Freitag, 20. August 2010

Dockville 2010 – Tag 1

Wie im vergangenen Jahr hatte ich mir am Freitag frei genommen. So konnte ich den ersten Tag des Dockville Festivals entspannt angehen und rechtzeitig da sein, um auch schon die Nachmittagsbands zu sehen. Das war mir wichtig, da bereits zu früher Stunde Villagers auf der Bühne standen. Die junge Band um Sänger Conor O'Brien hatte es mir schon auf Platte sehr angetan. Deren Debütalbum Becoming a Jackal erinnert sehr an die Band eines anderen Conors, die Bright Eyes. Die beiden Sänger haben eine ähnliche ins Weinerliche gehende Stimme, musikalisch ist auch Villagers dem Folk zuzuordnen. Auch live wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Trotz der frühen Tageszeit konnten Villagers überzeugen. Für mich sogar der Höhepunkt des Tages.

Doch auch die direkt im Anschluss spielenden Portugal.The Man begeistern mich live immer wieder. Die Prog-Rocker aus Alaska finden zu Hause selten den Weg in meine Playlist, doch jedes Mal, wenn ich sie auf einer Bühne sah, war ich entzückt. Man wird geradezu von der Musik eingesogen und verschwindet im Soundteppich. Grandios auch: die weißen Socken zu den schwarzen Slippern von Sänger John Gourley.

Um vor K.I.Z. zu flüchten begaben wir uns zum Vorschot (der kleinen Bühne), um Sophie Hunger zu lauschen. Trotz großem Kritikerlob konnte mich die junge Schweizerin auf Platte bisher nicht überzeugen. Live macht sie jedoch was her, was nicht zuletzt an ihrer exzellenten Begleitband liegt. Insbesondere der Posaunist macht beeindruckende Dinge mit seinem Instrument.

I Blame Coco, die Tochter von Sting, sparten wir uns, um uns für Shantel & Bucovina Club Orchestrar am Großschot (der großen Bühne) zu positionieren. Stefan Hantel und seine Band haben sich in Deutschland ja schon länger als Institution des Balkanpop etabliert und zeigten hier, warum das so ist. Für Stimmung ist gesorgt. Allerdings klingt das ganze nach einer Weile dann irgendwie doch immer sehr ähnlich.

Deshalb wartete ich auch auch nicht das Ende des Sets ab und ging herüber zu Dúné. Die noch immer sehr junge dänische Indie-Elektropop-Kapelle hat es mir schon seit ihrem Debut We Are In There You Are Out Here angetan, doch ich hatte es noch nicht geschafft, sie live zu sehen. Ich fand den Auftritt solide, war aber auch etwas enttäuscht. Ein bisschen viel Gehabe und Gepose, ohne dass das Potential der Songs so richtig ausgeschöpft wird. Nett, doch ich hatte mir mehr erwartet.

Jetzt waren die Headliner des Freitags an der Reihe. Wir sind Helden meldeten sich auf dem Dockville Festival erstmals auf einer Bühne zurück, nachdem sie gut zwei Jahre pausiert hatten. Wie denke ich viele andere habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu „den Helden“. Ich mag sie als Band sehr gerne und sehr viele ihrer Songs, insbesondere die älteren, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Gleichzeitig nervt mich diese geballte Ladung an Nettigkeit (das vor allem auch in viel Gelaber auf der Bühne seinen Ausdruck findet) und das Konsenspoppige an der Musik. Wir sind Helden sind heute Abend ganz die Alten, die genannten Eigenschaften haben sie nicht abgelegt. Sie begeistern mit einem furiosen Einstieg mit „Denkmal“, „Von hier an Blind“ und „Gekommen und zu Bleiben“. Das ist aber auch schon der Höhepunkt des Konzerts. Danach verliert das Set an Schwung. Das liegt weniger an der Tatsache, dass nun einige Songs des unveröffentlichten neuen Albums Bring mich nach Hause (derzeit komplett gestreamt bei Myspace) vorgestellt werden, als daran, dass einige Balladen dabei sind. Schwierig, wirklich für Stimmung zu sorgen, wenn keiner im Publikum die Songs kennt und diese nicht gerade dazu gemacht sind, einen zu packen. Das Set endet aber versöhnlich mit „Guten Tag“ und dem textlich brillanten neuen Song „Ballade von Wolfgang und Brigitte“. Zwar komisch als letzte Zugabe, doch immerhin regt das Lied zum Nachdenken an. Schade nur, dass „Rüssel an Schwanz“ nicht gespielt wurde.

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