Freitag, 30. April 2010

Doch kein Kuschelkonzert – Noah And the Whale im Knust

Bei manchen Bands dauert es manchmal eine Weile, bis man sie richtig für sich entdeckt. So hatte ich zwar das Debut von Noah And The Whale Peaceful, The World Lays Me Down als es erschienen ist durchaus wohlwollend wargenommen. Doch erst als 2009 das zweite Werk der Band, The First Days Of Spring, erschien, wuchs mir die Musik von Noah And the Whale richtig ans Herz. Vielleicht muss einfach die Gemütslage stimmen. Inzwischen bin ich ein großer Fan des eher ruhigen, doch sehr orchestral arrangierten Folks der englischen Band um Charlie Fink. Die Alben finden sich sehr häufig auf der Playlist meines MP3-Players wieder.

Voller Vorfreude begab ich mich denn auch an diesem Abend ins Knust, da ich schon lange darauf brannte, Noah And The Whale live zu sehen. Ich war zunächst überrascht von den ziemlich bescheuerten Frisuren einiger Bandmitglieder, doch es geht ja hier nicht um das Aussehen. Das Konzert war dreigeteilt: um einen Mittelteil mit den traurigeren und etwas depressiven Balladen waren zu Anfang und am Schluss die Schwungvolleren Stücke gruppiert. Ich genoss das Konzert zwar aus vollen Zügen, doch mit etwas gemischten Gefühlen. Man hätte es sich zwar denken können, doch live werden die Stücke in weit weniger orchestralen Arrangements dargeboten, dafür sind einige deutlich rockiger. Das gibt der Musik eine etwas andere Qualität, als man sie von den Alben her kennt. Dennoch war ich sehr begeistert, denn es ging teilweise ordentlich ab, gab jedoch auch sehr herzerweichende und bewegende Momente, wie man sie von Noah And The Whale erwarten würde. Ich bin beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei.

Jedem, der Noah And The Whale noch nicht kennt (und allen anderen auch), empfehle ich die Zusammenarbeit der Band mit der Blogothèque. Wohl mit das beste „concert à emporter“, die es auf dieser wunderbaren Seite zu sehen gibt.

Mittwoch, 21. April 2010

Gänsehaut und Euphorie – Mumford & Sons im Docks

Es gibt manchmal Konzerte, bei denen alles Stimmt: Die Musik, die Stimmung, die Vorband, die Sympathie der Headlinerband. Einen solchen Abend erlebten ich am vergangenen Sonntag beim Konzert von Mumford & Sons im Docks.

Die vier Engländer um Marcus Mumford waren die Folkentdeckung des vergangenen Herbstes, als ich bereits durch ihren Auftritt im Molotow vollauf begeistert war. Inzwischen haben sie sich mit ihren Folksongs, die genau den richtigen Ton zwischen mitreißend und herzerweichend treffen, eine größere Fangemeinde erspielt, sodass sie insbesondere in Deutschland nun größere Hallen bespielen. Ich hatte denn auch vor dem Konzert leichte Bedenken, ob Mumford & Sons mit ihrer Musik auf einer Bühne dieser Größe nicht untergehen würden. Die Sorgen hatte ich mir jedoch umsonst gemacht, denn das Konzert sollte sich als ein solches herausstellen, wie man sie nur selten erlebt. Die Musik von der Briten entfaltet live erst ihre volle Wirkung, die Songs wirken betörend und euphorisierend, bei einigen, wie „Awake my Souls“ oder dem Konzert- und Albumopener „Sigh No More“ oder „I Gave You All“ bekommt man eine wohlige Gänsehaut. Mumford & Sons beherrschen einfach die Kunst des perfekten Wechsels zwischen leisen Tönen und passgenauer Steigerung und nehmen dabei ihr Publikum gut mit. Außerdem ist die Band noch unheimlich sympathisch, versichert dem handzahmen und respektvollen Publikum glaubhaft, dass sie sich freut auf der Bühne zu stehen und beschert allen anwesenden ein wunderbares kollektives Wonneerlebnis. Das ganze hält immerhin fast 90 Minuten an, da nicht nur alles Songs des Albums, sondern auch die B-Seite Sister sowie drei neue Songs (alle auf dem Niveau des exzellenten Albums) dargeboten werden. Mehr davon!



Vor lauter Euphorie für den Headliner des Abends sollen die Vorbands nicht unerwähnt bleiben. Die Eröffnung des Abends machte die junge Australierin Lisa Mitchell, die zwar ungemein sympathisch war, jedoch mit ihrer Musik eher langweilte. Begeistert hat mich hingegen Johnny Flynn and the Sussex Wit. Das Kunst- und Musik-Multitalent Johnny Flynn ist eine weitere Folk-Entdeckung, die es lohnt, auf dem Radarschirm zu behalten. Der Junge hat eine sehr volle und beeindruckende Stimme und war mit seiner Band die optimale Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends. Hoffen wir, dass das im Juni in Deutschland erscheinende Album auch eine Headlinertour mit sich bringen wird. Dieser Song hat es mir besonders angetan:



Montag, 12. April 2010

Das geht ins Herz – First Aid Kit in der Prinzenbar

Sie sehen aud und klingen, als seien sie in den 60er und siebziger Jahren in den Catskills oder in Apalachia aufgewachsen. Sind sie aber nicht. Die beiden Söderberg-Schwestern, welche First Aid Kit bilden, sind nach 1990 geboren und kommen aus Schweden. Nichtsdestotrotz machen sie wunderschöne Folkmusik, ihre Vorbilder sind Johnny Cash, Buffy Sainte Marie und andere Folkhelden.

Bereits vor einigen Monaten hatten sie mich als Vorband von Port O’Brien sehr beeindruckt, sodass ich beschloss, mir die beiden Schwestern noch einmal bei ihrer aktuellen Tour anzuschauen. Die intime Atmosphäre der Prinzenbar ist denn auch genau die richtige für diese Art von Konzert. Man kann den klaren Gesang von Klara und Johanna genießen, er geht direkt ins Mark, gerade Live. Zudem sind die beiden sehr darauf aus, mit dem Publikum zu plaudern, gerade die 17 jährige Klara lässt keinen Scherz aus. Highlights des Konzert sind jedoch bei aller Qualität der eigenen Songs die Cover der Fleet Foxes und von Buffy Sainte Marie. Am meisten beeindrucken konnten First Aid Kit aber mit einem ohne Mikro gesungenen Song. Die Stimmen der beiden füllen den totenstillen Club problemlos.

Montag, 5. April 2010

Eine Garantie für gute Laune – Frank Turner im Uebel & Gefährlich

Eigentlich habe ich mir selbst die Regel gesetzt, Künstler im Laufe der selben Tour (d.h. wenn seit dem letzten Konzert, das ich sah, kein neues Album erschienen ist), nicht mehr als ein mal live zu sehen. Allerdings kann ich manchmal nicht widerstehen, diese Regel zu brechen. So war ich letzten Dezember so begeistert von Frank Turner und seiner Band im Molotow gewesen, dass ich einfach am Donnerstag ins Uebel & Gefährlich musste. Im Vergleich zum Dezember-Konzert gibt es nicht viel hinzuzufügen. Man kommt ins Konzert, wird von der Musik, der guten Laune und der extremen (und überhaupt nicht aufgesetzten) Nettigkeit des Sängers und der Band vereinnahmt und verlässt anschließend den Veranstaltungsort vollkommen beglückt. Kein Wunder, dass Frank Turner sich langsam aber sicher davon entfernt, ein Geheimtipp zu sein.

Was will man also mehr? Noch mehr Live-Konzerte von Frank Turner. Nächste Gelegenheiten: Die Festivalsaison im Sommer und eine weitere, für den Herbst angekündigte Tour.

Zur Einstimmung aber erstmal eines des schönsten und traurigsten Songs, der trotzdem die Laune hebt: