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Sonntag, 31. Januar 2010

Die Konzerte des Januars

Ich weiß nicht, ob es die Kälte draußen ist, doch ich bin momentan extrem Träge und deshalb auch ein wenig schreibfaul. Aus diesem Grund gibt es die Konzertbesuche des Januars alle auf einmal in Kurzform zusammengefasst.

The xx

Mein erstes Konzert des Jahres war so etwas wie eine Nachholaktion für 2009. Als The xx im Herbst in Hamburg gastiert hatten, war ich zu spät auf die Idee gekommen, mir ein Ticket zu sichern. Diesen Fehler wiederholte ich diesmal nicht und gehörte damit zu den Glücklichen, die ihrem kurzfristig vom Grünspan in die Fabrik verlegten Gig lauschen durften. Wie vielfach gelesen und gehört sind The xx live ein Erlebnis. Es wird zwar wenig mit dem Publikum interagiert, doch die Musik spricht für sich. The xx haben, wie derzeit viele andere Band, den Indie-Rock in eine elektronische Richtung weiterentwickelt, doch tun sie es auf eine ruhige und unspektakuläre Weise. Und es funktioniert wunderbar.

Spex Live: Owen Pallett (Final Fantasy) und Tocotronic

Zum 30-jährigen bestehen der Musikzeitschrift Spex gab es ein Konzert mit besonderem Line-up im Uebel und Gefährlich. Zwei besonders beim Indie-Publikum beliebte Formationen, die gerade an diesem Tag ihr neues Album veröffentlichten, gaben sich die Ehre. Zunächste begann Owen Pallett, bis vor kurzem bekannt als Final Fantasy. Der Montrealer ist derzeit einer der gefragtesten Arrangeure, wenn es darum geht, für andere gute Streicherparts zu schreiben. Bekannt wurde er jedoch vor allem für seine Zusammenarbeit mit Arcade Fire. Auch als Solo-Musiker (er wird auf der Bühne nur von einem Trommler/Gitaristen begleitet) bedient sich Owen Pallet sehr viel der Geige. Ich finde seine Musik jedoch auf Plette besser. Auf der Bühne werden in der Tat die Intrumental-Parts als Loops eingespielt und unter den Gesang gelegt. Irgendwie fehlt der Performance ein wenig an Leben. Dennoch wunderschöne Musik.

Tocotronic habe ich bisher stets interessiert wahrgenommen, doch so wirklich begeistert war ich von der Vorreitern der deutschen Indie-Szene nicht. Vielleicht war ich ein wenig von der Radikalität von vielen ihrer Fans abgeschreckt. Seit diesem Abend bin ich jedoch ein Fan, denn es geht richtig ab beim Tocotronic Konzert. Sowohl auf der Bühne als auch davor wird ordentlich gerockt, es gibt sogar richtig Pogo. Gespielt werden keineswegs nur Stücke von Schall&Wahn (übrigens ein sehr geiles Album), sondern auch vieles aus dem doch sehr umfangreichen Back-Katalog. Im März steht eine große Deutschlandtour an. Ich kann nur empfehlen, hinzugehen!

Local Natives

Inzwischen kann ich recht schnell beurteilen, wenn mir Musik gut gefallen wird. So las ich auf der Newcomerseite des Musikxpress den Artikel über die Local Natives, hörte kurz in deren Musik rein und schon war der Entschluss gefasst, am Folgetag das Konzert im Molotow zu besuchen. Das hat sich auch gelohnt. Local Natives aus Orange, California, machen eklektische Musik zwischen Folk, Beach Boys und 70er Rock. Ausgezeichnet werden sie vor allem durch ihren polyphonen Gesang, einer sehr harmonischen Instrumentierung und einer druckvollen Darbietung ihrer Musik. Live klingt das ganze noch besser. Zwar fehlen die Streicher (auf dem Album Gorilla Mansion recht präsent), dafür wird auf der Bühne viel getrommelt. Das Schlagzeug wird bei den meisten Stücken gedoppelt. Ein echter Geheimtipp.

The Leisure Society

Seit ein paar Monaten gibt es geradezu eine Welle von guten neuen Folkbands. Eine weitere, die man sich nicht entgehen lassen sollte, ist The Leisure Society aus dem Vereinigten Königreich. Da diese so unverschämt sind, auf ihrer kurzen Deutschland-Tour Hamburg auszulassen, musste ich mich nach Hannover begeben, um die Band live zu sehen. Das macht man natürlich gerne, wenn dies auch ein guter Vorwand ist, um Freunde zu treffen. Das Konzert fand in sehr intimer Atmosphäre statt, im Feinkost Lampe. Band und Publikum saßen sich sehr dicht auf der Pelle, was den Abend zu einem besonderen machte. Die Band fand das anfangs augenscheinlich etwas komisch, doch als sie sich daran gewöhnt hatten, waren die sechs sympatischen Engländer nicht mehr zu stoppen. Neben dem kompletten Album gab es mehrere B-Sides, neue Stücke und zwei Cover (ein Gary Newman Song und eine sehr schöne Version von „Something“ von The Beatles). Am Ende gab es viel Zugaben, wohl auch, weil die Band aufgrund der beengten Verhältnisse die Bühne nicht verlassen konnte und es deshalb nicht wagt, die Bühne zu verlassen. Doch das Publikum dankte es ihr mit frenetischem Jubel.

Freitag, 4. Dezember 2009

Donnerstag: Folkheld in der Fabrik – Devendra Banhart

Angesichts der nicht ganz günstigen Ticketpreise habe ich ein wenig gezögert, bevor ich mich entschied, zu diesem Konzert zu gehen. Es ließen sich denn auch sicherlich einige durch den Eintrittspreis abschrecken, denn es war erstaunlich wenig los in der Fabrik an diesem Abend. Immerhin spielte hier Devendra Banhart auf, seit Jahren von der Musikpresse als Genie gefeiert und gerne zur Speersitze der „New Weird Folk“-Bewegung erklärt. Nun, alle, die nicht da waren, haben was verpasst.

Es gibt keine Vorband, gegen 21:30 Uhr kommt Devendra mit seiner Begleitband, The Grogs, auf die Bühne. Der Bart, für die Promofotos zum (sehr guten) neuen Album What Will Be Will Be abrasiert, steht wieder und es geht gleich los mit der ersten launigen Nummer. Die Qualität der Band muss hervorgehoben werden, eine Wahre Supergroup. Bis auf den Bassisten sind dies alles mehr oder weniger prominente Musiker, die sich zumindest in der Szene einen Namen gemacht haben: Am Schlagzeug Greg Rogove (Megapuss, Priestbird), an den Gitarre Noah Georgeson (Produzent der drei letzen Devendra Banhart Alben und selbst Songwriter) sowie Rodrigo Amarante (Little Joy, Los Hermanos). Um dem Rechung zu tragen findet sich im Set jeweils ein Song der Bandmitglieder, eine Geste, welche die gegenseitige Wertschätzung der Bandmitglieder füreinander bezeugt.

Die Herren auf der Bühne sind denn auch sehr gut gelaunt, es wird geblödelt, sowohl zwischen den Stücken als auch bei deren Auswahl (es wird ein Simon and Garfunkel Song angespielt, und „Adam Green zu Ehren“ der Klassiker „Heart and Soul“). Zwischendurch beweist verlässt die Band die Bühne und Devendra beweist Soloqualitäten. Insgesamt gibt es sehr viel vom aktuellen Album und ausgewählte Stücke aus dem Gesamtwerk des Künstlers, wobei teilweise sehr altes Material zum Zuge kommt. Auf Wünsche des Publikums wird eher wenig eingegangen, doch das wird gerne verziehen, da das fast zweistündige Set als ein Highlight wohl bei den meisten Anwesenden in guter Erinnerung bleiben wird. Ein Lichtblick in diesen grauen Dezembertagen.

Freitag, 24. Oktober 2008

Calexico

Als ich mich in der Fabrik ankam, war die Halle schon ziemlich voll. Kein Wunder, das heutig Konzert von Calexico war ja auch ausverkauft. Das Publikum war nicht das, was ich üblicherweise an Konzerten antreffe: wenig Jungspunde, dafür deutlich mehr graumelierte Haarschopfe. Das ist jedoch, wenn man darüber nachdenkt, nicht überraschend. Denn erstens war der Eintritt nicht gerade billig. Zweitens ist der mexikanisch beeinflusste Südstaatenfolk von Calexico nicht unbedingt die Musik, die in der Indiedisco läuft. Und drittens gehört die Band zu den Lieblinge der Feuilletons der meinungsbildenden Blätter der Intellektuellen.

Zunächst mussten diese allerdings die Vorband erdulden, Bodies of Water. Erdulden ist das falsche Wort, denn ich fand sie ziemlich gut. Bodies of Water waren zum ersten Mal in Europa auf Tour und davon ganz begeistert. Lustigerweise wirkten sie in ihrem Auftreten sehr amerikanisch, voller Enthusiasmus und jeden Satz mit „you guys“ beginnend. Dabei wurde einem der lange nicht mehr gesehene Anblick einer bodytragenden jungen Frau gegönnt. Es hat durchaus seine Gründe, weshalb das out ist, ebenso wie Topffrisuren. Die Musik ist aber durchaus hörenswert, ich würde es als Neo-Flowerpower bezeichnen, es sind einige ganz nette Elemente dabei wie sich steigernde Kanongesänge.

Die Helden des Abends waren aber selbstverständlich Calexico. Das Set begann in kleiner Besetzung mit zwei ruhigen Stücken, bevor dann die ganze Band (sechs Männer ca. Mitte 30) die Bühne betritt. Das Auftreten erinnert mehr an eine Jazzband denn eine Rockband, denn das Zusammenspiel ist perfekt auf den Punkt gebracht, es gibt Soli mit Szenenapplaus, Instrumentalstücke und gegenseitige Anerkennung der Musiker für ihre Virtuosität. Zudem sind alle bester Laune, erklären den Abend kurzerhand zur „crew dedication night“ und widmen folglich jeden Song einem ihrer Crewmitglieder (von denen es erstaunlich viele zu geben scheint). Das knapp zweistündige Set führt die Zuschauer quer durch das Werk der Band, viele Stücke werden in deutlich anderen Arrangements vorgetragen, als von den Alben bekannt. Zwei Trompeten, Vibraphon, Pedal Steel, Kontrabass und zahlreiche Gitarrenvarianten kommen zum Einsatz, die musikalisch Bandbreite richt vom Rocker über twangenden Folk zum Latinokracher. Das alles passte sehr gut in die Fabrik, die vom Fassungsvermögen sicherlich verglichbar ist mit dem Kesselhas de Kulturbrauerei, jedoch viel kleiner wirkt. Ein Konzerthighlight in diesem Jahr, ohne Zweifel.