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Samstag, 30. Oktober 2010

Alternative Rock in Konzertlänge - The Gaslight Anthem in der GF36

Vor etwa eineinhalb Jahren ärgerte ich mich sehr, da ich The Gaslight Anthem ein paar Tage zu spät entdeckt hatte, um mir Tickets für das komplett ausverkaufte Konzert im Knust zu sichern. Ich hatte mich beim hören insbesondere der Albums The 59 Sound in die Musik der Band verliebt, bodenständiger amerikanischer Rock, jedoch der guten Sorte. Nicht umsonst wird The Gaslight Anthem mit Bruce Springsteen verglichen, wegen der gemeinsamen Herkunft aus New Jersey und einem gewissen Verwandtschaftsgrad der Musik.

Diesmal machte ich den Fehler nicht noch einmal und sicherte mir sofort ein Ticket, als das Konzert in der Großen Freiheit 36 bekanntgegeben wurde. Eine gute Entscheidung, denn wieder war es ausverkauft. Diejenigen, die Tickets ergattert hatten, wurden mit einem sehr guten Rockkonzert belohnt. Es begann mit der Vorband. Den Part übernahm Chuck Ragan, ein Singer Songwriter aus Florida, jedoch keiner der ruhigen Sorte. Die Musik ist folk-rockig (Akustikgitarre und Geige), Gesang und Texte sind zum Mitsingen gedacht. Die Art Musik, zu der sich manche Männer in den Armen liegen. Das muss nicht sein, doch der Sänger kann ja nichts dafür. Ich fühlte mich entfernt an Frank Turner erinnert.

So war für gute Stimmung schon gesorgt, als The Gaslight Anthem auf die Bühne kamen. Diese spielten sich durch ihr Repertoire, hatten augenscheinlich genauso viel Spaß auf der Bühne zu stehen wie das Publikum am Lauschen der Musik hatte. Das ist Rockmusik mit einer gewissen Portion Pathos (doch nie schnulzig), wie sie nur amerikanische Bands hinbekommen. Zudem wurde das längste Set gespielt, das ich seit langem gesehen habe. Knappe 2 Stunden sind durchaus bemerkenswert.

Mittwoch, 29. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Samstag

Es gibt Tage beim Reeperbahnfestival, an denen macht sich das Programm fast von selbst, da Bands spielen, die man auf keinen Fall verpassen möchte. Der Samstag war in diesem Jahr ein solcher Tag, da durch die Fotos, Frank Turner und LaBrassBanda große Teile des Abends für mich bereits blockiert waren.

Auch dieser Abend begann früh, da ich mir ein weiteres Mal Ray's Reeperbahn Revue nicht entgehen lassen wollte, heute mit Young Rebel Set, Toy Horses und Lena Malmborg. In der Backing Band von letzterer spielten auch Mitglieder von Friska Viljor, die sich augenscheinlich gut von den Exzessen des Vorabends erholt hatten. Unterhaltsam, wenn auch ein wenig bescheuert war der “Songwriter Freestyle“, der darin bestand, zusammen mit dem Publikum einen Song zum Thema „Hamburg Hangover“ zu schreiben.

Da noch Zeit blieb bis zum Konzert der Fotos nahm ich die Gelegenheit wahr, um auch ein wenig das Rahmenprogramm zu nutzen, betrachtete die teilweise sehr sehenswerten Plakate der Posterausstellung Flatstock Europe 5 und machte einen kleinen Abstecher zum Comcfestival. Dann ging es in die Goße Freiheit 36, wo die Fotos die Gelegenheit für ein Heimspiel nutzten, um ihr gerade erschienenes Album vorzustellen. Im Vergleich zum ersten Liveset der Band, das ich vor einigen Jahren gesehen habe, sind die vier Hamburger deutlich gereift. Das merkt man nicht nur an der Musik, auch die Bühnenpräsenz ist deutlich besser und sicherer. Dem Sound tut zudem gut, dass für die Tour ein zusätzlicher Musiker angeheuert wurde, der das Schlagzeug bei vielen Stücken doppelt. Trotz der Qualität der neuen Platte Porzellan gefallen mir jedoch noch immer die alten Songs der ersten Platte am besten.

Ich blieb in der Großen Freiheit, da als nächstes Frank Turner an der Reihe war. Ich war überrascht, dass dieser bei seinem dritten Besuch in Hamburg innerhalb eines Jahres (ich war auch bei den beiden anderen dabei) seine Band nicht mitgebracht hatte, sondern alleine ein Akustikset gab. Auch das ist wunderbar und sehr unterhaltsam, Frank Turner ist wie immer bestens aufgelegt und gibt auf der Bühne alles. Gleichzeitig singt das sehr textsichere Publikum jeden Song mehr oder weniger lauthals mit, sodass das ein sehr gelungener Auftritt ist. Frank Turner ist immer wieder sehenswert und gerade live sehr zu empfehlen.


Um nun die Pause bis LaBrassBanda zu überbrücken (Fehlfarben fand ich nicht so spannend) ging es nun rüber ins Indra zu Ginger Ninja. Das ist eine dänische Rockband, die es in ihrer Heimat zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. Die Musik ist zwar nett anzuhören, ist aber nichts wirklich besonderes. Nicht viel mehr als ein Lückenfüller an diesem Abend.

Zurück in der Großen Freiheit 36 stellten wir uns langsam auf den Höhepunkt des Abends ein. LaBrassBanda haben sich mit Ihrem bayerischen Mundart-Balkanpop auf deutschen Bühnen ein großs Publikum erspielt. Auch heute ist es ziemlich voll. Sobald es losgeht, beginnt die Menge zu toben und hört damit erst wieder wirklich auf, als das Konzert vorbei ist. Trompeter, Sänger und Frontmann Stefan Dettl hat nicht nur sein Band, sondern auch das Publikum voll im Griff. Er weiß genau, wie man die Stimmung anheizt. Dass im Publikum kaum einer versteht, was er sagt (und erst recht nicht, was er singt) spielt keine Rolle, „singt's a mit?“ verstehen auch die Fischköppe. Das folgende Video veranschaulicht ganz gut, warum nach den 90 Minuten Konzert nicht nur die Band vollkommen durchgeschwitzt ist.


Natürlich waren wir jetzt richtig aufgedreht, sodass wir im Regen weiterzogen, um den Abend beim Revolverclub im Uebel&Gefährlich ausklingen zu lassen. Schlussendlich war ich 12 Stunden auf dem Kiez unterwegs, ein persönlicher Rekord. Und wieder war das Reeperbahnfestival ein voller Erfolg. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Donnerstag, 9. September 2010

Skurril und gut - Eels in der Großen Freiheit 36

Wenige Worte, da mir dazu die zeit fehlt. Dennoch soll mein Besuch beim Eels.Konzert in der Großen Freiheit 36 an dieser stelle dokumentiert werden.

Das folgende Video von der Vorstellunf der Band durch ihren Kopf E vermittelt einen ganz guten Eindruck eines erstaunlichen Konzerts, das ich ganz anders erwartet hätte:


Vom selben Youtube-User gibt es auch noch ein weiteres Video vom Song Souljacker, das stellvertetend für das sehr rockige Set steht:


Donnerstag, 31. Dezember 2009

Konzerte des Jahres 2009 - The French German

  1. Franz Ferdinand @Docks Hamburg / Hurricane Festival 09
  2. Maxïmo Park @Stadtpark Hamburg
  3. Bloc Party @Docks Hamburg
  4. Editors @Große Freiheit 36 Hamburg (inklusive großartiger Vorbands!)
  5. Whitest Boy Alive @Dockville Festival
  6. Mumford & Sons @Molotow Hamburg
  7. Beirut @Docks Hamburg
  8. Kings of Conveniece @Kampnagel Hamburg
  9. Bon Iver @Große Freiheit 36 Hamburg
  10. Dear Reader @Lido Berlin / Reeperbahnfestival (Grünspan Hamburg)
Eine sehr schwere Entscheidung in diesem Jahr, in dem ich wohl so viele Bands live gesehen habe wie nie zuvor - Großstadtleben und Vollzeitjob mit anständiger Bezahlung sei Dank. So schaffen es großartige und beeindruckende Konzerte nicht in meine Jahres-Top-Ten, die dennoch allesamt sehr sehenswert waren, wie Muse, The Rifles, Bishop Allen, HErman Düne oder auch der unvergessliche Abend im Uebel & Gefährlich beim Reeperbahnfestival mit Reverend and the Makers und WhoMadeWho. Hoffentlich hat 2010 bezüglich Livemusik genausoviel zu bieten!

Donnerstag, 19. November 2009

Feels Like a Mini Festival – Wintersleep, The Maccabees & Editors

Die Editors waren diesen Sommer beim Hurricane Festival eine Enttäuschung gewesen. Deshalb habe ich lange überlegt, bevor ich mit meine Karte für das Konzert in der Großen Freiheit 36 gekauft habe. Entscheidend war schlussendlich, dass für diese Tour zwei hochklassige Vorbands gebucht wurden, auf die ich mich fast mehr freute als auf den Headliner. Allerdings sollte dieser dann doch überraschend der absolute Höhepunkt eines der besten Konzertabende seit langem sein.

Auf der Konzertkarte stand zwar Beginn 20 Uhr, doch um zwanzig vor acht, als ich den Saal betrat, spielte Wintersleep schon. Gut, dass mir so was schon gedacht hatte. Schade jedoch, dass ich damit nicht das komplette Set dieser wunderbaren kanadischen Indierock Band mitbekommen habe. Als erste von zwei Vorbands war Wintersleep naturgemäß viel zu kurz auf der Bühne, doch allein wegen des ausgedehnten letzten Stückes, „Miasmal Smoke and the Yellow-Bellied Freaks“ lohnt sich der Auftritt. Ein viertes Album wurde gerade aufgenommen, man kann also im nächsten Jahr auf eine Headlinertour hoffen.

Auch the Maccabees zählen seit ich ihr erstes Album Colour It In entdeckt habe zu meinen Lieblingsbands. Sie sind zwar ohne weiteres der britischen Indie-Rock-Szene zuzuordnen, haben jedoch ihren eigenen charakteristischen Sound gefunden. Der Gesang ist eher getragen, doch er ist untermalt von recht flotten und oft eher hohen Gitarren-Hooklines. Die Band lebt besonders vom Zusammenspiel der zwei bis drei Gitaristen. Amüsant ist auch das Erscheinungsbild auf der Bühne. Während der Sänger ein oberprolliges, doch schüchternes Erscheinungsbild abgibt, nicht ganz passend zum klassischen Idie-Bühnenhelden, ist Gitarist Hugo White (sein Bruder Felix bedient die andere Gitarre) ganz der Poser. Lustig ist auch die Angewohnheit der Gitaristen, ihre Instrumente extrem hoch zu tragen, quasi auf der Brust.

Jedenfalls ist auch dies ein sehr kurzweiliges Set, dominiert von Songs aus dem zweiten und neuesten Album Wall of Arms. Ich hoffe, auch die Maccabees auch bald noch einmal etwas ausgedehnter als Headliner sehen zu dürfen, denn auf einer etwas kleineren und dunkleren Bühne sind sie deutlich eher an ihrem Platz als bei Tageslicht auf der Bühne des Stadtparks.

Bereits um kurz von halb zehn legten dann schon die Editors los. Ich war wie gesagt im Vorfeld etwas skeptisch, nicht nur aufgrund der Erfahrung bei Hurricane Festival, sondern auch weil ich das letzte Album zwar ganz nett fand, doch nicht so ganz überzeugt war. Insbesondere fragte ich mich, ob das neue, weniger rockige Material live gut rüberkommen würde.

Nun, der Hurricane-Auftritt ist vergessen. Erstens sind die Editors keine Band für das Tageslicht, zweitens waren sie dort vermutlich nicht in Form und drittens müssen die paar dort vorab vorgestellten neuen Stücke noch nicht so gut gesessen haben. Denn heute Abend stimmte alles. Editors sind nicht mehr Interpol für arme, sie sind die Editors. Egal ob ein Stück aus dem ersten, zweiten oder dritten Album gespielt wurde, es passte einfach. Das Zusammenspiel sitzt perfekt, die Selbstdarstellung auf der Bühne ist authentisch und sieht gut aus (auch dank der guten Lichtshow mit LED-Wand als Hintergrund), ohne abgehoben zu sein. Und die Band hat augenscheinlich viel Spaß an der Sache.

Dargeboten werden im gut 90-minütigen Set eine gute Mischung aus den Stücken des aktuellen Albums In This Lighht And On This Evening und den beiden anderen Werken, plus ein alter non-Album Track. Meine persönlichen Highlights: „Eat Raw Meat = Blood Drool“, „Papillon“, „Bones“ und ja, „Smokers Outside The Hospital Doors”. Letzteres wurde zwar im Formatradio vernudelt, ist aber nichtsdestotrotz ein Hammersong.

Das ist die Magie von Livemusik, sie versöhnt einen mit der Musik von Bands, die man vielleicht nicht mehr ganz so liebte. Wider erwarten gehörte der Auftritt der Editors zum besten, was ich dieses Jahr gesehen habe.

Dienstag, 29. September 2009

Reeperbahnfestival 09 - Tag Drei

Samstag begaben wir uns bereits sehr frühzeitig Richtung Kiez. Wir wollten nicht nur rechtzeitig um halb acht für The Cinematics im Docks sein, sondern vorher noch in Schmidt’s Theater zum Meet&Greet with Ray. Klingt ein wenig cheesy, war aber eine richtig nette Veranstaltung. Ray Cokes, bekannt aus frühen MTV Europe Zeiten, begrüßte auf der Bühne des Theaters in relativ intimer Atmosphäre einige der Künstler, die an diesem Abend auftreten sollten. Heute mit dabei: Dear Reader, Hellsongs, Animal Kingdom, Fight Like Apes sowie Heidi Happy. Jeder Künstler darf ein bis zwei Akustik-Songs darbieten und anschließend zum Smalltalk auf die Couch, dazu gibt’s immer gleich ein Paar Drinks. Ein guter Vorgeschmack auf den Abend, zumal wir einige der Bands noch einmal sehen sollten.

Nun ging es aber richtig los, und zwar mit The Cinematics im Docks. Die Musik dieser wunderbaren Band klingt ein wenig düster, zu ihren Inspirationen gehören sicherlich Joy Division. Gleichzeitig ist das ganze jedoch sehr tanzbar. Seltsam, dass The Cinematics so früh auf die Bühne geschickt und somit etwas unter Wert verkauft wurden. Allerdings war durchaus schon ein zahlreiches Publikum da, um die vier zu bejubeln.

Der Versuch, im Molotow das Ende des Sets der Fight Like Apes anzusehen scheiterte am großen Andrang, sodass wir gemütlich im Vorraum bei einem Bierchen der Musik lauschten und alsbald in die Große Freiheit 36 weiter zogen, wo der Auftritt von Jupiter Jones bevorstand. Es handelt sich dabei um eine Deutsch-Pop-Rock Band aus der Eiffel, deren Musik was von KettCar hat, mit weniger geistreichen Texten und mit einem kleinen Einschlag Tote Hosen. Teilweise ist man jedoch auch hart an der Grenze zu JuliSilbermond. Man kann sich gut vorstellen, wie sich junge Männer aus der Provinz zum Gesang von Nicholas Müller bierselig in den Armen liegen.

Nun trennten sich unsere Wege. Während Rémi seiner beim Hurricane Festival entdeckte Liebe zu Asteroids Galaxy Tour im Knust fröhnte, begab ich mich zurück ins Docks. Angesichts der Schlange fürchtete ich, es nicht mehr in das Konzert von Friska Viljor zu schaffen, doch die fröhlichen Schweden begannen gerade zu spielen, als ich die volle Halle betrat. Kaum zu glauben, dass ich die Band vor drei Jahren noch im Vorprogramm von Eagle*Seagull vor recht spärlichem Publikum im Karlsruher Substage gesehen hatte. Friska Viljor folgen noch immer demselben Rezept und spielen lustige melodische Trinklieder für Indie-Kids, wobei gerne ins Falsett gewechselt wird. Ein Spaß ist das allemal. Ich bin gespannt auf das im Oktober erscheinende dritte Album, denn die Stücke, die daraus dargeboten wurde waren eher der ruhigeren Art.

Ich wechselte schnell hinüber ins Molotow zur Band, die für mich persönlich die Entdeckung des Festivals sein sollte: Animal Kingdom. Ray Cokes hatte die vier Bilderbuch-Indiejungs in seiner Show (s.o.) mit Radiohead und Coldplay (als diese noch gut waren) verglichen. Das mag vielleicht noch ein wenig hoch gegriffen sein, doch die recht weibliche Gesangsstimme von Richard Sauberlich erinnert tatsächlich ein wenig an Thom Yorke. Die Musik ist jedenfalls wunderschön, das gerade erschienene Album Signs and Wonders wird es sicherlich auf die Jahresbestenlisten schaffen. Die Band war erstmals in Deutschland und hocherfreut, dass sie so gut beim Publikum ankamen. Ich hoffe, dass sie bald wieder nach Hamburg kommen.

Den Abschluss unseres heutigen Programms bildeten alte Bekannte, Dear Reader aus Südafrika. Ich sah diese sehr liebenswerte band bereits zum dritten Mal in diesem Jahr und es ist jedes Mal ein schönes Erlebnis. Man kann geradezu verfolgen, wie Dear Reader an Routine und Erfahrung auf Europas Bühnen gewinnt. Cherilyn MacNeil wickelt das Publikum noch immer mit ihrem Charme, ihrer folkig-innovativen Musik und ihren Texten um den Finger. Heute wurde die Band verstärkt durch ihren Produzenten Brent Knopf. Der Menomena-Gitarrist begleitet mit seinem Nebenprojekt Ramona Falls seine Schützlinge von Dear Reader auf Europatour. Ganz beseelt verließen wir das Grünspan und konnten nach drei Festivaltagen nicht mehr die Energie aufbringen, um noch irgendwo feiern zu gehen.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Durchkomponiert – Dredg live

Das einzige, was man Dredg vorwerfen könnte, ist dass sie live vielleicht ziemlich genauso klingen wie auf Platte. Das kann aber durchaus gleichzeitig als Kompliment aufgefasst werden, denn die genau durchkomponierten Stücke der Prog-Rocker sind sicherlich nicht einfach zu spielen. Die zahlreichen Tempo- und Stimmungswechsel muss man erstmal so präzise hinbekommen. Das durfte ich zum Abschluss meiner Indoor-Konzertsaison am Montag in der Großen Freiheit 36 feststellen, wo Dredg nach ihren Auftritten bei Rock am Ring/Rock im Park Station machten. Lohnenswert und gut, denn live ist doch auch ganz schön viel mächtiger als aus der Konserve!

Sonntag, 24. Mai 2009

Wintermusik im Frühsommer – Bon Iver in der Großen Freiheit 36

Sie waren die musikalische Entdeckung des vergangenen Herbstes und hatten beim Reeperbahnfestival 08 das Publikum des Knusts verzaubert. Kein Wunder, dass Bon Iver nach Hamburg zurückkehren würden. Das ursprünglich gebuchte Knust erwies sich als viel zu klein, ebenso das zunächst als Ausweichquartier im Uebel & Gefährlich. So stand die Band um Justin Vernon am Mittwoch schlussendlich auf der Bühne der Großen Freiheit 36 zu sehen war. Natürlich wäre die intime Atmosphäre de Knust netter gewesen, andererseits macht es dort auch keinen Spaß, wenn es rammelvoll ist. Wenn Serien wie Grey’s Anatomy mehrere Lieder an prominenter Stelle paltzieren ist es kein Wunder, dass der Bekanntheitsgrad einer Band sich verwielfacth. So war ich gespannt, wie die Musik von Bon Iver im größeren Rahmen der Großen Freiheit 36 rüberkommen würde.
Um auf Nummer sicher zu gehen und einen Platz in den vorderen Reihen zu bekommen, waren wir früh da. So konnten wir die überraschend gute Vorband The Acorn genießen. Vorab aus der Konserve hatte mich deren folkiger Sound, der an ruhigere Wilco-Stücke erinnert, nicht vom Hocker gerissen. Fand ich ein wenig uninteressant. Ganz anders ist dies auf der Bühne, hier beweist die Band ihre musikalischen Qualitäten. Es wird besonderer Wert auf die Percussion gelegt, womit neben dem Schlagzeuger ein weiteres Mitglied ausschließlich beschäftigt ist. Das gibt dem Sound den nötigen Pep, um ihn interessant zu machen. Inzwischen habe ich auch meine Meinung zur Musik aus der Konserve revidiert, die sich bei genauerem Hinhören doch als gut erweist. Livemusik lohnt sich einfach!
Bon Iver ließen dann recht lang auf sich warten – fühlte sich vor allem lange an, da es in der Halle zusehends wärmer wurde und die Leute nach vorne drängten. In der Tat war es inzwischen fast voll geworden. Als es dann losging – mit „Flume“, glaube ich – brach ein wahrer Begeisterungssturm aus. Das Publikum sollte sich als sehr dankbar erweisen: der Musik wurde andächtig gelauscht, sobald ein Stück jedoch ausklang, brach es in Jubel aus, den ich bei Hamburger Konzerten selten erlebt habe. Bon Iver wussten das auch zu schätzen.
Im Vergleich zum Auftritt im Herbst lässt sich beobachten, dass Justin Vernon deutlich souveräner geworden ist. Damals – es war die erste Europatour – wirkte er noch recht schüchtern und schien es kaum zu fassen, auf welche Begeisterung seine Musik stieß. Heute geht er deutlich gelassener damit um – abgestumpft ist er aber noch nicht. Die Musik berührt übrigens im großen Rahmen genauso wie im kleinen. Ich bekam im Laufe des Konzerts mehrmals Gänsehaut, hier erspürt man die Bedeutung des Ausdrucks „unter die Haut gehen“. Dargeboten wurde quasi das komplette – recht spärliche Repertoire der Band aus dem Album For Emma, Foever Ago sowie der EP Blood Bank, plus einer sehr guten Talk Talk Coverversion. Den absoluten emotionalen Höhepunkt bilden jedoch die beiden Zugaben. Zunächst „Woods“, wo Mickey „Das Kind“ Noyce den Leadgesang übernimmt und die Band am vorderen Rand der Bühne um ein einziges Mikro versammelt ist. Dann „Wolves Act I & II“ mit Mitwirkung des Publikums – wenn die ganze Halle „what might have been lost“ mitsingt, dem kann man sich nicht entziehen. Wer da nicht emotional wird, ist ein Eisklotz!
Von Bon Iver gibt es auch ein „Concert à emporter“ von la Blogothèque. Besonders gut: "For Emma, Forever Ago"

Freitag, 3. Oktober 2008

Reeperbahnfestival 08 - Samstag

Auch den Samstag verbrachten wir eher chillig und entspannt in der Schanze, sodass wir unsere Energie für den Abend aufsparten. Diesen begannen wir, wie am Vortag, wieder in der Großen Freiheit 36. Dort spielte eine der am meisten erwarteten Bands des Festivals, TV on the Radio. Die fünf Brooklyner Musiker ließen einige Zeit auf sich warten, doch die Wartezeit hat sich sehr gelohnt. Der leider etwas kurze Gig wurde mit vollem Einsatz dargeboten. Von unserem Premiumplatz direkt vor der Bühne konnten wir den stark von schwarzer Musik beeinflussten experimentellen Rock von TV on the Radio genießen. Vor allem die neuen Stücke wirken live ziemlich funkig, die musik hat teilweise die Energie von Gospelstücken. Keiner der Musiker kommt zwischendurch je zur Ruhe, auch untypische Mittel werden verwendet. Gitarrist David Sittek kloppt teilweise mit einer Rassel auf seine Gitarrensaiten ein und hat ein Glockenspiel an seinem Instrument hängen. Ein Erlebnis.

Anschließend war uns eher nach einem kleineren Konzert, sodass wir uns in einen der schönsten Clubs Hamburgs begaben, die Prinzenbar. In diesem kleinen stuckgeschmückten Saal spielten gerade noch Wildbirds & Peacedrums. Dieses sehr schön anzusehende junge Ehepaar singt nur begleitet von Schlaginstrumenten. Das ist wunderschön! Schade, dass wir nur noch die letzten Stücke mitbekamen.

Es folgten die Dänen von Men among Animals mit ihrem Sinthie-Gitarrenrock, der zum Abgehen animierte. Zudem gab es mal wieder trashige Kostüme und Bühnendeko mit blinkenden Glühbirnen und Seifenblasen. Das passte alles sehr gut zusammen und auch zu unserem langsam steigenden Bierpegel. Zudem hatte man vor der Bühne schön Platz zum Tanzen, was zusätzlich zur Stimmungsaufhellung beitrug.

Nun zum Tiefunkt des Abends. Es war schon relativ spät und nach einem kleinen Abstecher auf der Kinderparty im Molotov beschlossen wir, uns in Angie's Nightclub einen gepflegten Cocktail zu gönnen und dabei "Angie's Houseband" zu lauschen. Ich kann nur eines sagen: es war ziemlich furchtbar. Erstens wurden alle Lieder (selbstverständlich nur Evergreens) im gleichen routinierten funkigen Groove gespielt, sodass alles gleich klang. Zweitens war dort das klassische Ü30 Publikum unterwegs, die dazu sanft hin- und herwogen und wohl meinten, sie seien bei der Party des Jahres. Mich schüttelte es einfach nur.

Deshalb konnten wir jetzt noch nicht nach Hause, das wäre zu frustrierend gewesen. Nach einem weiteren Abstecher im Molotow (wo das Publikum noch immer so jung war) und auf der Datscha-Party im Golden Pudel Club (deutlich besser) stärkten wir uns noch einmal mit Fischbrötchen vom Fischmarkt, bevor es dann endgültig Zeit war, dem ganzen ein Ende zu setzen und sich ins Bett zu begeben.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Reepernbahnfestival 08 – Freitag

Freitag schliefen wir aus und verbrachten den Tag mit Spaziergängen in Wassernähe, sodass wir fit waren für den Konzertmarathon am Abend. In der Tat hatten wir einiges vor, ich hatte vorab den Freitag als den Tag ausgemacht, an dem die größte Dichte an sehr guten Acts festzustellen war, sodass auch die Entscheidung nicht leicht fiel, was wir anschauen würden.Wir begannen den Abend in der Großen Freiheit 36, wo Peter Licht, der etwas skurrile deutsche Singer Songwriter den Anfang machte. Der Herr, von dem es keine offiziellen Fotos gibt, zieht zu meinem erstaunen ein sehr zahlreiches Publikum an. Ich hätte eher gedacht, das sei mehr was für Nerds. Mal wieder der Beweis, dass ich die Popularität von Musikern absolut nicht einschätzen kann.

Es folgte der aktuelle Held der deutschen Indieszene, Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon. Allein die Musik (mit Anklängen an Radiohead und Arcade Fire) macht jedes Konzert dieser Band lohnenswert, doch wie schon bei ihrem Konzert, das ich Anfang des Jahres in Berlin gesehen hatte, fehlt es Herrn Gropper noch immer ein wenig an Bühnenpräsenz. Trotzdem war ich begeistert, gehört doch das Debutalbum Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahres.

Entgegen unserer ursprünglich Pläne blieben wir dann noch in der Großen Freiheit, um uns Portugal.The Man anzusehen. Das war eine meiner persönlichen Entdeckungen des Festivals. Auf Platte war ich von der sehr in Richtung Prog gehenden Musik der Band aus Alaska nicht unbedingt überzeugt, live war ich hingegen sehr angetan. Das geht so richtig ab, man kann sich von den über zehnminütigen Stücken berauschen lassen. Das ist ein wenig wie Muse in weniger massentauglich.

Wir gingen dennoch vor Ende des Sets, da ich unbedingt The Rakes im Uebel & Gefährlich sehen wollte. Wir kamen dort auch gerade rechtzeitig für den Anfang von deren Set an, doch die Mädels verließen den Club gleich wieder, da ws ihnen zu voll war. Ich kämpfte mich jedoch durch in die sehr zivilisierte „Pogo-Zone“, wo man schön Platz hatte und abgesehen von ein bisschen Rumschgeschubse ganz gemütlich dem Konzert lauschen konnte. The Rakes sind noch immer die alten, der energetische und sehr tanzbare Indie-Rock passte an diesem Abend hervorragend und die Stimmung war grandios. Zudem wurde einige neue Stücke gespielt, die Lust auf das nächste Album machen!

Auch nach diesem Konzert war dann keine Zeit für eine Pause, ich überquerte schnell die Straße und zwängte mich in den Bumsvollen Knust. Ich hatte Glück und Bon Iver hatten ihr Set mit deutlicher Verspätung begonnen. So konnte ich zwar nur von weit hinten, aber mit guter Sicht und komplett diesem absoluten Highlight lauschen. Diese Newcomerband aus Wisconsin ist ein Juwel, das kann man nicht anders sagen. Einfach nur schöne, ziemlich folkige Musik, Gesang, der zu großen Teilen im Falsett stattfindet, ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war eindeutig eines der Konzerthöhepunkte des Jahres. Hoffentlich kommt Bon Iver bald wieder nach Deutschland. Bei dem Empfang, der ihnen beim Reeperbahnfestival bereitet wurde, bin ich jedoch guter Dinge. Sie konnten es kaum fassen, wie begeistert das Publikum war und blieben so lange auf der Bühne, bis sie keine eigenen Stücke und Cover mehr hatten, die sie spielen konnten.

Da es dann nicht mehr in Frage kam, ein solches Erlebnis durch irgendeine Indieparty zu zerstören und wir uns nach diesem Konzertmarathon unser Bett verdient hatten, war dann somit auch der zweite Tag schon zu Ende.