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Montag, 29. November 2010

Konzerte im November – Ein Überblick

Wie jedes Jahr bildet der November auch 2010 den Höhepunkt der Konzertsaison in der 2. Jahreshälfte. Und wie jedes Jahr ist die Dichte an Konzteren von sehenswerten Bands sehr groß. Man wird teilweise vor schwere Entscheidungen gestellt, welche dieser Veranstaltungen man besuchen möchte. Schlussendlich artet das ganze ein wenig in Konzertstress aus, doch das lohnt sich ja bekanntlich immer.

Ich habe in den vergangenen Wochen folglich einige sehr schöne Konzerte erlebt, von denen die meisten auch eine ausführlichere Würdigung verdient hätten. Leider fehlen mir durch berufliche Verpflichtungen und Privatvergnügen die Zeit und der Elan, dies zu tun, sodass hier ein kurzer Überblick reichen muss.

Los ging es gleich am ersten des Monats mit dem Konzert eines der Helden der jüngeren Geschichte des Indie-Rocks. Carl Barât stellte im Uebel&Gefährlich sein gar nicht so übles erstes Soloalbum vor, spickte sein Set jedoch zur Freude der Konzertbesucher auch mit einigen Libertines-Songs sowie „Bang Bang Your Dead“ von seiner zweiten Band Dirty Pretty Things. Ein Konzert, das ich trotz Übermüdung aufgrund einer sehr intensiven Party am Vorabend sehr genoss.

Am Freitag der selben Woche gönnte ich mir gleich ein Konzertdoppelpack, ermöglicht durch die Angewohnheit des Docks, Wochenendkonzerte immer extrem früh beginnen zu lassen. Es spielten Heroen des Emo-/alternative-Rocks der späten 90er und frühen 00er Jahre: Jimmy Eat World. Wie der Rest des Publikums im ausverkauften Docks war ich begeistert von der Setlist dieser fast zweistündigen Darbietung, denn der Schwerpunkt lag deutlich auf de älteren Sachen. Anschließen ging es direkt ins Molotow zur Party anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der Partyreihe Misshapes. Hier spielte die kanadische Queer-Indie-Truppe Hidden Cameras. Die Truppe um den in Berlin wohnhaften Joel Gibb verbreitete hier die passende Stimmung für diese schon recht homophile Party.

Dieses erste Novemberwochenende endete am Sonntag Abend ebenfalls wieder im Molotow mit dem Konzert von Frightened Rabbit. Auf diese Band bin ich durch ihre Labelmates We Were Promised Jetpacks aufmerksam geworden, deren Auftritt beim Dockville Festival eines meiner persönlichen Höhepunkte gebildet hatte. Die Musik von Frightened Rabbit ist ähnlich, atmosphärischer Indie-Rock. Ansonsten ist die Truppe sehr sympathisch, unüberhörbar schottisch und vor Spielfreude strotzend.

Mitte des Monats wurde nachgeholt, was eigentlich für Mai geplant war und damals abgesagt wurde. Tokyo Police Club waren in der Stadt und spielten im Uebel&Gefährlich. Die Band aus Toronto hat vom Sound her eine gewisse Ähnlichkeit mit den Strokes. Ansonsten verhält sich Tokyo Police Club zu ihren Vorbildern wie Toronto zu deren Heimat New York: eine Nummer kleiner, ein paar Jahre jünger, etwas weniger cool und gleichzeitig menschlicher und sympathischer.

Einen Abend später war ich zurück im Uebel&Gefährlich. Das heute Konzert war ausverkauft und damit deutlich besser besucht als das am Vorabend. Augenscheinlich haben sich Angus & Julia Stone mit ihrer ruhigen Folkmusik inzwischen ein größeres Publikum erspielt. Der Auftritt des überaus sympathischen und eher schüchternen Geschwisterpaars aus Australien war es jede Minute Wert, den stickigen Club und die Rückenschmerzen vom langen Stehen zu ertragen. Das ist der Preis für eine langes, kuscheliges Set.

Zu Interpol am folgenden Freitag bin ich dann extra nach Berlin gefahren. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal ich bei den Konzerten der Band im März vorübergehend nicht in Hamburg sein werde. Auch ohne Carlos Dengler bleiben Interpol eine richtig gute Liveband, inzwischen wird sogar (ein wenig) mit dem Publikum interagiert. Der Schwerpunkt des Sets lag an diesem Abend neben einigen Songs vom aktuellen Album deutlich auf den älteren Stücken, was mich sehr gefreut hat. Ich war aber schon überrascht, dass „The Heinrich Maneuver“ nicht gespielt wurde. Hier die Setlist. Immer wieder eine Reise Wert, wer weiß wie lange es die Band noch gibt.

Letzte Woche schließlich ließ ich mich dazu hinreißen, für ein Umsonst-Konzert der Ting Tings eineinhalb Stunden in der Eiseskälte Schlange zu stehen, um noch ins Grünspan eingelassen zu werden. Das Set war zwar kurz und knackig, doch die Hits des Debütalbums sowie zwei neue Stücke waren dabei, und beim Tanzen wurde einem auch wieder warm.

Letzten Freitag dann gab es einen weiteren Konzerthöhepunkt zu bestaunen. Two Door Cinema Club, für mich die Newcomerband des Jahres, waren zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hamburg. Beim ersten Mal noch im Molotow zu Gast, gelang es den vier jungen und eher unscheinbaren Briten nun das Docks auszuverkaufen. Mit Tourist History ist Two Door Cinema Club auch ein klasse Album gelungen, voller tanzbarer zeitgemäßer Indierockhits, de nicht vor einem kleinen Schuss Elektro zurückschrecken. Wie mitreißend die Songs sind konnte man an diesem Abend im Docks erleben. Ich habe selten erlebt, dass in einem Club dieser Größe fast durchgehend bis in die hinteren Reihen getanzt wurde. Nach 55 Minuten, während derer das komplette Album, eine B-Seite und ein neuer Song gespielt wurden, war der Spaß auch schon vorbei. Aber mehr haben die halt noch nicht.

Donnerstag, 2. September 2010

Kaum zu toppen – Arcade Fire live im Tempodrom Berlin

Quelle für Foto: Flickr

Ich bleibe dabei: Arcade Fire ist die beste Liveband, die ich kenne. Ich habe noch keine andere Band erlebt, die mich bei einem Konzert auf diese Weise anspricht. Es stimmt einfach alles: die Musik, die Emotionen, die Stimmung, die Show. Und man zehrt danach noch lange von der Begeisterung.

Erstmals bin ich extra für ein Konzert nach Berlin gefahren, noch dazu unter der Woche. Pünktlich um 19 Uhr kam ich am Tempodrom an, das Schlangestehen blieb mir erspart, da meine Begleitungen in perfektem Timing zu diesem Zeitpunkt genau den Eingang erreicht hatte. Alle waren so freudig erregt wie ich.

Als Vorband fungiert auf dieser Tour passenderweise Owen Pallett, seit jeher Arrangeur der Streicherparts für Arcade Fire. Der gefeierte Produzent ist auch ein ambitionierter Musiker, der auf der Bühne demonstriert, dass man mit Hilfe von Loops auch alleine mit einer Geige durchaus ein Konzert geben kann, bei dem mehr als gefiedelt wird. Owen Pallett hat mir an diesem Abend deutlich besser gefallen als vor ein paar Monaten im Uebel&Gefährlich, wo er gemeinsam mit einem Drummer aufgetreten war. Seine Musik ist zwar nicht jedermanns Sache, passte jedoch heute Abend sehr gut, wie ich fand.

Um kurz nach neun war es dann soweit. Arcade Fire eröffeten – nicht wirklich überraschend – ihr Set mit „Ready to Start“, eines der besten Stücke des sensationellen neuen Albums The Suburbs. Ich bekomme damit gleich zu Beginn zum ersten Mal Gänsehaut, was sich im Laufe des Konzerts ein paar Mal wiederholen wird. Es folgt ein famoses Set mit fast nur Höhepunkten. Die Stücke von The Suburbs machen sich auch live sehr gut, allerdings sind meine persönlichen Favoriten weiterhin die Songs des ersten Albums Funeral, insbesondere „Neighbourhood #1 (Tunnels)“ und „Rebellion (Lies)“. Fast vergessen hatte ich, wie toll „No Cars Go“ bei Konzerten ist. Außerdem besonders gut: „Intervention“, „Keep the Car Running“, „We Used to Wait“, „Sprawl II“ und natürlich die letzte Zugabe „Wake Up“, in den USA ja inzwischen ein absoluter Megahit.

Wie nicht anders zu erwarten verausgaben sich die Mitglieder von Arcade Fire auf der Bühne komplett, was vom Pulikum sehr geschätzt wird, das der Band ohnehin zu Füßen liegt. Die 9 Musiker (die achtköpfige Live-Besetzung plus Owen Pallett) wechseln zwischen den Stücken munter die Instrumente. Untermalt wird das ganze durch sehr ästhetische Visuals passend zur The Suburbs Thematik.

Quelle für Foto: Flickr
Wie immer ist das schönste bei Arcade Fire Konzerten das Mitsingen bei den vielen „uhuhuhs“ und „ahahahs“. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als bei „Tunnels“ mitten in der mitsummenden Menge zu stehen. Als das Konzert nach neunzig Minuten vorbei ist gibt es nur einen kleinen Wermutstropfen, da „Neighbouhood #2 (Laika)“ und „Rococo“ nicht gespielt wurden. Aber angesichts eines so guten Konzerts kann man das verkraften.

Hier die Setlist:

Donnerstag, 31. Dezember 2009

Konzerte des Jahres 2009 - The French German

  1. Franz Ferdinand @Docks Hamburg / Hurricane Festival 09
  2. Maxïmo Park @Stadtpark Hamburg
  3. Bloc Party @Docks Hamburg
  4. Editors @Große Freiheit 36 Hamburg (inklusive großartiger Vorbands!)
  5. Whitest Boy Alive @Dockville Festival
  6. Mumford & Sons @Molotow Hamburg
  7. Beirut @Docks Hamburg
  8. Kings of Conveniece @Kampnagel Hamburg
  9. Bon Iver @Große Freiheit 36 Hamburg
  10. Dear Reader @Lido Berlin / Reeperbahnfestival (Grünspan Hamburg)
Eine sehr schwere Entscheidung in diesem Jahr, in dem ich wohl so viele Bands live gesehen habe wie nie zuvor - Großstadtleben und Vollzeitjob mit anständiger Bezahlung sei Dank. So schaffen es großartige und beeindruckende Konzerte nicht in meine Jahres-Top-Ten, die dennoch allesamt sehr sehenswert waren, wie Muse, The Rifles, Bishop Allen, HErman Düne oder auch der unvergessliche Abend im Uebel & Gefährlich beim Reeperbahnfestival mit Reverend and the Makers und WhoMadeWho. Hoffentlich hat 2010 bezüglich Livemusik genausoviel zu bieten!

Samstag, 18. April 2009

Lido statt Molotow

Dear Reader ist für mich eine DER Newcomerbands dieses Jahres. Vor ein paar Monaten habe ich sie bei Intro Intim im Hamburger Kampnagel entdeckt und sofort ins Herz geschlossen. So brach ich einmal mehr mit meinem Prinzip, eine Band pro aktuellem Album nur einmal live anzuschauen und begab mich ins Berliner Lido statt wie geplant ins Molotow, da mich die Arbeit diese Woche nach Berlin gezogen hatte.

Wie schön mal wieder im Lido zu sein, auch wenn ich etwas verstört war vom Klomann („50 cent sind wenig Geld für ein sauberes Klo“) und den gestiegenen Bierpreisen. € 2,80 für so was schlechtes wie ein Astra muss echt nicht sein, das ist sogar in Hamburg deutlich günstiger.

Das Vorprogramm wurde von der berliner Band I Might Be Wrong bestritten, deren etwas experimentelle Musik – ich würde sagen, man hört deutliche Postrockanklänge – es versienen würde, dass man sich ein wenig mehr mit ihr beschäftigt. Der Erwerb des im September erscheinenden zweiten Albums künnte sich durchaus lohnen.

Dann kam Dear Reader auf die Bühne, mit zwei Veränderungen nach dem letzten Mal: Zum einen ist der Schlagzeuger Micheal Wright inzwischen zum vollweritgen Bandmitglied aufgestiegen, sodass Dear Reader nun offiziell ein Trio sind. Zudem wurde für die Tour eine weitere Instrumentalistin verpflichtet, welche Bratsche, Gitarre und Backgroundgesang bedient und eine wahre Bereicherung für den Bühnenklang der band darstellt. Zudem merkt man der Band die Tourerfahrungan. Im Kampnagel merkte man noch klar die Schüchternheit ihrer Mitglieder, jetzt wird viel mehr mit dem Publikum gespaßt und geplaudert, man wirkt nicht mehr so verkrampft. Dagegen ist die Begeisterung geblieben, ebenso wie die Verwunderung darüber, wie gut das eigene Schaffen beim europäischen Publikum ankommt.

Dear Reader sind aus Südafrika. Das hört man der Musik zwar nicht an, doch wenn Bands aus solchen Exotenländern es auf den Radar der internationalen Musikinteressiertenszene schaffen zeugt das meist von ihrer außergewöhnlichen Qualität. Das kann man hier auch unterschreiben, die folkigen Popsongs mit geistreichen texten kann man vor allem mit einem Adjektiv charakterisieren: „schön“. Cherylin McLeans stimme pass perfekt, außerdem wirkt sie so nett und natürlich, man könnte sich glatt in sie verlieben. Unbedingt mal anhören und hingehen, wenn sie in die Nähe kommen!

Samstag, 22. November 2008

Franz Ferdinand - kurz, schnörkellos, intensiv

Im Januar ist es soweit: Das dritte Album mit dem recht einfallslosen Titel "Tonight: Franz Ferdinand" kommt auf den Markt. Zuvor absolvieren die vier Schotten noch schnell eine kleine Tournee durch Europa, Kanada, USA, Neuseeland und Australien, um an ihre alten Hits zu erinnern und einen kleinen Einblick in ihr neues Werk zu geben.

Genauso war es auch vergangenen Montag in Berlin - beim einzigen Konzert in Deutschland. Ich traf so kurz vor neun ein - lange Schlange vor der Kulturbrauerei, eine kurze an der Garderobe, eine wieder etwas längere an der Bar. Leider war ich mal wieder arg angeschlagen, so dass ich mich nach dem ganzen Anstehen mit einer Bionade und meiner Erkältung in der zweiten Reihe positioniert hatte. Recht pünktlich ging es dann auch los. Mit der Münchner Kombo Kamerakino. Über diese Vorband möchte ich eigentlich gar nicht viel Worte verlieren. Allein beim ersten Song "Finger of love" (Ausschnitt) rollten sich bei mir alle Nägel hoch. Ganz schlimm auch "Besetzt besetzt besetzt". Mir ist schon klar, dass man alte Bekanntschaften pflegen sollte - aber muss dies Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarthy unbedingt bei seiner alten Band beherzigen. Weniger Klüngel hätte uns diese karierte Stolpermusik erspart. Nach knapp 30 Minuten mit einzelnen Buhrufen und dem größten Applaus vor der Ankündigung, hier komme der letzte Song, war es überstanden - und bei vielen der Alkoholkonsum aus purer Verzweiflung rapide angestiegen.

Danach ging eigentlich alles unglaublich schnell. Punkt zehn standen auch schon Franz Ferdinand auf der Bühne. Unaufgeregt. Abgeklärt, aber gut gelaunt. Wie immer tauchen auf einmal viele Teenie-Hände mit Fotokameras vor einem auf, das Publikum gerät noch mal in einen spontanen Bewegungsfluß, bis jeder sich positioniert hat und freudig den ersten Akkord erwarten, um bei Erkennen des Songs laut aufzujuchzen und die ersten rhythmischen Bewegungen zu starten. Los ging's mit "Bite Hard", einem von insgesamt fünf neuen Tracks, die Franz Ferdinand den Berlinern als Vorgeschmack präsentierte. Und ich muss sagen: Ach, ich weiß nicht. Frontmann Alex Kapranos soll ja gesagt haben, Punkrock sei langweilig geworden. Man merkt den Stücken an, dass sie experimenteller sein wollen, mehr Funk, mehr Beats. Bereits beim zweiten Album fand ich nicht jeden Song auf Anhieb knalle, beim dritten bin ich jetzt leider auch skeptisch.



Um so schöner, dass die Jungs aus Glasgow auf ihrer Setlist auch die Klassiker berücksichtigten. Bei "Matinee" schien das ausverkaufte Kesselhaus zum ersten Mal auseinander zu bersten. Spätestens bei "Take me out" schwappte das Bier auch bei den Konzertbesuchern in den hintersten Reihen aus den Plastikbechern. Dieser Stampf-Sound - ein wirkliches Glanzstück. Auch die Performances zu Tanzhure "Michael", meinem absoluten Favoriten, und "This Fire" wurden gewohnt cool und geradlinig gespielt und vom Publikum mit Textsicherheit und Frenetismus belohnt. Es ist ja sowieso erstaunlich, wie schnörkelos Franz Ferdinand ihre Songs spielen können, wie exakt. Abgesehen von "Send Him Away", als der Bassist den Einstieg verhunzte ("sorry bout that Berlin", Drummer Paul Thomson), klingen die Songs quasi wie vom Album abgespielt, nur unterbrochen von ekstatischen Begeisterungsgejohle, das der Band nonstop frontal entgegensprudelt. Und auch wenn sie schon alte Hasen sind, man merkt ihnen an, dass sie es immer noch genießen können.

Nach 50 Minuten der erste Abgang, einmal gelang es den Konzertbesuchern noch Franz Ferdinand für rund 15 Minuten auf die Bühne zurück zu locken. Anschließend drängelte sich alles durch den schmalen Eingang zurück zur Garderobe. Und dies war fast so schlimm wie Kamerakino. Liebe Kulturbrauerei, ich habe Verständnis für die baulichen Gegebenheiten eurer Location, aber nicht für unkoordiniertes, demotiviertes Personal, dass den Ansturm auf die Garderobe nicht im Ansatz bewältigen konnte. Während sich schwitzende Laiber von allen Seiten aneinander reibten und ich mir die rote Locken meiner Vorderfrau ständig aus meinem Gesicht streichen musste, hatte ich noch knapp eine Stunde die Gelegenheit, Stimmungen der unterschiedlichsten Besucher einzufangen: "Ja, ja, kurz war es. Aber lieber kurz und voll intensiv", meinte ein Wartender neben mir. Ja, da gebe ich ihm recht.

Donnerstag, 13. November 2008

Kurzweilig: The Subways im Huxley's

Nachdem sich ein Teil der Schreiberlinge dieses Blogs jüngst aus der Hauptstadt verabschiedet haben, muss ich wohl jetzt die musikalische Berlin-Berichterstattung hier übernehmen. Na mal sehen...

The SubwaysAm gestrigen Abend machte eine bekannte Indie-Band aus dem etwas weniger bekannten Hertfordshire Halt auf ihrer "All or nothing"-Tour in Kreuzberg: The Subways spielten zusammen mit ihren beiden Vorbands Twin Atlantic und Blackmarket im Huxley's. Das Konzert war seit Wochen ausverkauft, eine halbe Stunde vor Beginn war die Halle auch schon gut gefüllt - großes Interesse bei den Indie-Kids also, denn die stellten im Publikum an diesem Abend klar die Mehrheit. Wir hatten uns zu fünft bequem auf der hinteren Tribüne Platz gemacht, wo man das Geschehen ziemlich gut überblicken konnte. Eigentlich sollten The Subways im Kesselhaus spielen, aber da haben sich am gleichen Abend The Killers breitgemacht, so dass erstere ins Huxley's ausweichen mussten - eine Location, die angeblich als altehrwürdig zu gelten hat, ich hingegen als ziemlich langweilig, einen Hauch von Schulaula verströmend empfinde.

Blackmarket aus Arizona machten an diesem Abend den Anfang und begannen bereits eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn, spielten aber leider arg lang. Man kam mit dem Bier holen gar nicht mehr hinterher. Nett auf alle Fälle, süß vor allem, weil der Frontmann in einer Pause verlauten ließ, dass es ja ihr erstes Mal in Europa sei und sie sich wie Bolle freuen. Dürfen sie natürlich. Nach einer kurzen Raucherpause - Zwischenkommentar: Man konnte zum Rauchen nicht vor den Haupteingang, sondern nur durch die oberen Seitenausgänge, die lediglich während der Pausen zwischen den Bandauftritten geöffnet wurden. Ihr habt wohl einen an der Waffel?! - ging es weiter mit Twin Atlantic aus Glasgow. Nicht ganz mein Geschmack, wenig melodiös, eher schmutzig mit vielen Tempowechsel.

Irgendwann vor elf begaben sich die Brüder Billy und Josh sowie Bassistin Charlotte dann auf die Bühne und... na ja, rockten das Haus so ziemlich auseinander. Von Beginn hüpften alle wild durch die Gegend, juchzten bei jedem Kommentar von Sänger Billy und spendeten Charlotte für kleine Soli Extraapplaus. Von hinten aus beobachtend schwappten die Leute tanzend und pogend von links nach rechts, von rechts nach links. Ein lustiges Schauspiel. Nach drei Songs waren auch wir halbwegs durchgeschwitzt und hüpften durch die Gegend. The Subways spielten einen guten Mix aus Songs ihres jüngsten Albums wie "Girls & Boys" und "I Won't Let You Down" sowie ihre Klassiker wie "With You" (mein absoluter Favorit) und "I Want To Hear What You Have Got To Say".

Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, sich vor einem Konzertbesuch bei The Subways ein paar Clips von vergangenen Konzerten anzuschauen. Andernfalls braucht man eigentlich gar nicht mehr hinzugehen. Nicht nur die Setlist wirkt identisch, sondern auch der finale Song verkommt immer zur gleichen Performance. Ob in Amsterdam, Hamburg oder Berlin - auf rund zehn Minuten gestreckt gibt die Band als Rausschmeißer "Rock & Roll Queen" zum Besten, unterbrochen von Frontmann Billy, der aus luftigen Höhen von der Bühne ins Publikum springt, das Crowd Surfing sichtlich genießt, um anschließend wild gestikulierend die Menge anzufeuern. "Now I know, that Berlin could be the loudest city that we play on this entire tour." - so oft wie er den Satz - jeweils abgewandelt nach der Stadt, in der die Band gerade spielt - auf seinen Konzerten sagt, müsste Billy schon nachts davon träumen. Schön bei diesem Mitschnitt im Berliner Huxley's finde ich den Kommentar einer Besucherin: "Es ist hier irgendwie so, wie bei der Bravo Super Show." (bei 7:43 min).



Nach einer guten Stunde war der Auftritt vorbei. Fazit: Die Musik der Subways ist fantastisch, der Spaßfaktor hoch, aber die Show leider ohne Überraschungen und leicht vorhersehbar.

Freitag, 10. Oktober 2008

Tomte

Schon die ganze Woche hörte man das Tomte im Laufe der Popkomm neben ihrem regulären Konzert in der Kulturbrauerei ein sogennantes Geheimkonzert spieln würden um ihr am Freitag erscheindes Album Heureka zu promoten.

Tomte stehen neben Kettcar für die sogenannte Hamburger Schule und spielen ruhige deutschsprachige sehr textlastige Rockmusik. Das mit der Hamburger Schule ist aber auch nicht mehr ganz Aktuell, da Thees Uhlmann, der Sänger und Kopf der Band, kürzlich nach Berlin gezogen ist. Im laufe des Donnerstags wurde dann bekannt es sollte im Zapata in der Oranienburger Straße stattfinden.

Ich konnte mir sowas natürlich nicht entgehen lassen und war um kurz vor 12 vor Ort. Der Türsteher sagte mir dann aber, dass das Konzert 200m weiter auf einem Parkplatz stattfindet. Zitat: Bis die Bullen kommen. Das hörte sich natürlich sehr Rock'n'Rollig an, war es aber schlussendlich nicht. Denn wenn ein Konzert wirklich Underground wäre, würde nicht ein Österreichischer Energydrinkherrsteller das ganze sponsern. Tomte spielten schlussenldich auf dem Dach eines Vans, der Sound war etwas leise und die Stimmung ganz OK. Zum Konzert selber muss man sagen, dass es ganz nett war, mehr aber auch nicht. Was man noch erwähnen muss, ist dass Thees Uhlmann noch schlimmer ist als Marcus Wiebusch in Sachen dummes Zeugs erzählen, mir ging es eher auf die Nerven.

Nach einer knappen Stunde war das ganze auch schon wieder vorbei und das Publikum wurde in den Rodeo Club zum weiterfeiern eingeladen, wir folgten der Einladung allerdings nicht. Wer Interesse hat, kann heute Abend ja die MTV News anschauen, der Kameramann stand wärend des Konzerts neben mir... Schlussendlich muss man sagen das es auf jeden Fall ein würdiger Anfang meiner Berliner Herbst Konzertsaison war.

Dienstag, 19. August 2008

Motor im Grünen

Am Wochenende hatte ich einen exzellenten Vorwand, um mal wieder einen Abstecher in meine geliebte Bundeshauptstadt zu machen (nicht, dass ich dafür unbedingt einen bräuchte). MotorFM, musikalisch gesehen der beste deutsche Radiosender, den ich kenne, lud zu einem kleinen sommerlichen Open Air Festival in historischer Kulisse: Motor im Grünen in der Zitadelle Spandau. Das konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Wir kamen am späten Nachmittag bei der Zitadelle an, um festuzustellen, dass der ausklingende Auftritt der walisischen Band The Guns (beschreiben ihre Musik als Indie/Punk/2 Step-Rock) nicht der Rede wert war. Es folgte eine kleine Enttäuschung, denn der der nächste Programmpunkt, die Fotos, konnten nicht auf der Bühne erscheinen, da sie auf der Autobahn im Stau standen.

So durften wir gleich dem Auftritt des nächsten Künstlers beiwohnen, I am X, in Elektro-Kreisen wohl eine fest Größe, wie man liest. Irgendwie passte das nicht unbedingt so ganz in das restliche Programm, dass sehr indielastig war. Auch wenn es ein paar ganz nette Elemente gibt, ist diese sehr beatbetonte Elektromukke einfach nicht so meins. Die Bühnendarbietung des Chris Corner mit seiner Band war jedoch recht unterhaltsam, erinnerte in ihrem Kitsch und ihrer Albernheit ein wenig an die Techno-Hochzeiten der 1990er. Das fand sich vereinzelt auch im Publikum wieder.

Als nächstes standen Polarkreis 18 auf der Bühne, die kurz vor der Veröffentlichung ihres von Kritikern und Fans gespannt erwarteten zweiten Albums im Oktober, bei Motor im Grünen vorbeischauten. Die sechs jungen Dresdner, deren sphärisch tragender Rock sich live sehr gut macht, gaben jedoch nur einen sehr kleinen Einblick in ihr bevorstehendes Werk. Außer einem neuen Song wurden im leider sehr kurzen Auftritt die bekannten Stücke des Debütalbums dargeboten. Da mein Lieblingslied „Comes Around“ gespielt wurde, war ich jedoch zufrieden.

Die folgende Pause reichte nicht einmal zur Überbrückung der Schlange am Pommes-Stand, dann mussten wir schnell wieder vor die Bühne, denn nun war der erste Highlight dieses Tages dran, die Dirty Pretty Things. Diese können nicht erklärt werden, ohne dass der Name einer der absoluten Lieblingsskandalnudeln unserer Zeit genannt wird, Pete Doherty. Bevor dieser durch seine Sauf- und Drogenexzesse die weltweite Klatschpresse auf sich aufmerksam machte, war er gemeinsam mit Carl Barât der kreative Kopf von The Libertines, sicherlich eine der bedeutendsten Indierockbands der beginnenden 00er Jahre. Nach der Trennung der Libertines gründete Herr Doherty die Babyshambles und ist seither leider weniger durch sein noch immer exzellentes kreatives Schaffen der breiten Öffentlichkeit bekannt (von dem der Großteil vermutlich noch nie auch nur ein Lied einer dieser Bands gehört hat), sondern eher deshalb, weil der Boulevard darauf wartet, dass er eines Tages von einer Überdosis stirbt, am besten in den Armen seiner Ex-Freundin Kate Moss oder der anderen Skandalnudel Nummer eins, Amy Winehouse.

Musikalisch stehen die Dirty Pretty Things den Babyshambles kein bisschen nach, nur schenkt man ihnen in Abwesenheit eines skandalträchtigen Frontmannes weniger Aufmerksamkeit. Wie sich nun herausstellt, repräsentieren die Dirty Pretty Things die rockigere Seite der Libertines (auch der Schlagzeuger war bei letzteren Mitglied), ihre Musik versprüht jedoch die selbe Schnoderrigkeit wie diejenige der beiden anderen Bands. Wunderbar, ich war begeistert. Zudem konnte auf der Bühne ein lustiger Kontrast beobachtet werden: Die drei Herren an den Saiteninstrumenten vorne auf der Bühne konnten dem Klischee des englischen Indie-Rockers kaum besser entsprechen (käsebleich, spindeldürr, Röhrenjeans, Haare im Gesicht). Der Schlagzeuger Gary Powell dagegen: schwarze Hautfarbe (das ist in Indiebereich selten genug, um unterstrichen zu werden), ein Muskelpaket, der mit nacktem Oberkörper und Drei-Streifen-Hosen schwitzend hinter seinem Drumset schuftet. Das hat Spaß gemacht.

Den Abschluss und emotionalen Höhepunkt des Abends setzten die Editors, ebenfalls eine Band von der Insel. Ich bezeichne sie gerne als Interpol für arme, was ihnen zwar ein wenig unrecht tut aber der Tatsache geschuldet ist, dass der Gesang von Tom Smith einfach sehr demjenigen des Interpol Frontmannes Paul Banks ähnelt und auch die Musik ähnlich Referenzen an Joy Division vorweist. Die Editors sind jedoch weniger düster, dafür aber ein wenig pathetischer als Interpol, zudem kommen sie in ihrer musikalischen Qualität einfach nicht ganz an die New Yorker heran. Trotzdem begeistern ihre Stücke auf der Bühne das inzwischen zahlreiche Publikum, das augenscheinlich vor allem wegen dieser Band zur Zitadelle Spandau gekommen war. Die Musik, zusammen mit den Lichteffekten und der durchaus ansehnlichen Bühnenpräsenz des Sängers, macht gut Eindruck. Die im Publikum gut bekannte Ohrwürmer waren alle dabei, so waren wir begeistert. Der Abend fand seinen Abschluss bei der Aftershowparty in der Feste Königin, einem der vier offenen Ecktürme der Zitadelle, bevor wir dann die lange U-Bahn-Fahrt mit der U7 Richtung Neukölln antreten mussten.