Samstag, 9. Mai 2009

Zwei Abende in Hamburgs schönsten Club

Eine solche Dichte an guten Konzerten wie in diesen Tage habe ich persönlich noch nicht erlebt. Deshalb gibt es keine Zeit sich auszuruhen und ich verbringe derzeit viele Abende in den Indie-Clubs der Stadt. Etwas besonderes ist es immer, einem Konzert in der Prinzenbar beizuwohnen. Dieser Stuckverzierte Raum auf der Rückseite des Docks bietet eine besonders intime Atmosphäre in einem unvergleichlichen Rahmen. Wenn man folglich dort gleich zwei Abende am Stück verbringen kann, kommt Freude auf.

Am Donnerstag spielten The Indelicates in der Prinzenbar. Diese Band ist meiner Ansicht nach ein absoluter Geheimtipp. Deren Köpfe sind Simon Clayton und Julia Clark Lowes – auch Simon und Julia Indelicate genannt. Simon ist sicherlich einer der besten zeitgenössischen Songschreiber des Vereinigten Königreichs: seine Stücke handeln von Liebe, Leben und Popkultur. Gerade popmusikreferentielle Songs wie „Waiting for Pete Doherty to Die“ oder „If Jeff Buckley Had Lived“ sind echte Perlen. An diesem Abend durfte das recht spärlich erschienene Publikum von echten Fans Zeuge des perfekten Zusammenspiels der beiden Sänger sein, denn sie boten auf der Bühne der Prinzenbar ein Akustikset ohne weitere Bandmitglieder. Die Sache ist durchaus als Experiment zu verstehen, vieles ist spontan, neben den bekannten Stücken des einzigen, hervorragenden Albums American Demo, gibt es nicht nur den „Recession Song“ (zu hören auf der Myspace Seite – in Kooperation mit Mickey von Art Brut), sondern auch ein paar neue Stücke, die vor Publikum gestestet werden. Gerade das Spontane an diesem Auftritt und die kleinen Pannen („we wanted to practice, but then we foght very badly“) machen diese Band umso sympathischer. Auch die eigentlich rockigeren Stücke wie „America“ funktionieren als Akustikfassung übrigens sehr gut. Es sind weitere Akustikshows in Deutschland geplant – hingehen, wenn die Indelicates in Deine Nähe kommen!

Am folgenden Tag gab es noch einmal was Besonderes in der Prinzenbar: Die irische Popband Bell X1 spielte hier im Rahmen ihrer ersten europäischen Headliner-Tour. Bell X1 sind keine unbekannten und keine Newcomer. Sie ist 1999 aus der Band Juniper hervorgegangen, wo auch Damien Rice Mitglied war. Im Laufe der Zeit haben sie sich als eine der erfolgreichsten Bands Irlands etabliert, ihre beiden letzten Alben besetzten dort die Spitze der Charts. Der internationale Durchbruch (inklusive Auftritten in amerikanische Late-Night-Shows) begann mit ihrem vorletzten Album Flock, das 2008 auch in Deutschland erschien. Dabei geholfen haben sicherlich auch die Platzierung von Songs in Serien wie The O.C. und Grey’s Anatomy. Nun soll wohl über eine Clubtour das europäische Festland erobert werden. Immerhin werden sie hier vom Majorlabe Universal vertieben.

Man merkt Bell X1 die Bühnenerfahrung an. So wie Bell X1 in der Prinzenbar stelle ich es mir vor, wenn eine in Deutschland erfolgreiche Band wie Wir sind Helden einen Auftritt im Ausland nutzt, um mal wieder in einem kleinen Club auftreten zu können. Die Band weiß genau, wie man das Publikum in die Tasche steckt und welche Stücke gut ankommen. Die besten sind auch dem Publikum durchaus bekannt, viele werden durch Erkennungjubel begrüßt. Allerdings werden die Songs auch nicht einfach runtergespielt, es gibt teilweise längere Instrumentaleinlagen oder Percussion-Passagen – sowas sorgt natürlich auch immer für Stimmung. Der Musikexpress hat Bell X1 mal musikalisch auf halbem Weg zwischen Coldplay und Snow Patrol angesiedelt. Das ist sicherlich nicht ganz falsch, ich würde jedoch einfach sagen, dass die Band den Pfaden der irischen Sentimentalpoptradition folgt, von der Beispielsweise auch The Frames ein Vertreter sind. Wenn das Dudelradio sie entdeckt, gibt es vermutlich kein Entrinnen mehr.

Leider kam ich für die exzellente Vorband Duke Special zu spät, was ich sehr ärgerlich fand, doch ein Konzert am Freitagabend so früh beginnen zu lassen ist einfach nicht arbeitnehmerfreundlich.

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