Dabei hätte Bishop Allen genügend Songmaterial zu bieten, um am Samstag das recht spärliche Publikum des Knust 3 stunden lang zu unterhalten. Vermutlich hätten das die fünf New Yorker und insbesondere der Leadsänger Justin Rice das konditionell nicht durchgehalten. Denn obwohl deren Songs nicht gerade zum heftigen Abgehen einladen, zappelt dieser ziemlich viel auf der Bühne herum. Gleich zu Beginn des Konzerts sammelte der Harvard-Absolvent übrigens große Sympathien beim Publikum, da er sich bemühte, in ansehnlichem Deutsch mit den Konzertbesuchern zu kommunizieren. Die Musik ist Singer-Songrwriter Indie-Pop mit Folkeinflüssen, man könnte sagen Bright Eyes in gut gelaunt. Live ergibt das ein schönes Konzert, das ich am Ende hoch erfreut verließ. Einziger Wehmutstropfen neben der kurzen Dauaer: mein Lieblingslied „Dimmer“ habe ich nicht zu hören bekommen – doch Songmaterial aus 12 EPs und drei Alben erlaubt sicherlich eine wechselnde Setlist von Abend zu Abend. Einen Bericht über eine weitere Station der Deutschlandtour gibt es in kürze an dieser Stelle.
Sonntagabend ging es dann ins Molotow, das The Von Bondies fünf Jahre nach ihrem zu Hochzeiten des Garagerock erschienenen letzen Albums als Startpunkt für ihre Europatour zum neuesten Oeuvre Love, Hate And Then There's You gewählt hatten. The Von Bondies haben eine gewisse Bekanntheit im Boulevard erlangt, da ihr Sänger und kreativer Kopf Jason Stollheimer nach einem heftigen Streit von Jack White krankenhausreif geprügelt wurde. Das hat selbstverständlich nichts mit deren Musik zu tun, die inzwischen ein wenig poppiger geworden ist, ohne dass dem Gitarrenrock der Rücken gekehrt wurde. Mir gefällt diese Entwicklung, ich finde das neue Album gut gelungen. Auf der Bühne steht Stollheimer als breitbeiniger Rocker klar im Mittelpunkt, umrahmt von den beiden Damen, Lee-Ann am Bass und Christy an der Gitarre. Mal keine Indie-Mädels in Schlabberkleidern, sondern sexy Rockbräute. Das hat durchaus was… Ergänzt wird das Trio durch das neben dem Sänger einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band, Schlagzeuger Don Blum.
Mich hat übrigens ziemlich erstaunt, dass eine Band wie The Von Bondies, die durchaus kleinere Charterfole in den USA und auf der Insel gefeiert hat, nicht einmal das Molotow ganz füllt. Auch die Publikumszusammensetzung aus etwas reiferen Herrschaften und Obesstufenschüler war interessant. Wie häufig an einem Sonntagabend waren die Anwesenden ein wenig lahm, was aber die Band nicht vom mächtigen Musikmachen abhielt.
Erwähnenswert ist auch die Vorband Hot Panda aus Kanada, die im Molotow ihre erste Darbietung in Europa überhaupt gaben. Die augenscheinlich noch sehr junge Band beschriebt ihr Musik auf ihrer Homepage folgendermaßen:
„The result is a swath of tunes that sound like anything and everything. Brit pop, gypsy swing, opera solos, Robert Pollard style lo-fi jangles, glammy Roxy Music keyboards, and "melodies that will be impossible to dislodge from your temporal cortex" (ChartAttack), all find their home in the music of Hot Panda... sometimes all in the same song!”Kann man durchaus unterschreiben – die Bandbreite ist groß, es gibt innerhalb der Songs einige Tempo- und Stilwechsel. Das hat was.
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