Dienstag, 22. Februar 2011
Konzertüberblick Winter 2011
Sonntag, 26. Dezember 2010
Konzerte des Jahres 2010 – The French German
- Arcade Fire @Tempodrom Berlin
- Wilco @Laeiszhalle Hamburg
- Mumford and Sons @Docks Hamburg
- Interpol @Tempodrom Berlin
- Broken Bells @Uebel&Gefährlich Hamburg
- Foals @Markthalle Hamburg
- Stars @Knust Hamburg
- Jamie Cullum @Stadtpark Hamburg
- Two Door Cinema Club @Docks Hamburg
- Labrassbanda @Reeperbahnfestival (Große Freiheit 36) Hamburg
Dienstag, 21. Dezember 2010
Konzertüberblick Dezember
Am Abend nach meiner Firmenweihnachtsfeier wog die Müdigkeit noch schwer, als ich mich zum Konzert von Kashmir ins Uebel&Gefährlich begab. Doch für diese Band nehme ich das in Kauf, weiß ich doch aus Erfahrung, dass sich die Konzerte lohnen. Die Musik wird gerne in die Nähe von Radiohead gerückt, manche finden aufgrund der Ähnlichkeit Kashmir gar überflüssig. Damit ist den Dänen aber Unrecht getan, denn dann gäbe es so schöne Songs wie „Aftermath“, „Kalifornia“ oder aber „Petite Machine“ nicht. Neben vielen anderen wurde diese an diesem kalten Winterabend gespielt und wärmten die Herzen der anwesenden Fans, von denen viele aufgrund der nachkonzertliche Signierstunde der Band am Merch-Stand ohnehin ganz aufgeregt waren.
Zwei Tage später besuchte ich relativ spontan den Auftritt einer weiteren Band aus dem skandinavischen Kulturkreis, jedoch von deutlich weiter nördlich. Hjaltalín waren in der Stadt und stellten im Beatleania die Songs ihres neuesten Werkes Terminal vor. Das Album wurde mit dem Sinfonieorchester von Rejkjavik aufgenommen, doch auch in siebenköpfiger Besetzung können sich die Songs sehen lassen. Der Orchestralfolk von Hjaltalín ist mal atmosphärisch, mal tanzbar, beides komt an diesem Abend gut an. Immer wieder bemerkenswert: das ist wohl die einzige Band, die eine Fagottistin in der Stammbesetzung hat.
Am Folgetag fand ich mich wieder im Beatlemania ein, doch diesmal war es dort deutlich besser besucht und die Hipsterdichte im Publikum war ebenfalls deutlich größer. Es war ja auch eine der derzeit gehyptesten Newcomerbands zu Gast, nämlich Best Coast. Die Musik kann man in eine ähliche Ecke einordnen wie die der Drums, Auftreten und Einstellung der Band ist jedoch deutlich Alternativer. Es wird wohl niemand durch die Feststellung beleidigt sein, dass es an diesem Konzert sowohl auf als auch vor der Bühne nur vor Nerds wimmelte, die jedoch allesamt sehr zufrieden dreinschauten.
Deutlich besinnlicher war es ein paar Tage später in der Zentrale, wo der aufstrebende Stern der Nouvelle Chanson Francaise ihr einziges und erstes Deutschlandkonzert gab. Coeur de Pirate ist eine erst 19-jährige Kanadierin, der gerade die ganze französischsprachige Welt zu Füßen liegt. Sie ist ja auch ganz niedlich (wenn auch für meinen Geschmack etwas viel tätowiert) und singt sehr schöne französische Liedchen. An diesem Abend bespielte sie die gemütliche Kneipe alleine am Klavier. Dass alle im Raum bezaubert waren, versteht sich fast von selbst. Beitrag mit Konzertmitschnitten vom Heute Journal.
Den krönenden Abschluss für das überaus reiche Konzertjahr 2010 bildete das Weinachtskonzert der Kilians im Grünspan. Nicht nur die Gastgeber des Abends waren famos, auch die Vorgruppe Abby konnte mich überzeugen. Die Kilians waren gut wie immer und gaben bei diesem Auftritt einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Album. Gleich sechs neue Songs wurden dargeboten, allesamt sehr vielversprechend. Daneben gab es natürlich genug bekanntes. Die jungen Männer strotzten nur vor Spielfreude und begeistersten die (nicht gerade extrem zahlreichen) Anwesenden mit einem eineinhalbstündigen Set. Sänger Simon den Hartog hat inzwischen zudem gelernt, dass zuviel Gelaber auf der Bühne nervt, sodass dieses Konzert als rundum gelungen bezeichnet werden kann.
Donnerstag, 9. Dezember 2010
Ein Folkabend mit Johnny Flynn im Molotow
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Foals in der Markthalle
Auch live sind die Foals eine Wucht, wie ich an diesem kalten Wintertag in der Markthalle erleben durfte. Der Sound kommt sehr gut rüber, dass die Stimme von Sänger Iannis Philipakis bei manchen Stücken ein wenig schwächelt, stört nur marginal. Das Set ist eine Mischung der Songs aus beiden Platten, wobei ich fand, dass die zweite ein wenig zu kurz kam, zumal mein Lieblingsstück nicht gespielt wurde. Dennoch wird mir der Abend in sehr guter Erinnerung bleiben.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Postmodern – MGMT im Docks
In der Tat kennen viele von MGMT nur die Hits von der ersten Platte, also „Kids“, „Time to Pretend“, „The Youth“ oder „Electric Feel“. Zahlreiche der Stücke sind jedoch viel weniger tanzbar und gehen eher in eine psychedelischere oder progressivere Richtung. Auch an diesem Abend im Docks bestätigte sich dieser Eindruck. Das Publikum im ausverkauften Club war eher jung und begrüßte die Hits mit Jubelstürmen, die meisten weniger bekannten Songs wurde jedoch eher apathisch hingenommen. Selbst die hervorragenden Singles der zweiten Platte, „It’s Working“ und „Flash Delirium“.
Dabei demonstrierte MGMT heute ein weiteres Mal, was für eine tolle Band sie sind und wie vielschichtig ihre Musik. Schlussendlich verschreibt sich die Band der Postmoderne. Sie nimmt sich aus allen möglichen Musikstilen und Einflüssen die Elemente heraus, die sie braucht, zitiert sie und macht daraus etwas doch völlig neues. So tut man der Band unrecht, wenn man sie auf den vermeintlichen Neo-Hippietum ihrer frühen Hits reduziert. Eigentlich täuscht das Coverboy-Image von Sänger Andrey VanWyngarden davor hinweg, dass es sich bei MGMT eigentlich um einen Haufen Musiknerds handelt. Zwar wünscht man ihnen angesichts der Güte ihrer Musik den Erfolg, doch ihren Konzerten täte es gut, wieder in etwas kleinerem Rahmen, dafür aber vor Fans stattzufinden, die alle Songs zu schätzen wissen.
Das Konzert im Docks war übrigens deutlich besser als das beim Dockville Festival. In den 90 Minuten des Sets konnte man sich davon überzeugen, dass sich die Herren inzwischen einige Bühnenerfahrung vor größeren Menschenmengen angeeignet haben.
Montag, 29. November 2010
Konzerte im November – Ein Überblick
Ich habe in den vergangenen Wochen folglich einige sehr schöne Konzerte erlebt, von denen die meisten auch eine ausführlichere Würdigung verdient hätten. Leider fehlen mir durch berufliche Verpflichtungen und Privatvergnügen die Zeit und der Elan, dies zu tun, sodass hier ein kurzer Überblick reichen muss.
Los ging es gleich am ersten des Monats mit dem Konzert eines der Helden der jüngeren Geschichte des Indie-Rocks. Carl Barât stellte im Uebel&Gefährlich sein gar nicht so übles erstes Soloalbum vor, spickte sein Set jedoch zur Freude der Konzertbesucher auch mit einigen Libertines-Songs sowie „Bang Bang Your Dead“ von seiner zweiten Band Dirty Pretty Things. Ein Konzert, das ich trotz Übermüdung aufgrund einer sehr intensiven Party am Vorabend sehr genoss.
Am Freitag der selben Woche gönnte ich mir gleich ein Konzertdoppelpack, ermöglicht durch die Angewohnheit des Docks, Wochenendkonzerte immer extrem früh beginnen zu lassen. Es spielten Heroen des Emo-/alternative-Rocks der späten 90er und frühen 00er Jahre: Jimmy Eat World. Wie der Rest des Publikums im ausverkauften Docks war ich begeistert von der Setlist dieser fast zweistündigen Darbietung, denn der Schwerpunkt lag deutlich auf de älteren Sachen. Anschließen ging es direkt ins Molotow zur Party anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Partyreihe Misshapes. Hier spielte die kanadische Queer-Indie-Truppe Hidden Cameras. Die Truppe um den in Berlin wohnhaften Joel Gibb verbreitete hier die passende Stimmung für diese schon recht homophile Party.
Dieses erste Novemberwochenende endete am Sonntag Abend ebenfalls wieder im Molotow mit dem Konzert von Frightened Rabbit. Auf diese Band bin ich durch ihre Labelmates We Were Promised Jetpacks aufmerksam geworden, deren Auftritt beim Dockville Festival eines meiner persönlichen Höhepunkte gebildet hatte. Die Musik von Frightened Rabbit ist ähnlich, atmosphärischer Indie-Rock. Ansonsten ist die Truppe sehr sympathisch, unüberhörbar schottisch und vor Spielfreude strotzend.
Mitte des Monats wurde nachgeholt, was eigentlich für Mai geplant war und damals abgesagt wurde. Tokyo Police Club waren in der Stadt und spielten im Uebel&Gefährlich. Die Band aus Toronto hat vom Sound her eine gewisse Ähnlichkeit mit den Strokes. Ansonsten verhält sich Tokyo Police Club zu ihren Vorbildern wie Toronto zu deren Heimat New York: eine Nummer kleiner, ein paar Jahre jünger, etwas weniger cool und gleichzeitig menschlicher und sympathischer.
Einen Abend später war ich zurück im Uebel&Gefährlich. Das heute Konzert war ausverkauft und damit deutlich besser besucht als das am Vorabend. Augenscheinlich haben sich Angus & Julia Stone mit ihrer ruhigen Folkmusik inzwischen ein größeres Publikum erspielt. Der Auftritt des überaus sympathischen und eher schüchternen Geschwisterpaars aus Australien war es jede Minute Wert, den stickigen Club und die Rückenschmerzen vom langen Stehen zu ertragen. Das ist der Preis für eine langes, kuscheliges Set.
Zu Interpol am folgenden Freitag bin ich dann extra nach Berlin gefahren. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ich bei den Konzerten der Band im März vorübergehend nicht in Hamburg sein werde. Auch ohne Carlos Dengler bleiben Interpol eine richtig gute Liveband, inzwischen wird sogar (ein wenig) mit dem Publikum interagiert. Der Schwerpunkt des Sets lag an diesem Abend neben einigen Songs vom aktuellen Album deutlich auf den älteren Stücken, was mich sehr gefreut hat. Ich war aber schon überrascht, dass „The Heinrich Maneuver“ nicht gespielt wurde. Hier die Setlist. Immer wieder eine Reise Wert, wer weiß wie lange es die Band noch gibt.
Letzte Woche schließlich ließ ich mich dazu hinreißen, für ein Umsonst-Konzert der Ting Tings eineinhalb Stunden in der Eiseskälte Schlange zu stehen, um noch ins Grünspan eingelassen zu werden. Das Set war zwar kurz und knackig, doch die Hits des Debütalbums sowie zwei neue Stücke waren dabei, und beim Tanzen wurde einem auch wieder warm.
Letzten Freitag dann gab es einen weiteren Konzerthöhepunkt zu bestaunen. Two Door Cinema Club, für mich die Newcomerband des Jahres, waren zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hamburg. Beim ersten Mal noch im Molotow zu Gast, gelang es den vier jungen und eher unscheinbaren Briten nun das Docks auszuverkaufen. Mit Tourist History ist Two Door Cinema Club auch ein klasse Album gelungen, voller tanzbarer zeitgemäßer Indierockhits, de nicht vor einem kleinen Schuss Elektro zurückschrecken. Wie mitreißend die Songs sind konnte man an diesem Abend im Docks erleben. Ich habe selten erlebt, dass in einem Club dieser Größe fast durchgehend bis in die hinteren Reihen getanzt wurde. Nach 55 Minuten, während derer das komplette Album, eine B-Seite und ein neuer Song gespielt wurden, war der Spaß auch schon vorbei. Aber mehr haben die halt noch nicht.
Donnerstag, 4. November 2010
Warpaint - Grandios
Samstag, 30. Oktober 2010
Alternative Rock in Konzertlänge - The Gaslight Anthem in der GF36

Diesmal machte ich den Fehler nicht noch einmal und sicherte mir sofort ein Ticket, als das Konzert in der Großen Freiheit 36 bekanntgegeben wurde. Eine gute Entscheidung, denn wieder war es ausverkauft. Diejenigen, die Tickets ergattert hatten, wurden mit einem sehr guten Rockkonzert belohnt. Es begann mit der Vorband. Den Part übernahm Chuck Ragan, ein Singer Songwriter aus Florida, jedoch keiner der ruhigen Sorte. Die Musik ist folk-rockig (Akustikgitarre und Geige), Gesang und Texte sind zum Mitsingen gedacht. Die Art Musik, zu der sich manche Männer in den Armen liegen. Das muss nicht sein, doch der Sänger kann ja nichts dafür. Ich fühlte mich entfernt an Frank Turner erinnert.
So war für gute Stimmung schon gesorgt, als The Gaslight Anthem auf die Bühne kamen. Diese spielten sich durch ihr Repertoire, hatten augenscheinlich genauso viel Spaß auf der Bühne zu stehen wie das Publikum am Lauschen der Musik hatte. Das ist Rockmusik mit einer gewissen Portion Pathos (doch nie schnulzig), wie sie nur amerikanische Bands hinbekommen. Zudem wurde das längste Set gespielt, das ich seit langem gesehen habe. Knappe 2 Stunden sind durchaus bemerkenswert.
Freitag, 29. Oktober 2010
The Boxer Rebellion
Sonntag, 17. Oktober 2010
Party garantiert – The Wombats im Molotow
Gespannt sein durfte man jedoch über neue Songs aus dem zukünftigen Album, die auf dieser komplett ausverkauften Vorab-Clubtour vorgestellt wurden. Außer der Vorab-Single „Tokyo (Vampires & Wolves) sind diese weniger tanzbar als die Songs der ersten Platte, doch machen beim ersten Hören durchaus einen guten Eindruck. Man darf gespannt sein, es ist sogar eine Ballade dabei!
Das Set beschließt jedoch als Zugabe „Let's Dance to Joy Division“, bei dem man versteht, warum nicht allzu viele Manschen ins Molotow gelassen worden waren. Es gibt zum Vergnügen von Band und Publikum eine ausgiebige Crowdsurfing-Runde der Wombats zum Abschied. Als sich die Gemüter beruhigt haben, kann man dann den Abend mit einem DJ-Set der Wombats ausklingen lassen. Wir End-Zwanziger wissen es zu schätzen, wenn die Party so früh beginnt, dann kann man auch früh nach Hause...
Donnerstag, 30. September 2010
Das sitzt – Wilco in der Laeiszhalle Hamburg
Über Wilco braucht man nicht viel zu sagen. Die Qualität dieser Band ist hinlänglich bekannt, deren exzellenten Live-Fähigkeiten sind spätestens seit dem Live-Album Kicking Television überzeugend dokumentiert. Es ist also wenig überraschend, dass dieser Abend in der Laeiszhalle ein sehr gelungener war. Wilco beherrschen ihr Handwerk, haben ein riesiges Repertoire an hervorragenden Songs, aus dem sie schöpfen können und sind exzellente Musiker. Es kann also nichts schiefgehen. Der Funke springt auf das Publikum über, obwohl sich dieses größtenteils in die kuscheligen Polster der Sessel zurücklehnt und einfach nur die Musik genießt.
Sehr schön zusammengefasst hat das Konzert auch das Hamburger Abendblatt. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer der Glückseligkeit, die einen erfüllt, wenn man einem solchen Konzert beigewohnt hat.
Mittwoch, 29. September 2010
Reeperbahnfestival 2010 – Samstag
Es gibt Tage beim Reeperbahnfestival, an denen macht sich das Programm fast von selbst, da Bands spielen, die man auf keinen Fall verpassen möchte. Der Samstag war in diesem Jahr ein solcher Tag, da durch die Fotos, Frank Turner und LaBrassBanda große Teile des Abends für mich bereits blockiert waren.
Auch dieser Abend begann früh, da ich mir ein weiteres Mal Ray's Reeperbahn Revue nicht entgehen lassen wollte, heute mit Young Rebel Set, Toy Horses und Lena Malmborg. In der Backing Band von letzterer spielten auch Mitglieder von Friska Viljor, die sich augenscheinlich gut von den Exzessen des Vorabends erholt hatten. Unterhaltsam, wenn auch ein wenig bescheuert war der “Songwriter Freestyle“, der darin bestand, zusammen mit dem Publikum einen Song zum Thema „Hamburg Hangover“ zu schreiben.
Da noch Zeit blieb bis zum Konzert der Fotos nahm ich die Gelegenheit wahr, um auch ein wenig das Rahmenprogramm zu nutzen, betrachtete die teilweise sehr sehenswerten Plakate der Posterausstellung Flatstock Europe 5 und machte einen kleinen Abstecher zum Comcfestival. Dann ging es in die Goße Freiheit 36, wo die Fotos die Gelegenheit für ein Heimspiel nutzten, um ihr gerade erschienenes Album vorzustellen. Im Vergleich zum ersten Liveset der Band, das ich vor einigen Jahren gesehen habe, sind die vier Hamburger deutlich gereift. Das merkt man nicht nur an der Musik, auch die Bühnenpräsenz ist deutlich besser und sicherer. Dem Sound tut zudem gut, dass für die Tour ein zusätzlicher Musiker angeheuert wurde, der das Schlagzeug bei vielen Stücken doppelt. Trotz der Qualität der neuen Platte Porzellan gefallen mir jedoch noch immer die alten Songs der ersten Platte am besten.
Ich blieb in der Großen Freiheit, da als nächstes Frank Turner an der Reihe war. Ich war überrascht, dass dieser bei seinem dritten Besuch in Hamburg innerhalb eines Jahres (ich war auch bei den beiden anderen dabei) seine Band nicht mitgebracht hatte, sondern alleine ein Akustikset gab. Auch das ist wunderbar und sehr unterhaltsam, Frank Turner ist wie immer bestens aufgelegt und gibt auf der Bühne alles. Gleichzeitig singt das sehr textsichere Publikum jeden Song mehr oder weniger lauthals mit, sodass das ein sehr gelungener Auftritt ist. Frank Turner ist immer wieder sehenswert und gerade live sehr zu empfehlen.
Um nun die Pause bis LaBrassBanda zu überbrücken (Fehlfarben fand ich nicht so spannend) ging es nun rüber ins Indra zu Ginger Ninja. Das ist eine dänische Rockband, die es in ihrer Heimat zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. Die Musik ist zwar nett anzuhören, ist aber nichts wirklich besonderes. Nicht viel mehr als ein Lückenfüller an diesem Abend.
Zurück in der Großen Freiheit 36 stellten wir uns langsam auf den Höhepunkt des Abends ein. LaBrassBanda haben sich mit Ihrem bayerischen Mundart-Balkanpop auf deutschen Bühnen ein großs Publikum erspielt. Auch heute ist es ziemlich voll. Sobald es losgeht, beginnt die Menge zu toben und hört damit erst wieder wirklich auf, als das Konzert vorbei ist. Trompeter, Sänger und Frontmann Stefan Dettl hat nicht nur sein Band, sondern auch das Publikum voll im Griff. Er weiß genau, wie man die Stimmung anheizt. Dass im Publikum kaum einer versteht, was er sagt (und erst recht nicht, was er singt) spielt keine Rolle, „singt's a mit?“ verstehen auch die Fischköppe. Das folgende Video veranschaulicht ganz gut, warum nach den 90 Minuten Konzert nicht nur die Band vollkommen durchgeschwitzt ist.
Natürlich waren wir jetzt richtig aufgedreht, sodass wir im Regen weiterzogen, um den Abend beim Revolverclub im Uebel&Gefährlich ausklingen zu lassen. Schlussendlich war ich 12 Stunden auf dem Kiez unterwegs, ein persönlicher Rekord. Und wieder war das Reeperbahnfestival ein voller Erfolg. Auf ein Neues im nächsten Jahr!
Montag, 27. September 2010
Reeperbahnfestival 2010 – Freitag
Der Konzertabend begann mit einem ersten Höhepunkt im Docks, wo Wolf Parade spielten. Ich mag die Band aus Montreal schon lange sehr gerne. Energischer Indierock vom feinsten, der hier zu dieser frühen Stunde ein wenig verschleudert wurde. Besser wäre eine etwas kleinere Bühne zu späterer Stunde gewesen. Toll war's trotzdem. Angesichts der kurzen Spielzeit wurden ohne viel Aufhebens die Stücke hintereinanderweg gespielt, ich habe alle gehört, die ich hören wollte.
Dann schwang ich mich auf's Rad, um noch rechtzeitig im Knust anzukommen, wo Stornoway ihren Auftritt hatten. Da der Club ja ein wenig abseits von der Reeperbahn liegt, hatten sich hier kaum Zufallsbesucher eingefunden, sodass auch dieses Konzert nicht sonderlich gut besucht war. Eine gute Gelegenheit, um zauberhaft schönen Folk der vier jungen Oxforder zu genießen. Sie kommen ein wenig nerdig und sehr sympathisch daher, Sänger Brian Briggs sorgte zwischen den Stücken mit aufgeschnappten deutschen Redewendungen für beste Stimmung. Es war schwer, nach diesem kuscheligen Set wieder raus in den Regen zu gehen.
Mit dem Rad ging es dann zurück zum Kiez, genauer gesagt ins Indra. Die isländische Band Who Knew spielte hier. Ich fühlte mich durch die Musik einige Stunden zurück versetzt, da sie an den Klang von Wolf Parade erinnerte. Sehr erfreulich und immer wieder erstaunlich, wie ein 300.000 Einwohner Staat wie Island so viele gute Musiker hervorbringen kann.
Weiter geht es dann im Imperial Theater. Ein Abstecher hierher ist beim Reeperbahn Festival fast schon Pflicht. Es ist die einmalige Gelegenheit, ein Konzert vor einer Edgar Wallace Bühnenkulisse zu besuchen und gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf den gemütlichen Theatersitzen auszuruhen. Wenn dabei auch noch eine so gute Band wie Goldheart Assembly dazu spielt, umso besser. Die sehr sympathischen Briten machen harmonischen und gar traumwandlerischen Folk-Pop, der live wie auf Platte schwer begeistert.
Frisch ausgeruht waren wir nun bereit für das letzte Konzert des Abends, das kräfteraubender sein sollte. Wieder waren es Isländer, die im Docks auf uns warteten, doch ein ganz anderes Register wie wenige Stunden vorher im Indra. FM Belfast sind eine Elektro-Spaßkapelle à la Deichkind, doch in gut. Sie ziehen mit recht einfachen Mitteln eine mitreißende Show auf der Bühne ab und bringen zu dieser späten Stunde (das Konzert beginnt um halb 2) das Publikum nochmal zu toben. Alle Müdigkeit ist vergessen, es wird getanzt und gesprungen. Die XL-extended Version von „Underwear“ (siehe Video unten) bekommt man dann auch tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Auch die Neuinterpretation von „Killing in the Name of“ vergisst man nicht so schnell. Wenn FM Belfast in Deine Nähe kommt, geh hin. Es lohnt sich!
Noch etwas aufgedreht machen wir noch einen kurzen Abstecher in der Prinzenbar, wo das Friska Viljor DJ Team auflegt. Doch für viel mehr als die Feststellung, dass die beiden Spaßvögel ihrem Ruf gerecht werden und sich bereits ordentlich einen hinter die Binde gekippt haben reicht die Kraft nicht mehr. Ab ins Bett, einen Abend müssen wir ja noch durchhalten!
Sonntag, 26. September 2010
Reeperbahnfestival 2010 – Donnerstag

In der Regel strickt sich also jeder ein eigenes Festivalprogramm. Diejenigen Bands, die man schon kennt und mag bilden die Fixpunkte, drum herum wollen die zahlreichen offenen Zeitfenster gefüllt werden. Man entdeckt auf diese Weise schon bei der Vorbereitung auf das Festival viel tolle neue Musik, von der man vieles aus Zeitmangel beim Festival nicht live sehen kann.
Der Donnerstag ist traditionell der Tag, an dem das Reeperbahnfestival erst langsam in Fahrt kommt. Es sind noch weniger Locations als an den Folgetagen, der Andrang ist noch nicht ganz so groß und es sind meist auch weniger „Top Acts“ für den Tag geplant. Für uns ging es in der Prinzenbar mit einer französischen Band los, die sich selbst einen ziemlich bescheuerten Namen gegeben hat, The Popopopops. Auf der Festivalhomepage angekündigt als Vetreter der coolen französischen Popmusik à la Phoenix, fühlte ich mich eher an Two Door Cinema Club erinnert. Die sehr jungen und sich – angesichts des Bandnamens nicht unüberraschend – nicht ganz ernst nehmenden Musiker beweisen großes Talent und überzeugen das Publikum der Prinzenbar. Hoffentlich gibt’s davon bald mehr.
Es ging anschließend für einige Stunden hinüber ins Molotow, wo gleich drei interessante Bands am Stück spielten. Zunächst ging es los mit Deer Tick, eine Folk-Rock Band aus den USA. Ähnlich wie küzlich Delta Spirit war ich auch hier erstaunt von der Countrystimme der Sänger, die Songs hätten auch gut aus den 60ern stammen können. Hört man immer wieder gern.
Kurran and The Wolfnotes, die danach an der Reihe waren, sollen laut Festivalprogramm zu den jungen Bands gehören, die sich nach dem Erfolg von Mumford and Sons zur zunehmenden Anzahl junger britischer Bands gehören, die sich zur Folk-Tradition ihres Landes bekennen. Diesen Trend kann ich nur begrüßen, wobei Kurran and The Wolfnotes etwas flotter und mit weniger Pathos unterwegs sind, als die genannten angeblichen Vorbilder. Außer dem nach Auskunft des Sängers einzigen guten Song „Your Four Limbs“ gibt es noch mehr tolle Stücke, die Lust auf das hoffentlich bald erscheinende Debutalbum der Band machen. Der gute Kurran sollte allerdings darüber nachdenken, seine Imposante Rotzremse abzurasieren, das würde vielleicht den Erfolg beiden Mädels verbessern.
Es geht weiter mit Life is Film, ebenfalls eine britische Truppe, die jedoch deutlich poppiger unterwegs ist als ihre Vorgänger auf der Bühne des Molotow. Stellenweise fühlt man sich ein wenig an Scouting for Girls erinnert, ohne dass die Songs jedoch ganz so schnulzig wären. Einige haben jedoch durchaus Potential für die Popwellen des Landes entdeckt zu werden, was in diesem Fall aber wünschenswert wäre und der noch recht schüchtern wirkenden sympathischen Band zu gönnen wäre, den nsie schreiben richtig gute Indiepopsongs. Für mich das beste Konzert des Abends. Es gibt ihn noch, den tanzbaren Indiepop von der Insel. Hier gibt’s die aktuelle Siingle „Sorry“ samt B-Seite als kostenlosen Download.
Zum Abschluss des Abends begaben wir uns ins Docks, um eine der bekannten Bands des heutigen Tages anzuhören. Nachdem ich durch ihr kürzlich erschienenes Album Mavericks sehr positiv überrascht war, freute ich mich auf Johnossi. Obwohl sie nur zu zweit sind, heizen die beiden Schweden auf der Bühne ordentlich ein. Nach der Enttäuschung auf dem Hurricane im vergangenen Jahr bestätigte sich mein verdacht, dass das eine Band für den Club ist, nicht für die Open-Air Bühne. Ganz bis zum Schluss hielten wir es dann angesichts des vorangegangenen Arbeitstages nicht mehr aus, doch ich hatte die Songs gehört, die ich hören wollte, daher war alles gut.
Dienstag, 21. September 2010
Zum Ausklang des Wochenendes - Delta Spirit im Molotow
Sonntag, 12. September 2010
So schön kann Pop sein: Stars im Knust

Was soll man sagen, es ist wunderbar. Der sanfte Gesang von Amy Millan und Torquil Campbell harmoniert wunderbar und passt perfekt zur unaufgeregten Musik. Stars beherrschen die Kunst der sanften Steigerung und kitzeln mit ihren Stücken die Emotionen aus dem Publikum. Zudem ist das ganze sehr geschmackvoll: die Bühne ist mit Blumen dekoriert, die im Laufe des Sets nach und nach ins Publikum geschleudert werden. Die Band ist an diesem Abend gut aufgelegt und interpretiert die Zurückhaltung des Publikums richtig als stilles Genießertum. Stars sind nicht die ersten, die das angesichts zahlreicher Songs der eher ruhigen Art zu schätzen wissen. Man ist denn auch überwältigt von der Live-Qualität der Band. Bei jedem Song denke ich, „ach,wie schön, das Lied gibt es ja auch noch“ und freue mich, das zu hören.
Das über eineinhalbstündige Set ist nicht nur kurzweilig, es ist genau das richtige, um zum Wochenende den Kopf frei zu bekommen und außer der Musik alles zu vergessen. Schon jetzt kann ich sagen, das ist eines der Konzerte des Jahres. Stars, kommt bald wieder!
Quelle für Foto: Flickr
Donnerstag, 9. September 2010
Skurril und gut - Eels in der Großen Freiheit 36
Wenige Worte, da mir dazu die zeit fehlt. Dennoch soll mein Besuch beim Eels.Konzert in der Großen Freiheit 36 an dieser stelle dokumentiert werden.
Das folgende Video von der Vorstellunf der Band durch ihren Kopf E vermittelt einen ganz guten Eindruck eines erstaunlichen Konzerts, das ich ganz anders erwartet hätte:
Vom selben Youtube-User gibt es auch noch ein weiteres Video vom Song Souljacker, das stellvertetend für das sehr rockige Set steht:
Sonntag, 29. August 2010
Konzertbesuch aus Nostalgie – We Are Scientists im Knust
Quelle für Foto: rocco blues
Nichtsdestotrotz konnte ich nicht widerstehen, als ich sah, dass We Are Scientists auf ihrer Tour auch in Hamburg halt machen sollten. Auch wenn ich von deren aktuellen Album Barbara nicht wirklich überzeugt bin sind mir die vielen guten Songs vom 2005er Werk With Love And Squalor noch so sehr in in Herz und Gedächtnis eingebrannt, dass ich die Band vermutlich immer mögen werde.
Ich habe es auch nicht bereut, zum Konzert gegangen zu sein. Zum einen werden stets alle Tanzbodenhits des Erstlingswerks gespielt. Zum anderen sind ja auch auf den beiden anderen Alben gute tanzbare Stücke dabei, die für sehr gute Stimmung im gut gefüllten Knust sorgen. Zudem sind die beiden Köpfe der Band, Keith Murray und Chris Cain, bestens aufgelegt. Sie könnten gemeinsam sicherlich auch gut als Comedians auftreten und werfen sich zwischen den Songs nur gegenseitig Sprüche an die Köpfe. Als dann auch noch ein als Chris Cain verkleideter Fan im Publikum identifiziert wird, gibt es kein halten mehr. Der Junge wird auf die Bühne geholt und bekommt seine 15 Minuten Ruhm, ohne jedoch dass es irgendwie in peinlicher Zurschaustellung enden würde.
Fazit: Aus Nostalgie hingegangen, überzeugt wieder rausgekommen. We Are Scientists lohnen sich noch immer.
Freitag, 27. August 2010
Same Place, Same Great Concert: Jamie Cullum im Stadtpark Hamburg

Über zwei Jahre später, Jamie Cullum war inzwischen ein aufstrebender Popstar, ging ich gemeinsam mit Almuth, die auch schon in Toronto dabei gewesen war, zu einem Jamie Cullum Konzert in den Hamburger Stadtpark. Wieder waren wir begeistert. So ist es kein Wunder, dass wir uns vier Jahre später am selben Ort wiederfanden, um hier wieder einem Konzert des inzwischen dreißigjährigen Briten beizuwohnen.
Mit seinem poppigen Jazz (oder jazzigen Pop, je nach Blickwinkel) hat Jamie Cullum sich ein sehr breites Publikum erspielt und wird auch gerne von den Dudelfunkradios der Republik gespielt. Auf der Bühne jedoch wirkt er noch immer so authentisch wie im kleinen Jazzclub von Toronto. Man nimmt ihm ernsthaft ab, dass er sehr viel Vergnügen am Musikmachen hat. Wenn sich das dadurch ausdrückt, dass Jamie Cullum auf der Bühne rumturnt, auf sein Klavier springt und dabei auch noch gute Musik macht, umso besser. All seine Kritiker, die bemängeln, er habe sich dem Pop verkauft, sollten sich eines seiner Konzerte anschauen. Hier ist der Jazzmusiker noch klar erkennbar. Kaum ein Stück kommt ohne Soli aus, die Begleitband ist beeindruckend gut. Der heimliche Star des Abends ist der Bassist, der mit einem atemberaubenden Solo das Publikum zum Staunen bringt.
Das alles lässt den immer wieder beginnenden Regen vergessen. Ganz natürlich wird das Konzert mit „Singing in the Rain“ begonnen. Jamie Cullum spielt weiterhin viele seiner älteren Stücke und auch einige Coverversionen, die schon seit den Anfängen im Repertoire des Sängers sind, darunter „I Get A Kick“ und das sagenhafte Radiohead-Cover „High And Dry“. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Ich hoffe, dass es nicht vier Jahre dauert bis zum nächsten Jamie Cullum Konzertbesuch.
Kleine Ergänzung: die Kritik auf Welt.de
Fotostrecke bei Radio Hamburg.