Die Editors waren diesen Sommer beim Hurricane Festival eine Enttäuschung gewesen. Deshalb habe ich lange überlegt, bevor ich mit meine Karte für das Konzert in der Großen Freiheit 36 gekauft habe. Entscheidend war schlussendlich, dass für diese Tour zwei hochklassige Vorbands gebucht wurden, auf die ich mich fast mehr freute als auf den Headliner. Allerdings sollte dieser dann doch überraschend der absolute Höhepunkt eines der besten Konzertabende seit langem sein.
Auf der Konzertkarte stand zwar Beginn 20 Uhr, doch um zwanzig vor acht, als ich den Saal betrat, spielte Wintersleep schon. Gut, dass mir so was schon gedacht hatte. Schade jedoch, dass ich damit nicht das komplette Set dieser wunderbaren kanadischen Indierock Band mitbekommen habe. Als erste von zwei Vorbands war Wintersleep naturgemäß viel zu kurz auf der Bühne, doch allein wegen des ausgedehnten letzten Stückes, „Miasmal Smoke and the Yellow-Bellied Freaks“ lohnt sich der Auftritt. Ein viertes Album wurde gerade aufgenommen, man kann also im nächsten Jahr auf eine Headlinertour hoffen.
Auch the Maccabees zählen seit ich ihr erstes Album Colour It In entdeckt habe zu meinen Lieblingsbands. Sie sind zwar ohne weiteres der britischen Indie-Rock-Szene zuzuordnen, haben jedoch ihren eigenen charakteristischen Sound gefunden. Der Gesang ist eher getragen, doch er ist untermalt von recht flotten und oft eher hohen Gitarren-Hooklines. Die Band lebt besonders vom Zusammenspiel der zwei bis drei Gitaristen. Amüsant ist auch das Erscheinungsbild auf der Bühne. Während der Sänger ein oberprolliges, doch schüchternes Erscheinungsbild abgibt, nicht ganz passend zum klassischen Idie-Bühnenhelden, ist Gitarist Hugo White (sein Bruder Felix bedient die andere Gitarre) ganz der Poser. Lustig ist auch die Angewohnheit der Gitaristen, ihre Instrumente extrem hoch zu tragen, quasi auf der Brust.
Jedenfalls ist auch dies ein sehr kurzweiliges Set, dominiert von Songs aus dem zweiten und neuesten Album Wall of Arms. Ich hoffe, auch die Maccabees auch bald noch einmal etwas ausgedehnter als Headliner sehen zu dürfen, denn auf einer etwas kleineren und dunkleren Bühne sind sie deutlich eher an ihrem Platz als bei Tageslicht auf der Bühne des Stadtparks.
Bereits um kurz von halb zehn legten dann schon die Editors los. Ich war wie gesagt im Vorfeld etwas skeptisch, nicht nur aufgrund der Erfahrung bei Hurricane Festival, sondern auch weil ich das letzte Album zwar ganz nett fand, doch nicht so ganz überzeugt war. Insbesondere fragte ich mich, ob das neue, weniger rockige Material live gut rüberkommen würde.
Nun, der Hurricane-Auftritt ist vergessen. Erstens sind die Editors keine Band für das Tageslicht, zweitens waren sie dort vermutlich nicht in Form und drittens müssen die paar dort vorab vorgestellten neuen Stücke noch nicht so gut gesessen haben. Denn heute Abend stimmte alles. Editors sind nicht mehr Interpol für arme, sie sind die Editors. Egal ob ein Stück aus dem ersten, zweiten oder dritten Album gespielt wurde, es passte einfach. Das Zusammenspiel sitzt perfekt, die Selbstdarstellung auf der Bühne ist authentisch und sieht gut aus (auch dank der guten Lichtshow mit LED-Wand als Hintergrund), ohne abgehoben zu sein. Und die Band hat augenscheinlich viel Spaß an der Sache.
Dargeboten werden im gut 90-minütigen Set eine gute Mischung aus den Stücken des aktuellen Albums In This Lighht And On This Evening und den beiden anderen Werken, plus ein alter non-Album Track. Meine persönlichen Highlights: „Eat Raw Meat = Blood Drool“, „Papillon“, „Bones“ und ja, „Smokers Outside The Hospital Doors”. Letzteres wurde zwar im Formatradio vernudelt, ist aber nichtsdestotrotz ein Hammersong.
Das ist die Magie von Livemusik, sie versöhnt einen mit der Musik von Bands, die man vielleicht nicht mehr ganz so liebte. Wider erwarten gehörte der Auftritt der Editors zum besten, was ich dieses Jahr gesehen habe.