Donnerstag, 12. Februar 2009

Melancholische Stunden mit Sophia und Dear Reader

Seltsamerweise ist das Hamburger Konzert von The Gaslight Anthem, eine Band, die vor wenigen Monaten noch niemand auf dem Schirm hatte, schon seit Wochen ausverkauft – ein Beweis, dass auch Tourveranstalter die Publikumsresonanz einer band nicht immer richtig einschätzen können und manchmal zu kleine Clubs buchen. Auch ich gehöre zu denjenigen, die sich nicht rechtzeitig eine Karte gesichert haben. Als sich langsam herauskristallisierte, dass die einzige Chance, diese großartige Band aus New Brunswick zu hier live zu sehen, der Erwerb eines Ticket bei eBay für ca. 60 Euro war, begrub ich meine Hoffnungen und beschloss, mein Geld lieber für andere Konzerte auszugeben. So kam es, dass ich mich kurzfristig entschloss, in den Kampnagel zu gehen um mal wieder der Konzertreihe Intro Intim beizuwohnen.

Die Into Intim Reihe trifft durchaus meist meinen Musikgeschmack, wenn der Abend zudem dem exzellenten Berliner Label City Slang (dort sind – für Europa u.a. Arcade Fire und Calexico, aber auch Malajube, Get Well Soon und Architecture in Helsinki) gewidmet ist, kann man eigentlich nichts falsch machen, auch wenn man wie ich an diesem Abend die aufspielenden Bands außer durch ein Paar MySpace Hörproben noch nicht so gut kennt.

Von Dear Reader hatte ich allerdings ausschließlich Lobeshymnen gelesen. Die Newcomer aus Südafrika machen eher folkigen Songwriter Pop und wurden bei der Produktion ihres Albums von Menomena-Mitglied Brent Knopf unterstützt. Die Band lebt primär vom Songwriting, dem Gesang und dem Charme von Sängerin Cherilyn MacNeil, die auch vom Publikum des Kampnagel schnell ins Herz geschlossen wurde. Beeindruckend auch, wie man mit ein paar Loops eine gewisse Opulenz im Gesang hinbekommt. Sie wusste jedoch auch den warmen Applaus sehr zu schätzen, so erfuhr das Publikum auch bei der Zugabe (für eine Vorband ist das schon bemerkenswert, doch der Abend war schon eher ein Double Ticket), dass Südafrikanisches Publikum seine Begeisterung weniger ausdrückt als das Deutsche. Der Enthusiasmus, die leichte Nervosität und die Begeisterung der jungen Band machte ihre Musik umso liebenswerter. Ich wurde gleich zum Fan.

Dann folgte der melancholischere Teil des Abends, denn Sophia spielte ein Acoustic-Set mit 4 Streichern. Mit anderen Worten: Sänger Robin Proper-Sheppard wird begleitet von einem Streicher Quartet und trägt seine traurig-depressiven Lieder vor. De Streicher passen sehr gut zu dieser Musik, die Stücke sind zurückhaltend instrumentiert, teilweise hätte ein wenig mehr Opulenz nicht geschadet. Andererseits wären die wunderschönen Lieder über Verlust und Verlassenwerden womöglich sonst ins Kitschige abgerutscht. Es reichte eigentlich schon, dass Herr Proper-Sheppard fast jedes Stück mit „this is another very sad song“ ankündigte und in seinen Ansagen allgemein ein wenig viel redete und dick auftrug. Ist halt ein Amerikaner. Trotzdem war dies ein Konzert, das man beseelt verließ.

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