Samstag, 21. November 2009

Perfekt – Mumford & Sons im Molotow

Mumford & Sons sind DIE musikalische Entdeckung dieses Herbstes. Wer dachte mit den Fleetfoxes sei das Ende der Fahnenstange bezüglich hammerguter Folknewcomer erreicht, hat sich getäuscht. Die Engländer Mumford & Sons toppen das noch.

Noch ganz euphorisch vom Editors-Konzert des Vortags ging ich an diesem Mittwochabend ins ausverkaufte Molotow. Zunächst spielte Kristoffer Ragnstam mit seiner Band. Der sehr amerikanisch klingende, rhythm-and-bluesige Rock der Schweden war genau das richtige, um das Publikum des bereits sehr gut gefüllten Molotow in Stimmung zu bringen. Herr Ragnstamm hätte ein wenig mehr Aufmerksamkeit der Musikpresse verdient.

Nach recht langem Soundcheck ging es dann auch mit Mumford & Sons los, und alles stimmte. Zitieren wir die Band: „We love playing in Germany. You Germans are such a respectful audience. When you’re supposed to be quiet, you’re quiet. When you’re supposed to be loud, you’re loud.” Genau so war es, doch wenn auf der Bühne alles passt, dann stimmt auch die Reaktion des Publikums. Dieses kennt die Stücke erstaunlich gut, es wird viel mitgesungen, gejubelt, getanzt und sich gefreut, bei der Tour von einem noch Geheimtipp dabei zu sein, der bald in größeren Clubs spielen wird, wenn die Welt gerecht ist. Ich denke, so ähnlich muss es gewesen sein, frühe Arcade Fire Konzerte zu besuchen.

Die Musik will ich nicht in Worte fassen, lassen wir sie für sich sprechen. "Little Lion Man", die aktuelle Single, war eines der vielen Höhepunkte des Konzerts.


Gibt es hier noch was hinzuzufügen? Ja: Gespielt wurde das komplette Album Sigh No More, plus ein neuer Song („Sister“). Und eine Frage: Wann kommt Mumford & Sons wieder nach Hamburg?


Donnerstag, 19. November 2009

Feels Like a Mini Festival – Wintersleep, The Maccabees & Editors

Die Editors waren diesen Sommer beim Hurricane Festival eine Enttäuschung gewesen. Deshalb habe ich lange überlegt, bevor ich mit meine Karte für das Konzert in der Großen Freiheit 36 gekauft habe. Entscheidend war schlussendlich, dass für diese Tour zwei hochklassige Vorbands gebucht wurden, auf die ich mich fast mehr freute als auf den Headliner. Allerdings sollte dieser dann doch überraschend der absolute Höhepunkt eines der besten Konzertabende seit langem sein.

Auf der Konzertkarte stand zwar Beginn 20 Uhr, doch um zwanzig vor acht, als ich den Saal betrat, spielte Wintersleep schon. Gut, dass mir so was schon gedacht hatte. Schade jedoch, dass ich damit nicht das komplette Set dieser wunderbaren kanadischen Indierock Band mitbekommen habe. Als erste von zwei Vorbands war Wintersleep naturgemäß viel zu kurz auf der Bühne, doch allein wegen des ausgedehnten letzten Stückes, „Miasmal Smoke and the Yellow-Bellied Freaks“ lohnt sich der Auftritt. Ein viertes Album wurde gerade aufgenommen, man kann also im nächsten Jahr auf eine Headlinertour hoffen.

Auch the Maccabees zählen seit ich ihr erstes Album Colour It In entdeckt habe zu meinen Lieblingsbands. Sie sind zwar ohne weiteres der britischen Indie-Rock-Szene zuzuordnen, haben jedoch ihren eigenen charakteristischen Sound gefunden. Der Gesang ist eher getragen, doch er ist untermalt von recht flotten und oft eher hohen Gitarren-Hooklines. Die Band lebt besonders vom Zusammenspiel der zwei bis drei Gitaristen. Amüsant ist auch das Erscheinungsbild auf der Bühne. Während der Sänger ein oberprolliges, doch schüchternes Erscheinungsbild abgibt, nicht ganz passend zum klassischen Idie-Bühnenhelden, ist Gitarist Hugo White (sein Bruder Felix bedient die andere Gitarre) ganz der Poser. Lustig ist auch die Angewohnheit der Gitaristen, ihre Instrumente extrem hoch zu tragen, quasi auf der Brust.

Jedenfalls ist auch dies ein sehr kurzweiliges Set, dominiert von Songs aus dem zweiten und neuesten Album Wall of Arms. Ich hoffe, auch die Maccabees auch bald noch einmal etwas ausgedehnter als Headliner sehen zu dürfen, denn auf einer etwas kleineren und dunkleren Bühne sind sie deutlich eher an ihrem Platz als bei Tageslicht auf der Bühne des Stadtparks.

Bereits um kurz von halb zehn legten dann schon die Editors los. Ich war wie gesagt im Vorfeld etwas skeptisch, nicht nur aufgrund der Erfahrung bei Hurricane Festival, sondern auch weil ich das letzte Album zwar ganz nett fand, doch nicht so ganz überzeugt war. Insbesondere fragte ich mich, ob das neue, weniger rockige Material live gut rüberkommen würde.

Nun, der Hurricane-Auftritt ist vergessen. Erstens sind die Editors keine Band für das Tageslicht, zweitens waren sie dort vermutlich nicht in Form und drittens müssen die paar dort vorab vorgestellten neuen Stücke noch nicht so gut gesessen haben. Denn heute Abend stimmte alles. Editors sind nicht mehr Interpol für arme, sie sind die Editors. Egal ob ein Stück aus dem ersten, zweiten oder dritten Album gespielt wurde, es passte einfach. Das Zusammenspiel sitzt perfekt, die Selbstdarstellung auf der Bühne ist authentisch und sieht gut aus (auch dank der guten Lichtshow mit LED-Wand als Hintergrund), ohne abgehoben zu sein. Und die Band hat augenscheinlich viel Spaß an der Sache.

Dargeboten werden im gut 90-minütigen Set eine gute Mischung aus den Stücken des aktuellen Albums In This Lighht And On This Evening und den beiden anderen Werken, plus ein alter non-Album Track. Meine persönlichen Highlights: „Eat Raw Meat = Blood Drool“, „Papillon“, „Bones“ und ja, „Smokers Outside The Hospital Doors”. Letzteres wurde zwar im Formatradio vernudelt, ist aber nichtsdestotrotz ein Hammersong.

Das ist die Magie von Livemusik, sie versöhnt einen mit der Musik von Bands, die man vielleicht nicht mehr ganz so liebte. Wider erwarten gehörte der Auftritt der Editors zum besten, was ich dieses Jahr gesehen habe.

Montag, 16. November 2009

Kurz und knackig – Phoenix im Docks

Die Vorband fiel aus (oder war ich zu spät? ich glaube nicht), das war sehr schade, denn auf Noah and the Whale hatte ich mich genauso gefreut wie auf die Hauptattraktion des Abends: Phoenix. Dies machte das ganze zu einer nicht besonders ausgedehnten, doch nicht weniger besuchenswerten Veranstaltung.

Phoenix sind eine sichere Bank. Mit ihrem luftig leichten und stets gutgelaunten Sound haben sie sich nach vier Alben eine ansehnliche Fangemeinde erspielt, die an diesem Abend das Docks füllte. Die Musik hat was von Air und Daft Punk, doch ist dabei klar im Rock verwurzelt.

Zu beklagen gibt es an diesem Auftritt nichts, außer dass vielleicht ein paar Songs mehr hätten gespielt werden können. Indie Coverboy und Phoenix-Frontmann Thomas Mars ist in Hochform, begeistert durch seine sehr ansehnliche Live-Stimme und seine Bühnenpräsenz. Phoenix spielt gekonnt und routiniert das Programm des Abends herunter, ohne viel Gelaber zwischendurch. Der Einstieg mit „Lisztomania“ ist perfekt, ebenso das Ende mit einer ausgedehnten Version „1901“, inklusive einem Bad in der Menge für Thomas und zur Krönung die Einladung zum Bühnenbestürmen für das Publikum. Dazwischen gibt es das Beste, was Phoenix musikalisch zu bieten hat. Ein passender Kontrakunkt zur üblichen Tanzbarkeit der Songs sind dabei die ersten beiden Zugaben, Akustikversionen von „Everything is Everything“ und „Playground Love“. Kurzweilig und extrem lohnenswert, diese Franzosen!

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Mittwoch, 4. November 2009

Solide, aber ausbaufähig – White Lies in der Markthalle Hamburg

Joy Division ist die Referenz schlechthin für düstere Rockmusik aus den frühen 80er Jahren. In unserem aktuellen Jahrzehnt erleben einige Bands einen durchaus bemerkenswerten Erfolg, die sich von der Musik von Joy Division inspirieren ließen beziehungsweise sehr ähnliche Musik herausbringen. Allen voran ist natürlich Interpol zu nennen, unter den aktuellen Joy-Division-Avataren die ersten, die den Durchbruch schafften und deren Qualität unerreicht ist. Seither folgten weitere, wie die leider nach einem Album wieder aufgelösten The Departure, die Editors sowie nun auch die White Lies.

Letztere haben mit ihrem ersten Album To Lose My Life… einen beachtlichen Erfolg gelandet (u.a. mit Platz eins der britischen Albumcharts) und füllen inzwischen auch im restlichen Europa mittelgroße Clubs. Da die Editors mit ihrem neuestem Album die Rolle der „Interpol für Arme“ durch einen gewissen Shift von düsteren Gitarrenklängen zu düstere Synthieklägen vakant gelassen haben(wie das live klingt werde ich in zwei Wochen feststellen), können nun die White Lies in die Bresche springen. Deshalb wurde das Konzert in Hamburg auch kurzfristig vom Uebel&Gefährlich in die Markthalle verlegt, da das gut ankommt.

Die Qualität der Musik der White Lies reicht zwar nicht an Interpol heran, man sollte teilweise nicht allzu genau auf die Texte hören. Doch es sind catchy Refrains dabei und es wird die für die Art von Musik richtige Stimmung erzeugt. Auch live wird das rübergebracht. Die Markthalle war gut gefüllt, man ließ das Publikum ein bisschen warten, dann traten die vier (mal wieder erschreckend jungen) Briten auf die Bühne und legten gleich mit dem Song los, den ich am liebsten mag, „Farewell to the Playground“. Beim Refrain entstand ein 10-Leute Mini-Pogopit, ein wenig lächerlich bei dieser insgesamt nicht wirklich zum Rumspringen einladenden Musik, doch immerhin war für Stimmung gesorgt. Das Set des Abends enthielt das komplette Album, die beiden Non-album-Tracks „Taxidermy“ und „You Still Love Him“, sowie als erste Zugabe ein Talking Heads Cover („Heaven“). Das ergab eine gute Mischung, bei der eindeutig die Hits „To Lose My Life“ und besonders „Death“ die Höhepunkte bildeten.

Insgesamt sorgten die doch durchgehend guten Lieder für ein sehr schönes Konzert. Die Band performte solide, doch man merkte ihr die noch relativ junge Bandgeschichte an. Die eigentlich markante, recht volle und mächtige Stimme von Sänger Harry McVeigh steht nicht immer hundertprozentig. Auch gibt es sonst zwischendurch kleinere Unsicherheiten, die bei einer routinierteren Band nicht passieren würden. Das soll aber den sehr positiven Gesamteindruck des Abends nicht stören. Optisch stimmt jedenfalls schon jetzt alles (schöne Lichteffekte, ein transparentes Kunststoffschagzeug, etc.). Bei der Tour zum zweiten Album wird es sicher nichts mehr zu meckern geben. Vermutlich muss dann auch schon das Docks gebucht werden.