Ist es vernünftig, sich eine Band innerhalbt von 2 Monaten 2 Mal live anzuschauen? Natürlich nicht! Aber ich war vom Auftritt von TV on the Radio beim Reeperbahnfestival 08 so angetan gewesen, dass ich nicht lange zögerte wieder hinzugehen, als sich abzeichnete ein neuer Auftritt in Hamburg anstand. Das Konzert wurde (wohl aus Mangel an Publikumsinteresse?) von der Markthalle ins Uebel & Gefährlich verlegt. Umso besser, so konnte man die Band, die als Speerspitze der avantgardistischen Musikszene Brooklins gilt, in kleinerem Rahmen genießen.
Es ist fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen: Gitarrist Kip Malone hat noch immer den leicht ergrauenden Rauschebart, David Sitek seinen wachsenden Bierbauch und das Glockenspiel an der Gitarre, und Sänger Tunde Adebimpe schwitzt noch genauso auf der Bühne und gibt sich völlig seiner Musik hin. Das Konzert war schlussendlich nicht viel anders als das Ende September: Gleiche Energie bei den Songs, gleiche Begeisterung beim Publikum, gleiches Engagement der Band auf der Bühne, auch einige Gestalten im Publikum waren wieder da, so die "Aerobictänzerin" in der ersten Reihe. Dennoch war ich noch begeisterter als zuvor.
Das liegt im wesentlichen an den Örtlichkeiten. TV on the Radio ist trotz ihres Erfolges noch immer eine Clubband, auf einer kleinen Bühne mit Publikumsnähe springt die Musik einfach besser herüber als in der Großen Freiheit 36. Besonders bei den beiden Hammersongs des unerreichten ersten Albums Desperate Youth, Blood Thirsty Babes, "The Wrong Way" und "Staring at the Sun" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Vor allem letzeres Lied, dass als letzte Zugabe eines der Höhepunkte des Konzerts bildete, ist eines derjenigen Stücke von TV on the Radio, in denen die Band ihre extatische Energie am besten ausdrückt. Das ersetzt den Drogentrip. Und man braucht ein Weilchen, um herunterzukommen, wenn ein Konzert mit so einem Song endet. Hier ein etwas älterer TV Auftritt von 2004:
Das Uebel & Gefährlich in Hamburg ist eine tolle Location. Nicht nur seine Lage im vierten Stock des Hochbunkers ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie man in den Konzertsaal kommt, ist eine besondere. Dies gilt allerdings nur, wenn wie an diesem Abend die kleine Konfiguration des Saals besteht, also die hintere Hälfte durch einen Vorhang abgetrennt ist. Dann nämlich gelangt man über einen großen Lastenaufzug in die Höhe, der von einem stets charmanten jungen Mann bedient wird. Dadurch erhölt das Gelangen in den Saal eine gewisse Dramatik.
An diesem Abend war die Band Wolf Parade der Grund für den Besuch in diesem tollen Club. Wolf Parade ist eine fünfköpfige Band aus Montreal. Diese Stadt hat in den vergangenen Jahre eine große Fülle an außergewöhnlichen Bands hervorgebracht, die bekannteste ist sicherlich Arcade Fire. Auch Wolf Parade spielt Indie-Rock mit einem Schuss Genie und Wahnsinn. Vor allem das zuletzt erschienene zweite Album der Band, At Mount Zoomer, ist absolut hörenswert.
Bevor man sich jedoch von Wolf Parades live Qualitäten überzeugen durfte, war der Platz auf der Bühne jedoch für das Trio Dag för Dag reserviert. Die Band kommt nicht aus Skandinavien, sondern aus San Francisco und spielt eher düsteren Rock ohne viele Scharmützel. Das Zusammenspiel der tiefen Töne von Bass und Gitarre mit der Stimme der Sängerin haben durchaus ihren Charme, wenn wenn mir auch insgesamt der Kick in dieser Musik gefehlt hat.
Dann betraten Wolf Parade die Bühne - nur zu viert, Keyboarder Hadji Bakara ist bei dieser Tour in Kanada geblieben, um an seinem PhD zu arbeiten. Doch auch so sorgte die Band für ausreichend Stimmung. Die Stücke sind live deutlich krachender und rockiger als auf Platte, dafür gehen manche leisere Töne und Finessen ein wenig unter. Das passte aber gut. Die beiden Sänger, die sich zu gleichen Teilen den gesanglich Part Teilen, ergänzen sich gut: Dan Boeckner an der Gitarre hat eine volle, rauchig aufgekratzte Stimme, die man ihm auch vom Aussehen her abnimmt, ich musste bei den von ihm vorgetragenen Stücken ein wenig an Modest Mouse denken. Dagegen ist das Organ von Spencer Krug eher sanft, ebenso wie seine Erscheinung.
Die Band war bestens aufgelegt, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass das Publikum ihr einen donnernden Empfang bereitete. Manche Stücke wurden geradezu bejubelt, bei Erkennung am Anfang und erst recht nach jeder stets sehr gelungenen Darbietung. Manche haben ja durchaus extatische Momente, was der Schlüssel zu einem guten Konzerterlebnis ist. 80 Minuten reiner Genuss!
Im Januar ist es soweit: Das dritte Album mit dem recht einfallslosen Titel "Tonight: Franz Ferdinand" kommt auf den Markt. Zuvor absolvieren die vier Schotten noch schnell eine kleine Tournee durch Europa, Kanada, USA, Neuseeland und Australien, um an ihre alten Hits zu erinnern und einen kleinen Einblick in ihr neues Werk zu geben.
Genauso war es auch vergangenen Montag in Berlin - beim einzigen Konzert in Deutschland. Ich traf so kurz vor neun ein - lange Schlange vor der Kulturbrauerei, eine kurze an der Garderobe, eine wieder etwas längere an der Bar. Leider war ich mal wieder arg angeschlagen, so dass ich mich nach dem ganzen Anstehen mit einer Bionade und meiner Erkältung in der zweiten Reihe positioniert hatte. Recht pünktlich ging es dann auch los. Mit der Münchner Kombo Kamerakino. Über diese Vorband möchte ich eigentlich gar nicht viel Worte verlieren. Allein beim ersten Song "Finger of love" (Ausschnitt) rollten sich bei mir alle Nägel hoch. Ganz schlimm auch "Besetzt besetzt besetzt". Mir ist schon klar, dass man alte Bekanntschaften pflegen sollte - aber muss dies Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarthy unbedingt bei seiner alten Band beherzigen. Weniger Klüngel hätte uns diese karierte Stolpermusik erspart. Nach knapp 30 Minuten mit einzelnen Buhrufen und dem größten Applaus vor der Ankündigung, hier komme der letzte Song, war es überstanden - und bei vielen der Alkoholkonsum aus purer Verzweiflung rapide angestiegen.
Danach ging eigentlich alles unglaublich schnell. Punkt zehn standen auch schon Franz Ferdinand auf der Bühne. Unaufgeregt. Abgeklärt, aber gut gelaunt. Wie immer tauchen auf einmal viele Teenie-Hände mit Fotokameras vor einem auf, das Publikum gerät noch mal in einen spontanen Bewegungsfluß, bis jeder sich positioniert hat und freudig den ersten Akkord erwarten, um bei Erkennen des Songs laut aufzujuchzen und die ersten rhythmischen Bewegungen zu starten. Los ging's mit "Bite Hard", einem von insgesamt fünf neuen Tracks, die Franz Ferdinand den Berlinern als Vorgeschmack präsentierte. Und ich muss sagen: Ach, ich weiß nicht. Frontmann Alex Kapranos soll ja gesagt haben, Punkrock sei langweilig geworden. Man merkt den Stücken an, dass sie experimenteller sein wollen, mehr Funk, mehr Beats. Bereits beim zweiten Album fand ich nicht jeden Song auf Anhieb knalle, beim dritten bin ich jetzt leider auch skeptisch.
Um so schöner, dass die Jungs aus Glasgow auf ihrer Setlist auch die Klassiker berücksichtigten. Bei "Matinee" schien das ausverkaufte Kesselhaus zum ersten Mal auseinander zu bersten. Spätestens bei "Take me out" schwappte das Bier auch bei den Konzertbesuchern in den hintersten Reihen aus den Plastikbechern. Dieser Stampf-Sound - ein wirkliches Glanzstück. Auch die Performances zu Tanzhure "Michael", meinem absoluten Favoriten, und "This Fire" wurden gewohnt cool und geradlinig gespielt und vom Publikum mit Textsicherheit und Frenetismus belohnt. Es ist ja sowieso erstaunlich, wie schnörkelos Franz Ferdinand ihre Songs spielen können, wie exakt. Abgesehen von "Send Him Away", als der Bassist den Einstieg verhunzte ("sorry bout that Berlin", Drummer Paul Thomson), klingen die Songs quasi wie vom Album abgespielt, nur unterbrochen von ekstatischen Begeisterungsgejohle, das der Band nonstop frontal entgegensprudelt. Und auch wenn sie schon alte Hasen sind, man merkt ihnen an, dass sie es immer noch genießen können.
Nach 50 Minuten der erste Abgang, einmal gelang es den Konzertbesuchern noch Franz Ferdinand für rund 15 Minuten auf die Bühne zurück zu locken. Anschließend drängelte sich alles durch den schmalen Eingang zurück zur Garderobe. Und dies war fast so schlimm wie Kamerakino. Liebe Kulturbrauerei, ich habe Verständnis für die baulichen Gegebenheiten eurer Location, aber nicht für unkoordiniertes, demotiviertes Personal, dass den Ansturm auf die Garderobe nicht im Ansatz bewältigen konnte. Während sich schwitzende Laiber von allen Seiten aneinander reibten und ich mir die rote Locken meiner Vorderfrau ständig aus meinem Gesicht streichen musste, hatte ich noch knapp eine Stunde die Gelegenheit, Stimmungen der unterschiedlichsten Besucher einzufangen: "Ja, ja, kurz war es. Aber lieber kurz und voll intensiv", meinte ein Wartender neben mir. Ja, da gebe ich ihm recht.
Ein Konzert an einem Wochenende ist nicht genug, man muss gleich am Sonntag Abend noch ein zweites dranhängen. Doch was bleibt einem anderes übrig, wenn eine DER Newcomerbands des Jahres in Hamburg weilt. Die "Neo-Hippies" von Mgmt waren im seit Wochen ausverkauften Uebel & Gefährlich zu gast."Neo-Hippies" waren auch viele im Publikum, neben Indie Kiddies in Rührenjeans, Hipstern und Musikinteressierten der Ü25 Generation war folgende Spezies im Publikum zu finden: Band oder Tuch im (am besten ein wenig langen und leicht gelockten) Haar, möglicherweise noch Spackenbrille auf der Nase und Kleider aus der Mottenkiste am Leib. Das konnte heiter werden. Statt mich weiter nach hinten zu den Normalos zu verziehen stand ich mitten in diesem Völkchen. Meine unmittelbaren Publikumsnachbarn hätten mir den auch beinahe deie Freude am Konzert genommen, so übertrieben aufgedreht wie sie waren, dazu musste natürlich alles Video- und Fotographisch festgehalten werden. Zum Glück haben sie sich bald in den Pulk direkt vor der Bühne gestürzt.
Doch genug genörgelt, ich war ja wegen der Musik da. Diese ist, wie soll ich sagen, eine Mischung aus Heile-Welt Musik und Elementen aus dem Rock sowie aus dem Elektobereich. Am besten selber mal anhören. Die fünfköpfige Band begann ihr Set erstaunlicherweise mit einem B-Track des Albums, bevor dann die eingängigeren Songs gespielt wurden, was die Euphorie des Publikums sich endlich entladen ließ. Jeder Song wurde mit begeistertem Erkennungsjubel vom Publikum gefeiert.
Das Auftreten von Mgmt vermischt Öko und Trash. Dazu kommt, dass Gitarrist und Schlagzeuger vom Aussehen her direkt von einer Metalband kommen könnten. Da erstaunt es wenig, dass live die rockige Seite der Songs in den Vordergrund rückt. Diese werden durch ausgedehnte Schweine-Gitarrensoli in die Länge gezogen. Man könnte teilweise meinen, dies sei eine 80er Spektakelrockband. Vom Metalbereich her kommen dabei einige Prog-Anleihen, insbesondere beim sehr langen Non-album Track in der Mitte des Sets. Man kann sich Mgmt jedenfalls durchaus als Stadionrockband vorstellen. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie die Vorläufer eines 80s-Rock Revivals wären und wage zumindest die Prognose, dass Mgmt eine ähnliche Entwicklung nimmt wie Muse und in wenigen Jahren Stadien füllen werden.
Den Abschluss des Konzert bildete dann aber doch eine sehr elektrolastige Version von "Electric Feel", für die Bassist und Schlagzeuger unbrauchbar wurden, da Bassbeat aus der Soundmachine kam. Da gefällt mir diese Version doch ein wenig besser:
Okkervil River: Eine Band, die ich bisher mochte und deren Musik ich gerne hörte, ohne dass sie zu meinen absoluten Lieblingen zählte. Seit ich Okkervil River jedoch gestern live auf der Bühne des Knust erlebt habe, hat sie mich als Fan gewonnen.Okkervil River ist stark geprägt durch Ihr einzig verbliebenes Gründungsmitglied, Will Sheff. Dieser ist nich nur ein exzellenter Songschreiber, sondern auch ein hervorragender Sänger, wie sich live herausstellte. Allerdings ist die Band in ihrer aktuellen Besetzung auch nicht von schlechten Eltern. Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppierung sind allesamt Multiinstrumentalisten, sodass neben den klassischen Instrumenten des Rocks auch Trompete, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika sowie diverse Rasseln und Percussioninstrumente zum Einsatz kommen. Bassist Patrick Pestorious verfügt zudem über eine wunderschöne Stimme, deren Bass als Ergänzung zu Will Sheffs Gesang den Songs eine zusätzliche Qualität verleiht. Das musikalische Ergebnis des ganzen wird of gern einfach Indie genannt, was jedoch über die Musik an sich weniger aussagt als über die Einstellung der Band und ihre Anhängerschaft. Schlussendlich handelt es sich um Singer-Songwriter Folk, typisch amerikanische Musik eben.
Kommen wir nun zum Konzert. Die Eröffnung des Abends machte die Band Lawrence Arabia, die ursprünglich aus Neuseeland stammt. Deren Kopf James Milne war zeitweise Tourbassist von Okkervil River, entprechend ist es nicht ersautnlich, dass die Musik der beiden Bands sich ähnelt. Lawrence Arabia war folglich eine gute Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends, ihr sehr schöner Folk wurde vom Publikum denn auch begeistert aufgenommen.
Die Pause zwischen den Bands konnte man nutzen, um sich im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Knust nach vorne zu arbeiten, um für den Beginn der Darbietung der Headliner des Abends auf einem guten Posten zu stehen. Ein Okkervil River Konzert ist kein Abgehkonzert, aber man möchte doch gut platziert sein. Als die Band die Bühne betritt bemerkt man zunächst die frappierende Ähnlichkeit Will Sheffs mit John Lennon, was sicherlich aufgrund der Frisur und der Auswahl der Brille nicht ganz ungewollt ist. Ohne viel Gerede zwischen den Songs werden vor allem Stücke aus den zuletzt veröffentlichten Zwillingsalben The Stage Names und The Stand Ins gespielt, gespickt mit einigen älteren Songs. Der zu Beginn des Konzert etwas erhöhte Alkolisierungsgrad des Sängers wirkt sich nicht negativ aus.
Nach und nach steigt im Saal die Stimmung, nicht nur ich, sondern auch der Rest des Publikums wir zunehmend durch die Songs gepackt. Entsprechend stiegern sich im Laufe des Abends die Begeisterungsstürme. Diese Gipfeln gegen Ende des Sets, als "Lost Coastlines", "John Allyn Smith Sails" (inspiriert durch Van Morrisons "I Wanna Go Home") und natürlich "Unless It's Kick" gespielt werden. Da gibt es kein Halten mehr. Als Zugaben gibt es noch ein Cover von John Lennon's "I didn't mean to hurt you" sowie zwei weitere Songs, die alle begeistern, bevor dann nach insgesamt 100 Minuten Dauer Schluss ist. Danach kann man beseelt nach Hause gehen.
Nachdem sich ein Teil der Schreiberlinge dieses Blogs jüngst aus der Hauptstadt verabschiedet haben, muss ich wohl jetzt die musikalische Berlin-Berichterstattung hier übernehmen. Na mal sehen...
Am gestrigen Abend machte eine bekannte Indie-Band aus dem etwas weniger bekannten Hertfordshire Halt auf ihrer "All or nothing"-Tour in Kreuzberg: The Subways spielten zusammen mit ihren beiden Vorbands Twin Atlantic und Blackmarket im Huxley's. Das Konzert war seit Wochen ausverkauft, eine halbe Stunde vor Beginn war die Halle auch schon gut gefüllt - großes Interesse bei den Indie-Kids also, denn die stellten im Publikum an diesem Abend klar die Mehrheit. Wir hatten uns zu fünft bequem auf der hinteren Tribüne Platz gemacht, wo man das Geschehen ziemlich gut überblicken konnte. Eigentlich sollten The Subways im Kesselhaus spielen, aber da haben sich am gleichen Abend The Killers breitgemacht, so dass erstere ins Huxley's ausweichen mussten - eine Location, die angeblich als altehrwürdig zu gelten hat, ich hingegen als ziemlich langweilig, einen Hauch von Schulaula verströmend empfinde.
Blackmarket aus Arizona machten an diesem Abend den Anfang und begannen bereits eine Viertelstunde vor offiziellem Beginn, spielten aber leider arg lang. Man kam mit dem Bier holen gar nicht mehr hinterher. Nett auf alle Fälle, süß vor allem, weil der Frontmann in einer Pause verlauten ließ, dass es ja ihr erstes Mal in Europa sei und sie sich wie Bolle freuen. Dürfen sie natürlich. Nach einer kurzen Raucherpause - Zwischenkommentar: Man konnte zum Rauchen nicht vor den Haupteingang, sondern nur durch die oberen Seitenausgänge, die lediglich während der Pausen zwischen den Bandauftritten geöffnet wurden. Ihr habt wohl einen an der Waffel?! - ging es weiter mit Twin Atlantic aus Glasgow. Nicht ganz mein Geschmack, wenig melodiös, eher schmutzig mit vielen Tempowechsel.
Irgendwann vor elf begaben sich die Brüder Billy und Josh sowie Bassistin Charlotte dann auf die Bühne und... na ja, rockten das Haus so ziemlich auseinander. Von Beginn hüpften alle wild durch die Gegend, juchzten bei jedem Kommentar von Sänger Billy und spendeten Charlotte für kleine Soli Extraapplaus. Von hinten aus beobachtend schwappten die Leute tanzend und pogend von links nach rechts, von rechts nach links. Ein lustiges Schauspiel. Nach drei Songs waren auch wir halbwegs durchgeschwitzt und hüpften durch die Gegend. The Subways spielten einen guten Mix aus Songs ihres jüngsten Albums wie "Girls & Boys" und "I Won't Let You Down" sowie ihre Klassiker wie "With You" (mein absoluter Favorit) und "I Want To Hear What You Have Got To Say".
Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, sich vor einem Konzertbesuch bei The Subways ein paar Clips von vergangenen Konzerten anzuschauen. Andernfalls braucht man eigentlich gar nicht mehr hinzugehen. Nicht nur die Setlist wirkt identisch, sondern auch der finale Song verkommt immer zur gleichen Performance. Ob in Amsterdam, Hamburg oder Berlin - auf rund zehn Minuten gestreckt gibt die Band als Rausschmeißer "Rock & Roll Queen" zum Besten, unterbrochen von Frontmann Billy, der aus luftigen Höhen von der Bühne ins Publikum springt, das Crowd Surfing sichtlich genießt, um anschließend wild gestikulierend die Menge anzufeuern. "Now I know, that Berlin could be the loudest city that we play on this entire tour." - so oft wie er den Satz - jeweils abgewandelt nach der Stadt, in der die Band gerade spielt - auf seinen Konzerten sagt, müsste Billy schon nachts davon träumen. Schön bei diesem Mitschnitt im Berliner Huxley's finde ich den Kommentar einer Besucherin: "Es ist hier irgendwie so, wie bei der Bravo Super Show." (bei 7:43 min).
Nach einer guten Stunde war der Auftritt vorbei. Fazit: Die Musik der Subways ist fantastisch, der Spaßfaktor hoch, aber die Show leider ohne Überraschungen und leicht vorhersehbar.
Der November erweist sich in diesem Jahr einmal mehr als der Konzertmonat schlechthin. Man kommt nicht umhin, sehr viel Geld für dieses Vergnügen liegen zu lassen, doch bei so einer Dichte an musikalischer Qualität, wie man sie dieser Tage auf den Hamburger Clubbühnen geboten bekommt, bleibt einem als begeisterter Konzertgänger nichts anderes übrig. Vor lauter Konzertroutine hätte ich am Samstag Abend beinahe die Hälfte eines weiteren Heighlights verpasst. Mich darauf verlassend, dass der Elbow Gig im Uebel & Gefährlich wie immer um 21 beginnen würde, vertrödelte ich meinen samstäglichen Vorabend mit Kochen und Sportschau schauen. Als ich dann um Viertel vor neun meine Konuertkarte einsteckte, bin ich kurz vor Schreck erstarrt: Konzertbeginn war 20 Uhr!
Dank meiner hart erarbeiteten sportlichen Fitness schaffte ich es mit dem Rad gerade rechtzeitig zu Beginn des Elbow Auftritts in den Hochbunker. Zur Strafe musste ich mich mit einem nicht ganz optimalen Platz im hinteren Teil des sehr langgestreckten Clubs begnügen. Auch die Band war übrigens von der Tiefe des Raumes beeindruckt und ließ die Menge prompt zu jedermanns Vergnügen eine umgekehrte LaOla proben (d.h. alle sollten sich bücken), was auch gut klappte (natürlich auch schon bei YouTube zu sehen.... Nun aber zur Musik. Elbow sind - bei Kritikern und denjenigen, die sie kennen - die unbestrittenen Meister des, nennen wir es mal Sentimentalpops. Mit anderen Worten, Pop-Rock, der unter die Haut geht, ohne Schnulzig zu sein. Während die Publikumslieblinge dieses Fachs Coldplay, Snow Patrol, Keane und Co. sich jedoch mit Konzerten in Großen Hallen und millionen verkauften Platten eine goldene Nase verdienen, ist die Anhängerschaft von Elbow deutlich überschaubarer. Dies liegt sicherlich daran, dass deren Songs beim ersten Hören nicht so eingängig sind. Dafür gehen sie einem aber nie auf die Nerven.
Von ihrer Musik leben können die Mitglieder von Elbow aber durchaus ganz gut, und während man Coldplay für gut 60 Euro in der ColorLine Arena anschauen muss, bekommt man Elbow für einen zwanziger in eiinem deutlich netterem Rahmen zu hören. Meine angesichts der Qualität der Musik sehr hohen Erwartungen an das Konzert wurden erfüllt. Man wird komplett gepackt, die Klänge gehen unter die Haut und man kann in der Musik versinken, zumal die Band bie vielen Stücken von drei Streicherinnen verstärkt wird. Schon relativ früh während des Konzert wird der meiner Meinung nach beste Song der Band gespielt, "Leaders of the Free World", bei dem sich bei mir vom Nacken ausgehend die Gänsehaut ausbreitete und die Emotionen hochkochten. Ansonsten lag der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben. Letzteres, The Seldom Seen Kid, stellt meiner Ansicht nach auch den vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von Elbow dar. Kleiner Wermutstropfen: einer meine Liebligsstücke "Ribcage" wurde leider nicht gespielt.
Angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder von Elbow schon seit 18 Jahren in dieser Formationen zusammen spielen braucht nicht erwähnt werden, dass im Zusammenspiel alles stimmt. Zudem hat Sänger Guy Garvey einfach eine Hammer Stimme. Die Stimmung auf der Bühne ist ser gut, es wird gescherzt und viel erzählt, jedoch nicht so viel wie bei manch einer Hamburger Band... Nach knapp 100 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei, Elbow verabschieden sich mit "see you next year", das macht Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Auf Fabchannel kann man sich das Konzert im Amsterdamer Paradiso anschauen, wenn ich mich nicht täusche mit der gleichen Setlist wie an diesem Abend im Uebel & Gefährlich.
Am Samstag Abend machte ich mich auf, über die Schweizer Grenze nach Basel, denn BREITBILD machten auf ihrer „As isch nid immer alles crazy“-Tour Halt in der Kaserne. BREITBILD, das ist eine 5-köpfige HipHop Crew aus Chur, die mittlerweile zur crème de la crème der Schweizer HipHop Szene zählt. Nachdem ich bereits beim Frauenfeld Openair im Juli in den Genuss ihrer Live-Show gekommen war, war ich voller Erwartung auf einen entspannten HipHop-Abend.
Das Konzert startete erst um 22Uhr und den Anfang des Abends machten AMICI DEL RAP, eine 4-köpfige Crew aus Lietsch. Die beiden MCs MC Dichter und Mirco Melone standen nicht nur mit DJ Tisa und DJ ASC auf der Bühne, sondern wurden von einer kompletten Liveband unterstützt. 2006 veröffentlichten sie ihr erstes und bis heute einziges Album mit dem Titel „Euses Ding“. Bei dieser Scheibe wird es aber hoffentlich nicht bleiben. Neben vielen Songs zum tanzen und „bouncen“ bauten die vier auch tiefgründige Texte in ihr Programm mit ein. So regten sie mit Texten wie „Ich ha s´Gfühl d´Welt goht de Bach ab, aber villicht ischs jo halb so schlimm“ bestimmt den ein oder anderen zum Nachdenken an. HipHop mit Liveband kreiert eine ganz besondere Stimmung. Deswegen soll hier besonders der Mann am Saxophon erwähnt sein, dessen Soli für einige Gänsehautmomente sorgten.
Ein gelungener Konzert-Auftakt, der das Publikum in gute Partystimmung versetzte. Auch die Amici-Crew war von der Resonanz des Publikums begeistert: „Ihr sin so geili Sieche!“ – AMICI DEL RAP, ihr auch!!!
Dann war es soweit: nach einem kurzen Intro wurde die Bühne von BREITBILD in Beschlag genommen. Das kann man sich sehr wohl auch so vorstellen, denn neben den MCs Andri, Claudio, Thom und Vali, DJ Jäger und der 5-köpfigen Band Toshman&Rabbit, war auf der Bühne kaum noch ein freies Fleckchen zu finden. Gegen Ende überließ BREITBILD die Bühne komplett ihrer Band. Die 5 Musiker zeigten mit einer Instrumentaleinlage dem Publikum, dass sie durchaus etwas von ihrem Handwerk verstehen!
Den Abschluss machte der ruhige Song „Nacht“, mit dem alle Gäste in die Dunkelheit (oder auch zur After-Party!) verabschiedet wurden.
Mein Fazit: Die Schweiz punktet mit Crews wie Amici del Rap und Breitbild, die mehr „die netten Rapper von Nebenan“ (Zitat 20Minuten), als knallharte Gangster verkörpern wollen. Sympathische Jungs, angenehme Texte (ich hab nicht einmal „Fuck you Bitches“ gehört)! HipHop, wie er mir am besten gefällt!
Eine Rockband mit schwarzen und gleichberechtigen männlichen und weiblichen Mitgliedern? Jedes für sich kommt selten genug vor, beides zusammen ist in der von jungen Männern aus der weißen Mittelschicht dominierten Welt der Rockmusik einmalig, würde ich behaupten. Das sind die Black Kids, drei Jungs und zwei Mädels aus Jacksonville, Florida. Jungs und Mädels, weil es sich hier mal wieder um absolute Jünglinge handelt. Was dabei rauskommt ist sehr hörenswerter, poppiger Gute-Laune-Rock, der auch vor sexueller Aufladung strotzt.
So kam das ganze auch beim gestrigen Konzert der Black Kids im Hamburger Knust rüber. Auch konnte der Kontrast zur leider etwas unausgegoren wirkenden Musik der dänischen Vorband Sterling International nicht größer sein. Letztere machen bombastischen Powerpop und wollen wohl die Killers, Franz Ferdinand und Duné gleichzeitig sein. Das ist etwas viel des Guten und verbunden mit dem allzu großen Ego des Sängers (irgendwie typische für diese Art Band aus Skandinavien) schwer zu ertragen. Schade, denn es waren durchaus ein paar gute Passagen in den Songs, wenn auch vieles sehr von anderen Abgeschaut klang. Die Black Kids hingegen sind sehr routiniert unt entspannt, das Zusammenspiel ist perfekt, die beiden etwas molligen Sängerinnen spielen ihre weibliche Reize gekonnt aus und der Sänger ist einfach eine Coole Sau. Das Publikum war entsprechend begeistert und ging von der ersten Minute an ab. Wie erwartet weilte der Spaß leider nicht allzu lange, bei nur einem Album haben die Black Kids nunmal nicht so viele Stücke suf Lager, die sie darbieten können.
Als Student kann man ein schönes Leben haben. Vor allem wenn man Donnerstags keine Uni hat und man guten Gewissens Mittwochabends an ein Konzert gehen kann. Ich war zwar noch etwas müde vom US-Wahlmarathon der Vornacht, ein Indie Konzert in Freiburg kann ich mir trotzdem nicht entgehen lassen. Die Fotos aus Hamburg waren nämlich im Jazzhaus zu Besuch.
Wie immer war das Timing perfekt, wir waren kaum 5 Minuten da, als die Vorband mit dem interessanten Namen Kassette (leider ist aufgrund dieses Namens auch nichts über sie im Internet zu finden, schade) anfing. Sie spielten wirklichen tollen deutschsprachigen Indie-Rock-Pop, vor allem mit ihrem Zweistimmigen Gesang wussten sie zu überzeugen.
Was mich vor allem überraschte war wie abwechslungsreich ihre Lieder waren, da war vom üblichen Pop gedudel über so was wie einer Ballade bis hin zu tanzbaren Indie alles dabei, Respekt! Was man aber noch dazu sagen kann ist das einige Lieder einem doch etwas bekannt vor kamen, die 4 Herren haben sich doch etwas bei anderen Bands wie Wir sind Helden oder Superpunk ab geschaut. Trotzdem ein toller Auftakt der auch vom Publikum mit viel Beifall gewürdigt wurde.
Die Pause konnte man wieder einmal wunderbar für eine Publikumsanalyse nutzen. Wie erwartet waren natürlich relativ viele 15-16 Jährige Indie-Mädels da. Der Rest der „Croud“ setze sich aus dem durchschnittlichen Freiburger Studentenpublikum zwischen 20-27 zusammen.
Um kurz nach 9 war es dann soweit und die Fotos betraten die Bühne. Vor allem Sänger und Gitarrist sahen so als als würden sie „straight from England“ kommen, richtig schöne Klischee Indies. Was folgte war ein wunderbares Indie Konzert in der sich der Band voll und ganz verausgabte. Vor allem die Tatsache, dass bei manchen Liedern mit einem zweiten Schlagzeuger agiert wurde verstärkte die Dynamik sehr und machten die Lieder noch tanzbarer als sie ohnehin schon sind. Hinzu kam, dass die Fotos noch einige Instrumentalzwischenparts einbauten und dadurch herrliche Spannungsmomente erzeugten, sie haben ganz klar ihre Porberaumhausaufgaben gemacht , was manchen anderen Bands wohl auch nicht schaden würde. Was mich auch noch überraschte war das Publikum, das vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts die Band geradezu euphorisch abfeierte. Die Fotos genossen es auch sichtlich und bedankten sich mit einer relativ langen Zugabe, sodass das Konzert fast 2 Stunden dauerte....
Der Abend hat mir vor allem gezeigt das Freiburg wohl doch eine Indie Stadt ist und das Frontmänner von Hamburger Bands wohl alle ein Gen für Dummschwätzerei auf der Bühne besitzen.