Nicht ganz so glücklich fand ich die Zeit des Konzerts, denn Beginn war bereits um 19 Uhr. Frühe Konzerte an Wochenendebenden häufen sich zunehmend, das liegt sicherlich daran, dass die Clubs an solchen Abenden doppelt absahnen wollen, indem anschließend noch der normale Partybetrieb stattfinden soll. Im Docks heißt das üblicherweise Goßraum-Prollodisko. Die frühe Uhrzeit sollte sich jedoch keineswegs negativ auf die Stimmung auswirken.
Bevor Bloc Party aufspielten war erstmal die Vorgruppe Delphic an der Reihe. Die Musik der Briten ist sehr electrolastig, ein wenig zu sehr für meinen Geschmack. Doch die Showeffekte auf der Bühne gepaart mit der tanzbaren Musik erfüllten ihren Zweck, nämlich die Leute langsam in Fahrt zu bringen.
Es war mein erster Besuch im Docks und ich war von dieser Location recht angetan. Der Saal ist kleiner als ich dachte, ich schätze es passen ca. 1500 Menschen hinein. Dennoch steht man selbst bei ausverkauftem Haus nicht zu beengt und dank der leicht abschüssigen Stehfläche vor der Bühne ist die Sicht von überall gut. Kein Vergleich mit der (zugegeben etwas größeren) Berliner Columbiahalle.
So waren alle Rahmenbedingungen für einen großen Konzertabend gegeben. Über Bloc Party muss man nicht mehr viel sagen, die Qualität ihrer Musik macht das Konzert eigentlich zu einem Selbstläufer. Als die vier Londoner um 20 Uhr auf der Bühne erscheinen ist das Publikum sofort in Fahrt. Kele Okereke trägt einen roten Adidas Jogginganzug, Gitarist Russell Lissack steht cool in seiner Ecke (und sieht noch immer so bubihaft jung aus), Bassist Gordon Moakes und Schlagzeuger Matt Tong sieht man die Freude an, auf der Bühne zu stehen. Letzterer verausgabt sich so sehr, dass er sich recht schnell seines T-Shirts entledigt und seinen schmächtigen Oberkörper zeigt (er trägt unten rum eine gelbe Badeshorts). Cool sind sie also, aber sicher keine Stilikonen. Insgesamt kann man kaum glauben, dass Bloc Party mitten in einer Marathon-Welttour steckt, die sich noch einige Monate hinziehen wird, so groß ist die augenscheinliche Spielfreude der Band. Kele Okereke verrät, dass er Hamburg die Entdeckung von Jägermeister zu verdanken hat und genießt während der Show auch einige davon, sehr zur Entzückung der Fans.
Nach einer Stunde verlassen Bloc Party erstmals die Bühne, doch der Schreck eines womöglich enttäuschend kurzen Sets währt nicht lange, da in zwei Zugabenrunden noch sechs weitere Songs gespielt werden, darunter Mercury und Ares vom dritten Album sowie die sehr electrolastige Zwischensingle Fluxx, die live deutlich besser ist als aus der Konserve. Nach gut 90 Minuten ist der Spaß vorbei, ob der frühen Stunde bleibt noch viel Zeit für weitere Abendvergnügungen auf dem Kiez.
Natürlich gibt es schon Youtube-Videos vom Konzert, das hier ist zwar recht lausig in der Bildqualität, verschafft aber zumindest halbwegs einen Eindruck von der Bühnenperformance: