Am Freitagabend ging es mit Auletta los, einer jungen Band aus Mainz. Die Jungs sahen aus wie aus dem Indie-Klischee Katalog, Röhrenjeans inklusive. Musikalisch ist Auletta eine Mischung aus den Kaiser Chiefs, den Wombats und Madsen, jedoch mit deutschen Texten. Erstaunlich war, dass sie es schafften, das doch recht große Docks ziemlich gut zu füllen. Das relativ junge Publikum war denn auch begeistert und es bildete sich sogar ein kleiner Pogo-Pit.
Da ich noch das Ende des Auftritts der Broken Records sehen wollte hörte ich mir die Zugabe nicht an und flitzte in die O2 World on Tour. Die Halle ist genau so, wie der Name klingt – ein Kommerz-Tempel. Irgendwie wirkt aufgrund der weißen Stühle und der Helligkeit alles sehr steril. Einziger Vorteil: Das Freigetränk für O2 Kunden. Die Broken Records spielten eigentlich ein super Set, aber auf Grund der unpassenden Halle kam nicht wirklich Stimmung auf. Pierre hatte sich das Konzert komplett angesehen und war von der Musik ebenso begeistert – Indie-Folk-Rock in der Schnittmenge zwischen Arcade Fire, den Frames und Okkervil River. Bleibt die Hoffnung, dass Broken Records noch einmal zu einem richtigen Clubkonzert nach Hamburg kommen.
Danach zogen wir weiter ins Knust, wo Eagle*Seagull Solo unterwegs war. Solo bedeutet in dem Fall ein Mann mit Gitarre in Begleitung einer Dame an der Geige. Irgendwie war es aber dann doch zu ruhig, also langweilig, sodass wir recht schnell wieder gingen. Zurück in unsere geliebte O2 World on Tour. Hier spielte mittlerweile Niels Frevert, Hamburger Singer-Songwriter. Er passte mit seiner ruhigeren, doch auch pompösen Musik etwas besser in diese Sitzhalle und schaffte es trotz Streicherbegleitung nicht zu kitschig zu sein.
Weiter ging die wilde Fahrt zurück ins Docks zu Maplewood. Der Gang zurück auf die Reeperbahn lohnte sich aber nicht wirklich, denn erneut war es etwas langweilig, was die vier Mannen um Nada Surf Mitglied Ira Elliot lieferten. In einem kleineren, intimeren Club wäre es sicher besser gewesen.
So ging es wieder schnell weiter, diesmal ins Uebel und Gefährlich zu Reverend and the Makers. Hier war es nicht langweilig. Der sehr von sich übberzeugte Sheffielder spielte unterstützt von seinen Makers ein wunderbares, vor allem tanzbares Set. Das ist elektroangehauchter britischer Indie-Rock. „Reverend“ Jon McClure lockte das Publikum mit seinem Engagement aus der Reserve und wurde frenetisch bejubelt. Am Ende rief uns der Reverend dazu auf, ihm nach draußen zu folgen. Hier folgte auf dem Parkplatz ein kleines Akustik-Set solo – sicherlich der Kult-Moment des Reeperbahnfestivals. Vor allem die Engländer im Publikum waren begeistert und einige von ihnen den Tränen nahe. Reverend and the Makers sind auf der Insel durchaus eine Größe, zwei Nummer Eins Hits und politisches Engagement des Sängers hinterlassen bei der Masse durchaus ihre Spuren.
Den Gang nach draußen bezahlten wir mit Warterei in einer kaum vorankommenden Schlange zurück ins Uebel und Gefährlich zwischen einigen nörgelnden Menschen. Diesen hatten den Fehler gemacht, sich ausschließlich die bekanntesten Bands ausgeguckt zu haben und waren kaum irgendwo reingekommen – man beachte, an diesem Abend hatten soeben Deichkind in der Großen Freiheit gespielt. Wir kamen dann aber doch noch rein, im Club spielten bereits seit einigen Minuten Who Made Who. Die drei Dänen machten dort weiter wo Reverend McLure aufgehört hatte – mit sehr tanzbarer Gitarren-Elektro-Musik. Böse Zungen könnten sagen, das ist Deichkind, aber mit englischen Texten. Ich höre so was jedenfalls nicht zu Hause, doch live ist das wirklich ein großer Spaß. Einfach nur tanzen. Zum Schluss fällt der Strom für die Instrumente aus, stattdessen wird kurzerhand das Publikum zum Tanzen auf die Bühne eingeladen und es gibt ein reines Gesangs-Schlagzeug Stück. Danach tat es gut, wieder raus an die frische Luft zu kommen.
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