Sonntag, 29. August 2010

Konzertbesuch aus Nostalgie – We Are Scientists im Knust

In der letzten Ausgabe des Musikexpress gibt es eine durchaus lesenswerte Betrachtungvon Albert Koch zum Thema Indie. Darin wird unter anderem der Zustand beklagt, dass es vielen der zurecht hochgelobten Indiebands des Ausnahmejarhgangs 2005 nicht gelungen ist, gute zweite Alben zu veröffentlichen und ihr musikalisches Schaffen seither darin besteht, schlechtere Kopien ihres Debütalbums zu produzieren. We Are Scientists werden zwar in diesem Artikel nicht genannt, doch auch sie kann man durchaus zur Liste von Indiebands zählen, auf die diese Feststellung zutrifft (hingegen stimme ich nicht bei allen im Artikel genannten zu).

Quelle für Foto: rocco blues

Nichtsdestotrotz konnte ich nicht widerstehen, als ich sah, dass We Are Scientists auf ihrer Tour auch in Hamburg halt machen sollten. Auch wenn ich von deren aktuellen Album Barbara nicht wirklich überzeugt bin sind mir die vielen guten Songs vom 2005er Werk With Love And Squalor noch so sehr in in Herz und Gedächtnis eingebrannt, dass ich die Band vermutlich immer mögen werde.

Ich habe es auch nicht bereut, zum Konzert gegangen zu sein. Zum einen werden stets alle Tanzbodenhits des Erstlingswerks gespielt. Zum anderen sind ja auch auf den beiden anderen Alben gute tanzbare Stücke dabei, die für sehr gute Stimmung im gut gefüllten Knust sorgen. Zudem sind die beiden Köpfe der Band, Keith Murray und Chris Cain, bestens aufgelegt. Sie könnten gemeinsam sicherlich auch gut als Comedians auftreten und werfen sich zwischen den Songs nur gegenseitig Sprüche an die Köpfe. Als dann auch noch ein als Chris Cain verkleideter Fan im Publikum identifiziert wird, gibt es kein halten mehr. Der Junge wird auf die Bühne geholt und bekommt seine 15 Minuten Ruhm, ohne jedoch dass es irgendwie in peinlicher Zurschaustellung enden würde.

Fazit: Aus Nostalgie hingegangen, überzeugt wieder rausgekommen. We Are Scientists lohnen sich noch immer.

Freitag, 27. August 2010

Same Place, Same Great Concert: Jamie Cullum im Stadtpark Hamburg

Es gibt bestimmte Künstler, zu denen man eine besondere Beziehung hat. Eher zufällig bin ich vor einige Jahren in Toronto auf ein kleines Konzert in einem Jazzclub aufmerksam geworden. Es trat Jamie Cullum auf und beeindruckte mich bereits damals durch die Energie, mit der er seine Musik auf der Bühne darbot. Seither verfolge ich das musikalische Schaffen des britischen Pianisten sehr aufmerksam.

Über zwei Jahre später, Jamie Cullum war inzwischen ein aufstrebender Popstar, ging ich gemeinsam mit Almuth, die auch schon in Toronto dabei gewesen war, zu einem Jamie Cullum Konzert in den Hamburger Stadtpark. Wieder waren wir begeistert. So ist es kein Wunder, dass wir uns vier Jahre später am selben Ort wiederfanden, um hier wieder einem Konzert des inzwischen dreißigjährigen Briten beizuwohnen.

Mit seinem poppigen Jazz (oder jazzigen Pop, je nach Blickwinkel) hat Jamie Cullum sich ein sehr breites Publikum erspielt und wird auch gerne von den Dudelfunkradios der Republik gespielt. Auf der Bühne jedoch wirkt er noch immer so authentisch wie im kleinen Jazzclub von Toronto. Man nimmt ihm ernsthaft ab, dass er sehr viel Vergnügen am Musikmachen hat. Wenn sich das dadurch ausdrückt, dass Jamie Cullum auf der Bühne rumturnt, auf sein Klavier springt und dabei auch noch gute Musik macht, umso besser. All seine Kritiker, die bemängeln, er habe sich dem Pop verkauft, sollten sich eines seiner Konzerte anschauen. Hier ist der Jazzmusiker noch klar erkennbar. Kaum ein Stück kommt ohne Soli aus, die Begleitband ist beeindruckend gut. Der heimliche Star des Abends ist der Bassist, der mit einem atemberaubenden Solo das Publikum zum Staunen bringt.

Das alles lässt den immer wieder beginnenden Regen vergessen. Ganz natürlich wird das Konzert mit „Singing in the Rain“ begonnen. Jamie Cullum spielt weiterhin viele seiner älteren Stücke und auch einige Coverversionen, die schon seit den Anfängen im Repertoire des Sängers sind, darunter „I Get A Kick“ und das sagenhafte Radiohead-Cover „High And Dry“. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Ich hoffe, dass es nicht vier Jahre dauert bis zum nächsten Jamie Cullum Konzertbesuch.

Kleine Ergänzung: die Kritik auf Welt.de

Fotostrecke bei Radio Hamburg.

Montag, 23. August 2010

Broken Bells im Uebel&Gefährlich

Am Montag Abend nach einem Wochenende auf einem Musikfestival, nach einem ganz normalen Tag im Büro, will man es sich eigentlich nur zu Hause gemütlich machen und seine Batterien aufladen. Leider hatten sich jedoch Broken Bells ausgerechnet diesen Termin für ein Konzert in Hamburg ausgesucht. Da man sich so etwas schlecht entgehen lassen kann, blieb uns nichts anderes übrig, als uns ins Uebel&Gefährlich zu begeben.

Hier wurden wir zunächst von einer sehr bemerkenswerten Vorband überrascht. Sizarr, für mich wie auch vermutlich für 99% des Publikums ein noch komplett unbeschriebenes Blatt, haben ihre Zuhörer völlig in ihren Bann gezogen und zu wahren Jubelstürmen animiert. Die drei Jungs aus der Kurpfalz haben noch kein Album veröffentlicht, sie wollen damit abwarten, bis sie im nächsten Jahr (!) ihr Abitur (!) hinter sich haben. Dennoch spielen die drei ein perfekt sitzendes Set. Der Sound erinnert streckenweise an die Maccabies, insgesamt ist er aber vielschichtiger. Sizarr fahren mit einem beeindruckenden Arsenal von unterschiedlichen Synthesizern und digitalen Gerätschaften auf, die bestens eingesetzt werden und die Grundlage für die Musik bilden, ohne dass diese rein elektronsicher Natur wäre. Ich bin jetzt Fan und bin überzeugt, dass Sizarr zumindest in Deutschland in Zukunft noch für ein wenig Wirbel sorgen werden. Hier gibt es den Song "Fake Foxes" als Stream oder als Download.

Broken Bells ist das gemeinsame Projekt von James Mercer (The Shins) und Brian Burton (besser bekannt als Danger Mouse von Gnarls Barkley und einer der derzeit bedeutendsten Musikproduzenten). Die Musik ist eher ruhig, doch extrem vielschichtig. Live treten die beiden mit einer fünfköpfigen Begleitband auf, Danger Mouse sitzt meist am Schlagzeug und ist einer der coolsten Musiker, die ich bisher gesehen habe. Untermalt von einer Videoshow werden die Songs vom Album Broken Bells dargeboten, sowie eine B-Seite und der Song aus der Kooperation für Dark Night of the Soul, dem Album von Danger Mouse und Sparklehorse. Auch hier wird das Publikum zu sehr Hamburg-untypischen Begeisterungsstürmen bewegt, kein wunder, denn es ist ein grandioses Konzert. Trotz Übermüdung und Rückenschmerzen verlässt man an den Club an diesem Abend beseelt von der Musik und glücklich, dass man dies erleben durfte.

Toll übrigens auch dieser Videoclip mit Christina Hendricks, besser bekannt als Joan Holloway aus Mad Men.


Sonntag, 22. August 2010

Dockville 2010 – Tag 3

Aus unerfindlichen Gründen war ich am Sonntag Morgen schon relativ früh wach, sodass sich zumindest ein Teil von uns wieder relativ zeitig auf den Weg Richtung Wilhelmsburg begaben. Leider bekamen wir nur noch das Ende des Sets von Everything Everything mit, doch ich bin relativ zuversichtlich, dass es in naher Zukunft weitere Gelegenheiten geben wird, die junge Band live zu sehen.

Wir nutzten die relative Ruhe der frühen Nachmittagstunden und die Lücke im für uns spannenden Bühnenprogramm für eine Erkundung des Geländes und eine genauere Betrachtung des Kunstrahmenprogramms. Zudem tat eine Tasse Kaffee uns gut, um uns frische Energie für den Rest des Tages zu geben, der sich mit We Were Promised Jetpacks auf dem Vorschot fortsetzte. Die Musik der vier jungen Männer aus Schottland hatte es mir beim Reinhören in das Festivalprogramm angetan. Die teilweise ins Atmosphärische gehende, postrockig orientiert Musik geht in Mark und Bein, live naturgemäß noch mehr als aus der Konserve. Wieder so ein Leckerbissen früh am Tag, der das frühe Kommen lohnenswert machte.

Es ging weiter mit den Good Shoes, die auch schon im vergangenen Jahr ungefähr um die selbe Zeit auf der selben Bühne gestanden hatten. Solider britischer Indie-Rock, dem aber aus meiner Sicht ein Alleinstellungsmerkmal fehlt, um wirklich bemerkenswert zu sein. In Gedanken waren wir ohnehin schon bei der nächsten Band, die ich schon vorab als eines der Höhepunkte des Festivals auserkoren hatte. Bereits von ihrem Auftritt vor einigen Wochen im Knust war ich von Fanfarlo hellauf begeisterst gewesen, ganz zu schweigen von ihrer Platte Reservoir, die keinen einzigen schwachen Song enthielt. Nach einem etwas holprigen Beginn, der auch damit zusammenhing, dass der Sound trotz langem Soundcheck anfangs nicht ordentlich abgemischt war, entfaltete das Set von Fanfarlo seine Wirkung. Der orchestrale folkpoppige Sound der Band lässt den Zuhörer nicht kalt. Auch wenn das Publikum nicht wirklich abgeht, merkt man, wie glücklich die Zuschauer sind, dabei zu sein. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass in der Musik von Fanfarlo noch viel mehr Livepotential steckt, dass sich vielleicht mit zunehmender Bühnenerfahrung der schwedisch-britischen Musiker entwickeln wird. Lohnenswert ist ein Blick in die Filmsequenz Under The Reservoir, welche die Band gemeinsam mit dem Videokünstler Brian Gonzales am Rande des SXSW-Festivals aufgenommen hat und die das Albumcover zum Leben erwachen lässt. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Nicht nur in Bezug auf die Musik, auch vom Künstlerischen Gesamtanspruch her gesehen erinnern Fanfarlo durchaus an Arcade Fire.

Es folgte auf der selben Bühne eine Band, die derzeit eine große Medienberichterstattung und um die ein großes Brimborium veranstaltet wird. Ich bin nicht der allergrößte Fan ihrer Musik, die ich recht seicht und gleichförmig finde, doch ich war sehr neugierig darauf, wie sich The Drums auf der Bühne präsentieren würden. Wenn man es negativ formulieren möchte kann man es so zusammenfassen: Vier Fashion-Victims machen sich vor Publikum zum Affen. Das wäre aber etwas kurz gegriffen. The Drums verfolgen schlicht die Strategie, sich ein bestimmtes öffentliches Image aufzubauen, welches sie auch Konsequent durchziehen. Dazu gehört auch eine Bühnenshow mit albernem affektiertem Herumspringen und androgynen Softieposen des Sängers, der übrigens meiner Meinung nach aussieht wie ein russischer Jungendstraftäter. Insgesamt passt das alles zusammen und ergibt ein schlüssiges Gesamtbild, das auch ich sehr unterhaltsam finde. Dennoch verstehe ich den Hype nicht so wirklich.

Damit war der spannende Teil des Festivals für uns zu Ende. Wir wollten das ganze gemütlich mit Jan Delay ausklingen lassen. Auch wenn ich absolut kein Fan seiner Musik bin, muss man dem Hamburger unglaubliches Bühnentalent zugestehen. Die Stimmung im Publikum wird auf Anhieb entzündet, Jan Delay hat es nun komplett in der der Hand. Für uns war es ein recht kurzes Vergnügen, denn als ein Wolkenbruch begann, von dem wir innerhalb einer Minute von Kopf bis Fuß durchnässt waren, beschlossen wir, uns auf den Heimweg zu begeben. Einmal mehr freute ich mich, dass ich nicht vor Ort campen musste.

Samstag, 21. August 2010

Dockville 2010 – Tag 2

Auch für den 2. Tag des Dockville Festivals hatten wir uns ein volles Programm vorgenommen, denn wieder einmal gab es so viele Bands, die wir sehen wollten. Zudem hatten wir das Glück, dass der Timetable so zusammengestellt worden war, dass es kaum Überschneidungen gab zwischen denjenigen Künstlern, die wir uns anschauen wollten. Das bedeutete allerdings, dass nicht sonderlich viel Zeit für zum zu Hause Rumtrödeln und Entspannen blieb, bevor es losging. Um 14:40 Uhr, pünktlich zu Kakkmaddafakka waren wir wieder auf dem Festivalgelände.

Der Name der Band Kakkmaddafakka steht vermutlich für den Sinn für Humor ihrer Mitglieder, der sich auch in ihrer Live-Performance ausdrückt. Denn die Musiker aus Norwegen nehmen sich selbst (zumindest im Auftreten), nicht sehr ernst und stellen mit geringen Mitteln eine Hammershow auf die Beine. Im wesentlichen ist dies neben der Musik den beiden jungen Herren zu verdanken, die als Backgroundtänzer agieren und eine Lupenreine Aerobic-Show präsentieren. Ohne die sehr mitreißende Musik, sehr jazz- und bluesbeeinflusster Electropoprock, würde dies natürlich keine Wirkung erzielen. So wurde das Publikum jedoch schon zu sehr früher Stunde aus der Reserve gelockt. Für mich die Entdeckung des Festivals.

Entspannter ging es dann direkt im Anschluss auf dem Vorschot zu. Hier standen Seabear auf der Bühne mit ihrer vielschichtigen, zum Träumen anregenden Musik. Erstaunlicherweise wirkt die Musik der Isländer auf der großen Festivalbühne deutlich voller und druckvoller als in der intimen Atmosphäre des Hafenklangs vor ein paar Monaten. Das bekommt Seabear sehr gut.

Es war nun Zeit, sich näher an der Bühne zu positionieren für Friska Viljor. Seit ihren Anfängen sind die Schweden Garanten für hervorragende Stimmung und gute Laune. Hamburg ist für Friska Viljor fast ein Heimspiel und so ein umjubeltes Set garantiert. Da es noch ein wenig früh ist für den üblichen Alkoholpegel, mit dem die Band abends Auftritt, bewiesen Friska Viljor, dass sie auch nüchtern für gute Stimmung sorgen. Die Stücke werden mit hohem Tempo fast ohne Pausen heruntergespielt, man hat den Eindruck als wollten die Herren in ihrem Timeslot so viel unterbringen wie möglich. Umso besser, so fehlt keiner der vielen Hits, natürlich auch nicht mein Favorit „Wohlwil“ vom bemerkenswert guten letzten Album For New Beginnings.

Wir blieben weiterhin beim Vorschot für Bombay Bicylcle Club, deren Debutalbum I Had the Blues But I Shook Them Loose ich sehr gerne höre. Deshalb freute ich mich sehr auf den Auftritt, da ich das Konzert im Logo vor ein paar Monaten verpasst hatte. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Das Auftreten der vier jungen Londoner ist zwar unspektakulär, sie wirken eher etwas verschüchtert. Die Musik spricht jedoch für sich. Mich erstaunte zudem, wie textfest viele im Publikum waren. Ein weiteres Mal hatte ich die Beliebtheit einer Band falsch eingeschätzt.

Von weiter hinten, doch dennoch mit viel Interesse verfolgten wir Bonaparte. Das Berliner Kollektiv um den Schweizer Tobias Jundt ist bekannt für seine spektakulären und exzentrischen Bühnenperformances. Auch heute sollte es nicht enttäuschen. Der ganze Auftritt samt mehrerer „Performer“ (das passt wohl am besten zur Darbietung) wirkt zwar chaotisch und spontan, ist aber aufgrund der stets wechselnden Kostüme und der wohl durchdachten, doch nicht immer verständlichen oder nachvollziehbaren Darbietung sicherlich aufs genaueste geplant. Musikalisch ist das ganze dem Punk nicht fremd, es gibt auch elektrorockige Elemente. Auf Dauer finde ich das ein wenig anstrengend, doch alleine wegen der Bühnenshow hat es sich gelohnt, zuzusehen.

Mit am meisten freute ich mich an diesem Tag auf Jamie T. Das letzte Album Kings and Queens des jungen Briten gehört für mich zu den besten Werken des Jahres 2009 und läuft in meine MP3-Player mit regelmäßiger Häufigkeit. Irgendwie hatte ich es jedoch bisher ebenfalls nicht geschafft, ein Jamie T Konzert zu besuchen. Schön, dass es nun endlich klappte und zu meiner Freude auch ein gutes, wenn auch ein wenig kurzes Set zu sehen gab. Immerhin waren alle Songs dabei, die ich hören wollte, so war ich zufrieden.

Den Abend aus musikalischer Sicht beschlossen die Klaxons, die nach drei Jahren endlich ein Nachfolgewerk zu ihrem viel beachteten Erstlingswerk Myths of the Near Future veröffentlicht haben und dieses auf dem Dockville vorstellten. So gab es auch einige sehr hörenswerte Songs von Surfing the Void zu hören, die beweisen, dass die Musik der Klxons nichts von ihrer Energie und Tanzbarkeit verloren haben. Vorne im Publikum nervten, wie schon den ganzen Tag, die Kinder mit ihrem Pseudo-Circlepit, der jedoch eher der Selbstdarstellung einiger eitlen Menschen diente. Da aber ansonsten nicht allzu viel Andrang vor der Büne war, blieb auch so genug Platz zum Tanzen. Seit der etwas enttäuschenden Darbietung vor drei Jahren beim Open Air Sankt Gallen haben die Klaxons auf jeden Fall deutlich an Bühnenpräsenz gewonnen und bringen ihre Songs jetzt auch live sehr gut rüber.

Einen etwas bitteren Beigeschmack hinterließ an diesem Abend dann leider ein etwas unerfreulicher Vorfall, da neben dem „Maschinenraum“ (eine der Indoor-Bühnen) irgendwelche Deppen Autowracks anzündeten, die dort aus künstlerischen Gründen herumstanden. Glücklicherweise kam niemand zu Schanden, der Maschinenraum, wo gerade Schwefelgelb spielten, war in null komma nichts und ohne jedwede Aufregung evakuiert und die meisten Anwesenden zogen kopfschüttelnd über so viel Idotie weiter. Schade jedoch, dass dieser Vorfall den tollen Tag ein wenig trübte.

Freitag, 20. August 2010

Dockville 2010 – Tag 1

Wie im vergangenen Jahr hatte ich mir am Freitag frei genommen. So konnte ich den ersten Tag des Dockville Festivals entspannt angehen und rechtzeitig da sein, um auch schon die Nachmittagsbands zu sehen. Das war mir wichtig, da bereits zu früher Stunde Villagers auf der Bühne standen. Die junge Band um Sänger Conor O'Brien hatte es mir schon auf Platte sehr angetan. Deren Debütalbum Becoming a Jackal erinnert sehr an die Band eines anderen Conors, die Bright Eyes. Die beiden Sänger haben eine ähnliche ins Weinerliche gehende Stimme, musikalisch ist auch Villagers dem Folk zuzuordnen. Auch live wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Trotz der frühen Tageszeit konnten Villagers überzeugen. Für mich sogar der Höhepunkt des Tages.

Doch auch die direkt im Anschluss spielenden Portugal.The Man begeistern mich live immer wieder. Die Prog-Rocker aus Alaska finden zu Hause selten den Weg in meine Playlist, doch jedes Mal, wenn ich sie auf einer Bühne sah, war ich entzückt. Man wird geradezu von der Musik eingesogen und verschwindet im Soundteppich. Grandios auch: die weißen Socken zu den schwarzen Slippern von Sänger John Gourley.

Um vor K.I.Z. zu flüchten begaben wir uns zum Vorschot (der kleinen Bühne), um Sophie Hunger zu lauschen. Trotz großem Kritikerlob konnte mich die junge Schweizerin auf Platte bisher nicht überzeugen. Live macht sie jedoch was her, was nicht zuletzt an ihrer exzellenten Begleitband liegt. Insbesondere der Posaunist macht beeindruckende Dinge mit seinem Instrument.

I Blame Coco, die Tochter von Sting, sparten wir uns, um uns für Shantel & Bucovina Club Orchestrar am Großschot (der großen Bühne) zu positionieren. Stefan Hantel und seine Band haben sich in Deutschland ja schon länger als Institution des Balkanpop etabliert und zeigten hier, warum das so ist. Für Stimmung ist gesorgt. Allerdings klingt das ganze nach einer Weile dann irgendwie doch immer sehr ähnlich.

Deshalb wartete ich auch auch nicht das Ende des Sets ab und ging herüber zu Dúné. Die noch immer sehr junge dänische Indie-Elektropop-Kapelle hat es mir schon seit ihrem Debut We Are In There You Are Out Here angetan, doch ich hatte es noch nicht geschafft, sie live zu sehen. Ich fand den Auftritt solide, war aber auch etwas enttäuscht. Ein bisschen viel Gehabe und Gepose, ohne dass das Potential der Songs so richtig ausgeschöpft wird. Nett, doch ich hatte mir mehr erwartet.

Jetzt waren die Headliner des Freitags an der Reihe. Wir sind Helden meldeten sich auf dem Dockville Festival erstmals auf einer Bühne zurück, nachdem sie gut zwei Jahre pausiert hatten. Wie denke ich viele andere habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu „den Helden“. Ich mag sie als Band sehr gerne und sehr viele ihrer Songs, insbesondere die älteren, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Gleichzeitig nervt mich diese geballte Ladung an Nettigkeit (das vor allem auch in viel Gelaber auf der Bühne seinen Ausdruck findet) und das Konsenspoppige an der Musik. Wir sind Helden sind heute Abend ganz die Alten, die genannten Eigenschaften haben sie nicht abgelegt. Sie begeistern mit einem furiosen Einstieg mit „Denkmal“, „Von hier an Blind“ und „Gekommen und zu Bleiben“. Das ist aber auch schon der Höhepunkt des Konzerts. Danach verliert das Set an Schwung. Das liegt weniger an der Tatsache, dass nun einige Songs des unveröffentlichten neuen Albums Bring mich nach Hause (derzeit komplett gestreamt bei Myspace) vorgestellt werden, als daran, dass einige Balladen dabei sind. Schwierig, wirklich für Stimmung zu sorgen, wenn keiner im Publikum die Songs kennt und diese nicht gerade dazu gemacht sind, einen zu packen. Das Set endet aber versöhnlich mit „Guten Tag“ und dem textlich brillanten neuen Song „Ballade von Wolfgang und Brigitte“. Zwar komisch als letzte Zugabe, doch immerhin regt das Lied zum Nachdenken an. Schade nur, dass „Rüssel an Schwanz“ nicht gespielt wurde.

Donnerstag, 19. August 2010

Dockville Festival 2010

In diesem Jahr beschränkte sich für mich die Festivalsaison auf nur ein Wochenende Mitte August, an dem hier in Hamburg das Dockville Festival stattfand. Das Dockville ist ein unheimlich sympathisches Festival. Beim Lineup wurde zwar wie üblich auf die ganz großen Nummern verzichtet, doch das Programm konnte sich auch in diesem Jahr sehen lassen. Traditionell wurden hauptsächlich Indie- und Elektrobands gebucht (und einige bekannte DJs für die Nacht, aus meiner Sicht ist das jedoch eher uninteressant), dazu gibt es ein paar etablierte alte Haudegen sowie wenige einer großen Masse bekannte Bands als Publikumsmagneten. Heuer waren dies Wir Sind Helden mit dem ersten Konzert nach der Baby- und Albumaufnahmepause sowie Jan Delay als obligatorischen Hamburger Act.

Das Dockville Festival bietet mehr als nur Musik. Das Gelände auf der Elbinsel Veddel ist einzigartig gelegen, es handelt sich um Brachland zwischen alten Industrie- und Hafengebäuden, das dem Festival eine unverwechselbare Kulisse bietet. Dazu sind die Organisatoren des Festivals um ein Kunstrahmenprogramm bemüht, bieten ein kostenloses Ferienprogramm für Wilhelmsburger Kinder und sorgen für sehr moderate Eintrittspreise, vor allem für diejenigen, die wie ich ihr Ticket schon Monate im Voraus kaufen. Nach einigen Problemen mit dem Bierverkauf und mangelndem Platz vor der Hauptbühne im letzten Jahr war die Organisation 2010 kaum zu toppen: Keine Warteschlangen, Trinkwasserstellen, viel Platz, trotzdem sehr kurze Wege von einer Bühne zur anderen. Außerdem sehr zuvorkommendes Sicherheitspersonal und viele sympathische Kleinigkeiten: weiterhin keine Werbebanner an den Bühnen, Ausgabe von Plastikbechern zum Umfüllen von Getränken am Eingang, großzügiges Verteilen von Mülltüten als Regenschutz beim Gewitter am letzten Abend.

Fast das schönste am Dockville Festival ist die Tatsache, dass man die Festivalstimmung genießen und dennoch jede Nacht nach Hause in sein eigenes Bett kann. Ein Vorteil, der Besucher zum mir nach Hamburg lockte, die mein Obdach gerne nutzten und die gleichzeitig eine gern gesehene Begleitung für das Festival waren. Wir verbrachten drei anstrengende, doch unvergessliche Tage zu wunderbarer Musik.

Berichte zu den drei Festivaltagen in musikalischer Hinsicht gibt es in kürze an dieser Stelle. Bis dahin kann sich schon an den Fotos erfreut werden.

Mittwoch, 11. August 2010

Oh Jens, what a night

Nein, nicht falsch verstehen. Ich schwelge nur noch in den Erinnerungen an die wunderbaren Gesangs- und Songwritertalente von Jens Lekman getern Abend im Knust. Das war mein erstes Konzert seit gut zwei Monaten und ich hatte schon ganz schön Sehnsucht, doch wurde gut entschädigt. Großer Auftritt samt siebenköpfiger Begleitband. Hier eine kleine Kostprobe:



Ich muss an dieser Stelle noch hervorheben, dass es auf der Homepage des Künstlerszahlreiche MP3s kostenfrei als Download gibt und man dort folgenden Satz lesen kann, den ich nicht unzitiert lassen will:
You can find free mp3's from my albums and EP's in the Presents section. Or you can download my entire records with filesharing programs, I don't mind that but if you like my music please support me - buy my records, come to my shows or make a Paypal donation to jens@srvice.com.