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Montag, 27. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Freitag

Ich hatte die weise Entscheidung getroffen, mir den Freitag frei zu nehmen, sodass ich ausgeschlafen und entspannt in den zweiten Festivaltag gehen konnte. Dieser begann für mich schon früh mit dem Besuch von Rays Reeperbahn Revue, wo der alte Haudegen Ray Cokes ausgewählten Bands die Chance gibt, sich kurz vorzustellen und unterhaltsam mit ihnen plaudert. Heute dabei: Cosmo Jarvis, Stornoway, The late Call und Balthazar. Allesamt tolle Künstler, von denen ich aber aus Zeitgründen leider nur Stornoway später auch in concert sehen würde.

Der Konzertabend begann mit einem ersten Höhepunkt im Docks, wo Wolf Parade spielten. Ich mag die Band aus Montreal schon lange sehr gerne. Energischer Indierock vom feinsten, der hier zu dieser frühen Stunde ein wenig verschleudert wurde. Besser wäre eine etwas kleinere Bühne zu späterer Stunde gewesen. Toll war's trotzdem. Angesichts der kurzen Spielzeit wurden ohne viel Aufhebens die Stücke hintereinanderweg gespielt, ich habe alle gehört, die ich hören wollte.


Dann schwang ich mich auf's Rad, um noch rechtzeitig im Knust anzukommen, wo Stornoway ihren Auftritt hatten. Da der Club ja ein wenig abseits von der Reeperbahn liegt, hatten sich hier kaum Zufallsbesucher eingefunden, sodass auch dieses Konzert nicht sonderlich gut besucht war. Eine gute Gelegenheit, um zauberhaft schönen Folk der vier jungen Oxforder zu genießen. Sie kommen ein wenig nerdig und sehr sympathisch daher, Sänger Brian Briggs sorgte zwischen den Stücken mit aufgeschnappten deutschen Redewendungen für beste Stimmung. Es war schwer, nach diesem kuscheligen Set wieder raus in den Regen zu gehen.

Mit dem Rad ging es dann zurück zum Kiez, genauer gesagt ins Indra. Die isländische Band Who Knew spielte hier. Ich fühlte mich durch die Musik einige Stunden zurück versetzt, da sie an den Klang von Wolf Parade erinnerte. Sehr erfreulich und immer wieder erstaunlich, wie ein 300.000 Einwohner Staat wie Island so viele gute Musiker hervorbringen kann.

Weiter geht es dann im Imperial Theater. Ein Abstecher hierher ist beim Reeperbahn Festival fast schon Pflicht. Es ist die einmalige Gelegenheit, ein Konzert vor einer Edgar Wallace Bühnenkulisse zu besuchen und gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf den gemütlichen Theatersitzen auszuruhen. Wenn dabei auch noch eine so gute Band wie Goldheart Assembly dazu spielt, umso besser. Die sehr sympathischen Briten machen harmonischen und gar traumwandlerischen Folk-Pop, der live wie auf Platte schwer begeistert.

Frisch ausgeruht waren wir nun bereit für das letzte Konzert des Abends, das kräfteraubender sein sollte. Wieder waren es Isländer, die im Docks auf uns warteten, doch ein ganz anderes Register wie wenige Stunden vorher im Indra. FM Belfast sind eine Elektro-Spaßkapelle à la Deichkind, doch in gut. Sie ziehen mit recht einfachen Mitteln eine mitreißende Show auf der Bühne ab und bringen zu dieser späten Stunde (das Konzert beginnt um halb 2) das Publikum nochmal zu toben. Alle Müdigkeit ist vergessen, es wird getanzt und gesprungen. Die XL-extended Version von „Underwear“ (siehe Video unten) bekommt man dann auch tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Auch die Neuinterpretation von „Killing in the Name of“ vergisst man nicht so schnell. Wenn FM Belfast in Deine Nähe kommt, geh hin. Es lohnt sich!


Noch etwas aufgedreht machen wir noch einen kurzen Abstecher in der Prinzenbar, wo das Friska Viljor DJ Team auflegt. Doch für viel mehr als die Feststellung, dass die beiden Spaßvögel ihrem Ruf gerecht werden und sich bereits ordentlich einen hinter die Binde gekippt haben reicht die Kraft nicht mehr. Ab ins Bett, einen Abend müssen wir ja noch durchhalten!

Sonntag, 12. September 2010

So schön kann Pop sein: Stars im Knust

Es gibt Musik, der kann man einfach das Attribut schön erteilen. Das gilt besonders für das künstlerische Schaffen der Stars aus Montreal, denen das Kunststück gelingt, ein Album nach dem anderen hervorzubringen, das jeweils besser als das Vorgängerwerk ist. Die Tour, auf der das letzte Werk der Band The Five Ghosts bespielt wird, führte die Kanadier auch nach Hamburg, sodass ich endlich Stars einmal live erleben konnte.

Was soll man sagen, es ist wunderbar. Der sanfte Gesang von Amy Millan und Torquil Campbell harmoniert wunderbar und passt perfekt zur unaufgeregten Musik. Stars beherrschen die Kunst der sanften Steigerung und kitzeln mit ihren Stücken die Emotionen aus dem Publikum. Zudem ist das ganze sehr geschmackvoll: die Bühne ist mit Blumen dekoriert, die im Laufe des Sets nach und nach ins Publikum geschleudert werden. Die Band ist an diesem Abend gut aufgelegt und interpretiert die Zurückhaltung des Publikums richtig als stilles Genießertum. Stars sind nicht die ersten, die das angesichts zahlreicher Songs der eher ruhigen Art zu schätzen wissen. Man ist denn auch überwältigt von der Live-Qualität der Band. Bei jedem Song denke ich, „ach,wie schön, das Lied gibt es ja auch noch“ und freue mich, das zu hören.

Das über eineinhalbstündige Set ist nicht nur kurzweilig, es ist genau das richtige, um zum Wochenende den Kopf frei zu bekommen und außer der Musik alles zu vergessen. Schon jetzt kann ich sagen, das ist eines der Konzerte des Jahres. Stars, kommt bald wieder!

Quelle für Foto: Flickr

Sonntag, 29. August 2010

Konzertbesuch aus Nostalgie – We Are Scientists im Knust

In der letzten Ausgabe des Musikexpress gibt es eine durchaus lesenswerte Betrachtungvon Albert Koch zum Thema Indie. Darin wird unter anderem der Zustand beklagt, dass es vielen der zurecht hochgelobten Indiebands des Ausnahmejarhgangs 2005 nicht gelungen ist, gute zweite Alben zu veröffentlichen und ihr musikalisches Schaffen seither darin besteht, schlechtere Kopien ihres Debütalbums zu produzieren. We Are Scientists werden zwar in diesem Artikel nicht genannt, doch auch sie kann man durchaus zur Liste von Indiebands zählen, auf die diese Feststellung zutrifft (hingegen stimme ich nicht bei allen im Artikel genannten zu).

Quelle für Foto: rocco blues

Nichtsdestotrotz konnte ich nicht widerstehen, als ich sah, dass We Are Scientists auf ihrer Tour auch in Hamburg halt machen sollten. Auch wenn ich von deren aktuellen Album Barbara nicht wirklich überzeugt bin sind mir die vielen guten Songs vom 2005er Werk With Love And Squalor noch so sehr in in Herz und Gedächtnis eingebrannt, dass ich die Band vermutlich immer mögen werde.

Ich habe es auch nicht bereut, zum Konzert gegangen zu sein. Zum einen werden stets alle Tanzbodenhits des Erstlingswerks gespielt. Zum anderen sind ja auch auf den beiden anderen Alben gute tanzbare Stücke dabei, die für sehr gute Stimmung im gut gefüllten Knust sorgen. Zudem sind die beiden Köpfe der Band, Keith Murray und Chris Cain, bestens aufgelegt. Sie könnten gemeinsam sicherlich auch gut als Comedians auftreten und werfen sich zwischen den Songs nur gegenseitig Sprüche an die Köpfe. Als dann auch noch ein als Chris Cain verkleideter Fan im Publikum identifiziert wird, gibt es kein halten mehr. Der Junge wird auf die Bühne geholt und bekommt seine 15 Minuten Ruhm, ohne jedoch dass es irgendwie in peinlicher Zurschaustellung enden würde.

Fazit: Aus Nostalgie hingegangen, überzeugt wieder rausgekommen. We Are Scientists lohnen sich noch immer.

Mittwoch, 11. August 2010

Oh Jens, what a night

Nein, nicht falsch verstehen. Ich schwelge nur noch in den Erinnerungen an die wunderbaren Gesangs- und Songwritertalente von Jens Lekman getern Abend im Knust. Das war mein erstes Konzert seit gut zwei Monaten und ich hatte schon ganz schön Sehnsucht, doch wurde gut entschädigt. Großer Auftritt samt siebenköpfiger Begleitband. Hier eine kleine Kostprobe:



Ich muss an dieser Stelle noch hervorheben, dass es auf der Homepage des Künstlerszahlreiche MP3s kostenfrei als Download gibt und man dort folgenden Satz lesen kann, den ich nicht unzitiert lassen will:
You can find free mp3's from my albums and EP's in the Presents section. Or you can download my entire records with filesharing programs, I don't mind that but if you like my music please support me - buy my records, come to my shows or make a Paypal donation to jens@srvice.com.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Vom Feinsten – Fanfarlo im Knust

Ich komme vom Folk nicht mehr wirklich weg. Obwohl, Fanfarlo ist ganz und gar kein Schrammelfolk, hier passiert was. Ich würde fast sagen, von den Newcomerbands der letzten Zeit könnte Fanfarlo diejenige sein, dich mich am meisten an Arcade Fire erinnert. Jedenfalls mögen die Briten die selbe Art von schnellen Gitarren- und Klavierrhythmen. Besonders ist hie zude die Vorliebe für den Dreivierteltakt. Ansonsten: einfach ein Genuss! Mein Lieblings-Song, "Harold T. Harold T. Wilkins or How To Wait For A Very Long Time" hier als Video und kleine Kostprobe der wunderbaren Musik dieser Wunderbaren Band. Gut, dass sie zum Dockville-Festival wieder nach Hamburg kommen.


Sehr angetan war ich auch von der Vorgruppe, Lawrence Arabia. Schöne Folkstückchen in mehrstimmigem Gesang, das ganze aus Neuseeland. Ähnliches gibt's zwar auch anderswo, aber egal. Mit gefällts.

Montag, 17. Mai 2010

Efterklang

Meine eigene Uninspiriertheit und Motivationslosigkeit soll nicht zu einem Post führen, der einer Großartigen Band nicht gerecht wird. Deshalb hier nur der Hinweis, dass ich letzte Woche ein sehr schönes Konzert der dänsichen Band Efterklang im Knust besucht habe. Hier ein Video (nicht von diesem Konzert), ume ienen kleinen Eindruck von der Genialität dieser Durchaus untypischen Musiker zu vermittelt.


Ich freue mich schon, Efterklang am Dockville Festival wieder zu sehen!

Freitag, 30. April 2010

Doch kein Kuschelkonzert – Noah And the Whale im Knust

Bei manchen Bands dauert es manchmal eine Weile, bis man sie richtig für sich entdeckt. So hatte ich zwar das Debut von Noah And The Whale Peaceful, The World Lays Me Down als es erschienen ist durchaus wohlwollend wargenommen. Doch erst als 2009 das zweite Werk der Band, The First Days Of Spring, erschien, wuchs mir die Musik von Noah And the Whale richtig ans Herz. Vielleicht muss einfach die Gemütslage stimmen. Inzwischen bin ich ein großer Fan des eher ruhigen, doch sehr orchestral arrangierten Folks der englischen Band um Charlie Fink. Die Alben finden sich sehr häufig auf der Playlist meines MP3-Players wieder.

Voller Vorfreude begab ich mich denn auch an diesem Abend ins Knust, da ich schon lange darauf brannte, Noah And The Whale live zu sehen. Ich war zunächst überrascht von den ziemlich bescheuerten Frisuren einiger Bandmitglieder, doch es geht ja hier nicht um das Aussehen. Das Konzert war dreigeteilt: um einen Mittelteil mit den traurigeren und etwas depressiven Balladen waren zu Anfang und am Schluss die Schwungvolleren Stücke gruppiert. Ich genoss das Konzert zwar aus vollen Zügen, doch mit etwas gemischten Gefühlen. Man hätte es sich zwar denken können, doch live werden die Stücke in weit weniger orchestralen Arrangements dargeboten, dafür sind einige deutlich rockiger. Das gibt der Musik eine etwas andere Qualität, als man sie von den Alben her kennt. Dennoch war ich sehr begeistert, denn es ging teilweise ordentlich ab, gab jedoch auch sehr herzerweichende und bewegende Momente, wie man sie von Noah And The Whale erwarten würde. Ich bin beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei.

Jedem, der Noah And The Whale noch nicht kennt (und allen anderen auch), empfehle ich die Zusammenarbeit der Band mit der Blogothèque. Wohl mit das beste „concert à emporter“, die es auf dieser wunderbaren Seite zu sehen gibt.

Dienstag, 29. September 2009

Reeperbahnfestival 09 - Tag Drei

Samstag begaben wir uns bereits sehr frühzeitig Richtung Kiez. Wir wollten nicht nur rechtzeitig um halb acht für The Cinematics im Docks sein, sondern vorher noch in Schmidt’s Theater zum Meet&Greet with Ray. Klingt ein wenig cheesy, war aber eine richtig nette Veranstaltung. Ray Cokes, bekannt aus frühen MTV Europe Zeiten, begrüßte auf der Bühne des Theaters in relativ intimer Atmosphäre einige der Künstler, die an diesem Abend auftreten sollten. Heute mit dabei: Dear Reader, Hellsongs, Animal Kingdom, Fight Like Apes sowie Heidi Happy. Jeder Künstler darf ein bis zwei Akustik-Songs darbieten und anschließend zum Smalltalk auf die Couch, dazu gibt’s immer gleich ein Paar Drinks. Ein guter Vorgeschmack auf den Abend, zumal wir einige der Bands noch einmal sehen sollten.

Nun ging es aber richtig los, und zwar mit The Cinematics im Docks. Die Musik dieser wunderbaren Band klingt ein wenig düster, zu ihren Inspirationen gehören sicherlich Joy Division. Gleichzeitig ist das ganze jedoch sehr tanzbar. Seltsam, dass The Cinematics so früh auf die Bühne geschickt und somit etwas unter Wert verkauft wurden. Allerdings war durchaus schon ein zahlreiches Publikum da, um die vier zu bejubeln.

Der Versuch, im Molotow das Ende des Sets der Fight Like Apes anzusehen scheiterte am großen Andrang, sodass wir gemütlich im Vorraum bei einem Bierchen der Musik lauschten und alsbald in die Große Freiheit 36 weiter zogen, wo der Auftritt von Jupiter Jones bevorstand. Es handelt sich dabei um eine Deutsch-Pop-Rock Band aus der Eiffel, deren Musik was von KettCar hat, mit weniger geistreichen Texten und mit einem kleinen Einschlag Tote Hosen. Teilweise ist man jedoch auch hart an der Grenze zu JuliSilbermond. Man kann sich gut vorstellen, wie sich junge Männer aus der Provinz zum Gesang von Nicholas Müller bierselig in den Armen liegen.

Nun trennten sich unsere Wege. Während Rémi seiner beim Hurricane Festival entdeckte Liebe zu Asteroids Galaxy Tour im Knust fröhnte, begab ich mich zurück ins Docks. Angesichts der Schlange fürchtete ich, es nicht mehr in das Konzert von Friska Viljor zu schaffen, doch die fröhlichen Schweden begannen gerade zu spielen, als ich die volle Halle betrat. Kaum zu glauben, dass ich die Band vor drei Jahren noch im Vorprogramm von Eagle*Seagull vor recht spärlichem Publikum im Karlsruher Substage gesehen hatte. Friska Viljor folgen noch immer demselben Rezept und spielen lustige melodische Trinklieder für Indie-Kids, wobei gerne ins Falsett gewechselt wird. Ein Spaß ist das allemal. Ich bin gespannt auf das im Oktober erscheinende dritte Album, denn die Stücke, die daraus dargeboten wurde waren eher der ruhigeren Art.

Ich wechselte schnell hinüber ins Molotow zur Band, die für mich persönlich die Entdeckung des Festivals sein sollte: Animal Kingdom. Ray Cokes hatte die vier Bilderbuch-Indiejungs in seiner Show (s.o.) mit Radiohead und Coldplay (als diese noch gut waren) verglichen. Das mag vielleicht noch ein wenig hoch gegriffen sein, doch die recht weibliche Gesangsstimme von Richard Sauberlich erinnert tatsächlich ein wenig an Thom Yorke. Die Musik ist jedenfalls wunderschön, das gerade erschienene Album Signs and Wonders wird es sicherlich auf die Jahresbestenlisten schaffen. Die Band war erstmals in Deutschland und hocherfreut, dass sie so gut beim Publikum ankamen. Ich hoffe, dass sie bald wieder nach Hamburg kommen.

Den Abschluss unseres heutigen Programms bildeten alte Bekannte, Dear Reader aus Südafrika. Ich sah diese sehr liebenswerte band bereits zum dritten Mal in diesem Jahr und es ist jedes Mal ein schönes Erlebnis. Man kann geradezu verfolgen, wie Dear Reader an Routine und Erfahrung auf Europas Bühnen gewinnt. Cherilyn MacNeil wickelt das Publikum noch immer mit ihrem Charme, ihrer folkig-innovativen Musik und ihren Texten um den Finger. Heute wurde die Band verstärkt durch ihren Produzenten Brent Knopf. Der Menomena-Gitarrist begleitet mit seinem Nebenprojekt Ramona Falls seine Schützlinge von Dear Reader auf Europatour. Ganz beseelt verließen wir das Grünspan und konnten nach drei Festivaltagen nicht mehr die Energie aufbringen, um noch irgendwo feiern zu gehen.

Samstag, 26. September 2009

Reeperbahnfestival 09 - Tag Zwei

Am Freitagabend ging es mit Auletta los, einer jungen Band aus Mainz. Die Jungs sahen aus wie aus dem Indie-Klischee Katalog, Röhrenjeans inklusive. Musikalisch ist Auletta eine Mischung aus den Kaiser Chiefs, den Wombats und Madsen, jedoch mit deutschen Texten. Erstaunlich war, dass sie es schafften, das doch recht große Docks ziemlich gut zu füllen. Das relativ junge Publikum war denn auch begeistert und es bildete sich sogar ein kleiner Pogo-Pit.

Da ich noch das Ende des Auftritts der Broken Records sehen wollte hörte ich mir die Zugabe nicht an und flitzte in die O2 World on Tour. Die Halle ist genau so, wie der Name klingt – ein Kommerz-Tempel. Irgendwie wirkt aufgrund der weißen Stühle und der Helligkeit alles sehr steril. Einziger Vorteil: Das Freigetränk für O2 Kunden. Die Broken Records spielten eigentlich ein super Set, aber auf Grund der unpassenden Halle kam nicht wirklich Stimmung auf. Pierre hatte sich das Konzert komplett angesehen und war von der Musik ebenso begeistert – Indie-Folk-Rock in der Schnittmenge zwischen Arcade Fire, den Frames und Okkervil River. Bleibt die Hoffnung, dass Broken Records noch einmal zu einem richtigen Clubkonzert nach Hamburg kommen.

Danach zogen wir weiter ins Knust, wo Eagle*Seagull Solo unterwegs war. Solo bedeutet in dem Fall ein Mann mit Gitarre in Begleitung einer Dame an der Geige. Irgendwie war es aber dann doch zu ruhig, also langweilig, sodass wir recht schnell wieder gingen. Zurück in unsere geliebte O2 World on Tour. Hier spielte mittlerweile Niels Frevert, Hamburger Singer-Songwriter. Er passte mit seiner ruhigeren, doch auch pompösen Musik etwas besser in diese Sitzhalle und schaffte es trotz Streicherbegleitung nicht zu kitschig zu sein.

Weiter ging die wilde Fahrt zurück ins Docks zu Maplewood. Der Gang zurück auf die Reeperbahn lohnte sich aber nicht wirklich, denn erneut war es etwas langweilig, was die vier Mannen um Nada Surf Mitglied Ira Elliot lieferten. In einem kleineren, intimeren Club wäre es sicher besser gewesen.

So ging es wieder schnell weiter, diesmal ins Uebel und Gefährlich zu Reverend and the Makers. Hier war es nicht langweilig. Der sehr von sich übberzeugte Sheffielder spielte unterstützt von seinen Makers ein wunderbares, vor allem tanzbares Set. Das ist elektroangehauchter britischer Indie-Rock. „Reverend“ Jon McClure lockte das Publikum mit seinem Engagement aus der Reserve und wurde frenetisch bejubelt. Am Ende rief uns der Reverend dazu auf, ihm nach draußen zu folgen. Hier folgte auf dem Parkplatz ein kleines Akustik-Set solo – sicherlich der Kult-Moment des Reeperbahnfestivals. Vor allem die Engländer im Publikum waren begeistert und einige von ihnen den Tränen nahe. Reverend and the Makers sind auf der Insel durchaus eine Größe, zwei Nummer Eins Hits und politisches Engagement des Sängers hinterlassen bei der Masse durchaus ihre Spuren.



Den Gang nach draußen bezahlten wir mit Warterei in einer kaum vorankommenden Schlange zurück ins Uebel und Gefährlich zwischen einigen nörgelnden Menschen. Diesen hatten den Fehler gemacht, sich ausschließlich die bekanntesten Bands ausgeguckt zu haben und waren kaum irgendwo reingekommen – man beachte, an diesem Abend hatten soeben Deichkind in der Großen Freiheit gespielt. Wir kamen dann aber doch noch rein, im Club spielten bereits seit einigen Minuten Who Made Who. Die drei Dänen machten dort weiter wo Reverend McLure aufgehört hatte – mit sehr tanzbarer Gitarren-Elektro-Musik. Böse Zungen könnten sagen, das ist Deichkind, aber mit englischen Texten. Ich höre so was jedenfalls nicht zu Hause, doch live ist das wirklich ein großer Spaß. Einfach nur tanzen. Zum Schluss fällt der Strom für die Instrumente aus, stattdessen wird kurzerhand das Publikum zum Tanzen auf die Bühne eingeladen und es gibt ein reines Gesangs-Schlagzeug Stück. Danach tat es gut, wieder raus an die frische Luft zu kommen.

Dienstag, 28. Juli 2009

Herman Düne

Mitten im Konzertsommerloch plötzlich ein kleines Konzerthighlight. Während man in diesen Sommermonaten vergeblich auf gute Clubkonzerte wartet (zu Recht – in potentiell vorhandener Sommerhitze macht ein Konzert im muffigen Club auch wenig Spaß), gab es letztes Wochenende doch ein kleines Zwischenhoch im Knust. Herman Düne kamen vorbei. Auch das Wetter spielte mit, es war eher frisch an diesem Abend – ausnahmsweise mal eine gute Sache.

Herman Düne ist eine unheimlich produktive Band aus Frankreich (!), deren Kern ursprünglich aus den Brüdern David-Ivar (auch: JJ) Herman Düne und André Herman Düne bestand. Letzterer hat aber inzwischen die Band verlassen und wurde durch den Schweizer Neman Herman Düne am Schlagzeug ersetzt. Unheimlich produktiv ist die Band, weil sie seit 2000 neun Alben herausgebracht hat, zudem mehrere EPs und zahlreiche Alben mit Nebenprojekten. Dieses erstaunlich große Werk hatte ich gar nicht richtig auf dem Schirm, als ich mich ins Knust begab und erwartete die übliche gute Stunde Musik, die man bei so einem Clubkonzert üblicherweise von der Hauptband serviert bekommt (vor allem bei einem abendkassenpreis von € 15,-). Das war falsch gedacht: es gab zwar keine Vorband, dafür spielten Herman Düne in über zwei Stunden ein famoses Konzert.

Aber fangen wir von vorne an. Die Musik von Herman Düne ist Folk, die Band wird gerne dem Genre Anti-Folk zugeordnet. Dies trägt ihrer Eigenschaft Rechnung, das Genre nicht allzu ernst zu nehmen und vor allem Ihren Texten – viele sind Liebeslieder – eine Prise Humor und Ironie einzustreuen. Herman Düne klingen musikalisch, als kämen sie direkt aus den USA, wenn man jedoch weiß, dass David Franzose ist, erklärt dies die manchmal ungewohnte Betonung mancher Phrasen. Unterstützt werden die beiden Kernmitglieder von Herman Düne vom Bassisten Ben Pleng.

Auf Platte plätschert die Musik teilweise ein wenig vor sich hin, sehr folkig halt. Live ist Herman Düne jedoch super. Es geht los mit zwei Akustiknummern von David alleine, dann kommen die beiden anderen hinzu. Es fällt auf, dass jedes Stück auf der Bühne in einem anderen Arrangement gespielt wird als auf den Alben – kein Wunder, denn dort wird auch gerne auf weibliche Gesangparts und Bläser zurückgegriffen. Das meiste wird auch etwas flotter gesielt. Es gibt Stücke aus dem ganzen Werk, auch ein paar neue Sachen (die letzte Platte ist ja immerhin bald schon ein dreiviertel Jahr alt). Die drei sind perfekt eingespielt, auf dem Schlagzeug werden bevorzugt die Toms genutzt. Der Bass hat eine prominente Rolle und trägt deutlich mehr zur Melodie bei als die üblichen Bassläufe. Dazwischen gibt es ausgedehnte Soli, doch auch mal leisere Töne. In der Mitte des Sets wird dann die Akustikgitarre gegen eine elektrische getauscht, gerade die Soli erhalten nun eine andere, etwas rockigere Qualität. Auch menschlich wirken die drei sehr sympathisch. Insgesamt sieht man ihnen den Spaß am Spielen an. Sonst hätten sie es auch keine 135 Minuten auf der Bühne aufgehalten. Davon war keine einzige langweilig. Schon wieder eine Band, die ich mir bei ihrem nächsten Besuch in Hamburg nicht entgehen lassen werde.

Von Herman Düne gibt es ein nettes Concert à Emporter von La Blogothhèque:


Donnerstag, 14. Mai 2009

Live noch immer eine Bank – Art Brut im Knust

Ein wenig erstaunt war ich Mittwochabend bei meiner Ankunft im Knust schon, dass das Konzert von Art Brut nicht ausverkauft war. Es war aber schon ganz gut was los, wobei sich ein beträchtlicher Teil des Publikums während des Auftritts der Vorband lieber draußen die Übertragung des 32. Spieltags der Fußball-Bundesliga anschaute als die Vorband Official Secrets Act im Inneren des Clubs. Damit haben sie was verpasst, denn das war durchaus hörenswert. Official Secrets Act ist zwar eine Gitarrenpoprock-Band wie es Britannien viele kennt, doch sie gehört auch zu denen, die aus der Masse herausragen. Die temporeiche Musik Richtung Wambats, Futureheads oder auch The Rakes ist hörenswert, eher amüsant sind auch so manche Ausflüge in die 80er Jahre. Ein paar Hits für die Indie-Party sind auf jeden Fall dabei.

Art Brut haben mit ihrem gerade erschienenen dritten Album Art Brut vs. Satan ein wenig enttäuscht, da der Wille zur Erneuerung fehlt. Man vertraut auf das alte Rezept: Eddie Argos deklamiert vor dem Hintergrund von rumpeligen Rockriffs geistreich-humoristische Texte über das Leben und die Liebe. An sich ist das auch noch immer gut, doch das Konzept ist ein wenig ausgelutscht. Vielleicht sollte sich Herr Argos – wie es Jan Wigger vorschlägt – dem Gedichteschreiben widmen. Doch dann gingen der Welt tolle Live-Konzert verloren. In der Tat bereute ich es keine Sekunde, nun bereits zum vierten Mal zu einem Konzert dieser Band gegangen zu sein. Von ihren Live-Qualitäten haben Art Brut nämlich nichts verloren. Eddie Argos, ein etwas aufgedunsener, recht hässlicher Londoner, und seine Band haben große Entertainerqualitäten. Um die Wünsche des Publikums und die eigene Stimmung zu berücksichtigen wird mal eben die Reihenfolge der Playlist umgeschmissen, zwischendurch werden passende lustige Geschichtchen erzählt. Herr Argos hatte (mal wieder) Rückenschmerzen, hat sich aber dennoch gut verausgabt.

Art Brut hat stark auf sein erstes Album vertraut, das fast komplett dargeboten wurde. Von den beiden Nachfolgern gab es jeweils nur das beste. So wollte es aber auch das Publikum. Sehr spaßig ist vor allem – neben den Songtexten an sich und den kleinen Anekdoten zwischendurch, wie Seitenhiebe gegen (erfolgreiche) andere Bands verteilt werden: übliche Verdächtige wie die Kaiser Chiefs, Razorlight, die Killers oder die Kings of Leon kriegen ihr Fett ab. Und natürlich U2 – der Geist des Song „Slap Dah For No Cash“ schafft es gleich auf das Band-T.Shirt: „Who wants to Sound like U2?“. Die Lieblinge kriegen dafür ein „top of the pops“!

Am Schluss schleppt sich Eddie Argos, demonstrativ vom Roadie gestützt, von der Bühne. Doch nicht nur er, auch die Zuschauer hatten sich verausgabt. Art Brut, top of the pops!

Montag, 11. Mai 2009

Long Distance Calling

Eigentlich müsste man meinen, dass sich im Zeitalter von Telefon-Flatrates, Billigvorwahlen und Skype keiner mehr besonders Gedanken über Ferngespräche macht. (außer vielleicht meiner Mitbewohnerin, die sich monatlich mit Telefonaten ohne Billigvorwahl nach Nicaragua ruiniert). Dennoch bleibt dieses Thema in der Popmusik erstaunlich relevant, wie beispielsweise der Hit von Phoenix „Long Distance Call“ zeigt. Fünf Junge Münsteraner haben gleich ihren Bandnamen dem Thema gewidmet uns sich Long Distance Calling genannt.

Die Musik von Long Distance Calling wird gerne dem Genre Postrock zugeordnet, wie man im allgemeinen instrumentale Musik bezeichnet, die unter hauptsächlicher Zuhilfenahme vom klassischen Rockinstrumentarium gemacht wird und von der so erzeugten Stimmung lebt. Man möchte meinen, Konzerte einer solchen Band könnten langweilig sein, so ist es aber ganz und gar nicht. Nur weil nicht gesungen wird heißt das nicht, dass die Musik einen nicht mitreißen kann. Gerade Postrock macht vor allem Spaß, wenn er laut ist, diese Voraussetzung wird beim Konzert geschaffen. Wenn die Band sich dann – wie an diesem Abend im Knust – aufgrund des Zuspruchs des Publikums verausgabt, sich zu mehreren Zugabenrunden hinreißen lässt und so zeigt, warum sie in ihrer musikalischen Nische geschätzt wird, kann man mehr als zufrieden sein.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Anmut und Schönheit

Wenn man zu einem Konzert geht, bei dem zwei Bands spielen, die sich nicht durch Tanz- sondern durch eher ruhige Musik auszeichnen, erwartet man nicht, dort abgehen zu können. Stattdessen erhofft man sich, von der Musik ergriffen zu werden und beseelt das Konzert zu verlassen.

So war es auch am Dienstag im Knust, da dort Great Lake Swimmers und Shearwater zu einer Double-Headliner Show auftraten. Den Beginn machten die in Toronto beheimateten Great Lake Swimmers. Die Band um Sänger Tom Dekker erinnert mit ihrer Musik an Vertreter der „Quiet ist the new loud“ Bewegung, an deren Spitze die Kings of Convenience standen. Die folkigen, eher ruhigen Lieder sind vor allem geprägt durch die sehr klare stimme des Sängers. Die Band übt sich auf der Bühne in Zurückhaltung, es wird nicht gerade viel mit dem Publikum kommuniziert. Das ist ein Auftritt der klar von der Musik lebt – da diese sehr schön ist, kann also nicht viel schief gehen. Die Stunde, welche die Band auf der Bühne verbracht hat, war dann aber auch genug. Mehr wäre wohl langweilig geworden.

Die Musik von Shearwater ist auch eher der ruhigen Art, doch der Auftritt dieser Band besitzt eine ganz andere Qualität. Shearwater könnte man als die Schwesterband von Okkervil River bezeichnen. Sie wurde von deren Mitgliedern Jonathan Meiburg und Will Sheff gegründet, um deren ruhigere, folkigere Ader auszuleben. Inzwischen haben sich die Wege getrennt, während Will Sheff nur noch Okkervil River seine Band nennt, ist Meiburg 2008 dort ausgestiegen und konzentriert sich auf Shearwater.

Dennoch ist die Verwandtschaft der Bands rauszuhören. Die Intensität der Musik Shearwaters ist dieselbe wie diejenige ihrer bekannteren Schwesterband. Nur sind die Songs eben ruhiger. Sie leben vor allem von der mächtigen Stimme ihre Sängers, die Band ist jedoch auch nicht von schlechten Eltern. Gerne wird auf Schlaginstrumente zurückgegriffen – neben dem Schlagzeug vor allem verschiedene Xylophone. Bei einigen Stücken wird mit 2 Bässen agiert, zudem wird die Palette durch Klarinette (vom Schlagzeuger gespielt) und die Trompete ergänzt. Schließlich hat Jonathan Meiburg eine starke Bühnenpräsenz und freut sich sichtlich auf der Bühne des Knust zu stehen, zumal seine Bands Ovationen des (recht überschaubaren) Publikums erntete. Das ist ein Abend, den man nicht so schnell vergessen wird.

Mittwoch, 22. April 2009

Konzertdoppelschlag am Wochenende

Zwei Tage, zwei Konzerte, eine Gemeinsamkeit – so könnte man mein musikalisches Wochenende zusammenfassen. Denn die beiden Bands Bishop Allen und The Von Bondies haben nicht viel gemeinsam – beide brachten es jedoch bei ihren Auftritten in Hamburger Clubs auf Bühnenzeiten von weniger als einer Stunde.

Dabei hätte Bishop Allen genügend Songmaterial zu bieten, um am Samstag das recht spärliche Publikum des Knust 3 stunden lang zu unterhalten. Vermutlich hätten das die fünf New Yorker und insbesondere der Leadsänger Justin Rice das konditionell nicht durchgehalten. Denn obwohl deren Songs nicht gerade zum heftigen Abgehen einladen, zappelt dieser ziemlich viel auf der Bühne herum. Gleich zu Beginn des Konzerts sammelte der Harvard-Absolvent übrigens große Sympathien beim Publikum, da er sich bemühte, in ansehnlichem Deutsch mit den Konzertbesuchern zu kommunizieren. Die Musik ist Singer-Songrwriter Indie-Pop mit Folkeinflüssen, man könnte sagen Bright Eyes in gut gelaunt. Live ergibt das ein schönes Konzert, das ich am Ende hoch erfreut verließ. Einziger Wehmutstropfen neben der kurzen Dauaer: mein Lieblingslied „Dimmer“ habe ich nicht zu hören bekommen – doch Songmaterial aus 12 EPs und drei Alben erlaubt sicherlich eine wechselnde Setlist von Abend zu Abend. Einen Bericht über eine weitere Station der Deutschlandtour gibt es in kürze an dieser Stelle.

Sonntagabend ging es dann ins Molotow, das The Von Bondies fünf Jahre nach ihrem zu Hochzeiten des Garagerock erschienenen letzen Albums als Startpunkt für ihre Europatour zum neuesten Oeuvre Love, Hate And Then There's You gewählt hatten. The Von Bondies haben eine gewisse Bekanntheit im Boulevard erlangt, da ihr Sänger und kreativer Kopf Jason Stollheimer nach einem heftigen Streit von Jack White krankenhausreif geprügelt wurde. Das hat selbstverständlich nichts mit deren Musik zu tun, die inzwischen ein wenig poppiger geworden ist, ohne dass dem Gitarrenrock der Rücken gekehrt wurde. Mir gefällt diese Entwicklung, ich finde das neue Album gut gelungen. Auf der Bühne steht Stollheimer als breitbeiniger Rocker klar im Mittelpunkt, umrahmt von den beiden Damen, Lee-Ann am Bass und Christy an der Gitarre. Mal keine Indie-Mädels in Schlabberkleidern, sondern sexy Rockbräute. Das hat durchaus was… Ergänzt wird das Trio durch das neben dem Sänger einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band, Schlagzeuger Don Blum.

Mich hat übrigens ziemlich erstaunt, dass eine Band wie The Von Bondies, die durchaus kleinere Charterfole in den USA und auf der Insel gefeiert hat, nicht einmal das Molotow ganz füllt. Auch die Publikumszusammensetzung aus etwas reiferen Herrschaften und Obesstufenschüler war interessant. Wie häufig an einem Sonntagabend waren die Anwesenden ein wenig lahm, was aber die Band nicht vom mächtigen Musikmachen abhielt.

Erwähnenswert ist auch die Vorband Hot Panda aus Kanada, die im Molotow ihre erste Darbietung in Europa überhaupt gaben. Die augenscheinlich noch sehr junge Band beschriebt ihr Musik auf ihrer Homepage folgendermaßen:

The result is a swath of tunes that sound like anything and everything. Brit pop, gypsy swing, opera solos, Robert Pollard style lo-fi jangles, glammy Roxy Music keyboards, and "melodies that will be impossible to dislodge from your temporal cortex" (ChartAttack), all find their home in the music of Hot Panda... sometimes all in the same song!”
Kann man durchaus unterschreiben – die Bandbreite ist groß, es gibt innerhalb der Songs einige Tempo- und Stilwechsel. Das hat was.

Sonntag, 16. November 2008

The French German ist jetzt ein Fan von...

Okkervil River: Eine Band, die ich bisher mochte und deren Musik ich gerne hörte, ohne dass sie zu meinen absoluten Lieblingen zählte. Seit ich Okkervil River jedoch gestern live auf der Bühne des Knust erlebt habe, hat sie mich als Fan gewonnen.Okkervil River ist stark geprägt durch Ihr einzig verbliebenes Gründungsmitglied, Will Sheff. Dieser ist nich nur ein exzellenter Songschreiber, sondern auch ein hervorragender Sänger, wie sich live herausstellte. Allerdings ist die Band in ihrer aktuellen Besetzung auch nicht von schlechten Eltern. Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppierung sind allesamt Multiinstrumentalisten, sodass neben den klassischen Instrumenten des Rocks auch Trompete, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika sowie diverse Rasseln und Percussioninstrumente zum Einsatz kommen. Bassist Patrick Pestorious verfügt zudem über eine wunderschöne Stimme, deren Bass als Ergänzung zu Will Sheffs Gesang den Songs eine zusätzliche Qualität verleiht. Das musikalische Ergebnis des ganzen wird of gern einfach Indie genannt, was jedoch über die Musik an sich weniger aussagt als über die Einstellung der Band und ihre Anhängerschaft. Schlussendlich handelt es sich um Singer-Songwriter Folk, typisch amerikanische Musik eben.
Kommen wir nun zum Konzert. Die Eröffnung des Abends machte die Band Lawrence Arabia, die ursprünglich aus Neuseeland stammt. Deren Kopf James Milne war zeitweise Tourbassist von Okkervil River, entprechend ist es nicht ersautnlich, dass die Musik der beiden Bands sich ähnelt. Lawrence Arabia war folglich eine gute Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends, ihr sehr schöner Folk wurde vom Publikum denn auch begeistert aufgenommen.
Die Pause zwischen den Bands konnte man nutzen, um sich im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Knust nach vorne zu arbeiten, um für den Beginn der Darbietung der Headliner des Abends auf einem guten Posten zu stehen. Ein Okkervil River Konzert ist kein Abgehkonzert, aber man möchte doch gut platziert sein. Als die Band die Bühne betritt bemerkt man zunächst die frappierende Ähnlichkeit Will Sheffs mit John Lennon, was sicherlich aufgrund der Frisur und der Auswahl der Brille nicht ganz ungewollt ist. Ohne viel Gerede zwischen den Songs werden vor allem Stücke aus den zuletzt veröffentlichten Zwillingsalben The Stage Names und The Stand Ins gespielt, gespickt mit einigen älteren Songs. Der zu Beginn des Konzert etwas erhöhte Alkolisierungsgrad des Sängers wirkt sich nicht negativ aus.
Nach und nach steigt im Saal die Stimmung, nicht nur ich, sondern auch der Rest des Publikums wir zunehmend durch die Songs gepackt. Entsprechend stiegern sich im Laufe des Abends die Begeisterungsstürme. Diese Gipfeln gegen Ende des Sets, als "Lost Coastlines", "John Allyn Smith Sails" (inspiriert durch Van Morrisons "I Wanna Go Home") und natürlich "Unless It's Kick" gespielt werden. Da gibt es kein Halten mehr. Als Zugaben gibt es noch ein Cover von John Lennon's "I didn't mean to hurt you" sowie zwei weitere Songs, die alle begeistern, bevor dann nach insgesamt 100 Minuten Dauer Schluss ist. Danach kann man beseelt nach Hause gehen.

Samstag, 8. November 2008

Die Schwarzen Kinder

Eine Rockband mit schwarzen und gleichberechtigen männlichen und weiblichen Mitgliedern? Jedes für sich kommt selten genug vor, beides zusammen ist in der von jungen Männern aus der weißen Mittelschicht dominierten Welt der Rockmusik einmalig, würde ich behaupten. Das sind die Black Kids, drei Jungs und zwei Mädels aus Jacksonville, Florida. Jungs und Mädels, weil es sich hier mal wieder um absolute Jünglinge handelt. Was dabei rauskommt ist sehr hörenswerter, poppiger Gute-Laune-Rock, der auch vor sexueller Aufladung strotzt.

So kam das ganze auch beim gestrigen Konzert der Black Kids im Hamburger Knust rüber. Auch konnte der Kontrast zur leider etwas unausgegoren wirkenden Musik der dänischen Vorband Sterling International nicht größer sein. Letztere machen bombastischen Powerpop und wollen wohl die Killers, Franz Ferdinand und Duné gleichzeitig sein. Das ist etwas viel des Guten und verbunden mit dem allzu großen Ego des Sängers (irgendwie typische für diese Art Band aus Skandinavien) schwer zu ertragen. Schade, denn es waren durchaus ein paar gute Passagen in den Songs, wenn auch vieles sehr von anderen Abgeschaut klang. Die Black Kids hingegen sind sehr routiniert unt entspannt, das Zusammenspiel ist perfekt, die beiden etwas molligen Sängerinnen spielen ihre weibliche Reize gekonnt aus und der Sänger ist einfach eine Coole Sau. Das Publikum war entsprechend begeistert und ging von der ersten Minute an ab. Wie erwartet weilte der Spaß leider nicht allzu lange, bei nur einem Album haben die Black Kids nunmal nicht so viele Stücke suf Lager, die sie darbieten können.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Reepernbahnfestival 08 – Freitag

Freitag schliefen wir aus und verbrachten den Tag mit Spaziergängen in Wassernähe, sodass wir fit waren für den Konzertmarathon am Abend. In der Tat hatten wir einiges vor, ich hatte vorab den Freitag als den Tag ausgemacht, an dem die größte Dichte an sehr guten Acts festzustellen war, sodass auch die Entscheidung nicht leicht fiel, was wir anschauen würden.Wir begannen den Abend in der Großen Freiheit 36, wo Peter Licht, der etwas skurrile deutsche Singer Songwriter den Anfang machte. Der Herr, von dem es keine offiziellen Fotos gibt, zieht zu meinem erstaunen ein sehr zahlreiches Publikum an. Ich hätte eher gedacht, das sei mehr was für Nerds. Mal wieder der Beweis, dass ich die Popularität von Musikern absolut nicht einschätzen kann.

Es folgte der aktuelle Held der deutschen Indieszene, Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon. Allein die Musik (mit Anklängen an Radiohead und Arcade Fire) macht jedes Konzert dieser Band lohnenswert, doch wie schon bei ihrem Konzert, das ich Anfang des Jahres in Berlin gesehen hatte, fehlt es Herrn Gropper noch immer ein wenig an Bühnenpräsenz. Trotzdem war ich begeistert, gehört doch das Debutalbum Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahres.

Entgegen unserer ursprünglich Pläne blieben wir dann noch in der Großen Freiheit, um uns Portugal.The Man anzusehen. Das war eine meiner persönlichen Entdeckungen des Festivals. Auf Platte war ich von der sehr in Richtung Prog gehenden Musik der Band aus Alaska nicht unbedingt überzeugt, live war ich hingegen sehr angetan. Das geht so richtig ab, man kann sich von den über zehnminütigen Stücken berauschen lassen. Das ist ein wenig wie Muse in weniger massentauglich.

Wir gingen dennoch vor Ende des Sets, da ich unbedingt The Rakes im Uebel & Gefährlich sehen wollte. Wir kamen dort auch gerade rechtzeitig für den Anfang von deren Set an, doch die Mädels verließen den Club gleich wieder, da ws ihnen zu voll war. Ich kämpfte mich jedoch durch in die sehr zivilisierte „Pogo-Zone“, wo man schön Platz hatte und abgesehen von ein bisschen Rumschgeschubse ganz gemütlich dem Konzert lauschen konnte. The Rakes sind noch immer die alten, der energetische und sehr tanzbare Indie-Rock passte an diesem Abend hervorragend und die Stimmung war grandios. Zudem wurde einige neue Stücke gespielt, die Lust auf das nächste Album machen!

Auch nach diesem Konzert war dann keine Zeit für eine Pause, ich überquerte schnell die Straße und zwängte mich in den Bumsvollen Knust. Ich hatte Glück und Bon Iver hatten ihr Set mit deutlicher Verspätung begonnen. So konnte ich zwar nur von weit hinten, aber mit guter Sicht und komplett diesem absoluten Highlight lauschen. Diese Newcomerband aus Wisconsin ist ein Juwel, das kann man nicht anders sagen. Einfach nur schöne, ziemlich folkige Musik, Gesang, der zu großen Teilen im Falsett stattfindet, ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war eindeutig eines der Konzerthöhepunkte des Jahres. Hoffentlich kommt Bon Iver bald wieder nach Deutschland. Bei dem Empfang, der ihnen beim Reeperbahnfestival bereitet wurde, bin ich jedoch guter Dinge. Sie konnten es kaum fassen, wie begeistert das Publikum war und blieben so lange auf der Bühne, bis sie keine eigenen Stücke und Cover mehr hatten, die sie spielen konnten.

Da es dann nicht mehr in Frage kam, ein solches Erlebnis durch irgendeine Indieparty zu zerstören und wir uns nach diesem Konzertmarathon unser Bett verdient hatten, war dann somit auch der zweite Tag schon zu Ende.

Mittwoch, 10. September 2008

Frsika Viljor

Das ist Partymucke für Indiekids: alkoholisiertes Lalala, schöne Melodien, lustige Band. Das ist Friska Viljor. Ich erlaube mir, einen Bericht des Konzerts in Berlin zu klauen:
"Bravo! Die zwei schwedischen Trunkenbolde sind echt der Hammer. Aber gut, lag auch viel am Publikum, dass komplett (!) ab dem ersten Song abging. Das Konzert war im Festsaal Kreuzberg, ein ziemlich kleiner, aber netter Raum, der jedoch über eine schlechte Belüftung verfügt. Ergo, nach drei Songs waren alle nassgeschwitzt, weil es tierisch heiss war, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat."
Ganz so schnell ließ sich der kühle Hanseat im Publikum des Hamburger Knust nicht begeistern. Am Ende des mit Hits und ein paar Lückenfüllern gespickten Konzerts war jedoch auch hier die menge so begeistert, dass Friska Viljor zu drei Zugabenrunden ermuntert werden konnte, darunter eine letzte, komplett in Einklang mit den Fans gesungene Version des großen Ohrwurms "Shotgun Sister".

Montag, 18. August 2008

Louis XIV

Da das Wetter draußen schon recht herbstlich ist, kann man auch den Konzertherbst einläuten. Da eine Band, die mich seit dem Erscheinen ihres ersten Albums Best Little Secrets Are Kept im Jahr 2005 als Fan gewonnen hat, ein Konzert im Knust gab, war die Gelegenheit gefunden, dies in die Tat umzusetzen. Praktischerweise verweilte am Wochenende auch mein häufiger Konzertmitgänger aus Berlin in Hamburg, sodass wir am Sonntag Abend das Wochenende im Knust ausklingen lassen konnten. In diesem Club werde ich wohl noch häufiger sein, da das Programm ziemlich meinen musikalischen Vorstellungen entspricht.

Die Vorband Everlaunch kannte ich schon als Konzerteröffner von Hard Fi, was aber nicht schadete, da sie nett anzuhören war. Das ist guter Indie-Rock aus Deutschland, nicht unbedingt sehr originell, aber mit viel Instrumentenbeherrschung und guten Riffs und Melodien vorgetragen. Mal sehen, was das überfällige erste Album so mit sich bringen wird.

Auch wenn mich das vor einigen Wochen erschienene Zweitwerk Slick Dogs And Ponies von Louis XIV ein wenig enttäuschte, wollte ich mir dieses Konzert nicht entgehen lassen. Die Band selbst scheint zu wissen, dass ihr Erstling ihr besser gelungen ist, da fast alle Stücke dieses Albums gespielt wurden, hingegen nur die besseren des zweiten. Live hört man bluesige Einflüsse im Indie-Rock der Kalifornier deutlich heraus, es gibt einige nette Soli. Das Wechsel zwischen dem erstaunlich kräftigen Gesangs des bärtigen Gitarristen Brian Karscig (das Bild rechts ist wohl älter...) und dem an Sprechgesang angelehnten Vortrag von Sänger Jason Hill macht sich gut. Letzterer leerte während des Konzerts in kurzer Zeit eine halbe Wodkaflasche, was sich aber nur zwischen den Stücken bei den Ansagen bemerkbar machte. Schade, dass das Publikum ein wenig von Sonntagabends-Trägheit gelähmt war (ich auch), die Band hätte durchaus ein wenig mehr Engagement verdient.