Jeden Sommer veranstaltet das Grand Hotel van Cleef in zwei bis drei deutschen Städten ein kleines Musikfestival, wo labeleigene und befreundete Musiker auftreten. In diesem Jahr fand die Veranstaltung in Essen, Freiburg und Northeim statt. Northeim ist eine kleine Stadt in der Nähe von Göttingen mit einer malerischen Waldbühne. Da ich so angenehme Dinge verbinden konnte fuhr ich also nach Northeim zum Fest van Cleef, um im Anschluss das Wochenende bei einer guten Freundin in Göttingen ausklingen zu lassen. Da ich an diesem Freitag auch arbeiten musste, verpasste ich leider die ersten drei, sicherlich auch sehr lohnenswerten Bands des Festivals, Gysbert von Knyphausen, Muff Potter und die Kilians (leider leider). Da dieser Tag jedoch auch von Dauerregen geprägt war, hatte ich durch meine etwas verspätete Ankunft an der Waldbühne sehr wertzuschätzenden Trockenheitsvorsprung gegenüber meinen Mitkonzertbesuchern.
Für mich begann der Konzertabend also mit den Kaliforniern von Why?, um Last FM zu zitieren eine „Hip-Hop und Indierock Band“. In der Tat sind die vier jungen Männer musikalisch schwer einzuordnen. Es handelt sich dabei tatsächlich eher um Sprechgesang, der von relativ psychedelischer Rockmusik begleitet wird. Interessant ist auch, dass das Drumset zwischen dem Sänger Yoni Wolf und dem eigentlichen Schlagzeuger aufgeteilt ist, wobei letzterer teilweise zusätzlich ein Vibraphopn bedient. Live hat die Musik etwas mehr Pepp als auf Platte, sodass dieses Konzert trotz des Regens Spaß machte. Das ist keine Musik, die man beim ersten Hören liebt. Doch hat man sich erstmal rein gefunden: super!
Danach ziehen wir uns für eine Currywurst unter die Bäume zurück (bringt allerdings keinen großen Schutz vor dem Regen), von wo wir auch das beginnende Konzert von Tomte verfolgen. Die intellektuell angehauchte Band von Thees Ullmann – eines der beiden Flagschiffe des GHvC-Labels – braucht man nicht mehr vorstellen. Tomte hat vor allem unter Indie-Nerds viele sehr treue Fans. Ich finde jedoch, dass die Band ein wenig überschätzt wird. Thees Ullmann ist ein ziemlicher Schwätzer (wobei er sich heute zurückhielt) und ich finde die Musik ein wenig langweilig. Dennoch sind ein paar ganz gut rockende Stücke dabei, als wir uns auch näher an die Bühne bewegt hatten, konnte man dazu ganz gut gegen Kälte und Nässe antanzen. Trotzdem, ein großer Tomte-Fan werde ich wohl nicht mehr.
Im Wesentlichen waren wir jedoch ohnehin für die Headliner des Abends gekommen: Element of Crime. Die Altmeister des deutschen Singer-Songwritertums mit inntellektuellem Anspruch um Frontmann und Trompeter Sven Regener waren an diesem Abend in Hochform. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, sodass man sich voll dem Genuss der Texte und Weisheiten Herrn Regeners hingeben konnte. Ich bin kein großer Element of Crime Kenner und noch in der Entdeckungsphase, doch ich muss sagen, dass ich an diesem Abend sofort zum Fan wurde. Die Kombination aus Zynismus, Ironie und Witz – das ganze exquisit musikalisch untermalt – ist in der aktuellen deutschsprachigen Popmusik unerreicht. Das – vermutlich aufgrund der Wetterverhältnisse – nicht außerordentlich zahlreich erschienene Publikum war angetan, jubelte angemessen und wurde dafür auch mit drei Zugabenrunden gelobt. Wie schön, dass ich Element of Crime in einem Monat beim Dockville Festival wieder sehen werde!
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