Dienstag, 23. Dezember 2008

Kronenburgs' Konzert Top 10 2008

1. Radiohead @ Southside Festival
2. Sigur Ròs @ Southside Festival
3. The Indelicates @ Bang Bang Club Berlin
4. Vampire Weekend @ Maria Berlin
5. Death Cab for Cutie @ Postbahnhof Berlin
6. Fotos @ Jazzhaus Freiburg
7. Operator Please @ Bang Bang Club Berlin
8. Flogging Molly @ Southside
9. Chikinki & Baltazar @ Imagine Festival Basel
10. Mad Caddies @ Lido Berlin

Ich hoffe nächstes Jahr wird die Auswahl der Konzerte größer...

The French German - Konzert Top 10 des Jahres

  1. Okkervil River @Knust Hamburg
  2. TV on the Radio @Uebel & Gefährlich Hamburg
  3. Calexico @Fabrik Hamburg
  4. Bon Iver @Knust Hamburg/Reeperbahnfestival
  5. Elbow @ Uebel & Gefährlich Hamburg
  6. The Kilians @Postbahnhof Berlin
  7. The Indelicates @Bang Bang Club Berlin
  8. Art Brut @Lido Berlin
  9. Wolf Parade @Uebel & Gefährlich Hamburg
  10. The Futureheads @Logo Hamburg

Montag, 22. Dezember 2008

The French Germans Alben Top Ten des Jahres

  1. The Indelicates – American Demo
  2. TV on the Radio – Dear Science
  3. Bon Iver – For Emma, Forever Ago
  4. Death Cab for Cutie – Transatlanticism
  5. Vampire Weekend – Vampire Weekend
  6. Get Well Soon – Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon
  7. Bell X1 – Flock
  8. Wolf Parade – At Mount Zoomer
  9. British Sea Power – We Love Rock Music
  10. White Rabbits – Fort Nightly

Weitere sehr viel gehörte und geliebte Alben in diesem Jahr: Phantom Planet – Raise the Dead, Late of the Pier – Fantasy Black Channel, Islands – Arms Race, The Futureheads – This Is Not the World, Kings of Leon – Only By the Night, Operator Please – Yes, Yes, Vindictive, Black Kids – Partie Traumatic, Look See Proof – Between Here and There, Harrisons – No Fighting in the War Room, The Ting Tings – We Started Nothing, Hercules And Love Affair – Hercules And Love Affair…

Kronenburgs' Alben des Jahres 2008

1. The Gaslight Anthem- the 59 Sound
2. Vampire Weekend- Vampire Weekend
3. Kings of Leon- Only by the Night
4. Sigur Ròs- Með suð í eyrum við spilum endalaust
5. The Indelicates- American Demo
6. The Subways- All or Nothing
7. Tiger Lou- A Partial Print
8. Late of the Pier- Fantasy Black Channel
9. Operator Please- Yes Yes Vindictive (9)
10. The Raconteurs- Consolers of the Lonely (10)

Traurige Beobachtung: Es ist keine deutsche Band in meiner Rangliste vertreten... Vielleicht nächstes Jahr...

Samstag, 20. Dezember 2008

Blackmail - one last time

Was gibt es praktischeres als ein Besuch bei seiner großen Schwester mit einem tollen Konzert zu verbinde? Blackmail gaben sich mal wieder in Heidelberg die Ehre.
Als wir an der Halle 02 ankamen waren wir zunächst wie wenige Zuschauer da waren. Das mag wohl daran gelegen haben, dass am gleichen Abend The (International) Noise Conspiracy im Karlstorbahnhof spielten und sich die beiden Konzerte gegenseitig die Kundschaft wegnahmen. Es hatte aber auch seine Vorteile, so hatte man gut Platz Blackmail zu genießen.
Bevor man aber in den Genuss kam, musste man Navel ertragen, die Vorband. Es kann durchaus sein, dass sie gute Musik machen, aber die Tatsache, dass sie unglaublich laut waren (als Schlagzeuger und regelmäßiger Konzertgänger neige ich in Sachen Lautstärke wirklich nicht zu übertreiben). schmälerte das Vergnügen. Es tat mir ja echt etwas leid, denn ich kann mir gut vorstellen das die drei bei humaner Lautstärke sicher unterhaltsam gewesen wären.
So stellte man sich in der Pause die Frage, ob Blackmail auch so laut sein würden. Dem war zum Glück nicht so. Wie auch beim Konzert im April in Berlin zeigten Blackmail ihre Bühnenerfahrung. Man hatte das Gefühl das jeder Ton saß. Dabei war der Sound auch noch wunderbar abgemischt.
So war die gute Stunde einfach nur ein reines Vergnügen. Ein Hit nach dem anderen wurde geschmettert und das vorwiegend männliche Publikum „rockte“ (eigentlich ein Schwerverbrechen, dieses Wort zu verwenden, aber das bezeichnet das Verhalten angetrunkener Männer bei Rockkonzerten wohl am besten). Wie in Berlin damals auch ein Highlight war auf jeden Fall „The Good Part“ mit dem wunderbaren E-Harmonika Solo.
Es ist allemal verwunderlich wie wunderbar das Zusammenspiel der Band war, wenn man, wie ich jetzt ein paar Tage nach dem Konzert erfahren habe, bedenkt, dass Sänger und Band zerstritten sein sollen. Es wurde die Konsequenz gezogen und die Band wird sich einen neuen Sänger such müssen. Einfach nur Schade. So kann ich immerhin von mir behaupten, eines der letzten Blackmail Konzerte in alter Besetzung gesehen zu haben.

Mittwoch, 26. November 2008

TV on the Radio - schon wieder? Ja!

Ist es vernünftig, sich eine Band innerhalbt von 2 Monaten 2 Mal live anzuschauen? Natürlich nicht! Aber ich war vom Auftritt von TV on the Radio beim Reeperbahnfestival 08 so angetan gewesen, dass ich nicht lange zögerte wieder hinzugehen, als sich abzeichnete ein neuer Auftritt in Hamburg anstand. Das Konzert wurde (wohl aus Mangel an Publikumsinteresse?) von der Markthalle ins Uebel & Gefährlich verlegt. Umso besser, so konnte man die Band, die als Speerspitze der avantgardistischen Musikszene Brooklins gilt, in kleinerem Rahmen genießen.
Es ist fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen: Gitarrist Kip Malone hat noch immer den leicht ergrauenden Rauschebart, David Sitek seinen wachsenden Bierbauch und das Glockenspiel an der Gitarre, und Sänger Tunde Adebimpe schwitzt noch genauso auf der Bühne und gibt sich völlig seiner Musik hin. Das Konzert war schlussendlich nicht viel anders als das Ende September: Gleiche Energie bei den Songs, gleiche Begeisterung beim Publikum, gleiches Engagement der Band auf der Bühne, auch einige Gestalten im Publikum waren wieder da, so die "Aerobictänzerin" in der ersten Reihe. Dennoch war ich noch begeisterter als zuvor.
Das liegt im wesentlichen an den Örtlichkeiten. TV on the Radio ist trotz ihres Erfolges noch immer eine Clubband, auf einer kleinen Bühne mit Publikumsnähe springt die Musik einfach besser herüber als in der Großen Freiheit 36. Besonders bei den beiden Hammersongs des unerreichten ersten Albums Desperate Youth, Blood Thirsty Babes, "The Wrong Way" und "Staring at the Sun" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Vor allem letzeres Lied, dass als letzte Zugabe eines der Höhepunkte des Konzerts bildete, ist eines derjenigen Stücke von TV on the Radio, in denen die Band ihre extatische Energie am besten ausdrückt. Das ersetzt den Drogentrip. Und man braucht ein Weilchen, um herunterzukommen, wenn ein Konzert mit so einem Song endet.
Hier ein etwas älterer TV Auftritt von 2004:

Sonntag, 23. November 2008

Wolf Parade - Gutes aus Kanada

Das Uebel & Gefährlich in Hamburg ist eine tolle Location. Nicht nur seine Lage im vierten Stock des Hochbunkers ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie man in den Konzertsaal kommt, ist eine besondere. Dies gilt allerdings nur, wenn wie an diesem Abend die kleine Konfiguration des Saals besteht, also die hintere Hälfte durch einen Vorhang abgetrennt ist. Dann nämlich gelangt man über einen großen Lastenaufzug in die Höhe, der von einem stets charmanten jungen Mann bedient wird. Dadurch erhölt das Gelangen in den Saal eine gewisse Dramatik.
An diesem Abend war die Band Wolf Parade der Grund für den Besuch in diesem tollen Club. Wolf Parade ist eine fünfköpfige Band aus Montreal. Diese Stadt hat in den vergangenen Jahre eine große Fülle an außergewöhnlichen Bands hervorgebracht, die bekannteste ist sicherlich Arcade Fire. Auch Wolf Parade spielt Indie-Rock mit einem Schuss Genie und Wahnsinn. Vor allem das zuletzt erschienene zweite Album der Band, At Mount Zoomer, ist absolut hörenswert.
Bevor man sich jedoch von Wolf Parades live Qualitäten überzeugen durfte, war der Platz auf der Bühne jedoch für das Trio Dag för Dag reserviert. Die Band kommt nicht aus Skandinavien, sondern aus San Francisco und spielt eher düsteren Rock ohne viele Scharmützel. Das Zusammenspiel der tiefen Töne von Bass und Gitarre mit der Stimme der Sängerin haben durchaus ihren Charme, wenn wenn mir auch insgesamt der Kick in dieser Musik gefehlt hat.
Dann betraten Wolf Parade die Bühne - nur zu viert, Keyboarder Hadji Bakara ist bei dieser Tour in Kanada geblieben, um an seinem PhD zu arbeiten. Doch auch so sorgte die Band für ausreichend Stimmung. Die Stücke sind live deutlich krachender und rockiger als auf Platte, dafür gehen manche leisere Töne und Finessen ein wenig unter. Das passte aber gut. Die beiden Sänger, die sich zu gleichen Teilen den gesanglich Part Teilen, ergänzen sich gut: Dan Boeckner an der Gitarre hat eine volle, rauchig aufgekratzte Stimme, die man ihm auch vom Aussehen her abnimmt, ich musste bei den von ihm vorgetragenen Stücken ein wenig an Modest Mouse denken. Dagegen ist das Organ von Spencer Krug eher sanft, ebenso wie seine Erscheinung.
Die Band war bestens aufgelegt, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass das Publikum ihr einen donnernden Empfang bereitete. Manche Stücke wurden geradezu bejubelt, bei Erkennung am Anfang und erst recht nach jeder stets sehr gelungenen Darbietung. Manche haben ja durchaus extatische Momente, was der Schlüssel zu einem guten Konzerterlebnis ist. 80 Minuten reiner Genuss!

Samstag, 22. November 2008

Franz Ferdinand - kurz, schnörkellos, intensiv

Im Januar ist es soweit: Das dritte Album mit dem recht einfallslosen Titel "Tonight: Franz Ferdinand" kommt auf den Markt. Zuvor absolvieren die vier Schotten noch schnell eine kleine Tournee durch Europa, Kanada, USA, Neuseeland und Australien, um an ihre alten Hits zu erinnern und einen kleinen Einblick in ihr neues Werk zu geben.

Genauso war es auch vergangenen Montag in Berlin - beim einzigen Konzert in Deutschland. Ich traf so kurz vor neun ein - lange Schlange vor der Kulturbrauerei, eine kurze an der Garderobe, eine wieder etwas längere an der Bar. Leider war ich mal wieder arg angeschlagen, so dass ich mich nach dem ganzen Anstehen mit einer Bionade und meiner Erkältung in der zweiten Reihe positioniert hatte. Recht pünktlich ging es dann auch los. Mit der Münchner Kombo Kamerakino. Über diese Vorband möchte ich eigentlich gar nicht viel Worte verlieren. Allein beim ersten Song "Finger of love" (Ausschnitt) rollten sich bei mir alle Nägel hoch. Ganz schlimm auch "Besetzt besetzt besetzt". Mir ist schon klar, dass man alte Bekanntschaften pflegen sollte - aber muss dies Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarthy unbedingt bei seiner alten Band beherzigen. Weniger Klüngel hätte uns diese karierte Stolpermusik erspart. Nach knapp 30 Minuten mit einzelnen Buhrufen und dem größten Applaus vor der Ankündigung, hier komme der letzte Song, war es überstanden - und bei vielen der Alkoholkonsum aus purer Verzweiflung rapide angestiegen.

Danach ging eigentlich alles unglaublich schnell. Punkt zehn standen auch schon Franz Ferdinand auf der Bühne. Unaufgeregt. Abgeklärt, aber gut gelaunt. Wie immer tauchen auf einmal viele Teenie-Hände mit Fotokameras vor einem auf, das Publikum gerät noch mal in einen spontanen Bewegungsfluß, bis jeder sich positioniert hat und freudig den ersten Akkord erwarten, um bei Erkennen des Songs laut aufzujuchzen und die ersten rhythmischen Bewegungen zu starten. Los ging's mit "Bite Hard", einem von insgesamt fünf neuen Tracks, die Franz Ferdinand den Berlinern als Vorgeschmack präsentierte. Und ich muss sagen: Ach, ich weiß nicht. Frontmann Alex Kapranos soll ja gesagt haben, Punkrock sei langweilig geworden. Man merkt den Stücken an, dass sie experimenteller sein wollen, mehr Funk, mehr Beats. Bereits beim zweiten Album fand ich nicht jeden Song auf Anhieb knalle, beim dritten bin ich jetzt leider auch skeptisch.



Um so schöner, dass die Jungs aus Glasgow auf ihrer Setlist auch die Klassiker berücksichtigten. Bei "Matinee" schien das ausverkaufte Kesselhaus zum ersten Mal auseinander zu bersten. Spätestens bei "Take me out" schwappte das Bier auch bei den Konzertbesuchern in den hintersten Reihen aus den Plastikbechern. Dieser Stampf-Sound - ein wirkliches Glanzstück. Auch die Performances zu Tanzhure "Michael", meinem absoluten Favoriten, und "This Fire" wurden gewohnt cool und geradlinig gespielt und vom Publikum mit Textsicherheit und Frenetismus belohnt. Es ist ja sowieso erstaunlich, wie schnörkelos Franz Ferdinand ihre Songs spielen können, wie exakt. Abgesehen von "Send Him Away", als der Bassist den Einstieg verhunzte ("sorry bout that Berlin", Drummer Paul Thomson), klingen die Songs quasi wie vom Album abgespielt, nur unterbrochen von ekstatischen Begeisterungsgejohle, das der Band nonstop frontal entgegensprudelt. Und auch wenn sie schon alte Hasen sind, man merkt ihnen an, dass sie es immer noch genießen können.

Nach 50 Minuten der erste Abgang, einmal gelang es den Konzertbesuchern noch Franz Ferdinand für rund 15 Minuten auf die Bühne zurück zu locken. Anschließend drängelte sich alles durch den schmalen Eingang zurück zur Garderobe. Und dies war fast so schlimm wie Kamerakino. Liebe Kulturbrauerei, ich habe Verständnis für die baulichen Gegebenheiten eurer Location, aber nicht für unkoordiniertes, demotiviertes Personal, dass den Ansturm auf die Garderobe nicht im Ansatz bewältigen konnte. Während sich schwitzende Laiber von allen Seiten aneinander reibten und ich mir die rote Locken meiner Vorderfrau ständig aus meinem Gesicht streichen musste, hatte ich noch knapp eine Stunde die Gelegenheit, Stimmungen der unterschiedlichsten Besucher einzufangen: "Ja, ja, kurz war es. Aber lieber kurz und voll intensiv", meinte ein Wartender neben mir. Ja, da gebe ich ihm recht.

Montag, 17. November 2008

Management

Ein Konzert an einem Wochenende ist nicht genug, man muss gleich am Sonntag Abend noch ein zweites dranhängen. Doch was bleibt einem anderes übrig, wenn eine DER Newcomerbands des Jahres in Hamburg weilt. Die "Neo-Hippies" von Mgmt waren im seit Wochen ausverkauften Uebel & Gefährlich zu gast."Neo-Hippies" waren auch viele im Publikum, neben Indie Kiddies in Rührenjeans, Hipstern und Musikinteressierten der Ü25 Generation war folgende Spezies im Publikum zu finden: Band oder Tuch im (am besten ein wenig langen und leicht gelockten) Haar, möglicherweise noch Spackenbrille auf der Nase und Kleider aus der Mottenkiste am Leib. Das konnte heiter werden. Statt mich weiter nach hinten zu den Normalos zu verziehen stand ich mitten in diesem Völkchen. Meine unmittelbaren Publikumsnachbarn hätten mir den auch beinahe deie Freude am Konzert genommen, so übertrieben aufgedreht wie sie waren, dazu musste natürlich alles Video- und Fotographisch festgehalten werden. Zum Glück haben sie sich bald in den Pulk direkt vor der Bühne gestürzt.
Doch genug genörgelt, ich war ja wegen der Musik da. Diese ist, wie soll ich sagen, eine Mischung aus Heile-Welt Musik und Elementen aus dem Rock sowie aus dem Elektobereich. Am besten selber mal anhören. Die fünfköpfige Band begann ihr Set erstaunlicherweise mit einem B-Track des Albums, bevor dann die eingängigeren Songs gespielt wurden, was die Euphorie des Publikums sich endlich entladen ließ. Jeder Song wurde mit begeistertem Erkennungsjubel vom Publikum gefeiert.
Das Auftreten von Mgmt vermischt Öko und Trash. Dazu kommt, dass Gitarrist und Schlagzeuger vom Aussehen her direkt von einer Metalband kommen könnten. Da erstaunt es wenig, dass live die rockige Seite der Songs in den Vordergrund rückt. Diese werden durch ausgedehnte Schweine-Gitarrensoli in die Länge gezogen. Man könnte teilweise meinen, dies sei eine 80er Spektakelrockband. Vom Metalbereich her kommen dabei einige Prog-Anleihen, insbesondere beim sehr langen Non-album Track in der Mitte des Sets. Man kann sich Mgmt jedenfalls durchaus als Stadionrockband vorstellen. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie die Vorläufer eines 80s-Rock Revivals wären und wage zumindest die Prognose, dass Mgmt eine ähnliche Entwicklung nimmt wie Muse und in wenigen Jahren Stadien füllen werden.
Den Abschluss des Konzert bildete dann aber doch eine sehr elektrolastige Version von "Electric Feel", für die Bassist und Schlagzeuger unbrauchbar wurden, da Bassbeat aus der Soundmachine kam. Da gefällt mir diese Version doch ein wenig besser:

Sonntag, 16. November 2008

The French German ist jetzt ein Fan von...

Okkervil River: Eine Band, die ich bisher mochte und deren Musik ich gerne hörte, ohne dass sie zu meinen absoluten Lieblingen zählte. Seit ich Okkervil River jedoch gestern live auf der Bühne des Knust erlebt habe, hat sie mich als Fan gewonnen.Okkervil River ist stark geprägt durch Ihr einzig verbliebenes Gründungsmitglied, Will Sheff. Dieser ist nich nur ein exzellenter Songschreiber, sondern auch ein hervorragender Sänger, wie sich live herausstellte. Allerdings ist die Band in ihrer aktuellen Besetzung auch nicht von schlechten Eltern. Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppierung sind allesamt Multiinstrumentalisten, sodass neben den klassischen Instrumenten des Rocks auch Trompete, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika sowie diverse Rasseln und Percussioninstrumente zum Einsatz kommen. Bassist Patrick Pestorious verfügt zudem über eine wunderschöne Stimme, deren Bass als Ergänzung zu Will Sheffs Gesang den Songs eine zusätzliche Qualität verleiht. Das musikalische Ergebnis des ganzen wird of gern einfach Indie genannt, was jedoch über die Musik an sich weniger aussagt als über die Einstellung der Band und ihre Anhängerschaft. Schlussendlich handelt es sich um Singer-Songwriter Folk, typisch amerikanische Musik eben.
Kommen wir nun zum Konzert. Die Eröffnung des Abends machte die Band Lawrence Arabia, die ursprünglich aus Neuseeland stammt. Deren Kopf James Milne war zeitweise Tourbassist von Okkervil River, entprechend ist es nicht ersautnlich, dass die Musik der beiden Bands sich ähnelt. Lawrence Arabia war folglich eine gute Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends, ihr sehr schöner Folk wurde vom Publikum denn auch begeistert aufgenommen.
Die Pause zwischen den Bands konnte man nutzen, um sich im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Knust nach vorne zu arbeiten, um für den Beginn der Darbietung der Headliner des Abends auf einem guten Posten zu stehen. Ein Okkervil River Konzert ist kein Abgehkonzert, aber man möchte doch gut platziert sein. Als die Band die Bühne betritt bemerkt man zunächst die frappierende Ähnlichkeit Will Sheffs mit John Lennon, was sicherlich aufgrund der Frisur und der Auswahl der Brille nicht ganz ungewollt ist. Ohne viel Gerede zwischen den Songs werden vor allem Stücke aus den zuletzt veröffentlichten Zwillingsalben The Stage Names und The Stand Ins gespielt, gespickt mit einigen älteren Songs. Der zu Beginn des Konzert etwas erhöhte Alkolisierungsgrad des Sängers wirkt sich nicht negativ aus.
Nach und nach steigt im Saal die Stimmung, nicht nur ich, sondern auch der Rest des Publikums wir zunehmend durch die Songs gepackt. Entsprechend stiegern sich im Laufe des Abends die Begeisterungsstürme. Diese Gipfeln gegen Ende des Sets, als "Lost Coastlines", "John Allyn Smith Sails" (inspiriert durch Van Morrisons "I Wanna Go Home") und natürlich "Unless It's Kick" gespielt werden. Da gibt es kein Halten mehr. Als Zugaben gibt es noch ein Cover von John Lennon's "I didn't mean to hurt you" sowie zwei weitere Songs, die alle begeistern, bevor dann nach insgesamt 100 Minuten Dauer Schluss ist. Danach kann man beseelt nach Hause gehen.

Donnerstag, 13. November 2008

Kurzweilig: The Subways im Huxley's

Nachdem sich ein Teil der Schreiberlinge dieses Blogs jüngst aus der Hauptstadt verabschiedet haben, muss ich wohl jetzt die musikalische Berlin-Berichterstattung hier übernehmen. Na mal sehen...

The SubwaysAm gestrigen Abend machte eine bekannte Indie-Band aus dem etwas weniger bekannten Hertfordshire Halt auf ihrer "All or nothing"-Tour in Kreuzberg: The Subways spielten zusammen mit ihren beiden Vorbands Twin Atlantic und Blackmarket im Huxley's. Das Konzert war seit Wochen ausverkauft, eine halbe Stunde vor Beginn war die Halle auch schon gut gefüllt - großes Interesse bei den Indie-Kids also, denn die stellten im Publikum an diesem Abend klar die Mehrheit. Wir hatten uns zu fünft bequem auf der hinteren Tribüne Platz gemacht, wo man das Geschehen ziemlich gut überblicken konnte. Eigentlich sollten The Subways im Kesselhaus spielen, aber da haben sich am gleichen Abend The Killers breitgemacht, so dass erstere ins Huxley's ausweichen mussten - eine Location, die angeblich als altehrwürdig zu gelten hat, ich hingegen als ziemlich langweilig, einen Hauch von Schulaula verströmend empfinde.

Blackmarket aus Arizona machten an diesem Abend den Anfang und begannen bereits eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn, spielten aber leider arg lang. Man kam mit dem Bier holen gar nicht mehr hinterher. Nett auf alle Fälle, süß vor allem, weil der Frontmann in einer Pause verlauten ließ, dass es ja ihr erstes Mal in Europa sei und sie sich wie Bolle freuen. Dürfen sie natürlich. Nach einer kurzen Raucherpause - Zwischenkommentar: Man konnte zum Rauchen nicht vor den Haupteingang, sondern nur durch die oberen Seitenausgänge, die lediglich während der Pausen zwischen den Bandauftritten geöffnet wurden. Ihr habt wohl einen an der Waffel?! - ging es weiter mit Twin Atlantic aus Glasgow. Nicht ganz mein Geschmack, wenig melodiös, eher schmutzig mit vielen Tempowechsel.

Irgendwann vor elf begaben sich die Brüder Billy und Josh sowie Bassistin Charlotte dann auf die Bühne und... na ja, rockten das Haus so ziemlich auseinander. Von Beginn hüpften alle wild durch die Gegend, juchzten bei jedem Kommentar von Sänger Billy und spendeten Charlotte für kleine Soli Extraapplaus. Von hinten aus beobachtend schwappten die Leute tanzend und pogend von links nach rechts, von rechts nach links. Ein lustiges Schauspiel. Nach drei Songs waren auch wir halbwegs durchgeschwitzt und hüpften durch die Gegend. The Subways spielten einen guten Mix aus Songs ihres jüngsten Albums wie "Girls & Boys" und "I Won't Let You Down" sowie ihre Klassiker wie "With You" (mein absoluter Favorit) und "I Want To Hear What You Have Got To Say".

Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, sich vor einem Konzertbesuch bei The Subways ein paar Clips von vergangenen Konzerten anzuschauen. Andernfalls braucht man eigentlich gar nicht mehr hinzugehen. Nicht nur die Setlist wirkt identisch, sondern auch der finale Song verkommt immer zur gleichen Performance. Ob in Amsterdam, Hamburg oder Berlin - auf rund zehn Minuten gestreckt gibt die Band als Rausschmeißer "Rock & Roll Queen" zum Besten, unterbrochen von Frontmann Billy, der aus luftigen Höhen von der Bühne ins Publikum springt, das Crowd Surfing sichtlich genießt, um anschließend wild gestikulierend die Menge anzufeuern. "Now I know, that Berlin could be the loudest city that we play on this entire tour." - so oft wie er den Satz - jeweils abgewandelt nach der Stadt, in der die Band gerade spielt - auf seinen Konzerten sagt, müsste Billy schon nachts davon träumen. Schön bei diesem Mitschnitt im Berliner Huxley's finde ich den Kommentar einer Besucherin: "Es ist hier irgendwie so, wie bei der Bravo Super Show." (bei 7:43 min).



Nach einer guten Stunde war der Auftritt vorbei. Fazit: Die Musik der Subways ist fantastisch, der Spaßfaktor hoch, aber die Show leider ohne Überraschungen und leicht vorhersehbar.

Dienstag, 11. November 2008

Sentimentalpop vom Feinsten

Der November erweist sich in diesem Jahr einmal mehr als der Konzertmonat schlechthin. Man kommt nicht umhin, sehr viel Geld für dieses Vergnügen liegen zu lassen, doch bei so einer Dichte an musikalischer Qualität, wie man sie dieser Tage auf den Hamburger Clubbühnen geboten bekommt, bleibt einem als begeisterter Konzertgänger nichts anderes übrig. Vor lauter Konzertroutine hätte ich am Samstag Abend beinahe die Hälfte eines weiteren Heighlights verpasst. Mich darauf verlassend, dass der Elbow Gig im Uebel & Gefährlich wie immer um 21 beginnen würde, vertrödelte ich meinen samstäglichen Vorabend mit Kochen und Sportschau schauen. Als ich dann um Viertel vor neun meine Konuertkarte einsteckte, bin ich kurz vor Schreck erstarrt: Konzertbeginn war 20 Uhr!
Dank meiner hart erarbeiteten sportlichen Fitness schaffte ich es mit dem Rad gerade rechtzeitig zu Beginn des Elbow Auftritts in den Hochbunker. Zur Strafe musste ich mich mit einem nicht ganz optimalen Platz im hinteren Teil des sehr langgestreckten Clubs begnügen. Auch die Band war übrigens von der Tiefe des Raumes beeindruckt und ließ die Menge prompt zu jedermanns Vergnügen eine umgekehrte LaOla proben (d.h. alle sollten sich bücken), was auch gut klappte (natürlich auch schon bei YouTube zu sehen....
Nun aber zur Musik. Elbow sind - bei Kritikern und denjenigen, die sie kennen - die unbestrittenen Meister des, nennen wir es mal Sentimentalpops. Mit anderen Worten, Pop-Rock, der unter die Haut geht, ohne Schnulzig zu sein. Während die Publikumslieblinge dieses Fachs Coldplay, Snow Patrol, Keane und Co. sich jedoch mit Konzerten in Großen Hallen und millionen verkauften Platten eine goldene Nase verdienen, ist die Anhängerschaft von Elbow deutlich überschaubarer. Dies liegt sicherlich daran, dass deren Songs beim ersten Hören nicht so eingängig sind. Dafür gehen sie einem aber nie auf die Nerven.
Von ihrer Musik leben können die Mitglieder von Elbow aber durchaus ganz gut, und während man Coldplay für gut 60 Euro in der ColorLine Arena anschauen muss, bekommt man Elbow für einen zwanziger in eiinem deutlich netterem Rahmen zu hören. Meine angesichts der Qualität der Musik sehr hohen Erwartungen an das Konzert wurden erfüllt. Man wird komplett gepackt, die Klänge gehen unter die Haut und man kann in der Musik versinken, zumal die Band bie vielen Stücken von drei Streicherinnen verstärkt wird. Schon relativ früh während des Konzert wird der meiner Meinung nach beste Song der Band gespielt, "Leaders of the Free World", bei dem sich bei mir vom Nacken ausgehend die Gänsehaut ausbreitete und die Emotionen hochkochten. Ansonsten lag der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben. Letzteres, The Seldom Seen Kid, stellt meiner Ansicht nach auch den vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von Elbow dar. Kleiner Wermutstropfen: einer meine Liebligsstücke "Ribcage" wurde leider nicht gespielt.
Angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder von Elbow schon seit 18 Jahren in dieser Formationen zusammen spielen braucht nicht erwähnt werden, dass im Zusammenspiel alles stimmt. Zudem hat Sänger Guy Garvey einfach eine Hammer Stimme. Die Stimmung auf der Bühne ist ser gut, es wird gescherzt und viel erzählt, jedoch nicht so viel wie bei manch einer Hamburger Band... Nach knapp 100 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei, Elbow verabschieden sich mit "see you next year", das macht Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Auf Fabchannel kann man sich das Konzert im Amsterdamer Paradiso anschauen, wenn ich mich nicht täusche mit der gleichen Setlist wie an diesem Abend im Uebel & Gefährlich.

Montag, 10. November 2008

Breitbild

Am Samstag Abend machte ich mich auf, über die Schweizer Grenze nach Basel, denn BREITBILD machten auf ihrer „As isch nid immer alles crazy“-Tour Halt in der Kaserne. BREITBILD, das ist eine 5-köpfige HipHop Crew aus Chur, die mittlerweile zur crème de la crème der Schweizer HipHop Szene zählt. Nachdem ich bereits beim Frauenfeld Openair im Juli in den Genuss ihrer Live-Show gekommen war, war ich voller Erwartung auf einen entspannten HipHop-Abend.

Das Konzert startete erst um 22Uhr und den Anfang des Abends machten AMICI DEL RAP, eine 4-köpfige Crew aus Lietsch. Die beiden MCs MC Dichter und Mirco Melone standen nicht nur mit DJ Tisa und DJ ASC auf der Bühne, sondern wurden von einer kompletten Liveband unterstützt. 2006 veröffentlichten sie ihr erstes und bis heute einziges Album mit dem Titel „Euses Ding“. Bei dieser Scheibe wird es aber hoffentlich nicht bleiben. Neben vielen Songs zum tanzen und „bouncen“ bauten die vier auch tiefgründige Texte in ihr Programm mit ein. So regten sie mit Texten wie „Ich ha s´Gfühl d´Welt goht de Bach ab, aber villicht ischs jo halb so schlimm“ bestimmt den ein oder anderen zum Nachdenken an.
HipHop mit Liveband kreiert eine ganz besondere Stimmung. Deswegen soll hier besonders der Mann am Saxophon erwähnt sein, dessen Soli für einige Gänsehautmomente sorgten.

Ein gelungener Konzert-Auftakt, der das Publikum in gute Partystimmung versetzte. Auch die Amici-Crew war von der Resonanz des Publikums begeistert: „Ihr sin so geili Sieche!“ – AMICI DEL RAP, ihr auch!!!

Dann war es soweit: nach einem kurzen Intro wurde die Bühne von BREITBILD in Beschlag genommen. Das kann man sich sehr wohl auch so vorstellen, denn neben den MCs Andri, Claudio, Thom und Vali, DJ Jäger und der 5-köpfigen Band Toshman&Rabbit, war auf der Bühne kaum noch ein freies Fleckchen zu finden.
Gegen Ende überließ BREITBILD die Bühne komplett ihrer Band. Die 5 Musiker zeigten mit einer Instrumentaleinlage dem Publikum, dass sie durchaus etwas von ihrem Handwerk verstehen!

Den Abschluss machte der ruhige Song „Nacht“, mit dem alle Gäste in die Dunkelheit (oder auch zur After-Party!) verabschiedet wurden.

Mein Fazit: Die Schweiz punktet mit Crews wie Amici del Rap und Breitbild, die mehr „die netten Rapper von Nebenan“ (Zitat 20Minuten), als knallharte Gangster verkörpern wollen. Sympathische Jungs, angenehme Texte (ich hab nicht einmal „Fuck you Bitches“ gehört)! HipHop, wie er mir am besten gefällt!

Samstag, 8. November 2008

Die Schwarzen Kinder

Eine Rockband mit schwarzen und gleichberechtigen männlichen und weiblichen Mitgliedern? Jedes für sich kommt selten genug vor, beides zusammen ist in der von jungen Männern aus der weißen Mittelschicht dominierten Welt der Rockmusik einmalig, würde ich behaupten. Das sind die Black Kids, drei Jungs und zwei Mädels aus Jacksonville, Florida. Jungs und Mädels, weil es sich hier mal wieder um absolute Jünglinge handelt. Was dabei rauskommt ist sehr hörenswerter, poppiger Gute-Laune-Rock, der auch vor sexueller Aufladung strotzt.

So kam das ganze auch beim gestrigen Konzert der Black Kids im Hamburger Knust rüber. Auch konnte der Kontrast zur leider etwas unausgegoren wirkenden Musik der dänischen Vorband Sterling International nicht größer sein. Letztere machen bombastischen Powerpop und wollen wohl die Killers, Franz Ferdinand und Duné gleichzeitig sein. Das ist etwas viel des Guten und verbunden mit dem allzu großen Ego des Sängers (irgendwie typische für diese Art Band aus Skandinavien) schwer zu ertragen. Schade, denn es waren durchaus ein paar gute Passagen in den Songs, wenn auch vieles sehr von anderen Abgeschaut klang. Die Black Kids hingegen sind sehr routiniert unt entspannt, das Zusammenspiel ist perfekt, die beiden etwas molligen Sängerinnen spielen ihre weibliche Reize gekonnt aus und der Sänger ist einfach eine Coole Sau. Das Publikum war entsprechend begeistert und ging von der ersten Minute an ab. Wie erwartet weilte der Spaß leider nicht allzu lange, bei nur einem Album haben die Black Kids nunmal nicht so viele Stücke suf Lager, die sie darbieten können.

Donnerstag, 6. November 2008

Fotos

Als Student kann man ein schönes Leben haben. Vor allem wenn man Donnerstags keine Uni hat und man guten Gewissens Mittwochabends an ein Konzert gehen kann. Ich war zwar noch etwas müde vom US-Wahlmarathon der Vornacht, ein Indie Konzert in Freiburg kann ich mir trotzdem nicht entgehen lassen. Die Fotos aus Hamburg waren nämlich im Jazzhaus zu Besuch.

Wie immer war das Timing perfekt, wir waren kaum 5 Minuten da, als die Vorband mit dem interessanten Namen Kassette (leider ist aufgrund dieses Namens auch nichts über sie im Internet zu finden, schade) anfing. Sie spielten wirklichen tollen deutschsprachigen Indie-Rock-Pop, vor allem mit ihrem Zweistimmigen Gesang wussten sie zu überzeugen.

Was mich vor allem überraschte war wie abwechslungsreich ihre Lieder waren, da war vom üblichen Pop gedudel über so was wie einer Ballade bis hin zu tanzbaren Indie alles dabei, Respekt! Was man aber noch dazu sagen kann ist das einige Lieder einem doch etwas bekannt vor kamen, die 4 Herren haben sich doch etwas bei anderen Bands wie Wir sind Helden oder Superpunk ab geschaut. Trotzdem ein toller Auftakt der auch vom Publikum mit viel Beifall gewürdigt wurde.

Die Pause konnte man wieder einmal wunderbar für eine Publikumsanalyse nutzen. Wie erwartet waren natürlich relativ viele 15-16 Jährige Indie-Mädels da. Der Rest der „Croud“ setze sich aus dem durchschnittlichen Freiburger Studentenpublikum zwischen 20-27 zusammen.

Um kurz nach 9 war es dann soweit und die Fotos betraten die Bühne. Vor allem Sänger und Gitarrist sahen so als als würden sie „straight from England“ kommen, richtig schöne Klischee Indies. Was folgte war ein wunderbares Indie Konzert in der sich der Band voll und ganz verausgabte. Vor allem die Tatsache, dass bei manchen Liedern mit einem zweiten Schlagzeuger agiert wurde verstärkte die Dynamik sehr und machten die Lieder noch tanzbarer als sie ohnehin schon sind. Hinzu kam, dass die Fotos noch einige Instrumentalzwischenparts einbauten und dadurch herrliche Spannungsmomente erzeugten, sie haben ganz klar ihre Porberaumhausaufgaben gemacht , was manchen anderen Bands wohl auch nicht schaden würde. Was mich auch noch überraschte war das Publikum, das vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts die Band geradezu euphorisch abfeierte. Die Fotos genossen es auch sichtlich und bedankten sich mit einer relativ langen Zugabe, sodass das Konzert fast 2 Stunden dauerte....

Der Abend hat mir vor allem gezeigt das Freiburg wohl doch eine Indie Stadt ist und das Frontmänner von Hamburger Bands wohl alle ein Gen für Dummschwätzerei auf der Bühne besitzen.

Freitag, 24. Oktober 2008

Calexico

Als ich mich in der Fabrik ankam, war die Halle schon ziemlich voll. Kein Wunder, das heutig Konzert von Calexico war ja auch ausverkauft. Das Publikum war nicht das, was ich üblicherweise an Konzerten antreffe: wenig Jungspunde, dafür deutlich mehr graumelierte Haarschopfe. Das ist jedoch, wenn man darüber nachdenkt, nicht überraschend. Denn erstens war der Eintritt nicht gerade billig. Zweitens ist der mexikanisch beeinflusste Südstaatenfolk von Calexico nicht unbedingt die Musik, die in der Indiedisco läuft. Und drittens gehört die Band zu den Lieblinge der Feuilletons der meinungsbildenden Blätter der Intellektuellen.

Zunächst mussten diese allerdings die Vorband erdulden, Bodies of Water. Erdulden ist das falsche Wort, denn ich fand sie ziemlich gut. Bodies of Water waren zum ersten Mal in Europa auf Tour und davon ganz begeistert. Lustigerweise wirkten sie in ihrem Auftreten sehr amerikanisch, voller Enthusiasmus und jeden Satz mit „you guys“ beginnend. Dabei wurde einem der lange nicht mehr gesehene Anblick einer bodytragenden jungen Frau gegönnt. Es hat durchaus seine Gründe, weshalb das out ist, ebenso wie Topffrisuren. Die Musik ist aber durchaus hörenswert, ich würde es als Neo-Flowerpower bezeichnen, es sind einige ganz nette Elemente dabei wie sich steigernde Kanongesänge.

Die Helden des Abends waren aber selbstverständlich Calexico. Das Set begann in kleiner Besetzung mit zwei ruhigen Stücken, bevor dann die ganze Band (sechs Männer ca. Mitte 30) die Bühne betritt. Das Auftreten erinnert mehr an eine Jazzband denn eine Rockband, denn das Zusammenspiel ist perfekt auf den Punkt gebracht, es gibt Soli mit Szenenapplaus, Instrumentalstücke und gegenseitige Anerkennung der Musiker für ihre Virtuosität. Zudem sind alle bester Laune, erklären den Abend kurzerhand zur „crew dedication night“ und widmen folglich jeden Song einem ihrer Crewmitglieder (von denen es erstaunlich viele zu geben scheint). Das knapp zweistündige Set führt die Zuschauer quer durch das Werk der Band, viele Stücke werden in deutlich anderen Arrangements vorgetragen, als von den Alben bekannt. Zwei Trompeten, Vibraphon, Pedal Steel, Kontrabass und zahlreiche Gitarrenvarianten kommen zum Einsatz, die musikalisch Bandbreite richt vom Rocker über twangenden Folk zum Latinokracher. Das alles passte sehr gut in die Fabrik, die vom Fassungsvermögen sicherlich verglichbar ist mit dem Kesselhas de Kulturbrauerei, jedoch viel kleiner wirkt. Ein Konzerthighlight in diesem Jahr, ohne Zweifel.

Anathema

Und schon am Tag drauf ging es wieder auf ein Konzert, diesmal ging es dafür extra ins Ausland. Ja das klingt jetzt dramatischer als es in Wirklichkeit war, denn das Konzert fand im Z7 in Pratteln nur ein paar Kilometer hinter deutschen Grenze in der Schweiz statt.

Das Z7 ist echt ein cooler Laden, es sieht aus wie eine alte Fabrikhalle in die 2 Bars und eine Bühne reingebaut wurde. Kurrios ist der Dezibelmesser der an der Wand hängt, bei Konzert wurden höchstens 105 db erreicht.

Wir hatten den weiten Weg auf uns genommen um uns Anathema anzuschauen. In ihrem Wikipedia Artikel steht das sie sich vom Doom-Metal zum alternative Rock entwickelt haben. Auf Deutsch gesagt machen sie Gitarrenmusik, die vor allem sehr Athmosphärisch und Melancholisch ist.

Gegen viertel vor neun betraten die 3 Mitglieder der Demians, die als Vorband fungierten, die Bühne. Sie spielten musikalisch sehr anspruchsvolle Alternative Rockmusik. Leider war der Sound nicht sonderlich gut. Sie machten ihr Sache aber wirklich gut und stimmten gut auf Anathema an, die um kurz vor 10 auf die Bühne kamen. Das Konzert kann man einfach nur als genial beschreiben. Sie schafften es sowohl bei den ruhigen Liedern Gefühl zu vermitteln, als auch bei den härteren Liedern, wie man so schön uncool sagt zu „rocken“. Vor allem die Stimme des Sängers geht einfach unter die Haut es ist ein wahrer Genuß ihm zuzuhören. Um das Konzert mit einem Wort zusammenzufassen würde ich Virtuosität wählen, die 5 Briten beherrschen ihre Instrumente allesamt sehr sehr gut, es ist echt bewundernswert. Wir waren zum Glück auch hervborragend in der ersten Reihe positioniert, besser kann man so ein Konzerterlebnis nicht mitverfolgen. Um kurz vor 12 war das Konzert leider auch schon wieder vorbei und wir machten uns auf den Heimweg. Es war hoffentlich nicht mein letztes Anathema Konzert.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Rantanplan

Es gibt da eine paar Bands die ich unbedingt noch live sehen wollte. Dazu gehören Franz Ferdinand, Against Me!, aber auch Rantanplan. Das mag jetzt überraschend klingen, aber seit meinen Anfängen als „eigenständiger“ Musikhörer liebe ich diese Hamburger Band und mir war es bisher nicht gelungen ein Konzert von ihnen zu besuchen. Diese Woche war es endlich soweit, sie spielten im Jazzhaus.

Es war wirklich nicht sonderlich viel los als wir ankamen, was mich aber nicht sonderlich erstaunte. Gegen 9 ging es dann mit dem obligatorischen „Torpedo Hamburg Ahoi“ los. Die nicht sehr große Menge brauchte zwar Anfangs noch ein wenig Zeit um in Gang zu kommen, war aber dann vor allem bei den älteren Liedern voll dabei.

Das Konzert war wie ich es erwartet hatte, die alten Klassiker wurden alle ausgepackt, leider wurden aber auch zu viele Lieder vom schwachen neuen Album gespielt. „Unbekanntes Pferd“ war für mich auf jeden Fall das Highlight des Abends.

Noch ein paar Worte zur Band selbst, sie kommen wie schon erwähnt aus Hamburg und machen seit Mitte der 90er Jahre unverändert Ska-Punk. Die Band wurde vor allem von vielen Mitgliederwechseln geprägt, es hat unter anderem auch mal Markus Wiebusch, Sänger von Kettcar, bei Rantanplan gesungen.

Nach ca. 90 Minuten war das Konzert auch schon wieder vorbei, wie es bei mir oft der Fall ist hielt ich noch einen kleinen Plausch mit dem Sänger. Vielleicht kommt Rantanplan nächsten Sommer nach schopfheim um am Holzrock zu spielen, das wäre natürlich genial.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Infadels

Es gibt Bands, die mag man einfach. Und auch wenn das neueste album nicht ganz überzeugend ist, geht man zum Konzert, wenn sie in die Nähe kommen. So ist es bei mir mit den Infadels, eine Discorockband aus London. Das Debutalbum We are not the Infadels zählte monatelang zu meinen meist gehörten Platten, sodass ich den Infadels das viel zu poppige Zweitwerk verzieh und am Donnerstag dem Regen trotzte, um mir das Konzert im Molotow anzutun. Es hat sich auch gelohnt, allein weil dies mal wieder eine Band mit einem ziemlichen Knall ist. Pseudo-gothic geschminkt und ein wenig überenthusiastisch, doch vor allem die discolastigen Songs sind einfach toll.

Ich war übrigens gestern schon wieder im Molotow, diesmal zur „Bloc Party Album release party“ (ja, so weit ist es mit deren Popularität schon gekommen), mit dem Ziel, mal wieder eine schöne Indie-Party zu besuchen. Davon abgesehen, dass das Publikum da extrem jung ist, lohnt sich das durchaus. Dazu beigetragen hat mit einem stürmischen auftritt auch die belgische Band The Van Jets (die durchaus eine gewisse ähnlichkeit mit ihren fast Namensvettern von Jet haben).

Freitag, 10. Oktober 2008

Tomte

Schon die ganze Woche hörte man das Tomte im Laufe der Popkomm neben ihrem regulären Konzert in der Kulturbrauerei ein sogennantes Geheimkonzert spieln würden um ihr am Freitag erscheindes Album Heureka zu promoten.

Tomte stehen neben Kettcar für die sogenannte Hamburger Schule und spielen ruhige deutschsprachige sehr textlastige Rockmusik. Das mit der Hamburger Schule ist aber auch nicht mehr ganz Aktuell, da Thees Uhlmann, der Sänger und Kopf der Band, kürzlich nach Berlin gezogen ist. Im laufe des Donnerstags wurde dann bekannt es sollte im Zapata in der Oranienburger Straße stattfinden.

Ich konnte mir sowas natürlich nicht entgehen lassen und war um kurz vor 12 vor Ort. Der Türsteher sagte mir dann aber, dass das Konzert 200m weiter auf einem Parkplatz stattfindet. Zitat: Bis die Bullen kommen. Das hörte sich natürlich sehr Rock'n'Rollig an, war es aber schlussendlich nicht. Denn wenn ein Konzert wirklich Underground wäre, würde nicht ein Österreichischer Energydrinkherrsteller das ganze sponsern. Tomte spielten schlussenldich auf dem Dach eines Vans, der Sound war etwas leise und die Stimmung ganz OK. Zum Konzert selber muss man sagen, dass es ganz nett war, mehr aber auch nicht. Was man noch erwähnen muss, ist dass Thees Uhlmann noch schlimmer ist als Marcus Wiebusch in Sachen dummes Zeugs erzählen, mir ging es eher auf die Nerven.

Nach einer knappen Stunde war das ganze auch schon wieder vorbei und das Publikum wurde in den Rodeo Club zum weiterfeiern eingeladen, wir folgten der Einladung allerdings nicht. Wer Interesse hat, kann heute Abend ja die MTV News anschauen, der Kameramann stand wärend des Konzerts neben mir... Schlussendlich muss man sagen das es auf jeden Fall ein würdiger Anfang meiner Berliner Herbst Konzertsaison war.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

SSLYBY

Eigentlich finde ich ja solche Abkürzungen für Bandnamen furchtbar, aber der hier ist einfach zu lang! Someone Still Loves You Boris Yeltsin. Einen solchen Namen kann sich nur eine Indie-Band ausdenken, die zudem vielleicht ein wenig nerdig ist. Wenn man die vier jungen Männer Anfang 20 auf der Bühne des Molotow gestern Abend gesehen hat, bestätigt sich diese Vorahnung auch. Keine Rockstarallüren, jedenfalls. Brauchen sie auch nicht, die Musik ist schöner und intelligenter Poprock, wie er nur von amerikanischen Bands kommen kann. Ich würde sie musikalisch so zwischen den Shins und Death Cab for Cutie ansiedeln. Beim Konzert wurden primär die Songs des aktuellen Albums Pershing sowie zwei Neuheiten von der aktuellen Single „Not Worth Fighting“ und einige Stücke vom 2005er Album Broom. SSLYBY haben beweisen, dass sie ihre Musik auf der Bühne gut umsetzen können und auch ein eher zurückhaltendes Publikum begeistern. Bei der Hälfte des Konzert findet übrigens eine kleine Rotation statt: Sänger und Gitarrist John Robert Cardwell wechselt zum Bass, Bassist Jonathan James übernimmt das Schlagzeug und Schlagzeuger Philip Dickey (auch Schöpfer des Bandnamens) wird zum Leadsänger und Gitaristen. Eine nette Weise, die Gleichberechtigung der Bandmitglieder in den Vordergrund zu stellen, wobei Leadgitarrist Will Knauer (um diesen auch zu nennen), bei stoischen Spiel seines Instrumentes bleibt.

Ich war im übrigen auch sehr angetan von der Vorband Be a Familiar. Die Schotten haben bisher noch kein Album veröffentlich, sind aber musikalisch sehr vielversprechend. Das ist intelligenter und sehr britischer Indie-Rock, ich fühlte mich sofort and die Indelicates (weil ja soo viele was mit denen anfangen kann...) erinnert, nicht nur wegen des Zusammenspiels von männlicher und weiblicher Gesangstimme und dem Einsatz von Streich- und Blasinstrumenten. Von dieser Band wird man in der Musikpresse sicher noch mal hören. Es lohnt sich, mal auf der MySpace oder Last.fm Seite reinzuhören.

Dienstag, 7. Oktober 2008

The Toasters

Während meines dreiwöchigen Aufenthalts in Freiburg kam ich immerhin ein mal dazu ein Konzert zu besuchen. Im Jazzhaus spielten the Toasters, Ska Legenden aus New York, das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Wie es sich für arrogante Konzertgänger gehört kamen war die Vorband fast rum als wir ankamen.

Das was wir hörten war anständiger Ska-Punk. Im nachhinein stellten sich die Bandmitglieder aber als sehr nett und lustig heraus. Etwas überrascht war ich aber vom sehr geringen Andrang, es hätten locker doppelt sie viele Leute ins Jazzhaus gepasst. Der Stimmung hat das ganze aber nicht geschadet, denn von Anfang an tobte das relativ junge Publikum. Die Bandmitglieder hatten sichtlich ihren Spaß und sahen irgendwie alle aus wie alte Trucker. Es ist übrigens sehr interessant ein Konzertpublikum zu beobachten, Ska-Publikum zum Beispiel tanzt sehr enthusiastisch und raumgreifend ist aber im Vergleich zu Punk nicht auf das Rammen des Nachbarn aus, es ist also ein friedliches Nebeneinander tanzen.

Nach einer guten Stunde wars das leider schon mit dem Konzert. Auf dem Heimweg musste ich aber noch beim billigen Merchandise Stand zugreifen.

Sonntag, 5. Oktober 2008

Disco Ensemble

Von unserer Gastreporterin, die sich auf eine Festanstellung bewirbt:
Am 4. Oktober war ich also am Konzert von Disco Ensemble in der Biomill in Laufen (CH). Biomill.... hat sich für mich zunächst angehört wie Recyclinghof. Ist aber ein altes Fabrikgebäude, ein bisschen ausserhalb von Laufen, direkt an der Bahnlinie. A propos „laufen“: Erst mal mussten wir ca. 25 Minuten Fußweg bis zum Konzert hinter uns bringen. Das erwies sich aber als recht amüsant, da wir plötzlich einen „echten“ Finnen inklusive Landesflagge bei uns hatten. Wenig später stellte sich heraus, dass der gute Junge eigentlich Schweizer ist :D Ich bin aber immer noch beeindruckt davon, wie er trotz all unserer Anschuldigungen an seinem Englisch mit vermeintlich finnischem Akzent festgehalten hat!!

Nun kurz zur Lokalität: Wie schon gesagt, handelt es sich um ein altes Fabrikgebäude. Die Bühne war winzig, die Tanzfläche entsprechend klein, man war also hautnah dran an der Band. Nebenan gab es noch eine Lounge mit Sitzgelegenheiten und Kicker. Alles in allem eine coole Location. Doch was ich vergessen hatte: in der Schweiz darf noch geraucht werden! Dem entsprechend war auch die Luft etwas knapp! So verbrachten wir die Zeit, in der die beiden Vorbands (Lapko und Crash League) spielten in der besser belüfteten Lounge. Zur Musik der beiden Bands kann ich nur sagen: es war laut und rockig! Musik um seine langen Locken durch die Luft zu schleudern.

Dann ging es endlich los. Ich wusste nicht was mich erwarten würde, denn ich hatte bis ein paar Tage vor dem Konzert noch nie etwas von Disco Ensemble gehört. Und ich wurde positiv überrascht, viel mehr war ich auf ganzer Linie begeistert!

Wikipedia sagt: „ Disco Ensemble ist eine Post-Hardcore-Band aus der finnischen Stadt Pori, die auch mit Punkrock bzw. Indierock in Verbindung gebracht wird.“ Ich sage: Ich hab keine Ahnung in welche Stil-Schublade ich diese Band stecken sollte! Ich kann nur sagen, dass der RocknRoll-Fuß definitiv zum Einsatz kam, genauso wie das Kopfschüttel-Gelenk! Was mich fasziniert hat war die Ausstrahlung der Band, besonders von Sänger Miikka Koivisto und Gitarrist Jussi Ylikoski. Die beiden verstehen es das Publikum zu begeistern und man sieht ihnen richtig an, wie viel Spaß sie auf der Bühne haben. Nach 60 Minuten war der Spaß dann leider auch schon wieder vorbei, es gab 3 Zugaben, dann waren sie weg! Und wer hat nicht die Set-Liste abgegriffen nach dem Konzert?! Vielleicht kann ich sie irgendwann teuer verkaufen...

Mein Fazit: Ein wahnsinnig cooles Konzert in kuschliger, siffiger Undergound-Atmosphäre aus der Kategorie „Der Sänger, die geile Sau“. Ich werde irgendwann noch Fan von Slimfit-Hosen an Männerkörpern, ich habs im Gefühl...

Freitag, 3. Oktober 2008

Reeperbahnfestival 08 - Samstag

Auch den Samstag verbrachten wir eher chillig und entspannt in der Schanze, sodass wir unsere Energie für den Abend aufsparten. Diesen begannen wir, wie am Vortag, wieder in der Großen Freiheit 36. Dort spielte eine der am meisten erwarteten Bands des Festivals, TV on the Radio. Die fünf Brooklyner Musiker ließen einige Zeit auf sich warten, doch die Wartezeit hat sich sehr gelohnt. Der leider etwas kurze Gig wurde mit vollem Einsatz dargeboten. Von unserem Premiumplatz direkt vor der Bühne konnten wir den stark von schwarzer Musik beeinflussten experimentellen Rock von TV on the Radio genießen. Vor allem die neuen Stücke wirken live ziemlich funkig, die musik hat teilweise die Energie von Gospelstücken. Keiner der Musiker kommt zwischendurch je zur Ruhe, auch untypische Mittel werden verwendet. Gitarrist David Sittek kloppt teilweise mit einer Rassel auf seine Gitarrensaiten ein und hat ein Glockenspiel an seinem Instrument hängen. Ein Erlebnis.

Anschließend war uns eher nach einem kleineren Konzert, sodass wir uns in einen der schönsten Clubs Hamburgs begaben, die Prinzenbar. In diesem kleinen stuckgeschmückten Saal spielten gerade noch Wildbirds & Peacedrums. Dieses sehr schön anzusehende junge Ehepaar singt nur begleitet von Schlaginstrumenten. Das ist wunderschön! Schade, dass wir nur noch die letzten Stücke mitbekamen.

Es folgten die Dänen von Men among Animals mit ihrem Sinthie-Gitarrenrock, der zum Abgehen animierte. Zudem gab es mal wieder trashige Kostüme und Bühnendeko mit blinkenden Glühbirnen und Seifenblasen. Das passte alles sehr gut zusammen und auch zu unserem langsam steigenden Bierpegel. Zudem hatte man vor der Bühne schön Platz zum Tanzen, was zusätzlich zur Stimmungsaufhellung beitrug.

Nun zum Tiefunkt des Abends. Es war schon relativ spät und nach einem kleinen Abstecher auf der Kinderparty im Molotov beschlossen wir, uns in Angie's Nightclub einen gepflegten Cocktail zu gönnen und dabei "Angie's Houseband" zu lauschen. Ich kann nur eines sagen: es war ziemlich furchtbar. Erstens wurden alle Lieder (selbstverständlich nur Evergreens) im gleichen routinierten funkigen Groove gespielt, sodass alles gleich klang. Zweitens war dort das klassische Ü30 Publikum unterwegs, die dazu sanft hin- und herwogen und wohl meinten, sie seien bei der Party des Jahres. Mich schüttelte es einfach nur.

Deshalb konnten wir jetzt noch nicht nach Hause, das wäre zu frustrierend gewesen. Nach einem weiteren Abstecher im Molotow (wo das Publikum noch immer so jung war) und auf der Datscha-Party im Golden Pudel Club (deutlich besser) stärkten wir uns noch einmal mit Fischbrötchen vom Fischmarkt, bevor es dann endgültig Zeit war, dem ganzen ein Ende zu setzen und sich ins Bett zu begeben.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Reepernbahnfestival 08 – Freitag

Freitag schliefen wir aus und verbrachten den Tag mit Spaziergängen in Wassernähe, sodass wir fit waren für den Konzertmarathon am Abend. In der Tat hatten wir einiges vor, ich hatte vorab den Freitag als den Tag ausgemacht, an dem die größte Dichte an sehr guten Acts festzustellen war, sodass auch die Entscheidung nicht leicht fiel, was wir anschauen würden.Wir begannen den Abend in der Großen Freiheit 36, wo Peter Licht, der etwas skurrile deutsche Singer Songwriter den Anfang machte. Der Herr, von dem es keine offiziellen Fotos gibt, zieht zu meinem erstaunen ein sehr zahlreiches Publikum an. Ich hätte eher gedacht, das sei mehr was für Nerds. Mal wieder der Beweis, dass ich die Popularität von Musikern absolut nicht einschätzen kann.

Es folgte der aktuelle Held der deutschen Indieszene, Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon. Allein die Musik (mit Anklängen an Radiohead und Arcade Fire) macht jedes Konzert dieser Band lohnenswert, doch wie schon bei ihrem Konzert, das ich Anfang des Jahres in Berlin gesehen hatte, fehlt es Herrn Gropper noch immer ein wenig an Bühnenpräsenz. Trotzdem war ich begeistert, gehört doch das Debutalbum Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahres.

Entgegen unserer ursprünglich Pläne blieben wir dann noch in der Großen Freiheit, um uns Portugal.The Man anzusehen. Das war eine meiner persönlichen Entdeckungen des Festivals. Auf Platte war ich von der sehr in Richtung Prog gehenden Musik der Band aus Alaska nicht unbedingt überzeugt, live war ich hingegen sehr angetan. Das geht so richtig ab, man kann sich von den über zehnminütigen Stücken berauschen lassen. Das ist ein wenig wie Muse in weniger massentauglich.

Wir gingen dennoch vor Ende des Sets, da ich unbedingt The Rakes im Uebel & Gefährlich sehen wollte. Wir kamen dort auch gerade rechtzeitig für den Anfang von deren Set an, doch die Mädels verließen den Club gleich wieder, da ws ihnen zu voll war. Ich kämpfte mich jedoch durch in die sehr zivilisierte „Pogo-Zone“, wo man schön Platz hatte und abgesehen von ein bisschen Rumschgeschubse ganz gemütlich dem Konzert lauschen konnte. The Rakes sind noch immer die alten, der energetische und sehr tanzbare Indie-Rock passte an diesem Abend hervorragend und die Stimmung war grandios. Zudem wurde einige neue Stücke gespielt, die Lust auf das nächste Album machen!

Auch nach diesem Konzert war dann keine Zeit für eine Pause, ich überquerte schnell die Straße und zwängte mich in den Bumsvollen Knust. Ich hatte Glück und Bon Iver hatten ihr Set mit deutlicher Verspätung begonnen. So konnte ich zwar nur von weit hinten, aber mit guter Sicht und komplett diesem absoluten Highlight lauschen. Diese Newcomerband aus Wisconsin ist ein Juwel, das kann man nicht anders sagen. Einfach nur schöne, ziemlich folkige Musik, Gesang, der zu großen Teilen im Falsett stattfindet, ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war eindeutig eines der Konzerthöhepunkte des Jahres. Hoffentlich kommt Bon Iver bald wieder nach Deutschland. Bei dem Empfang, der ihnen beim Reeperbahnfestival bereitet wurde, bin ich jedoch guter Dinge. Sie konnten es kaum fassen, wie begeistert das Publikum war und blieben so lange auf der Bühne, bis sie keine eigenen Stücke und Cover mehr hatten, die sie spielen konnten.

Da es dann nicht mehr in Frage kam, ein solches Erlebnis durch irgendeine Indieparty zu zerstören und wir uns nach diesem Konzertmarathon unser Bett verdient hatten, war dann somit auch der zweite Tag schon zu Ende.

Dienstag, 30. September 2008

Reeperbahnfestival 08 – Donnerstag

Diesem musikalischen Highlight fieberte ich bereits seit einiger Zeit entgegen: DAS Clubfestival in Deutschland, das Reeperbahnfestival, fand am Wochenende statt. Hier macht man sich die Besonderheit Hamburgs zum Vorteil. Da nahezu alle Clubs in Hamburg sich „auf dem Kiez“ befinden und man somit problemlos zu Fuß von einem zum anderen gehen kann, spielen auf diesem Festival an drei Tagen insgesamt 141 Bands in knapp 20 Clubs und auf dem Spielbudenplatz spielten.

Anlässlich des Festivals hatte ich Besuch von einer sehr guten Freundin. Da wir beide von Arbeit bzw. Nachzugfahrt nicht voll fit waren, ließen wir es am Donnerstag Abend eher ruhig angehen. Los ging es jedoch mit einer schweißtreibenden Angelegenheit. Wir schauten uns Pete and the Pirates im Molotow an. Da der kleine und schlecht belüftete Club rammelvoll war und die Stimmung gut, lief einem der Schweiß zum gut tanzbaren Indie Pop der jungen Briten aus Reading schnell herunter.

Damit waren wir schon nach der ersten Band recht ausgepowert und beschlossen spontan, in Imperial Theater herüber zu gehen. Dort bekamen wir die letzten Töne der deutschen Band finn. mit. Das ist die wunderbare Band des Singer Songwriters Patrick Zimmer, der aussieht wie ein mittelalterlicher Troubadour. Die vielköpfige Band und deren Musik passten hervorragend auf die Bühne des Theaters, schade, dass wir nur noch wenig mitbekamen.

Ebenso angetan waren wir von den beiden folgenden Darbietungen, beide von Musikern aus Island. In bester isländischer Songwritertradion ist der Sound von Borko eher ruhig und experimentell. Das geht deutlich Richtung Postrock, es gibt relativ wenig Text und kommt mehr auf die Musik als Ganzes an. Live ist das meist – hier auch – beeindruckend und geht unter die Haut. Der Übergang zu Seabear, deren Mitglieder beim letzten Lied von Borko bereits auf die Bühne kamen, war fließend. Auch diese Band hat zahlreiche Mitlglieder und ist musikalisch sehr eklektisch. Das Album The Ghost That Carried Us Away geht eher in Richtung Country und Folk, es werden aber auch orchestralere Stücke dargeboten, wie „Emo-Postrock“ (eigene Bezeichnung der Band) Stücke.

Nach diesen eher ruhigen Stunden wollten wir nicht die Stimmung zerstören und noch zu Madsen herübergehen. Stattdessen ließen wir den Abend gemütlich in Angies Nightclub ausklingen, in dessen gediegene Athmosphäre da sehr ruhige und schöne (aber nach einer Weile auch nicht sonderlich abwechslungsreiche) Gesangspaar mit Gitarre und Cello von Choir of Young Believers exzellent hineinpassten.