Mitten im Konzertsommerloch plötzlich ein kleines Konzerthighlight. Während man in diesen Sommermonaten vergeblich auf gute Clubkonzerte wartet (zu Recht – in potentiell vorhandener Sommerhitze macht ein Konzert im muffigen Club auch wenig Spaß), gab es letztes Wochenende doch ein kleines Zwischenhoch im Knust. Herman Düne kamen vorbei. Auch das Wetter spielte mit, es war eher frisch an diesem Abend – ausnahmsweise mal eine gute Sache.
Herman Düne ist eine unheimlich produktive Band aus Frankreich (!), deren Kern ursprünglich aus den Brüdern David-Ivar (auch: JJ) Herman Düne und André Herman Düne bestand. Letzterer hat aber inzwischen die Band verlassen und wurde durch den Schweizer Neman Herman Düne am Schlagzeug ersetzt. Unheimlich produktiv ist die Band, weil sie seit 2000 neun Alben herausgebracht hat, zudem mehrere EPs und zahlreiche Alben mit Nebenprojekten. Dieses erstaunlich große Werk hatte ich gar nicht richtig auf dem Schirm, als ich mich ins Knust begab und erwartete die übliche gute Stunde Musik, die man bei so einem Clubkonzert üblicherweise von der Hauptband serviert bekommt (vor allem bei einem abendkassenpreis von € 15,-). Das war falsch gedacht: es gab zwar keine Vorband, dafür spielten Herman Düne in über zwei Stunden ein famoses Konzert.
Aber fangen wir von vorne an. Die Musik von Herman Düne ist Folk, die Band wird gerne dem Genre Anti-Folk zugeordnet. Dies trägt ihrer Eigenschaft Rechnung, das Genre nicht allzu ernst zu nehmen und vor allem Ihren Texten – viele sind Liebeslieder – eine Prise Humor und Ironie einzustreuen. Herman Düne klingen musikalisch, als kämen sie direkt aus den USA, wenn man jedoch weiß, dass David Franzose ist, erklärt dies die manchmal ungewohnte Betonung mancher Phrasen. Unterstützt werden die beiden Kernmitglieder von Herman Düne vom Bassisten Ben Pleng.
Auf Platte plätschert die Musik teilweise ein wenig vor sich hin, sehr folkig halt. Live ist Herman Düne jedoch super. Es geht los mit zwei Akustiknummern von David alleine, dann kommen die beiden anderen hinzu. Es fällt auf, dass jedes Stück auf der Bühne in einem anderen Arrangement gespielt wird als auf den Alben – kein Wunder, denn dort wird auch gerne auf weibliche Gesangparts und Bläser zurückgegriffen. Das meiste wird auch etwas flotter gesielt. Es gibt Stücke aus dem ganzen Werk, auch ein paar neue Sachen (die letzte Platte ist ja immerhin bald schon ein dreiviertel Jahr alt). Die drei sind perfekt eingespielt, auf dem Schlagzeug werden bevorzugt die Toms genutzt. Der Bass hat eine prominente Rolle und trägt deutlich mehr zur Melodie bei als die üblichen Bassläufe. Dazwischen gibt es ausgedehnte Soli, doch auch mal leisere Töne. In der Mitte des Sets wird dann die Akustikgitarre gegen eine elektrische getauscht, gerade die Soli erhalten nun eine andere, etwas rockigere Qualität. Auch menschlich wirken die drei sehr sympathisch. Insgesamt sieht man ihnen den Spaß am Spielen an. Sonst hätten sie es auch keine 135 Minuten auf der Bühne aufgehalten. Davon war keine einzige langweilig. Schon wieder eine Band, die ich mir bei ihrem nächsten Besuch in Hamburg nicht entgehen lassen werde.
Von Herman Düne gibt es ein nettes Concert à Emporter von La Blogothhèque: