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Mittwoch, 29. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Samstag

Es gibt Tage beim Reeperbahnfestival, an denen macht sich das Programm fast von selbst, da Bands spielen, die man auf keinen Fall verpassen möchte. Der Samstag war in diesem Jahr ein solcher Tag, da durch die Fotos, Frank Turner und LaBrassBanda große Teile des Abends für mich bereits blockiert waren.

Auch dieser Abend begann früh, da ich mir ein weiteres Mal Ray's Reeperbahn Revue nicht entgehen lassen wollte, heute mit Young Rebel Set, Toy Horses und Lena Malmborg. In der Backing Band von letzterer spielten auch Mitglieder von Friska Viljor, die sich augenscheinlich gut von den Exzessen des Vorabends erholt hatten. Unterhaltsam, wenn auch ein wenig bescheuert war der “Songwriter Freestyle“, der darin bestand, zusammen mit dem Publikum einen Song zum Thema „Hamburg Hangover“ zu schreiben.

Da noch Zeit blieb bis zum Konzert der Fotos nahm ich die Gelegenheit wahr, um auch ein wenig das Rahmenprogramm zu nutzen, betrachtete die teilweise sehr sehenswerten Plakate der Posterausstellung Flatstock Europe 5 und machte einen kleinen Abstecher zum Comcfestival. Dann ging es in die Goße Freiheit 36, wo die Fotos die Gelegenheit für ein Heimspiel nutzten, um ihr gerade erschienenes Album vorzustellen. Im Vergleich zum ersten Liveset der Band, das ich vor einigen Jahren gesehen habe, sind die vier Hamburger deutlich gereift. Das merkt man nicht nur an der Musik, auch die Bühnenpräsenz ist deutlich besser und sicherer. Dem Sound tut zudem gut, dass für die Tour ein zusätzlicher Musiker angeheuert wurde, der das Schlagzeug bei vielen Stücken doppelt. Trotz der Qualität der neuen Platte Porzellan gefallen mir jedoch noch immer die alten Songs der ersten Platte am besten.

Ich blieb in der Großen Freiheit, da als nächstes Frank Turner an der Reihe war. Ich war überrascht, dass dieser bei seinem dritten Besuch in Hamburg innerhalb eines Jahres (ich war auch bei den beiden anderen dabei) seine Band nicht mitgebracht hatte, sondern alleine ein Akustikset gab. Auch das ist wunderbar und sehr unterhaltsam, Frank Turner ist wie immer bestens aufgelegt und gibt auf der Bühne alles. Gleichzeitig singt das sehr textsichere Publikum jeden Song mehr oder weniger lauthals mit, sodass das ein sehr gelungener Auftritt ist. Frank Turner ist immer wieder sehenswert und gerade live sehr zu empfehlen.


Um nun die Pause bis LaBrassBanda zu überbrücken (Fehlfarben fand ich nicht so spannend) ging es nun rüber ins Indra zu Ginger Ninja. Das ist eine dänische Rockband, die es in ihrer Heimat zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. Die Musik ist zwar nett anzuhören, ist aber nichts wirklich besonderes. Nicht viel mehr als ein Lückenfüller an diesem Abend.

Zurück in der Großen Freiheit 36 stellten wir uns langsam auf den Höhepunkt des Abends ein. LaBrassBanda haben sich mit Ihrem bayerischen Mundart-Balkanpop auf deutschen Bühnen ein großs Publikum erspielt. Auch heute ist es ziemlich voll. Sobald es losgeht, beginnt die Menge zu toben und hört damit erst wieder wirklich auf, als das Konzert vorbei ist. Trompeter, Sänger und Frontmann Stefan Dettl hat nicht nur sein Band, sondern auch das Publikum voll im Griff. Er weiß genau, wie man die Stimmung anheizt. Dass im Publikum kaum einer versteht, was er sagt (und erst recht nicht, was er singt) spielt keine Rolle, „singt's a mit?“ verstehen auch die Fischköppe. Das folgende Video veranschaulicht ganz gut, warum nach den 90 Minuten Konzert nicht nur die Band vollkommen durchgeschwitzt ist.


Natürlich waren wir jetzt richtig aufgedreht, sodass wir im Regen weiterzogen, um den Abend beim Revolverclub im Uebel&Gefährlich ausklingen zu lassen. Schlussendlich war ich 12 Stunden auf dem Kiez unterwegs, ein persönlicher Rekord. Und wieder war das Reeperbahnfestival ein voller Erfolg. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Montag, 27. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Freitag

Ich hatte die weise Entscheidung getroffen, mir den Freitag frei zu nehmen, sodass ich ausgeschlafen und entspannt in den zweiten Festivaltag gehen konnte. Dieser begann für mich schon früh mit dem Besuch von Rays Reeperbahn Revue, wo der alte Haudegen Ray Cokes ausgewählten Bands die Chance gibt, sich kurz vorzustellen und unterhaltsam mit ihnen plaudert. Heute dabei: Cosmo Jarvis, Stornoway, The late Call und Balthazar. Allesamt tolle Künstler, von denen ich aber aus Zeitgründen leider nur Stornoway später auch in concert sehen würde.

Der Konzertabend begann mit einem ersten Höhepunkt im Docks, wo Wolf Parade spielten. Ich mag die Band aus Montreal schon lange sehr gerne. Energischer Indierock vom feinsten, der hier zu dieser frühen Stunde ein wenig verschleudert wurde. Besser wäre eine etwas kleinere Bühne zu späterer Stunde gewesen. Toll war's trotzdem. Angesichts der kurzen Spielzeit wurden ohne viel Aufhebens die Stücke hintereinanderweg gespielt, ich habe alle gehört, die ich hören wollte.


Dann schwang ich mich auf's Rad, um noch rechtzeitig im Knust anzukommen, wo Stornoway ihren Auftritt hatten. Da der Club ja ein wenig abseits von der Reeperbahn liegt, hatten sich hier kaum Zufallsbesucher eingefunden, sodass auch dieses Konzert nicht sonderlich gut besucht war. Eine gute Gelegenheit, um zauberhaft schönen Folk der vier jungen Oxforder zu genießen. Sie kommen ein wenig nerdig und sehr sympathisch daher, Sänger Brian Briggs sorgte zwischen den Stücken mit aufgeschnappten deutschen Redewendungen für beste Stimmung. Es war schwer, nach diesem kuscheligen Set wieder raus in den Regen zu gehen.

Mit dem Rad ging es dann zurück zum Kiez, genauer gesagt ins Indra. Die isländische Band Who Knew spielte hier. Ich fühlte mich durch die Musik einige Stunden zurück versetzt, da sie an den Klang von Wolf Parade erinnerte. Sehr erfreulich und immer wieder erstaunlich, wie ein 300.000 Einwohner Staat wie Island so viele gute Musiker hervorbringen kann.

Weiter geht es dann im Imperial Theater. Ein Abstecher hierher ist beim Reeperbahn Festival fast schon Pflicht. Es ist die einmalige Gelegenheit, ein Konzert vor einer Edgar Wallace Bühnenkulisse zu besuchen und gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf den gemütlichen Theatersitzen auszuruhen. Wenn dabei auch noch eine so gute Band wie Goldheart Assembly dazu spielt, umso besser. Die sehr sympathischen Briten machen harmonischen und gar traumwandlerischen Folk-Pop, der live wie auf Platte schwer begeistert.

Frisch ausgeruht waren wir nun bereit für das letzte Konzert des Abends, das kräfteraubender sein sollte. Wieder waren es Isländer, die im Docks auf uns warteten, doch ein ganz anderes Register wie wenige Stunden vorher im Indra. FM Belfast sind eine Elektro-Spaßkapelle à la Deichkind, doch in gut. Sie ziehen mit recht einfachen Mitteln eine mitreißende Show auf der Bühne ab und bringen zu dieser späten Stunde (das Konzert beginnt um halb 2) das Publikum nochmal zu toben. Alle Müdigkeit ist vergessen, es wird getanzt und gesprungen. Die XL-extended Version von „Underwear“ (siehe Video unten) bekommt man dann auch tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Auch die Neuinterpretation von „Killing in the Name of“ vergisst man nicht so schnell. Wenn FM Belfast in Deine Nähe kommt, geh hin. Es lohnt sich!


Noch etwas aufgedreht machen wir noch einen kurzen Abstecher in der Prinzenbar, wo das Friska Viljor DJ Team auflegt. Doch für viel mehr als die Feststellung, dass die beiden Spaßvögel ihrem Ruf gerecht werden und sich bereits ordentlich einen hinter die Binde gekippt haben reicht die Kraft nicht mehr. Ab ins Bett, einen Abend müssen wir ja noch durchhalten!