Berlin gesehen hatte, fehlt es Herrn Gropper noch immer ein wenig an Bühnenpräsenz. Trotzdem war ich begeistert, gehört doch das Debutalbum Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahres.

Entgegen unserer ursprünglich Pläne blieben wir dann noch in der Großen Freiheit, um uns Portugal.The Man anzusehen. Das war eine meiner persönlichen Entdeckungen des Festivals. Auf Platte war ich von der sehr in Richtung Prog gehenden Musik der Band aus Alaska nicht unbedingt überzeugt, live war ich hingegen sehr angetan. Das geht so richtig ab, man kann sich von den über zehnminütigen Stücken berauschen lassen. Das ist ein wenig wie Muse in weniger massentauglich.

Wir gingen dennoch vor Ende des Sets, da ich unbedingt The Rakes im Uebel & Gefährlich sehen wollte. Wir kamen dort auch gerade rechtzeitig für den Anfang von deren Set an, doch die Mädels verließen den Club gleich wieder, da ws ihnen zu voll war. Ich kämpfte mich jedoch durch in die sehr zivilisierte „Pogo-Zone“, wo man schön Platz hatte und abgesehen von ein bisschen Rumschgeschubse ganz gemütlich dem Konzert lauschen konnte. The Rakes sind noch immer die alten, der energetische und sehr tanzbare Indie-Rock passte an diesem Abend hervorragend und die Stimmung war grandios. Zudem wurde einige neue Stücke gespielt, die Lust auf das nächste Album machen!

Auch nach diesem Konzert war dann keine Zeit für eine Pause, ich überquerte schnell die Straße und zwängte mich in den Bumsvollen Knust. Ich hatte Glück und Bon Iver hatten ihr Set mit deutlicher Verspätung begonnen. So konnte ich zwar nur von weit hinten, aber mit guter Sicht und komplett diesem absoluten Highlight lauschen. Diese Newcomerband aus Wisconsin ist ein Juwel, das kann man nicht anders sagen. Einfach nur schöne, ziemlich folkige Musik, Gesang, der zu großen Teilen im Falsett stattfindet, ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war eindeutig eines der Konzerthöhepunkte des Jahres. Hoffentlich kommt Bon Iver bald wieder nach Deutschland. Bei dem Empfang, der ihnen beim Reeperbahnfestival bereitet wurde, bin ich jedoch guter Dinge. Sie konnten es kaum fassen, wie begeistert das Publikum war und blieben so lange auf der Bühne, bis sie keine eigenen Stücke und Cover mehr hatten, die sie spielen konnten.

Da es dann nicht mehr in Frage kam, ein solches Erlebnis durch irgendeine Indieparty zu zerstören und wir uns nach diesem Konzertmarathon unser Bett verdient hatten, war dann somit auch der zweite Tag schon zu Ende.