Sonntag, 22. Februar 2009

Eine sichere Bank – Bloc Party im Docks

Auch für das Konzert von Bloc Party im Hamburger Docks musste man sich frühzeitig sein Ticket sichern, denn dieses war innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft. Das hatte ich jedoch erwartet und war schon seit Anfang Dezember mit einer Eintrittskarte ausgestattet. Der Vorteil bei solch frühzeitig ausverkauften Konzerten: man kann sich sicher sein, dass der Saal nur mit Fans gefüllt ist – gute Stimmung garantiert.

Nicht ganz so glücklich fand ich die Zeit des Konzerts, denn Beginn war bereits um 19 Uhr. Frühe Konzerte an Wochenendebenden häufen sich zunehmend, das liegt sicherlich daran, dass die Clubs an solchen Abenden doppelt absahnen wollen, indem anschließend noch der normale Partybetrieb stattfinden soll. Im Docks heißt das üblicherweise Goßraum-Prollodisko. Die frühe Uhrzeit sollte sich jedoch keineswegs negativ auf die Stimmung auswirken.

Bevor Bloc Party aufspielten war erstmal die Vorgruppe Delphic an der Reihe. Die Musik der Briten ist sehr electrolastig, ein wenig zu sehr für meinen Geschmack. Doch die Showeffekte auf der Bühne gepaart mit der tanzbaren Musik erfüllten ihren Zweck, nämlich die Leute langsam in Fahrt zu bringen.

Es war mein erster Besuch im Docks und ich war von dieser Location recht angetan. Der Saal ist kleiner als ich dachte, ich schätze es passen ca. 1500 Menschen hinein. Dennoch steht man selbst bei ausverkauftem Haus nicht zu beengt und dank der leicht abschüssigen Stehfläche vor der Bühne ist die Sicht von überall gut. Kein Vergleich mit der (zugegeben etwas größeren) Berliner Columbiahalle.

So waren alle Rahmenbedingungen für einen großen Konzertabend gegeben. Über Bloc Party muss man nicht mehr viel sagen, die Qualität ihrer Musik macht das Konzert eigentlich zu einem Selbstläufer. Als die vier Londoner um 20 Uhr auf der Bühne erscheinen ist das Publikum sofort in Fahrt. Kele Okereke trägt einen roten Adidas Jogginganzug, Gitarist Russell Lissack steht cool in seiner Ecke (und sieht noch immer so bubihaft jung aus), Bassist Gordon Moakes und Schlagzeuger Matt Tong sieht man die Freude an, auf der Bühne zu stehen. Letzterer verausgabt sich so sehr, dass er sich recht schnell seines T-Shirts entledigt und seinen schmächtigen Oberkörper zeigt (er trägt unten rum eine gelbe Badeshorts). Cool sind sie also, aber sicher keine Stilikonen. Insgesamt kann man kaum glauben, dass Bloc Party mitten in einer Marathon-Welttour steckt, die sich noch einige Monate hinziehen wird, so groß ist die augenscheinliche Spielfreude der Band. Kele Okereke verrät, dass er Hamburg die Entdeckung von Jägermeister zu verdanken hat und genießt während der Show auch einige davon, sehr zur Entzückung der Fans.

Gespielt werden im Übrigen erstaunlich wenige Songs vom dritten (und aus meiner sicht schwächsten) Album Intimacy, dafür bekommt das Publikum alle Hits der ersten beiden Alben geboten. Erstaunlicherweise fehlt jedoch leider „Kreuzberg“. Auf Wünsche aus dem Pubkilkum wird entgegnet: „We cannot play every song from every album, We’re not as young as we used to be“. Dabei sind die so alt wie ich – hier machen sich wohl doch eher die Tourstrapazen bemerkbar. Es ist erfreulich, dass eine doch recht nerdige Band mit intelligenten, teilweise sozialkritischen und politischen Texten so einen großen Publikumserfolg erzielt. Nach dem dritten Album aufgekommen Diskussionen, ob Bloc Party angesichts ihrer Experimentierfreudigkeit mit elektronischen Mitteln, welche teilweise die Gitarre in den Hintergrund treten lassen, noch immer eine Rockband ist, erübrigen sich übrigens, wenn man diese Band live spielen sieht. Das ist Rock!

Nach einer Stunde verlassen Bloc Party erstmals die Bühne, doch der Schreck eines womöglich enttäuschend kurzen Sets währt nicht lange, da in zwei Zugabenrunden noch sechs weitere Songs gespielt werden, darunter Mercury und Ares vom dritten Album sowie die sehr electrolastige Zwischensingle Fluxx, die live deutlich besser ist als aus der Konserve. Nach gut 90 Minuten ist der Spaß vorbei, ob der frühen Stunde bleibt noch viel Zeit für weitere Abendvergnügungen auf dem Kiez.

Natürlich gibt es schon Youtube-Videos vom Konzert, das hier ist zwar recht lausig in der Bildqualität, verschafft aber zumindest halbwegs einen Eindruck von der Bühnenperformance:


Freitag, 20. Februar 2009

Schwungvoll: Tahiti 80 und Amazing Baby im Molotow

Teil zwei meines Alternativprogramms als Ersatz für das Verpassen des ausverkauften The Gaslight Anthem gab es eine Woche später im Molotow. Wieder ging es zu einem Konzert von Bands, deren Musik ich nicht unbedingt aus dem FF kannte.

Als ich im Molotow ankam hatten Amazing Baby gerade angefangen zu spielen. Bisher hat diese junge Band aus New York City (wie alle Bands aus New York City wird die Herkunft immer wieder gern auf der Bühne erwähnt) erst eine EP veröffentlicht, die es übrigens kostenlos auf der Homepage der Band herunterzuladen gibt. Die Musik von Amazing Baby wird sicherlich nicht nur Freunde finden. In teilen handelt es sich um typischen Indie-Rock, doch was den Stil dieser Band prägt sind die Passagen, die Richtung Prog oder Glam-Rock gehen. Deshalb wird Amazing Baby auch gerne in derselben Ecke wie MGMT angesiedelt. Es gibt hier Spielereien mit der Gitarre, die vom Metal oder gar dem ganz üblen Breitwand Stadionrock der 80er Jahre inspiriert ist. Passend dazu schleudert der Leadgitarrist bei Spielen seine Haarpracht durch die Gegend und der Sänger – der durchaus Frauenheldallüren hat – geht ziemlich ab. Auf der Bühne wirkt das alles ganz gut, ich weiß aber nicht, ob mich diese Musik nicht auf Dauer nerven würde.

Tahiti 80 macht, wie der Name es bereits andeutet, sonnig-leichten Pop-Rock. Die fünf Franzosen, die trotz des mal wieder ein wenig arg zurückhaltenden Publikums auch zwischen den Stücken sehr gute Laune verbreitet, kann man bedenkenlos musikalisch in die Nähe ihrer Landsmänner von Phoenix rücken. Ich könnte wetten, dass 90 % der Tahiti 80 Hörer auch sehr gerne die Musik von Phoenix genießen (umgekehrt ist es wohl nicht unbedingt so, da letztere einen deutlich höheren Bekanntheitsgrad aufweisen), denn die Musik ist durchaus sehr ähnlich. Das ist für Tahiti 80 (kann man eighty, quatre-vingt oder achtzig aussprechen – die Band selbst verwendet an diesem Abend alle Aussprachen) durchaus ein Kompliment, da es meiner Ansicht nach nicht das einfachste ist, leicht seichte Musik zu machen, die gleichzeitig Power hat und nicht schmalzig klingt. Gerade die Passagen, wo alle Bandmitglieder in Beach Boys Manier zum Background Gesang beitragen bleiben beim Zuschauer hängen. Das kurzweilige, etwa 75-minütige Set endet mit der Vorstellung aller Bandmitglieder, eher unüblich für eine Rockband, doch hier rundet es das Bild dieser sehr sympathischen Franzosen ab.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Melancholische Stunden mit Sophia und Dear Reader

Seltsamerweise ist das Hamburger Konzert von The Gaslight Anthem, eine Band, die vor wenigen Monaten noch niemand auf dem Schirm hatte, schon seit Wochen ausverkauft – ein Beweis, dass auch Tourveranstalter die Publikumsresonanz einer band nicht immer richtig einschätzen können und manchmal zu kleine Clubs buchen. Auch ich gehöre zu denjenigen, die sich nicht rechtzeitig eine Karte gesichert haben. Als sich langsam herauskristallisierte, dass die einzige Chance, diese großartige Band aus New Brunswick zu hier live zu sehen, der Erwerb eines Ticket bei eBay für ca. 60 Euro war, begrub ich meine Hoffnungen und beschloss, mein Geld lieber für andere Konzerte auszugeben. So kam es, dass ich mich kurzfristig entschloss, in den Kampnagel zu gehen um mal wieder der Konzertreihe Intro Intim beizuwohnen.

Die Into Intim Reihe trifft durchaus meist meinen Musikgeschmack, wenn der Abend zudem dem exzellenten Berliner Label City Slang (dort sind – für Europa u.a. Arcade Fire und Calexico, aber auch Malajube, Get Well Soon und Architecture in Helsinki) gewidmet ist, kann man eigentlich nichts falsch machen, auch wenn man wie ich an diesem Abend die aufspielenden Bands außer durch ein Paar MySpace Hörproben noch nicht so gut kennt.

Von Dear Reader hatte ich allerdings ausschließlich Lobeshymnen gelesen. Die Newcomer aus Südafrika machen eher folkigen Songwriter Pop und wurden bei der Produktion ihres Albums von Menomena-Mitglied Brent Knopf unterstützt. Die Band lebt primär vom Songwriting, dem Gesang und dem Charme von Sängerin Cherilyn MacNeil, die auch vom Publikum des Kampnagel schnell ins Herz geschlossen wurde. Beeindruckend auch, wie man mit ein paar Loops eine gewisse Opulenz im Gesang hinbekommt. Sie wusste jedoch auch den warmen Applaus sehr zu schätzen, so erfuhr das Publikum auch bei der Zugabe (für eine Vorband ist das schon bemerkenswert, doch der Abend war schon eher ein Double Ticket), dass Südafrikanisches Publikum seine Begeisterung weniger ausdrückt als das Deutsche. Der Enthusiasmus, die leichte Nervosität und die Begeisterung der jungen Band machte ihre Musik umso liebenswerter. Ich wurde gleich zum Fan.

Dann folgte der melancholischere Teil des Abends, denn Sophia spielte ein Acoustic-Set mit 4 Streichern. Mit anderen Worten: Sänger Robin Proper-Sheppard wird begleitet von einem Streicher Quartet und trägt seine traurig-depressiven Lieder vor. De Streicher passen sehr gut zu dieser Musik, die Stücke sind zurückhaltend instrumentiert, teilweise hätte ein wenig mehr Opulenz nicht geschadet. Andererseits wären die wunderschönen Lieder über Verlust und Verlassenwerden womöglich sonst ins Kitschige abgerutscht. Es reichte eigentlich schon, dass Herr Proper-Sheppard fast jedes Stück mit „this is another very sad song“ ankündigte und in seinen Ansagen allgemein ein wenig viel redete und dick auftrug. Ist halt ein Amerikaner. Trotzdem war dies ein Konzert, das man beseelt verließ.

Samstag, 7. Februar 2009

The Busters in FR und HD- Same Same but different

Es kann eine durchaus interessante Erfahrung sein, eine Band zwei mal innerhalb einer Woche zu sehen. Diese Gelegenheit boten mir „T Busters“ aus Wiesloch, die ich erst im Jazzhaus in Freiburg und eine Woche später im Karsltorbahnhof in Heidelberg sah.

Erst einmal kurz zur Band selbst: die Busters gibt es seit 1988 und man kann sie meiner Meinung nach zu den wichtigsten und besten deutschen Ska Bands zählen. Im Laufe der Jahre hat sich die Besetzung jedoch sehr häufig geändert, wenn ich richtig informiert bin sind noch zwei Gründungsmitglieder dabei. Schon fast überraschend, dass innerhlab einer Woche niemand neues dazugekommen ist. Es ist für viele schon fast ein Ritual, einmal im Jahr ein Busters Konzert zu besuchen. Einmal reicht auch voll und ganz, denn die beiden Konzerte unterschieden sich nicht wirklich. Wenn es hochkommt gab es vielliecht zwischen Heidelberg un Freiburg drei unterschiede in der Setliste. Ich finde, man kann von einer Band, die schon über 15 Jahren besteht und solch ein Repertoire an Liedern hat, doch etwas mehr Varianz erwarten.

Nichtsdestotrotz sind die Busters eine tolle Live Band und man bekommt für die 17 € Eintritt über zwei Stunden Konzertvergnügen geboten, für den gleichen Preis kann man sich eine Stunde lang Körperwelten anschauen, davon könnten sich andere Bands mal eine Scheibe abschneiden. Durchaus interessant ist der so genannte „du bist Busters!“ Teil, bei dem in der Mitte des Sets eine Nachwuchs Ska-Band aus der Region ein Busters Lied zum Besten gibt. Sowohl in Freiburg als auch in Heidelberg wurden durchaus gute Performances gezeigt, sodass man sich um den Süddeutschen Skanachwuchs keine Sorgen zu machen braucht.

Überraschend fand ich bei meinem Vergleich, dass die Freiburger wohl größere Busters Fans zu sein scheinen als die Heidelberger und das, obwohl sie in Heidelberg quasi ein Heimspiel haben. Das spricht dann nur für meine neue Heimatstadt !!!