Der Name der Band Kakkmaddafakka steht vermutlich für den Sinn für Humor ihrer Mitglieder, der sich auch in ihrer Live-Performance ausdrückt. Denn die Musiker aus Norwegen nehmen sich selbst (zumindest im Auftreten), nicht sehr ernst und stellen mit geringen Mitteln eine Hammershow auf die Beine. Im wesentlichen ist dies neben der Musik den beiden jungen Herren zu verdanken, die als Backgroundtänzer agieren und eine Lupenreine Aerobic-Show präsentieren. Ohne die sehr mitreißende Musik, sehr jazz- und bluesbeeinflusster Electropoprock, würde dies natürlich keine Wirkung erzielen. So wurde das Publikum jedoch schon zu sehr früher Stunde aus der Reserve gelockt. Für mich die Entdeckung des Festivals.
Entspannter ging es dann direkt im Anschluss auf dem Vorschot zu. Hier standen Seabear auf der Bühne mit ihrer vielschichtigen, zum Träumen anregenden Musik. Erstaunlicherweise wirkt die Musik der Isländer auf der großen Festivalbühne deutlich voller und druckvoller als in der intimen Atmosphäre des Hafenklangs vor ein paar Monaten. Das bekommt Seabear sehr gut.
Es war nun Zeit, sich näher an der Bühne zu positionieren für Friska Viljor. Seit ihren Anfängen sind die Schweden Garanten für hervorragende Stimmung und gute Laune. Hamburg ist für Friska Viljor fast ein Heimspiel und so ein umjubeltes Set garantiert. Da es noch ein wenig früh ist für den üblichen Alkoholpegel, mit dem die Band abends Auftritt, bewiesen Friska Viljor, dass sie auch nüchtern für gute Stimmung sorgen. Die Stücke werden mit hohem Tempo fast ohne Pausen heruntergespielt, man hat den Eindruck als wollten die Herren in ihrem Timeslot so viel unterbringen wie möglich. Umso besser, so fehlt keiner der vielen Hits, natürlich auch nicht mein Favorit „Wohlwil“ vom bemerkenswert guten letzten Album For New Beginnings.
Wir blieben weiterhin beim Vorschot für Bombay Bicylcle Club, deren Debutalbum I Had the Blues But I Shook Them Loose ich sehr gerne höre. Deshalb freute ich mich sehr auf den Auftritt, da ich das Konzert im Logo vor ein paar Monaten verpasst hatte. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das Auftreten der vier jungen Londoner ist zwar unspektakulär, sie wirken eher etwas verschüchtert. Die Musik spricht jedoch für sich. Mich erstaunte zudem, wie textfest viele im Publikum waren. Ein weiteres Mal hatte ich die Beliebtheit einer Band falsch eingeschätzt.
Von weiter hinten, doch dennoch mit viel Interesse verfolgten wir Bonaparte. Das Berliner Kollektiv um den Schweizer Tobias Jundt ist bekannt für seine spektakulären und exzentrischen Bühnenperformances. Auch heute sollte es nicht enttäuschen. Der ganze Auftritt samt mehrerer „Performer“ (das passt wohl am besten zur Darbietung) wirkt zwar chaotisch und spontan, ist aber aufgrund der stets wechselnden Kostüme und der wohl durchdachten, doch nicht immer verständlichen oder nachvollziehbaren Darbietung sicherlich aufs genaueste geplant. Musikalisch ist das ganze dem Punk nicht fremd, es gibt auch elektrorockige Elemente. Auf Dauer finde ich das ein wenig anstrengend, doch alleine wegen der Bühnenshow hat es sich gelohnt, zuzusehen.
Mit am meisten freute ich mich an diesem Tag auf Jamie T. Das letzte Album Kings and Queens des jungen Briten gehört für mich zu den besten Werken des Jahres 2009 und läuft in meine MP3-Player mit regelmäßiger Häufigkeit. Irgendwie hatte ich es jedoch bisher ebenfalls nicht geschafft, ein Jamie T Konzert zu besuchen. Schön, dass es nun endlich klappte und zu meiner Freude auch ein gutes, wenn auch ein wenig kurzes Set zu sehen gab. Immerhin waren alle Songs dabei, die ich hören wollte, so war ich zufrieden.
Den Abend aus musikalischer Sicht beschlossen die Klaxons, die nach drei Jahren endlich ein Nachfolgewerk zu ihrem viel beachteten Erstlingswerk Myths of the Near Future veröffentlicht haben und dieses auf dem Dockville vorstellten. So gab es auch einige sehr hörenswerte Songs von Surfing the Void zu hören, die beweisen, dass die Musik der Klxons nichts von ihrer Energie und Tanzbarkeit verloren haben. Vorne im Publikum nervten, wie schon den ganzen Tag, die Kinder mit ihrem Pseudo-Circlepit, der jedoch eher der Selbstdarstellung einiger eitlen Menschen diente. Da aber ansonsten nicht allzu viel Andrang vor der Büne war, blieb auch so genug Platz zum Tanzen. Seit der etwas enttäuschenden Darbietung vor drei Jahren beim Open Air Sankt Gallen haben die Klaxons auf jeden Fall deutlich an Bühnenpräsenz gewonnen und bringen ihre Songs jetzt auch live sehr gut rüber.
Einen etwas bitteren Beigeschmack hinterließ an diesem Abend dann leider ein etwas unerfreulicher Vorfall, da neben dem „Maschinenraum“ (eine der Indoor-Bühnen) irgendwelche Deppen Autowracks anzündeten, die dort aus künstlerischen Gründen herumstanden. Glücklicherweise kam niemand zu Schanden, der Maschinenraum, wo gerade Schwefelgelb spielten, war in null komma nichts und ohne jedwede Aufregung evakuiert und die meisten Anwesenden zogen kopfschüttelnd über so viel Idotie weiter. Schade jedoch, dass dieser Vorfall den tollen Tag ein wenig trübte.
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