Als wir im Docks ankamen musste man zunächst Schlange stehen: einmal draußen in der Kälte, da die Massen erstmal in den ausverkauften Saal kommen mussten, dann noch mal für die Garderobe. Diese ist im Docks wirklich ein Ärgernis, aber man kann sich ja auch nicht das ganze Konzert lang mit seiner Jacke rumärgern. Als das überstanden war spielte auch schon die Vorband Kissogram, ein Trio aus Berlin, welches die Europatour von Franz Ferdinand wohl gerne als Karrieresprungbrett nutzen würde. Deren Musik ist tanzbarer, elektroangehauchter Rock. Es gibt immer wieder nette Passagen, es blitzt auch mal eine mitreißende Hookline auf, insgesamt fehlt aber was. „Gute Hintergrundmusik“, wie meine Konzertbegleitung richtig feststellte, aber nichts zum wirklich abgehen.
Dann geht’s los, und zwar mit „Darts of Pleasure“, gleich danach kommt – überrschend früh, DER Hit der zweiten Platte „Do You Want To“. Spätestens dann kochte der Saal. Das war aber zu erwarten gewesen. Schließlich ist Franz Ferdinand die Band, die mit ihrem selbstbetitelten Debutalbum die Tanzbarkeit in den Indierock zurückbrachte. Auch nach fünf Jahren versprühen die Stücke dieser Platte eine Dinglichkeit und eine Energie, die sich auf der Bühne perfekt entlädt und die sich im tobenden Publikum ausdrückt. Es folgen 80 Minuten Energieleistung, während derer hauptsächlich die sicheren Hits der ersten Platte sowie ein Großteil der Stücke des neues Werks Tonight: Franz Ferdinand dargeboten werden. Das zweite Album kommt leider etwas zu kurz, auf Kracher wie „Evil and A Heathen“ oder „I’m Your Villain“ wartet man vergeblich.
Dafür erweisen sich die Songs der neuen Platte als sehr bühnentauglich. Auch wenn Tonight: Franz Ferdinand nicht der ganz große Wurf ist, bleibt sich die Band dabei im Kern treu und macht Musik, die zum Tanzen einlädt. „No You Girls“, Bite Hard“ oder „Ulysses“ sind Nummern, zu denen man live nicht still stehen kann. Und auch diejenigen Songs, die mir auf Platte ein wenig zu discomäßig sind wie „Lucid Dreams“ kann man so schätzen lernen (die ganze Setlist hier). Eines meiner persönlichen Höhepunkte war jedoch eine leicht eletronisierte Version von „Outsiders“, die in einer kleinen Percussionorgie endete.
Schlussendlich bekommt man auf jeden Fall das, wofür man gekommen ist: Spaß und gute Musik. Eigentlich hatte ich vorher keine Bedenken gehabt, dafür ist die Musik von Franz Ferdinand einfach zu gut. Wenn man auch noch die einfach überwältigende Stimme von Alex Kapranos im Zusammenspiel mit der Qualität seine Bandkollegen erleben darf, kann nicht viel schief gehen. Wenn zudem die Band gute Stimmung verbreit, auch wenn das Publikum beginnt ein wenig zu schwächeln, erkennt man die Entertainmentprofis. Als die letzen Töne von „This Fire“ und damit der letzten Zugabe verklingen, sieht man um sich herum nur strahlende Gesichter. Worum geht es sonst bei einem Rockkonzert, außer sein Publikum glücklich nach Hause zu schicken?
Hier der Konzertopener: