Donnerstag, 26. März 2009

Eine Energieleistung – Franz Ferdinand im Docks

Irgendwie hatte ich es bisher noch nicht geschafft, Franz Ferdinand live zu sehen. Das liegt sicher daran, dass ich bei ihren letzten Touren noch kein Metropolenbewohner war und die Mittelstädte Südwestdeutschland niemals auf den Tourplänen der vier Schotten lagen. Dieses Versäumnis musste schleunigst nachgeholt werden, sodass ich nicht lange zögerte, den doch ziemlich saftigen Preis für die Eintrittskarte zum Konzert im Docks zu bezahlen.

Als wir im Docks ankamen musste man zunächst Schlange stehen: einmal draußen in der Kälte, da die Massen erstmal in den ausverkauften Saal kommen mussten, dann noch mal für die Garderobe. Diese ist im Docks wirklich ein Ärgernis, aber man kann sich ja auch nicht das ganze Konzert lang mit seiner Jacke rumärgern. Als das überstanden war spielte auch schon die Vorband Kissogram, ein Trio aus Berlin, welches die Europatour von Franz Ferdinand wohl gerne als Karrieresprungbrett nutzen würde. Deren Musik ist tanzbarer, elektroangehauchter Rock. Es gibt immer wieder nette Passagen, es blitzt auch mal eine mitreißende Hookline auf, insgesamt fehlt aber was. „Gute Hintergrundmusik“, wie meine Konzertbegleitung richtig feststellte, aber nichts zum wirklich abgehen.

Dann geht’s los, und zwar mit „Darts of Pleasure“, gleich danach kommt – überrschend früh, DER Hit der zweiten Platte „Do You Want To“. Spätestens dann kochte der Saal. Das war aber zu erwarten gewesen. Schließlich ist Franz Ferdinand die Band, die mit ihrem selbstbetitelten Debutalbum die Tanzbarkeit in den Indierock zurückbrachte. Auch nach fünf Jahren versprühen die Stücke dieser Platte eine Dinglichkeit und eine Energie, die sich auf der Bühne perfekt entlädt und die sich im tobenden Publikum ausdrückt. Es folgen 80 Minuten Energieleistung, während derer hauptsächlich die sicheren Hits der ersten Platte sowie ein Großteil der Stücke des neues Werks Tonight: Franz Ferdinand dargeboten werden. Das zweite Album kommt leider etwas zu kurz, auf Kracher wie „Evil and A Heathen“ oder „I’m Your Villain“ wartet man vergeblich.

Dafür erweisen sich die Songs der neuen Platte als sehr bühnentauglich. Auch wenn Tonight: Franz Ferdinand nicht der ganz große Wurf ist, bleibt sich die Band dabei im Kern treu und macht Musik, die zum Tanzen einlädt. „No You Girls“, Bite Hard“ oder „Ulysses“ sind Nummern, zu denen man live nicht still stehen kann. Und auch diejenigen Songs, die mir auf Platte ein wenig zu discomäßig sind wie „Lucid Dreams“ kann man so schätzen lernen (die ganze Setlist hier). Eines meiner persönlichen Höhepunkte war jedoch eine leicht eletronisierte Version von „Outsiders“, die in einer kleinen Percussionorgie endete.

Schlussendlich bekommt man auf jeden Fall das, wofür man gekommen ist: Spaß und gute Musik. Eigentlich hatte ich vorher keine Bedenken gehabt, dafür ist die Musik von Franz Ferdinand einfach zu gut. Wenn man auch noch die einfach überwältigende Stimme von Alex Kapranos im Zusammenspiel mit der Qualität seine Bandkollegen erleben darf, kann nicht viel schief gehen. Wenn zudem die Band gute Stimmung verbreit, auch wenn das Publikum beginnt ein wenig zu schwächeln, erkennt man die Entertainmentprofis. Als die letzen Töne von „This Fire“ und damit der letzten Zugabe verklingen, sieht man um sich herum nur strahlende Gesichter. Worum geht es sonst bei einem Rockkonzert, außer sein Publikum glücklich nach Hause zu schicken?

Hier der Konzertopener:


Mittwoch, 4. März 2009

Spaß Pop vor leerer Kulisse – The Spinto Band im Headcrash

6 Leute auf der Bühne, ca. 35 im Publikum. Das ist die traurige Wahrheit am Dienstag Abend im Headcrash. Glücklicherweise lässt sich weder The Spinto Band davon entmutigen, noch das Publikum vom Tanzen abhalten. Im Gegenteil: es gibt Lob von der Band für die tanzfreudigsten Zuschauer der Tour. Dabei hätte The Spinto Band durchaus mehr Anerkennung verdient. Ihr mitreißender Gute-Laune-Pop ist genau das richtige für die grauen Tage es ausgehenden Winters. Das Set beinhaltete zu gleichen Teilen Songs aus den beiden Alben, dazu ein Instrumental und als letzte Zugabe eine sehr überzeugende Darbietung von „Shake, Rattle and Roll“. Schade jedoch, dass das ganze nicht optimal abgemischt war, sodass der Gesang teilweise ein wenig zu wenig im Vordergrund stand. Außerdem ist das Headcrash nicht unbedingt der beste Rahmen für ein solches Konzert: der Club hätte durchaus Potential, da aber die Lichtanlage nicht sonderlich aufwendig ist, wird stattdessen der Raum für ein Stimmungsvolles Konzert ein wenig zu hell erleuchtet.

Auch die Vorgruppe The Sugars konnte das Publikum mit ihrem druckvollen Rock zum Tanzen bringen. Diejenigen, die da waren, hatten einen schönen Abend. Immerhin..

Dienstag, 3. März 2009

17 Hippies

Was erwartet einen wenn man zum Konzert einer Band geht, welche sich 17 Hippies nennt ?

So ziemlich genau was man sich so vorstellt!!! Zuallererst mal sei eine kurze Publikumsanalyse gestattet. Im Jazzhaus tummeln sich normalerweise Menschen der Altersgruppe 18-30 (+/-). An diesem Abend war alles anders, denn das Publikum hatte ein geschätztes Durchschnittsalter von 45 Jahren. Es hat aber irgendwie was an einem Konzert zu sein, bei dem Publikum und Band gut und gerne die eigenen Eltern sein könnten. Man könnte das Publikum als einen Mix aus „Altachtundsechsigern“ und Ex-Waldorfschülern bezeichnet, naja was will man bei Hippies anderes erwarten... Ich fühlte mich irgendwie so normal :-)

Ohne Vorband ging es etwas um zehn nach acht mit dem Konzert los. Es betraten also 13 (der Name täuscht ein bisschen, aber die Besetzung hat sich etwas dezimiert) scheinbar gut gelaunte Musiker die Bühne. Man muss echt sagen das die Band zu ihrem Publikum passt. Ich finde das sie alle aussehen wie etwas alternative Lehrer. Was nun folgte waren 2,5 Stunden (!) absolute Spielfreude. Es machte einfach Spaß den Hippies zuzuhören und zu schauen wie sie mit ihren Instrumenten: Trompete, Saxophon, Klarinette, Gitarre, Akkordeon, Geige, Kontrabass, Cello, Säge (jaja auch das können sie ), Ukulele usw. hantierten. Man fühlte sich ein wenig wie auf einem Volksfest in Osteuropa. Unterbrochen wurde eigentlich nur für unterhaltsame Anekdoten über Blumen, Penner und lange Autofahrten. Die Zeit verging wie im Flug und man verließ das Jazzhaus mit einem sehr guten Gefühl. Ich hoffe sehr, dass ich die 17(13) Hippies nicht zum letzten mal gesehen habe...

Montag, 2. März 2009

Schlag auf Schlag…

… ging es Ende der Woche hinsichtlich von Konzertbesuchen zu. Donnerstag Abend entschließ ich mich spontan dazu, ins Hafenklang zu fahren, um mir die Gruppe Sport anzusehen. Sport ist die Band des Kante-Gitarristen Felix Müller, der dort seine Rockbedürfnisse auslebt. Das Ergebnis ist recht lauter (im kleinen Hafenklang besonders lauter) Intellektuellen-Rock auf den Spuren der frühen Tocotronic. Das macht Spaß, und für 8 Euro bekommt man 90 Minuten Live-Musik geboten, wenn das auch noch so gut ist, kann man von einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis sprechen. Da außerdem alle meine Lieblingsstücke vom dritten Album Unter den Wolken gespielt werden, bin ich vollauf zufrieden.

Am Freitag ging es dann weiter, diesmal mit einem erwartungsgemäß recht kurzen Vergnügen mit einer Newcomerband im Molotow. Es handelte sich dabei um Sky Larkin, ein Indie-Rockendes Trio aus Yorkshire. Alleinstellungsmerkmale der Band sind: Eine Sängerin, kein typische britischer Schrammel-Indierock sondern rumpelig, eher amerikanisch anmutender Gitarren-Rock und ein sich sehr verausgabender Schlagzeuger. Dieser wirbelt bis zur Erschöpfung und schlägt dabei sogar ein Loch in die – an dieser Stelle sehr niedrigen – Decke des Molotow. Wenn junge Bands es augenscheinlich auskosten, auf der Bühne zu stehen und es zudem nicht richtig zu fassen scheinen, dass sich die Leute (wie auch hier) für die Musik begeistern, ist das immer schön zu erleben. Ein guter Einstieg ins Wochenende.

Am Sonntag war ich außerdem noch - das darf auch mal sein - auf einem wunderbaren Konzert der Hamburger Symphoniker in der Laeiszhalle. Es gab u.a. Beethovens 7. Sinfonie. Darüber zu schreiben wage ich aber nicht, da ich - außer dass es mir gefällt - nichts bewertendes von mir geben könnte. Allein die Räumlichkeiten lohnen sich jedoch, barocker Prunk all überall.