Mittwoch, 4. November 2009

Solide, aber ausbaufähig – White Lies in der Markthalle Hamburg

Joy Division ist die Referenz schlechthin für düstere Rockmusik aus den frühen 80er Jahren. In unserem aktuellen Jahrzehnt erleben einige Bands einen durchaus bemerkenswerten Erfolg, die sich von der Musik von Joy Division inspirieren ließen beziehungsweise sehr ähnliche Musik herausbringen. Allen voran ist natürlich Interpol zu nennen, unter den aktuellen Joy-Division-Avataren die ersten, die den Durchbruch schafften und deren Qualität unerreicht ist. Seither folgten weitere, wie die leider nach einem Album wieder aufgelösten The Departure, die Editors sowie nun auch die White Lies.

Letztere haben mit ihrem ersten Album To Lose My Life… einen beachtlichen Erfolg gelandet (u.a. mit Platz eins der britischen Albumcharts) und füllen inzwischen auch im restlichen Europa mittelgroße Clubs. Da die Editors mit ihrem neuestem Album die Rolle der „Interpol für Arme“ durch einen gewissen Shift von düsteren Gitarrenklängen zu düstere Synthieklägen vakant gelassen haben(wie das live klingt werde ich in zwei Wochen feststellen), können nun die White Lies in die Bresche springen. Deshalb wurde das Konzert in Hamburg auch kurzfristig vom Uebel&Gefährlich in die Markthalle verlegt, da das gut ankommt.

Die Qualität der Musik der White Lies reicht zwar nicht an Interpol heran, man sollte teilweise nicht allzu genau auf die Texte hören. Doch es sind catchy Refrains dabei und es wird die für die Art von Musik richtige Stimmung erzeugt. Auch live wird das rübergebracht. Die Markthalle war gut gefüllt, man ließ das Publikum ein bisschen warten, dann traten die vier (mal wieder erschreckend jungen) Briten auf die Bühne und legten gleich mit dem Song los, den ich am liebsten mag, „Farewell to the Playground“. Beim Refrain entstand ein 10-Leute Mini-Pogopit, ein wenig lächerlich bei dieser insgesamt nicht wirklich zum Rumspringen einladenden Musik, doch immerhin war für Stimmung gesorgt. Das Set des Abends enthielt das komplette Album, die beiden Non-album-Tracks „Taxidermy“ und „You Still Love Him“, sowie als erste Zugabe ein Talking Heads Cover („Heaven“). Das ergab eine gute Mischung, bei der eindeutig die Hits „To Lose My Life“ und besonders „Death“ die Höhepunkte bildeten.

Insgesamt sorgten die doch durchgehend guten Lieder für ein sehr schönes Konzert. Die Band performte solide, doch man merkte ihr die noch relativ junge Bandgeschichte an. Die eigentlich markante, recht volle und mächtige Stimme von Sänger Harry McVeigh steht nicht immer hundertprozentig. Auch gibt es sonst zwischendurch kleinere Unsicherheiten, die bei einer routinierteren Band nicht passieren würden. Das soll aber den sehr positiven Gesamteindruck des Abends nicht stören. Optisch stimmt jedenfalls schon jetzt alles (schöne Lichteffekte, ein transparentes Kunststoffschagzeug, etc.). Bei der Tour zum zweiten Album wird es sicher nichts mehr zu meckern geben. Vermutlich muss dann auch schon das Docks gebucht werden.

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