Sonntag, 22. August 2010

Dockville 2010 – Tag 3

Aus unerfindlichen Gründen war ich am Sonntag Morgen schon relativ früh wach, sodass sich zumindest ein Teil von uns wieder relativ zeitig auf den Weg Richtung Wilhelmsburg begaben. Leider bekamen wir nur noch das Ende des Sets von Everything Everything mit, doch ich bin relativ zuversichtlich, dass es in naher Zukunft weitere Gelegenheiten geben wird, die junge Band live zu sehen.

Wir nutzten die relative Ruhe der frühen Nachmittagstunden und die Lücke im für uns spannenden Bühnenprogramm für eine Erkundung des Geländes und eine genauere Betrachtung des Kunstrahmenprogramms. Zudem tat eine Tasse Kaffee uns gut, um uns frische Energie für den Rest des Tages zu geben, der sich mit We Were Promised Jetpacks auf dem Vorschot fortsetzte. Die Musik der vier jungen Männer aus Schottland hatte es mir beim Reinhören in das Festivalprogramm angetan. Die teilweise ins Atmosphärische gehende, postrockig orientiert Musik geht in Mark und Bein, live naturgemäß noch mehr als aus der Konserve. Wieder so ein Leckerbissen früh am Tag, der das frühe Kommen lohnenswert machte.

Es ging weiter mit den Good Shoes, die auch schon im vergangenen Jahr ungefähr um die selbe Zeit auf der selben Bühne gestanden hatten. Solider britischer Indie-Rock, dem aber aus meiner Sicht ein Alleinstellungsmerkmal fehlt, um wirklich bemerkenswert zu sein. In Gedanken waren wir ohnehin schon bei der nächsten Band, die ich schon vorab als eines der Höhepunkte des Festivals auserkoren hatte. Bereits von ihrem Auftritt vor einigen Wochen im Knust war ich von Fanfarlo hellauf begeisterst gewesen, ganz zu schweigen von ihrer Platte Reservoir, die keinen einzigen schwachen Song enthielt. Nach einem etwas holprigen Beginn, der auch damit zusammenhing, dass der Sound trotz langem Soundcheck anfangs nicht ordentlich abgemischt war, entfaltete das Set von Fanfarlo seine Wirkung. Der orchestrale folkpoppige Sound der Band lässt den Zuhörer nicht kalt. Auch wenn das Publikum nicht wirklich abgeht, merkt man, wie glücklich die Zuschauer sind, dabei zu sein. Allerdings bin ich der Überzeugung, dass in der Musik von Fanfarlo noch viel mehr Livepotential steckt, dass sich vielleicht mit zunehmender Bühnenerfahrung der schwedisch-britischen Musiker entwickeln wird. Lohnenswert ist ein Blick in die Filmsequenz Under The Reservoir, welche die Band gemeinsam mit dem Videokünstler Brian Gonzales am Rande des SXSW-Festivals aufgenommen hat und die das Albumcover zum Leben erwachen lässt. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Nicht nur in Bezug auf die Musik, auch vom Künstlerischen Gesamtanspruch her gesehen erinnern Fanfarlo durchaus an Arcade Fire.

Es folgte auf der selben Bühne eine Band, die derzeit eine große Medienberichterstattung und um die ein großes Brimborium veranstaltet wird. Ich bin nicht der allergrößte Fan ihrer Musik, die ich recht seicht und gleichförmig finde, doch ich war sehr neugierig darauf, wie sich The Drums auf der Bühne präsentieren würden. Wenn man es negativ formulieren möchte kann man es so zusammenfassen: Vier Fashion-Victims machen sich vor Publikum zum Affen. Das wäre aber etwas kurz gegriffen. The Drums verfolgen schlicht die Strategie, sich ein bestimmtes öffentliches Image aufzubauen, welches sie auch Konsequent durchziehen. Dazu gehört auch eine Bühnenshow mit albernem affektiertem Herumspringen und androgynen Softieposen des Sängers, der übrigens meiner Meinung nach aussieht wie ein russischer Jungendstraftäter. Insgesamt passt das alles zusammen und ergibt ein schlüssiges Gesamtbild, das auch ich sehr unterhaltsam finde. Dennoch verstehe ich den Hype nicht so wirklich.

Damit war der spannende Teil des Festivals für uns zu Ende. Wir wollten das ganze gemütlich mit Jan Delay ausklingen lassen. Auch wenn ich absolut kein Fan seiner Musik bin, muss man dem Hamburger unglaubliches Bühnentalent zugestehen. Die Stimmung im Publikum wird auf Anhieb entzündet, Jan Delay hat es nun komplett in der der Hand. Für uns war es ein recht kurzes Vergnügen, denn als ein Wolkenbruch begann, von dem wir innerhalb einer Minute von Kopf bis Fuß durchnässt waren, beschlossen wir, uns auf den Heimweg zu begeben. Einmal mehr freute ich mich, dass ich nicht vor Ort campen musste.

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