Donnerstag, 30. September 2010

Das sitzt – Wilco in der Laeiszhalle Hamburg

Man könnte meinen, drei Tage Reeperbahnfestival sind genug. So ist es eigentlich auch, doch wenn so eine Band wie Wilco am nächsten Tag in Hamburg gastiert, kann man sich das einfach nicht entgehen lassen. Dennoch war ich sehr froh, dass das Konzert in der Laeiszhalle stattfand und deshalb eine Sitzveranstaltung war, denn ich spürte schon die Müdigkeit in den Knochen. Da ich jedoch frühzeitig Karten besorgt hatte, war ein Sitzplatz in perfekter Lage (die auch ihren Preis hatte) garantiert.

Über Wilco braucht man nicht viel zu sagen. Die Qualität dieser Band ist hinlänglich bekannt, deren exzellenten Live-Fähigkeiten sind spätestens seit dem Live-Album Kicking Television überzeugend dokumentiert. Es ist also wenig überraschend, dass dieser Abend in der Laeiszhalle ein sehr gelungener war. Wilco beherrschen ihr Handwerk, haben ein riesiges Repertoire an hervorragenden Songs, aus dem sie schöpfen können und sind exzellente Musiker. Es kann also nichts schiefgehen. Der Funke springt auf das Publikum über, obwohl sich dieses größtenteils in die kuscheligen Polster der Sessel zurücklehnt und einfach nur die Musik genießt.

Sehr schön zusammengefasst hat das Konzert auch das Hamburger Abendblatt. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer der Glückseligkeit, die einen erfüllt, wenn man einem solchen Konzert beigewohnt hat.


Mittwoch, 29. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Samstag

Es gibt Tage beim Reeperbahnfestival, an denen macht sich das Programm fast von selbst, da Bands spielen, die man auf keinen Fall verpassen möchte. Der Samstag war in diesem Jahr ein solcher Tag, da durch die Fotos, Frank Turner und LaBrassBanda große Teile des Abends für mich bereits blockiert waren.

Auch dieser Abend begann früh, da ich mir ein weiteres Mal Ray's Reeperbahn Revue nicht entgehen lassen wollte, heute mit Young Rebel Set, Toy Horses und Lena Malmborg. In der Backing Band von letzterer spielten auch Mitglieder von Friska Viljor, die sich augenscheinlich gut von den Exzessen des Vorabends erholt hatten. Unterhaltsam, wenn auch ein wenig bescheuert war der “Songwriter Freestyle“, der darin bestand, zusammen mit dem Publikum einen Song zum Thema „Hamburg Hangover“ zu schreiben.

Da noch Zeit blieb bis zum Konzert der Fotos nahm ich die Gelegenheit wahr, um auch ein wenig das Rahmenprogramm zu nutzen, betrachtete die teilweise sehr sehenswerten Plakate der Posterausstellung Flatstock Europe 5 und machte einen kleinen Abstecher zum Comcfestival. Dann ging es in die Goße Freiheit 36, wo die Fotos die Gelegenheit für ein Heimspiel nutzten, um ihr gerade erschienenes Album vorzustellen. Im Vergleich zum ersten Liveset der Band, das ich vor einigen Jahren gesehen habe, sind die vier Hamburger deutlich gereift. Das merkt man nicht nur an der Musik, auch die Bühnenpräsenz ist deutlich besser und sicherer. Dem Sound tut zudem gut, dass für die Tour ein zusätzlicher Musiker angeheuert wurde, der das Schlagzeug bei vielen Stücken doppelt. Trotz der Qualität der neuen Platte Porzellan gefallen mir jedoch noch immer die alten Songs der ersten Platte am besten.

Ich blieb in der Großen Freiheit, da als nächstes Frank Turner an der Reihe war. Ich war überrascht, dass dieser bei seinem dritten Besuch in Hamburg innerhalb eines Jahres (ich war auch bei den beiden anderen dabei) seine Band nicht mitgebracht hatte, sondern alleine ein Akustikset gab. Auch das ist wunderbar und sehr unterhaltsam, Frank Turner ist wie immer bestens aufgelegt und gibt auf der Bühne alles. Gleichzeitig singt das sehr textsichere Publikum jeden Song mehr oder weniger lauthals mit, sodass das ein sehr gelungener Auftritt ist. Frank Turner ist immer wieder sehenswert und gerade live sehr zu empfehlen.


Um nun die Pause bis LaBrassBanda zu überbrücken (Fehlfarben fand ich nicht so spannend) ging es nun rüber ins Indra zu Ginger Ninja. Das ist eine dänische Rockband, die es in ihrer Heimat zu einer gewissen Berühmtheit gebracht hat. Die Musik ist zwar nett anzuhören, ist aber nichts wirklich besonderes. Nicht viel mehr als ein Lückenfüller an diesem Abend.

Zurück in der Großen Freiheit 36 stellten wir uns langsam auf den Höhepunkt des Abends ein. LaBrassBanda haben sich mit Ihrem bayerischen Mundart-Balkanpop auf deutschen Bühnen ein großs Publikum erspielt. Auch heute ist es ziemlich voll. Sobald es losgeht, beginnt die Menge zu toben und hört damit erst wieder wirklich auf, als das Konzert vorbei ist. Trompeter, Sänger und Frontmann Stefan Dettl hat nicht nur sein Band, sondern auch das Publikum voll im Griff. Er weiß genau, wie man die Stimmung anheizt. Dass im Publikum kaum einer versteht, was er sagt (und erst recht nicht, was er singt) spielt keine Rolle, „singt's a mit?“ verstehen auch die Fischköppe. Das folgende Video veranschaulicht ganz gut, warum nach den 90 Minuten Konzert nicht nur die Band vollkommen durchgeschwitzt ist.


Natürlich waren wir jetzt richtig aufgedreht, sodass wir im Regen weiterzogen, um den Abend beim Revolverclub im Uebel&Gefährlich ausklingen zu lassen. Schlussendlich war ich 12 Stunden auf dem Kiez unterwegs, ein persönlicher Rekord. Und wieder war das Reeperbahnfestival ein voller Erfolg. Auf ein Neues im nächsten Jahr!

Montag, 27. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Freitag

Ich hatte die weise Entscheidung getroffen, mir den Freitag frei zu nehmen, sodass ich ausgeschlafen und entspannt in den zweiten Festivaltag gehen konnte. Dieser begann für mich schon früh mit dem Besuch von Rays Reeperbahn Revue, wo der alte Haudegen Ray Cokes ausgewählten Bands die Chance gibt, sich kurz vorzustellen und unterhaltsam mit ihnen plaudert. Heute dabei: Cosmo Jarvis, Stornoway, The late Call und Balthazar. Allesamt tolle Künstler, von denen ich aber aus Zeitgründen leider nur Stornoway später auch in concert sehen würde.

Der Konzertabend begann mit einem ersten Höhepunkt im Docks, wo Wolf Parade spielten. Ich mag die Band aus Montreal schon lange sehr gerne. Energischer Indierock vom feinsten, der hier zu dieser frühen Stunde ein wenig verschleudert wurde. Besser wäre eine etwas kleinere Bühne zu späterer Stunde gewesen. Toll war's trotzdem. Angesichts der kurzen Spielzeit wurden ohne viel Aufhebens die Stücke hintereinanderweg gespielt, ich habe alle gehört, die ich hören wollte.


Dann schwang ich mich auf's Rad, um noch rechtzeitig im Knust anzukommen, wo Stornoway ihren Auftritt hatten. Da der Club ja ein wenig abseits von der Reeperbahn liegt, hatten sich hier kaum Zufallsbesucher eingefunden, sodass auch dieses Konzert nicht sonderlich gut besucht war. Eine gute Gelegenheit, um zauberhaft schönen Folk der vier jungen Oxforder zu genießen. Sie kommen ein wenig nerdig und sehr sympathisch daher, Sänger Brian Briggs sorgte zwischen den Stücken mit aufgeschnappten deutschen Redewendungen für beste Stimmung. Es war schwer, nach diesem kuscheligen Set wieder raus in den Regen zu gehen.

Mit dem Rad ging es dann zurück zum Kiez, genauer gesagt ins Indra. Die isländische Band Who Knew spielte hier. Ich fühlte mich durch die Musik einige Stunden zurück versetzt, da sie an den Klang von Wolf Parade erinnerte. Sehr erfreulich und immer wieder erstaunlich, wie ein 300.000 Einwohner Staat wie Island so viele gute Musiker hervorbringen kann.

Weiter geht es dann im Imperial Theater. Ein Abstecher hierher ist beim Reeperbahn Festival fast schon Pflicht. Es ist die einmalige Gelegenheit, ein Konzert vor einer Edgar Wallace Bühnenkulisse zu besuchen und gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf den gemütlichen Theatersitzen auszuruhen. Wenn dabei auch noch eine so gute Band wie Goldheart Assembly dazu spielt, umso besser. Die sehr sympathischen Briten machen harmonischen und gar traumwandlerischen Folk-Pop, der live wie auf Platte schwer begeistert.

Frisch ausgeruht waren wir nun bereit für das letzte Konzert des Abends, das kräfteraubender sein sollte. Wieder waren es Isländer, die im Docks auf uns warteten, doch ein ganz anderes Register wie wenige Stunden vorher im Indra. FM Belfast sind eine Elektro-Spaßkapelle à la Deichkind, doch in gut. Sie ziehen mit recht einfachen Mitteln eine mitreißende Show auf der Bühne ab und bringen zu dieser späten Stunde (das Konzert beginnt um halb 2) das Publikum nochmal zu toben. Alle Müdigkeit ist vergessen, es wird getanzt und gesprungen. Die XL-extended Version von „Underwear“ (siehe Video unten) bekommt man dann auch tagelang nicht mehr aus dem Kopf. Auch die Neuinterpretation von „Killing in the Name of“ vergisst man nicht so schnell. Wenn FM Belfast in Deine Nähe kommt, geh hin. Es lohnt sich!


Noch etwas aufgedreht machen wir noch einen kurzen Abstecher in der Prinzenbar, wo das Friska Viljor DJ Team auflegt. Doch für viel mehr als die Feststellung, dass die beiden Spaßvögel ihrem Ruf gerecht werden und sich bereits ordentlich einen hinter die Binde gekippt haben reicht die Kraft nicht mehr. Ab ins Bett, einen Abend müssen wir ja noch durchhalten!

Sonntag, 26. September 2010

Reeperbahnfestival 2010 – Donnerstag

Wie bei kaum einem anderen Festival ist der Besucher des Reeperbahnfestivals gezwungen, sich entweder vorher ausführlich mit dem Programm und den gebuchten Musikern auseinanderzusetzen oder sich immer wieder überraschen zu lassen. Das hat zwei Gründe: zum einen muss man sich zwischen ca. 180 Bands entscheiden, die hier in drei Tagen auftreten, wobei man maximal fünf Bands pro Abend schafft. Es geht ja erst gegen 20 Uhr los und man muss einkalkulieren, dass Locationwechsel auch Zeit kosten können. Zum anderen sind bis auf ein paar Zugpferde der Großteil der beim Reeperbahnfestival auftretenden Künstler zumindest in Deutschland noch kaum bekannte Newcomerbands, die es noch zu entdecken gilt.

In der Regel strickt sich also jeder ein eigenes Festivalprogramm. Diejenigen Bands, die man schon kennt und mag bilden die Fixpunkte, drum herum wollen die zahlreichen offenen Zeitfenster gefüllt werden. Man entdeckt auf diese Weise schon bei der Vorbereitung auf das Festival viel tolle neue Musik, von der man vieles aus Zeitmangel beim Festival nicht live sehen kann.

Der Donnerstag ist traditionell der Tag, an dem das Reeperbahnfestival erst langsam in Fahrt kommt. Es sind noch weniger Locations als an den Folgetagen, der Andrang ist noch nicht ganz so groß und es sind meist auch weniger „Top Acts“ für den Tag geplant. Für uns ging es in der Prinzenbar mit einer französischen Band los, die sich selbst einen ziemlich bescheuerten Namen gegeben hat, The Popopopops. Auf der Festivalhomepage angekündigt als Vetreter der coolen französischen Popmusik à la Phoenix, fühlte ich mich eher an Two Door Cinema Club erinnert. Die sehr jungen und sich – angesichts des Bandnamens nicht unüberraschend – nicht ganz ernst nehmenden Musiker beweisen großes Talent und überzeugen das Publikum der Prinzenbar. Hoffentlich gibt’s davon bald mehr.

Es ging anschließend für einige Stunden hinüber ins Molotow, wo gleich drei interessante Bands am Stück spielten. Zunächst ging es los mit Deer Tick, eine Folk-Rock Band aus den USA. Ähnlich wie küzlich Delta Spirit war ich auch hier erstaunt von der Countrystimme der Sänger, die Songs hätten auch gut aus den 60ern stammen können. Hört man immer wieder gern.

Kurran and The Wolfnotes, die danach an der Reihe waren, sollen laut Festivalprogramm zu den jungen Bands gehören, die sich nach dem Erfolg von Mumford and Sons zur zunehmenden Anzahl junger britischer Bands gehören, die sich zur Folk-Tradition ihres Landes bekennen. Diesen Trend kann ich nur begrüßen, wobei Kurran and The Wolfnotes etwas flotter und mit weniger Pathos unterwegs sind, als die genannten angeblichen Vorbilder. Außer dem nach Auskunft des Sängers einzigen guten Song „Your Four Limbs“ gibt es noch mehr tolle Stücke, die Lust auf das hoffentlich bald erscheinende Debutalbum der Band machen. Der gute Kurran sollte allerdings darüber nachdenken, seine Imposante Rotzremse abzurasieren, das würde vielleicht den Erfolg beiden Mädels verbessern.

Es geht weiter mit Life is Film, ebenfalls eine britische Truppe, die jedoch deutlich poppiger unterwegs ist als ihre Vorgänger auf der Bühne des Molotow. Stellenweise fühlt man sich ein wenig an Scouting for Girls erinnert, ohne dass die Songs jedoch ganz so schnulzig wären. Einige haben jedoch durchaus Potential für die Popwellen des Landes entdeckt zu werden, was in diesem Fall aber wünschenswert wäre und der noch recht schüchtern wirkenden sympathischen Band zu gönnen wäre, den nsie schreiben richtig gute Indiepopsongs. Für mich das beste Konzert des Abends. Es gibt ihn noch, den tanzbaren Indiepop von der Insel. Hier gibt’s die aktuelle Siingle „Sorry“ samt B-Seite als kostenlosen Download.

Zum Abschluss des Abends begaben wir uns ins Docks, um eine der bekannten Bands des heutigen Tages anzuhören. Nachdem ich durch ihr kürzlich erschienenes Album Mavericks sehr positiv überrascht war, freute ich mich auf Johnossi. Obwohl sie nur zu zweit sind, heizen die beiden Schweden auf der Bühne ordentlich ein. Nach der Enttäuschung auf dem Hurricane im vergangenen Jahr bestätigte sich mein verdacht, dass das eine Band für den Club ist, nicht für die Open-Air Bühne. Ganz bis zum Schluss hielten wir es dann angesichts des vorangegangenen Arbeitstages nicht mehr aus, doch ich hatte die Songs gehört, die ich hören wollte, daher war alles gut.

Dienstag, 21. September 2010

Zum Ausklang des Wochenendes - Delta Spirit im Molotow

In Hamburg fühlt es sich derzeit an, als sei schon seit Wochen Herbst. Gerade an Wochenenden will man sich deshalb am liebsten in seiner Wohnung verkriechen und sich unter der Kuscheldecke verstecken. Nur ein gutes Konzert kann einen noch aus der Reserve locken. In diesem Fall Delta Spirit, die mit ihrem Country-Rock aus Kalifornien doch noch ein wenig Wäre in das graue Wochenende bringen.

Sonntag, 12. September 2010

So schön kann Pop sein: Stars im Knust

Es gibt Musik, der kann man einfach das Attribut schön erteilen. Das gilt besonders für das künstlerische Schaffen der Stars aus Montreal, denen das Kunststück gelingt, ein Album nach dem anderen hervorzubringen, das jeweils besser als das Vorgängerwerk ist. Die Tour, auf der das letzte Werk der Band The Five Ghosts bespielt wird, führte die Kanadier auch nach Hamburg, sodass ich endlich Stars einmal live erleben konnte.

Was soll man sagen, es ist wunderbar. Der sanfte Gesang von Amy Millan und Torquil Campbell harmoniert wunderbar und passt perfekt zur unaufgeregten Musik. Stars beherrschen die Kunst der sanften Steigerung und kitzeln mit ihren Stücken die Emotionen aus dem Publikum. Zudem ist das ganze sehr geschmackvoll: die Bühne ist mit Blumen dekoriert, die im Laufe des Sets nach und nach ins Publikum geschleudert werden. Die Band ist an diesem Abend gut aufgelegt und interpretiert die Zurückhaltung des Publikums richtig als stilles Genießertum. Stars sind nicht die ersten, die das angesichts zahlreicher Songs der eher ruhigen Art zu schätzen wissen. Man ist denn auch überwältigt von der Live-Qualität der Band. Bei jedem Song denke ich, „ach,wie schön, das Lied gibt es ja auch noch“ und freue mich, das zu hören.

Das über eineinhalbstündige Set ist nicht nur kurzweilig, es ist genau das richtige, um zum Wochenende den Kopf frei zu bekommen und außer der Musik alles zu vergessen. Schon jetzt kann ich sagen, das ist eines der Konzerte des Jahres. Stars, kommt bald wieder!

Quelle für Foto: Flickr

Donnerstag, 9. September 2010

Skurril und gut - Eels in der Großen Freiheit 36

Wenige Worte, da mir dazu die zeit fehlt. Dennoch soll mein Besuch beim Eels.Konzert in der Großen Freiheit 36 an dieser stelle dokumentiert werden.

Das folgende Video von der Vorstellunf der Band durch ihren Kopf E vermittelt einen ganz guten Eindruck eines erstaunlichen Konzerts, das ich ganz anders erwartet hätte:


Vom selben Youtube-User gibt es auch noch ein weiteres Video vom Song Souljacker, das stellvertetend für das sehr rockige Set steht:


Donnerstag, 2. September 2010

Kaum zu toppen – Arcade Fire live im Tempodrom Berlin

Quelle für Foto: Flickr

Ich bleibe dabei: Arcade Fire ist die beste Liveband, die ich kenne. Ich habe noch keine andere Band erlebt, die mich bei einem Konzert auf diese Weise anspricht. Es stimmt einfach alles: die Musik, die Emotionen, die Stimmung, die Show. Und man zehrt danach noch lange von der Begeisterung.

Erstmals bin ich extra für ein Konzert nach Berlin gefahren, noch dazu unter der Woche. Pünktlich um 19 Uhr kam ich am Tempodrom an, das Schlangestehen blieb mir erspart, da meine Begleitungen in perfektem Timing zu diesem Zeitpunkt genau den Eingang erreicht hatte. Alle waren so freudig erregt wie ich.

Als Vorband fungiert auf dieser Tour passenderweise Owen Pallett, seit jeher Arrangeur der Streicherparts für Arcade Fire. Der gefeierte Produzent ist auch ein ambitionierter Musiker, der auf der Bühne demonstriert, dass man mit Hilfe von Loops auch alleine mit einer Geige durchaus ein Konzert geben kann, bei dem mehr als gefiedelt wird. Owen Pallett hat mir an diesem Abend deutlich besser gefallen als vor ein paar Monaten im Uebel&Gefährlich, wo er gemeinsam mit einem Drummer aufgetreten war. Seine Musik ist zwar nicht jedermanns Sache, passte jedoch heute Abend sehr gut, wie ich fand.

Um kurz nach neun war es dann soweit. Arcade Fire eröffeten – nicht wirklich überraschend – ihr Set mit „Ready to Start“, eines der besten Stücke des sensationellen neuen Albums The Suburbs. Ich bekomme damit gleich zu Beginn zum ersten Mal Gänsehaut, was sich im Laufe des Konzerts ein paar Mal wiederholen wird. Es folgt ein famoses Set mit fast nur Höhepunkten. Die Stücke von The Suburbs machen sich auch live sehr gut, allerdings sind meine persönlichen Favoriten weiterhin die Songs des ersten Albums Funeral, insbesondere „Neighbourhood #1 (Tunnels)“ und „Rebellion (Lies)“. Fast vergessen hatte ich, wie toll „No Cars Go“ bei Konzerten ist. Außerdem besonders gut: „Intervention“, „Keep the Car Running“, „We Used to Wait“, „Sprawl II“ und natürlich die letzte Zugabe „Wake Up“, in den USA ja inzwischen ein absoluter Megahit.

Wie nicht anders zu erwarten verausgaben sich die Mitglieder von Arcade Fire auf der Bühne komplett, was vom Pulikum sehr geschätzt wird, das der Band ohnehin zu Füßen liegt. Die 9 Musiker (die achtköpfige Live-Besetzung plus Owen Pallett) wechseln zwischen den Stücken munter die Instrumente. Untermalt wird das ganze durch sehr ästhetische Visuals passend zur The Suburbs Thematik.

Quelle für Foto: Flickr
Wie immer ist das schönste bei Arcade Fire Konzerten das Mitsingen bei den vielen „uhuhuhs“ und „ahahahs“. Es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als bei „Tunnels“ mitten in der mitsummenden Menge zu stehen. Als das Konzert nach neunzig Minuten vorbei ist gibt es nur einen kleinen Wermutstropfen, da „Neighbouhood #2 (Laika)“ und „Rococo“ nicht gespielt wurden. Aber angesichts eines so guten Konzerts kann man das verkraften.

Hier die Setlist: